|
|
Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
06.02.2024, 01:15 | #1 |
Jesus Weg zur Kreuzigung
Auf dem Haupt der Dornenkranz
und das Kreuz auf seinem Rücken ging voll Stolz der Heiland ganz aufrecht, dacht, statt sich zu bücken: "Nur noch diesen Berg hinauf, so will ich mich nicht beklagen. Denn dort stelle ich dich auf, dann, mein Kreuz, wirst du mich tragen." |
|
06.02.2024, 02:11 | #2 |
abgemeldet
|
Ja, man weiß nicht wirklich, was er gedacht hat. Vielleicht dachte er auch: 'Scheiße, wär ich mal lieber nicht so vorlaut gewesen.'
Außerdem weiß man nicht mal, ob der Dude wirklich gelebt hat. Spartakus ist wenigstens historisch gesichert. So christliche Erbauungslyrik bringt mich nicht ernsthaft weiter. Ich will nicht irgendwas ertragen und mich auf ein Jenseits verlassen, das es vielleicht gibt, aber wo ich dann überraschenderweise danach bewertet werde, wie oft ich "nein" gesagt habe statt "ja". Wir wissen es doch nicht. Religion ist Opium fürs Volk. Mein Kreuz werd ich zerschlagen. |
06.02.2024, 02:18 | #3 |
Wow, danke. Das war sehr bereichernd.
|
|
06.02.2024, 02:25 | #4 |
abgemeldet
|
Dein Gedicht ist auch sehr bereichernd für mich, weil es mir klarmacht, welcher Pfad nicht meiner ist. Dabei bin ich mir nicht mal sicher, ob dieser Märtyrertrip wirklich die zentrale Message des Christentums ist oder nur das Trauma der Urchristen.
|
06.02.2024, 02:30 | #5 |
Ok, wie schön
|
|
06.02.2024, 02:57 | #6 |
abgemeldet
|
Was ist daran schön?
Warum muss der Messias ein Märtyrer sein? Wo steht das denn? |
06.02.2024, 03:55 | #7 |
Oh, achso ne, das siehst du falsch.
Es handelt sich hierbei wohl um einen kleinen Übertragungsfehler, es sollte nie geschrieben stehen, dass der Messias ein Märtyrer zu sein hat. Der Messias soll ein Mehrtürer sein, der Familienfreundlichkeit wegen. |
|
06.02.2024, 08:24 | #8 |
Super!. "Mehrtürer" gefällt mir gut!
Schönen Gruß: Uwe |
|
06.02.2024, 09:22 | #9 |
Forumsleitung
|
Die Überschrift sollte "Jesu Weg ..." heißen (Genitiv). "Jesus Weg" ergibt keinen Sinn.
Inhaltlich ist das Gedicht angreifbar. Jesus war - den Evangelien zufolge - nicht in der Lage, sein Kreuz selbst nach Golgatha zu tragen. Ein Mann namens Simon wurde dazu gezwungen, es für ihn zu schleppen. "Stolz" war sicherlich nicht im Repertoire eines Wanderpredigers, der von dem Brot leben musste, das man ihm spendete. Schwer vorstellbar ist auch ein aufrechter Gang zur Hinrichtungsstätte, nachdem der Angeklagte blutig geschlagen und mit einer Dornenkrone verhöhnt worden war. Auch war Jesus nicht frei davon gewesen, sich zu beklagen: "Herr, warum hast du mich verlassen?" In meinen Augen war Jesus, sollte es ihn wirklich gegeben haben, eine arme Sau. Hochintelligent, philosophisch, empathisch, kritisch (was die mosaischen Lehren anging), genügsam, radikal und modern - aber um Jahrhunderte zu früh geboren. Der Leidensweg Christi ist ein missbrauchtes Lehrstück für die Untertanen, wie sie sich zu verhalten haben: Erdulden, ertragen, was immer kommt, denn Gott hat sich etwas dabei gedacht, und wenn ihr alle schön brav gewesen seid, kommt ihr ins Himmelreich. Mit der wahren Lehre Jesu hat diese Unterwürfigkeit nichts zu tun, aber sehr viel mit dem Absichern von Herrschaftsverhältnissen. Wir leben immer noch mosaisch, trotz Jesus. |
06.02.2024, 12:42 | #10 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
|
Wie es sich damals tatsächlich zugetragen hat, spielt hier keine Rolle, denn das Gedicht steht unter Humor. Zumal die ersten Aufzeichnungen erst 3 bis 4 Jahre nach dem Tod von Jesus begonnen haben sollen.
Mein unverbindlicher Vorschlag für die zweite Strophe: "Noch den steilen Berg hinauf, nein, ich will mich nicht beklagen. Duldsam stelle ich dich auf, dann, mein Kreuz, darfst du mich tragen." LG Nöck |
08.02.2024, 19:17 | #11 |
Hallo Nöck,
danke, dass du es auf den Punkt bringst! Dein Vorschlag gefällt mir, den werde ich für mich so übernehmen und natürlich auch den Genitiv Jesu Weg, irgendetwas am Titel hat mich gestört, aber hier hat mir wohl das richtige Wissen gefehlt. LG Delf |
|
08.02.2024, 21:18 | #12 |
Forumsleitung
|
Der gesamte Text ist Schwachsinn. Mit der Legende um Jesus hat er ungefähr so viel zu tun wie eine ausgedachte Kuh, die Schlittschuh läuft.
|
08.02.2024, 21:44 | #13 |
Das ist ja auch ein Scherz, mein Gott. Soll ich das vielleicht noch tanzen?
|
|
09.02.2024, 08:59 | #14 |
abgemeldet
|
Da fehlt mir vermutlich die Vorbildung, um es als Scherz zu erkennen. Es gibt ja auch sehr viele Menschen in Deutschland, die keine Christen sind und alles, was sie über Jesus wissen, aus dem Internet haben. (Ich habe zwar auch mal so eine Bibel gelesen, weil ich wissen wollte, was drin steht, aber das meiste war absolut schleierhaft und die Evangelien wichen voneinander ab. Ich habe auch nicht so richtig verstanden, wieso Gott dreigeteilt ist.)
Aber was ich eigentlich sagen will: Humor funktioniert nur, wenn der Leser eine Art Vorbildung hat. Blondinenwitze funktionieren nur, wenn man weiß, dass Blondinen als dumm gelten. |
09.02.2024, 10:48 | #15 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.676
|
... die Schuld der Menschheit auf dem Rücken
konnt ihn der Tod doch nur entzücken. Delf, mir scheint, dass die Pointe diesmal ein wenig flach geraten ist. Kofski, die Dreifaltigkeit steht nicht in der Bibel, dies wurde erst später durch die Bischöfe während der Erschaffung der Kirchenhierarchie hinein interpretiert. wsT dT |
09.02.2024, 11:06 | #16 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Dreifaltigkeit steht gewissermaßen in der Bibel. In Johannes 10.30 sagt Jesus von sich selbst: „Ich und der Vater sind eins.“ Der Heilige Geist und der Vater sind auch eins. Also sind alle drei eins. Dann gibt es noch irgendeinen anderen Johannes, da sagt er: "Der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins." Okay, das kann man sich ja vorstellen, weil Kali und Parvati auch 2 Aspekte derselben Gottheit sind. Sie agiert in verschiedenen Rollen, so wie eine Henkerin, die nebenher auch noch alleinerziehende Mutter ist. Aber die Christen glauben, Jesus war nur ein Avatar des tatsächlichen Weltenerschaffers namens JHV. Wie kann er da zum Vater beten? Offenbar handelt es sich um ein dreigespaltenes Bewusstsein, aber wozu braucht man überhaupt den Heiligen Geist? Ich verstehe es einfach nicht und den Streit darüber erst recht nicht. LG |
|
09.02.2024, 11:32 | #17 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Die Kirchenvertreter haben bis heute ein Problem damit, den Gläubigen zu erklären, wie Jesus zugleich Mensch, Gott, Sohn und sein eigener Erzeuger sein konnte. Dabei kamen nur vertrackte Versuche heraus, die nichts Plausibles lieferten, sondern den Menschen den Verstand abschleiften. Mir ist außerdem nicht klar, warum Jesus immer mit der Bibel in Verbindung gebracht wird. Über ihn ist nur in einem kleinen Teil die Rede, und dieser Teil besteht aus mehreren Evangelien, die alle das gleiche berichten. Der weitaus größere Teil der Bibel ist das Alte Testament und befasst sich mit der mosaischen Lehre, dem strafenden ("eifersüchtigen") Gott, Legenden, Sagen und historischen Begebenheiten. Es geht um Mord, Totschlag, Betrug, Plackerei, Pestilenzen, Umweltkatastrophen etc. und ist spannend zu lesen. Was Jesus, falls es ihn jemals gegeben haben sollte, interessant macht, ist der Wechsel von dem grausamen und strafenden Gott zum gütigen und verzeihenden Gott. Wahrscheinlich ist, dass es damals mehrere Wanderprediger gab, die so etwas wie eine erste Aufklärungswelle mit sich trugen und eine menschlichere Lehre verkündeten als die alte des Mose. Das war natürlich all denen ein Dorn im Auge, die ihre Herrschaft mit göttlicher Berufung zu rechtfertigen suchten und sich selber als "göttlich" verkauften. Pharaonen und die römischen Kaiser galten als Götter. Jesus und seine Mitdenker wurden diesen Herrschern gefährlich, weil sie ihnen die göttliche Abkommenschaft absprachen, was einem enormen Autoritätsverlust gleichkam. Wer diese Autoritäten in Frage stellte, musste sterben, und das blieb bis weit in die Neuzeit hinein so. |
|
09.02.2024, 11:46 | #18 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Es gibt außerdem noch den Prinz-Philip-Kult, den Charles von seinem Vater geerbt hat. Dort gilt er als Inkarnation eines Gottes. https://de.wikipedia.org/wiki/Prinz-Philip-Bewegung Wenn man wie Prinz Harry diesen Mann als ganz normalen Familienvater mit Ecken, Kanten und schlechten Eigenschaften darstellt, wird man auch heutzutage noch (medial) hingerichtet. Nie gab es einen krasseren Shitstorm gegen irgendwen als momentan den gegen Harry und Meghan. Sogar schwarze Frauen sind gegen Meg, weil sie als junge Erwachsene "passing as white" gemacht hat. (Kann man ja verstehen) Jeder ist gegen die Sussexes, denn sie haben behauptet, die Windsors seien ganz normale Leute. Also Kopf ab. LG |
|
09.02.2024, 12:02 | #19 |
Forumsleitung
|
Ehrlich gesagt hat mich das englische Herrschaftshaus nie interessiert. Das ist Regenbogenpresse und nicht eine Sekunde meiner Zeit wert. Wenn ich schöne Gesichter sehen will, gehe ich ins Kino.
Obwohl ich die Queen sogar mal in London gesehen hatte. War ein reiner Zufall gewesen. |
09.02.2024, 12:07 | #20 |
abgemeldet
|
Ist es mitnichten. Es ist eine archaische Institution, die den Mitgliedern einer bestimmten Familie Menschenrechte abspricht, weil sie etwas Göttliches oder zumindest Mystisches repräsentieren.
Hier geht es nicht um den Hodenkrebs von Charles, sondern um den Symbolwert der Institution und um die Tatsache, dass Kritiker hingerichtet werden. Heutzutage mit medialen Mitteln. LG |
09.02.2024, 12:11 | #21 |
Forumsleitung
|
Ist mir wurst. Charles ist nicht mein König, und ich bin nicht Mitglied seines Hofstaats. Von den Meldungen über ihn lese ich die Überschriften und mache einen Haken dran. Kram für den Schredder. Und das ist noch zuviel an Aufmerksamkeit.
|
09.02.2024, 12:19 | #22 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Das alles steht in Zusammenhang mit dem Gottesgnadentum und der Loslösung der Anglikanischen Kirche vom Papst. Andere Monarchien wie Dänemark haben auch ihre eigenen Kirchen mit dem Monarchen als Oberhaupt. Ich will nur sagen: Es hat sich nicht sehr viel geändert seit den Zeiten Jesu. LG |
|
09.02.2024, 12:29 | #23 |
Forumsleitung
|
Na ja, ich habe mein Begabten-Abi in Geschichte abgelegt, und zwar mit der Note 2,0.
Nö, es hat sich nicht viel geändert. Nur dass wir Impfseren haben, Frauen nicht mehr im Kindbett sterben müssen, niemand mehr gekreuzigt wird, wir nicht mehr für einen Hungerlohn sechzehn Stunden pro Tag schuften müssen, nicht mehr mit Wanzen und Läusen auf dem Strohlager schlafen und es sich jeder Mann leisten kann, eine Familie zu gründen. |
09.02.2024, 12:41 | #24 | |
abgemeldet
|
Zitat:
|
|
09.02.2024, 13:07 | #25 |
Forumsleitung
|
Mann - nicht Frau. Frauen wurden gar nicht gefragt, denn die konnten sich sowieso nichts leisten. Es waren die Männer, die einen Status erreichen mussten, um sich eine Ehe, Familie und regelmäßigen Sex leisten zu können.
Geh mal in ein historisches Museum und schau dir an, was vor wenigen Jahrhunderten ein paar Wollstrümpfe gekostet haben. Dafür musste eine Magd ein Jahr lang Kühe melken und Fußböden schrubben. Deshalb wurden Löcher gestopft, wogegen wir heute die Socken wegwerfen und uns neue kaufen. Aber seit Jesu Zeiten hat sich ja deiner Meinung nach nicht viel geändert. |
09.02.2024, 13:23 | #26 | |||
abgemeldet
|
Zitat:
Zitat:
Zitat:
LG |
|||
09.02.2024, 13:39 | #27 |
Forumsleitung
|
Mein Vergleich von früher zu heute spielt im selben Land, nämlich in Deutschland. Was in anderen Ländern mit anderen Sitten und Rechten passiert, liegt dem nicht zugrunde. Wenn ich in deutsche historische Museen gehe oder mir im Frankfurter Holzgraben Goethes Wohn- und Arbeitszimmer anschaue, interessiert mich nicht das Zelt eines arabischen Scheichs, sondern nur der Vergleich zur heutigen Lebensweise in Deutschland. Jesus und seine Lehre greift insoweit hinein, als wir in deren Tradition sozialisiert wurden, ansonsten ist mir die Art und Weise, wie die Menschen von Kairo bis Peking leben, schnurzegal.
|
09.02.2024, 13:46 | #28 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Zur deutschen Geschichte gehört auch die Geschichte der Kelten, der Römer, die der Verbreitung des Christentums von Rom aus, Geschichte des Frankenreichs, der slawischen Fürstentümer östlich der Elbe, Geschichte der Mongolen und Türken, Geschichte der Wikinger und Angeln, Geschichte italienischer Zwergkönigtümer ... Da kommen wir aber wohl auf keinen grünen Zweig. LG |
|
09.02.2024, 13:57 | #29 |
Forumsleitung
|
Warum nicht? Jawoll ... machen wir es wie Charlemagne und erschlagen ein paar tausend Sachsen, damit wieder Ruhe im Reich herrscht. Nur weiß ich nicht, was das mit meinen Kindheitserfahrungen und dem Vergleich zur heutigen Zeit tun haben könnte. Ich schildere einen Zeitraum von ca. 65 Jahren im Nachkriegsdeutschland und hatte nie die Absicht, mich dabei in Weltgeschichte zu verzetteln. Wenn ich das wollte, müsste mir die Kubakrise, die beinahe den 3. WK ausgelöst hatte, näher liegen als die Geschichte der Kelten, Chatten, Alemannen und sonstiger Volksstämme. Dann wären tatsächlich alle Nationen der Welt relevant geworden. Ich könnte mich auch mit der Entwicklung der Atombombe befassen, die ursprünglich für Berlin gedacht war, dann aber auf Japan runtergelassen wurde. Aber ich habe meine Reminiszenz mit den Augen des Kindes geschrieben, das ich in den 50er Jahren war, und da hatte ich von diesen Dingen noch keine Ahnung.
Genau diese Frage würde aber ein Leser stellen, wenn ein Kind altklug daherkäme: Woher hat die Lütte das damals gewusst? |
09.02.2024, 14:13 | #30 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Jesus war ein Gotteslästerer und musste darum sterben. Meine These war, dass das heute nicht anders ist, aber medial geschieht, da Gegner der Monarchie immer noch mundtot gemacht werden. Das hat in der Tat nichts mit Deinen oder meinen Kindheitserfahrungen zu tun. Für welchen Teil der Geschichte man sich nun mehr interessiert, bleibt wohl jedem selbst überlassen, in meiner Sicht gibt es keine "Geschichte der Nation" ohne all die anderen Geschichten. Zum Beispiel die von Jesus. Ist ja nicht unwichtig für uns Deutsche, schließlich ging man noch bis in die Sechziger davon aus, dass die Juden Gottesmörder seien und verdient hätten, was ihnen geschah. LG |
|
09.02.2024, 14:22 | #31 |
Forumsleitung
|
Hä?
Woran machst das denn fest? |
09.02.2024, 15:05 | #32 |
abgemeldet
|
Der Typ kommt an einem Sabbat vor Pessach (Sabbat fängt am Freitagabend an) nach Jerusalem, reitet auf einem Esel und behauptet, er sei der Messias UND der Sohn Gottes?
Ein Wunder, dass die Juden ihn nicht sofort gesteinigt haben. Aber war ja Sabbat, da darf man nicht mit Steinen werfen, das wäre Arbeit. LG |
09.02.2024, 15:34 | #33 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Ich vermag keine Gotteslästerung darin zu sehen, den Tempel von Geschäftemachern zu befreien, die eigenen Jünger zum Verzicht auf Gewalt zu ermahnen (angeblich waren einige von ihnen Zeloten), in der Bergpredigt von Nächstenliebe, Frieden auf Erden und der Bereitschaft zum Verzeihen zu sprechen, eine Frau vor der Steinigung zu bewahren und als Gast bei einer Hochzeit mitzufeiern. Ich sehe auch keine Gotteslästerung in der Idee, dass Gott nicht nur außen als strafender Übervater existiert, sondern dass er jedem Menschen in seiner gütigen Natur innewohnt. Diese Idee war zu jener Zeit neu und möglicherweise nicht jedem verständlich. Wenn Jesus sterben musste, dann nicht wegen seines symbolischen Selbstverständnisses als Gottes Sohn (was man als Gottes Sprachrohr übersetzen könnte), sondern weil er mit seiner neuen Philosophie den Autoritäten gefährlich wurde. Wer herrschte, musste gefürchtet werden, damit das Volk sich beugte. Deshalb waren es die jüdischen Priester, die den Tod Jesu verlangten, nicht das Volk und nicht der römische Statthalter. Es ging um nichts anderes, als dass sich die römischen Besatzer und die einheimischen Herrschenden die Hand dabei reichten, ihre Positionen nicht gefährdert zu sehen und jegliche Absicht zu einem Aufstand im Volk im Keim zu ersticken. Es war die gleiche Politik, der noch in späteren Jahrhunderten "Typen" wie Hus, Bruno und der Anführer der Bauernaufstände zum Opfer fielen. Mich schaudert es, wenn ich von Jesus als "der Typ" lesen muss. Diese arme Sau war ein einfacher Rabbi gewesen, der niemandem etwas getan hatte, aber auf elende Art um sein Leben gebracht wurde. Mit welchem Recht? Für mich sind die wahren Gotteslästerer alle jene Leute, die sich anmaßen, über die Lebensberechtigung ihrer Mitmenschen zu urteilen. Über Jesu letzte Worte am Kreuz ("Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.") sollte man mal nachdenken, bevor man Menschen zum Schafott führt oder junge Männer, deren Leben erst begonnen hat, in den Krieg schickt. Nein, Anaximandalas Gedicht ist nicht witzig. Es ist zynisch. Aber legitim, da letztendlich Geschmackssache. |
|
Lesezeichen für Jesus Weg zur Kreuzigung |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Sinnlose Operationen gehören zur Vergangenheit zur Zeit | dr.Frankenstein | Kolumnen, Briefe und Tageseinträge | 1 | 28.12.2021 21:49 |
Kreuzigung mit Haken | Ex-Ralfchen | Philosophisches und Nachdenkliches | 24 | 17.03.2017 11:56 |
Weg zur Tränke | Tiffel | Philosophisches und Nachdenkliches | 0 | 03.11.2014 22:58 |
Weg zur Liebe | Poetiskus | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 0 | 18.03.2013 20:26 |
der weg zur Tür (hilfe, ich komm nich weiter!) | dornenpflanze | Sonstiges Gedichte und Experimentelles | 0 | 13.05.2006 15:50 |