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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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04.01.2024, 00:26 | #1 |
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Poetry - Ein Fazit
Hier treffen sich die Geister,
die meisten noch im Laienhemd, gewandet kaum ein Meister, und doch geeint im Element: Wir geben dichterisch uns kund und schreiben uns die Finger wund. Vom Reimen wild besessen reiht sich im Kopfe Vers auf Vers, von Strophen aufgefressen schraubt sich die Dichtung himmelwärts: Dann wird ein Textlein kühn vernetzt und in Poetry abgesetzt. Dort steht's allein gelassen und wartet auf den einen Klick: "Wen wird es wohl befassen?" Die Null steht stramm, welch Missgeschick. Das Dichterherz, im kränklich Haus, lässt jetzt sein letztes Blut hinaus. Ihr schnodderigen Bande! Hier ist kein Mensch, der mich versteht. Euch überkomme Schande, dass ihr mich, wie ein Blatt verweht, zusammenrecht zum Laubenberg und klein mich drückt zum Dichterzwerg. Was ist daraus zu lernen? Zu hören, was das Herz uns sagt, zu greifen nach den Sternen, um welchen Rest der Bauch müd tagt, denn er weiß noch, um was es geht wenn unser Kopf nichts mehr versteht. Es geht nicht drum, wer besser dichtet. "Wer hat sein Leben gut gerichtet?" 2023_01_03 |
11.01.2024, 19:07 | #2 |
Hallo Ilka-Maria,
kein Wunder, dass hier noch keiner geantwortet hat.
"Undank ist der Welten Lohn", könnte man folgern, aber das Leben ist kein Märchen und letztlich schreibt man Gedichte ja auch fürs sich selbst. Ich hoffe, damit kommt der Stein des Anstoßes ins Rollen. LG Perry |
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11.01.2024, 19:35 | #3 |
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Mich wundert es nicht Perry. Die Lyrik ist seit ihrem Höhenflug in den vergangenen zwanzig Jahren auf dem absteigenden Ast. Die Bücherwelt auch.
In fast keinem Literaturforum ist mehr Bewegung, und viele Neugründungen haben nach kurzer Zeit die Schotten wieder dicht gemacht. Der Trend geht in Richtung Internet, erst zu grasen, was kostenlos abzuräumen geht. Zugegeben:Mache ich auch. Täglich lade ich mir Filme herunter, und wenn mich ein Klassiker interessiert, schaue ich erst mal, ob es ihn auf Gutenberg kostenos gibt. Auf Gutenberg gibt es fast alles. Und was Bücher angeht, lasse ich die Finger eh von den Neuausgaben, denn dieser Genderwahn macht die Lektüre unlesar. Ich müsste mit dem Klammerbeutel geschlagen sein, dafür Geld abzudrücken. |
12.01.2024, 08:59 | #4 |
La Recherche
In: "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" steht sinngemäß: Die Diktatur des Reims ist es, der der Dichter seine Wunder entlockt.
Ich sehe es nicht so, dass ich dichterisch Wahrheiten verkünde - vielmehr denke ich kitzelt der Dichter den Sprachkorpus - und manchmal rollt ein sonderbares Ding aus diesem Fell. Applaus? Nun, man halte es in Händen, dann weiß man schon Bescheid. Die Wahrheit, mit der man als Dichter arbeitet, ist die Unwahrheit der Sprache. Oder so ähnlich. Wäre dieser Satz präzise, so wäre es unser Untergang. Aber gerade dass er unpräzise ist, macht ihn - zumindest nicht ganz falsch. Usw... |
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12.01.2024, 09:28 | #5 |
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Diese "Diktatur" hat es nie gegeben. Literaten haben immer in unterschiedlichen Formen geschrieben und viele Formen selber erschaffen.
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12.01.2024, 14:19 | #6 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.673
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Hallo Ilka
... treffende Zeilen
Ja anfangs erhoffte ich auch Applaus oder Verbesserungstipps für meine Kreationen. Inzwischen merkte ich, dass selbst die Klickzahlen nichts über ein Werk aussagten, außer dass es oft angeklickt wird. Inzwischen freue ich mich über jeden Kommentar und kommentiere selbst. Manchmal ist es nur ein höflicher Tagesgruß, ich nahm dein Werk wahr, meist aber mehr. beaux rêves |
19.01.2024, 10:48 | #7 |
Welch Fazit, liebe Ilka-Maria! Ich danke für die Worte und hoffe, sie regen zu dichterischen Höhenflügen an.
Ja, vielerei Gedichte sind 08/15, andere klettern hinauf in den Himmel. Ich finde, wer diese Leidenschaft besitzt und das Hirn sich ständig dreht und windet, sollte sich trauen auf Poetry zu posten. Und was die Null hinter den Zeilen anbelangt ... dazu hatte ich mich irgendwann schon geäußert. Ich für meinen Teil tummel mich gern hier. Schreibe, lese, rolle Augen, lache, weine, stöhne, seufze ... aber vorallem genieße ich all die Wortspielereien. Schreiben ist schon was. Wunde Finger? Gerne doch. Auf ein tolles Jahr! Candlebee |
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19.01.2024, 13:16 | #8 |
Wilhelm Busch meint dazu Folgendes:
Armer Künstler hat es sauer, doch Erfolg kommt allgemach. Zeigt sich nur erst ein Beschauer, folgen wohl die andern nach. (Vielleicht auch ein kleiner Trost für Candlebee - wegen der Nullen?) |
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19.01.2024, 16:02 | #9 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Ich möchte es einmal ganz platt formulieren:
"Eine Hand wäscht die andere" oder "Wie du mir, so ich dir" Wer Kommentare zu seinen Gedichten erwartet, sollte seinerseits kommentieren. "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen", deshalb sollte der Neuling sich gutgemeinte Ratschläge zu Herzen nehmen. Poetry sollte kein Forum für Solotänzer sein, nur gemeinsam sind wir stark und können voneinander lernen und profitieren. |
21.01.2024, 10:09 | #10 |
gesperrt
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höflichkeit macht schlechte dichter. wer nichts zu sagen hat, der sollte auch nicht kommentieren. gefälligkeitskommentare ziehen die qualität nach unten. da ist jeder schlag auf den hinterkopf konstruktiver.
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21.01.2024, 10:30 | #11 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
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21.01.2024, 11:40 | #12 |
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Gut, wenn Kommentare konstruktiv sind, und wenn der Autor damit souverän umzugehen weiß, egal ob die Kritik seinen Erwartungen entgegenkommt oder nicht. Aber sie müssen nicht konstruktiv sein. Sie können es auch bei einer Meinung belassen - aber ehrlich sollte sie sein. Ein Kommentar kann zum Ausdruck bringen, dass sich ein Leser persönlich angesprochen fühlt, z.B., weil ein Text seine aktuelle Stimmung trifft. Es genügt auch schon eine einzelne Strophe, die gelungen ist, um einem Autor ein positives Feedback zu geben. Eine Meinung ist unverbindlich, niemand muss sie teilen.
Es kann aber nicht angehen, dass jemand sauer reagiert, wenn sich ein Leser durch schlechtes Deutsch, zahlreiche Fehler und wirre Inhalte provoziert fühlt. Immerhin leistet er ja die Lesearbeit, die sich ein Schreiber erhofft. Wer jedoch schlechte Texte abliefert, kann kein Lob erwarten, das ihn oder sie nur in die Irre führen würde. Früher oder später kommt immer die Stunde der Wahrheit. Wer sich ungerecht behandelt fühlt, sollte die Frage stellen, wer den Stoff für den Konflikt geliefert hat. Leider werden jedoch Ursache und Wirkung oft in der falschen Richtung wahrgenommen. |
21.01.2024, 15:58 | #13 | |
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Zitat:
Man muss stets im Bewusstsein behalten, dass Schöpfer von Texten selbst Konsumenten literarischer Werke sind. Heißt: Autor = Leser. Nach der Veröffentlichung erfährt ein Gedicht häufig eine Behandlung, die es in den Rang eines mystischen Wesens erhebt, während der Autor gleichsam in die Blackbox des Unerreichbaren entrückt wird, vergleichbar mit einer Kuh auf dem Mond, die zwanzig Jahre die erste Klasse besucht hat. Und würde derzeitig gute Lyrik eingestellt, würden die "Foristen" sie gnadenlos zerfleddern. Die Zeiten der Romantik, die Zeiten der neuen Sachlichkeit (usw) sind lange vorbei und somit auch die Kultur, die dieser "Bewegung" anhing. Das soll nicht heißen, dass ich sowas wie "instalyrik" schlecht rede. Aber ich habe oft das Gefühl, dass danach aber Literatur in Foren bemessen wird. Was aber derzeitig mit etablierter Lyrik passiert, ist, dass sie zunehmend zu einem modernen Gemälde wird, anstatt zu einer klaren Brühe aus Buchstaben. Wie gesagt, es ist nicht falsch Gedichte wie "Die Maus, die heute Käse ist, will morgen Schinken und wenn sie traurig ist, sich in der Nacht zu schminken" zu mögen. Aber diese klassische Position ist lang überholt. Und das ist auch der Grund warum es kaum noch gute Lyrik in Foren gibt. Einerseits posten "Social-Media-Menschen" Lyrik, die den Geist einer Clara-Louise trägt und andererseits fehlen gute Autoren, weil sie wissen, dass sie Foren-Lyrik überhaupt nicht beurteilen können. Und wer tummelt sich in Foren? Hobbydichter. Und es hat seinen Grund, warum Hobbydichter eben "Hobbydichter" heißen. Und wüssten sie gute Literatur einzuschätzen, dann würden sie nicht in Foren posten, weil sie es nicht dürften. Ich hörte mal einen ziemlich klugen Spruch, über den ich lachen musste. "Es ist viel einfacher sich über Texte zu unterhalten, anstatt gute Texte zu schreiben". Weswegen ich es für klug halte, dass man in Foren erstmal überhaupt nichts erwarten, aber konstruktiv diskutieren sollte. Denn das ist das einzig gute Tool, von dem wir Gebrauch machen können, um Lyrik aufrecht und am Leben zu erhalten. Und jene, die konstruktiv nichts zu veräußern haben, sind weder gute Kritiker, noch gute Autoren, dafür aber sehr laut im Ton. Und wer laut im Ton ist und nicht leise weise sein kann, der ist für mich mehr Fußhupe als Ringelnatz. Edit: Was ich noch hinzufügen will, ist, dass ich davon überzeugt bin, dass eine wirklich gute Kritik jeden abholen kann. Selbst jene, die völlig kritikunfähig sind, fühlen sich angesprochen, weil es sich nicht wie eine Kritik, sondern wie ein freundliches, wissensvermittelndes Wohlwollen anfühlt und die Autoren von ihren Ufern abholt.(Und das benötigt eben auch viel Skill). lg EV |
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21.01.2024, 16:17 | #14 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo EV,
Zitat:
LG Nöck |
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21.01.2024, 18:07 | #15 | |
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Zitat:
Der Leser ist hingegen für den Autor vorhanden, ob es ihm gefällt oder nicht - zumindest in dem Moment, in dem er sein Stück Literatur veröffentlicht hat. Und dieser Leser hat ein Recht auf Meinung und Kritik, nachdem er sich die Mühe gemacht hat, sich mit der Lyrik, der Kurzprosa, der Novelle, dem Roman oder dem Theaterstück auseinanderzusetzen. Der Autor muss hämisches Abtun seines Werks wie "Welch ein Mist!" natürlich nicht akzeptieren, auch er hat Rechte, nämlich die Gründe zu erfahren, weshalb es keinen Anklang findet. Er muss der Kritik nicht einmal zustimmen, solange es sich beispielsweise um die Art und Weise der Aufarbeitung eines Themas, um ethische Haltungen, ironische Überspitzungen und dergleichen handelt. Die Sache liegt aber anders, wenn es um Schlampigkeiten geht, und hier überwiegen die (negativen) Kritiken: Über Inhalte und Weltanschauung kann man streiten, über sauberes Handwerk wie Grammatik, Rechtschreibung, Stilistik etc. nicht. Schließlich würde auch niemand einem Autohändler eine Schrottkiste abkaufen, nur weil er sie als neuwertige Staatskarosse anpreist. Des Kaisers neue Kleider lassen grüßen. Wer schlechte Ware als schlechte Ware bezeichnet, "zerfleddert" damit aber noch lange nicht den Produzenten. Und damit kommen wir zu dem Fazit, das Nöck zieht: Doch! Es gibt Schreiber, und zwar in allen Literaturforen, die Kritik nicht auf ihre Ware, sondern sie explizit auf sich beziehen. Sachlichkeit ist nicht ihre Stärke, denn schon beim Einstellen eines "Werkes" ging es ihnen nicht um Literatur, sondern um Selbstprofilierung, Selbstbeweihräucherung und Selbstbestätigung. Bekommt ihre prätentiöse Haltung vom Leser, der sich ohne Arg auf das Werk kapriziert hatte und niemandem persönlich ans Leder wollte, einen Schuss vor den Bug, werden sie kiebisch und beschimpfen ihn der Unfairness, der persönlichen Abneigung, der Überheblichkeit, der Aggression oder des Unverstandes. Der Schreiber des Textes, seines "Babys", wird selbst zum Kind: Er verteidigt nicht sein Baby, sondern sich selbst, obwohl er gar nicht das Ziel der Kritik ist. So etwas kommt komischerweise nur in den kunstschaffenden Kreisen vor. Eine Mutter, deren Baby angegriffen wird, zum Beispiel dass man es eine hässliche Kreatur nennt, käme nie auf die Idee, sich selbst zu verteidigen. Sie würde ihr Kind verteidigen - was oder wen sonst? Und deshalb, Eisenvorhang, liegst du falsch. Wer Texte nicht um der Texte willen, sondern um des "fishing for compliments" veröffentlicht, ist selten kritikfähig. Der eine oder andere Kandidat mag dabei sein, der sich ausprobieren will, und dieser Suchende ist wahrscheinlich kritikfähig. Die anderen, nicht kritikfähigen Kandidaten, glauben von vornherein, sie seien bereits am Fuße des Regenbogens angekommen. Sie warten nur noch auf den Applaus. |
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22.01.2024, 14:26 | #16 |
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Ich lese hier nur mit, wollte aber anmerken, dass "Eine Mutter, deren Baby angegriffen wird, zum Beispiel dass man es eine hässliche Kreatur nennt" sehr wohl die Kritik auf sich bezieht, weil sie psychologisch das Baby als Körperteil betrachtet. Sie verteidigt sich selbst. Sonst würde sie doch sagen: "Stimmt, dabei sehen mein Mann und ich so gut aus. Da muss doch genetisch was schief gelaufen sein, irgendein Syndrom, das kraniofaziale Fehlbildungen verursacht. Aber egal, in meinen Augen ist es süß, auch wenn es objektiv einem kubistischen Kunstwerk ähnelt."
Ich kann bei dem Gedicht, das ich vergnüglich finde, mit dem letzten Satz nichts anfangen. "Wer hat sein Leben gut gerichtet?" Ist das wirklich die Kernaussage? Oder eine Art Pointe? Oder steh ich auf dem Schlauch? LG |
22.01.2024, 14:37 | #17 | |
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Zitat:
Das ist hier aber gar nicht das Thema. |
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22.01.2024, 14:43 | #18 |
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Heerscharen von Müttern nennen ihre weiblichen Babys "Mini Me".
Aber das Thema ist der seltsame Schlusssatz des Gedichtes. Ich verstehe ihn nicht und dadurch bezweifle ich, den Sinn des Werks richtig zu erfassen. |
22.01.2024, 21:44 | #19 | |
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Zitat:
Woher du allerdings den Glauben nimmst, dass jedes Gedicht frei von Schlamperei sein muss, verstehe ich zwar aus sprachlich-schullehrerhafter Sicht, aber die Praxis sieht ganz anders aus. Rechtschreibschwache berühmte Autoren, die Korrekturhilfen benötigten, gab es nicht wenige. Und das betrifft nicht nur Dichter! Darunter sind ebenfalls Nobelpreisträger vertreten. Das reicht von Albert Einstein bishin zu Hemmingway, Beethoven, Mozart, und, man möge es nicht glauben, sogar Goethe! Zitat v. Goethe: "Ein Wort schreibe ich mit dreierlei Orthografie, und was die Unarten alle sein mögen, deren ich mir recht wohl bewusst bin und gegen die ich auch nur im äußersten Notfall zu kämpfen mich überwinde." PS: Unleserliche Werke findet man vor allem im Englischen! (Clare, Shakespeare usw) |
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22.01.2024, 22:10 | #20 | ||
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Zitat:
Und was Shakespeare betrifft, wo schrieb er in der altertümlichen Sprache seiner Zeit. Warum soll sie schwer lesbar sein? Man kann sich darin genauso einlesen wie in Alt- oder Mittelhochdeutsch. Heute haben wir jedoch feste Regeln, Bücher zum Nachschlagen, Nachschlageewerke im Internet und Rechtschreibprüfprogramme. Da gelten Ausreden nicht mehr (es geht schließlich nicht um Tippfehler, die jedem mal passieren), denn wer diese Hilfsmittel nicht nutzt, obwohl er seine Schwächen kennt, ist nicht nur stinkfaul, sondern auch respektlos gegenüber dem Leser. Kein Lektor und keine Agentur für Autoren wird einen Text lesen, der shon auf der ersten Seite gravierende Fehler aufweist. Solche Manuskripte landen auf dem Schredderstapel. Dagegen geht es hier noch tolerant genug zu. Zitat:
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22.01.2024, 22:24 | #21 | |
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Zitat:
Nicht geringer! Aber offener. Würde sich in poetry eine „Uli62“ registrieren und dieses Gedicht posten: https://www.lyrikline.org/de/gedichte/lumpenbrust-11528 Würde man sie mit einem Flammenwerfer hinrichten, obwohl sie die einzige von allen wäre, die damit ihr Geld verdient. Also! Nicht geringer, aber offener. :-) |
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22.01.2024, 22:43 | #22 | |
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Zitat:
Weißt du, Eisenvorhang, wir brauchen uns gar nicht viel über das Thema auseinanderzusetzen. Es geht mir nicht um Rechtschreibschwäche oder - wie gesagt - Tippfehler. Ich verstehe auch, dass auf den Fuzzeldingern, die man in die Hostentasche stecken kann, Fehler schneller passieren und Korrekturen nerven können. Mir geht es um die bewusste Schlampigkeit aufgrund von Ignoranz und Bequemlichkeit, was man daran sieht, dass die Groß- und Kleinschreibung willkürlich (nicht gewollt) durcheinandergeht, dass den Wörtern die Endungen fehlen, dass die Unterscheidung von Genitiv und Dativ (mittlerweile auch Akkusativ) keine Rolle mehr spielt, die Zeiten nach Belieben vorwärts- und rückwärts gehen, oftmals die Logik der Aussage fehlt und dergleichen mehr. Ein Produkt, das aus schlechtem Handwerk kommt, ist und bleibt ein schlechtes Produkt. |
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22.01.2024, 22:57 | #23 |
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Ich finde das verlinkte Gedicht sehr gut. Es hat Differenzqualität. Es sind auch keine Rechtschreibfehler drin, sondern konsequente kleinschreibung. Neologismen entstehen beim Versuch, den Vogelgesang in Sprache zu übersetzen.
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22.01.2024, 23:11 | #24 | |
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Zitat:
Ja, ich weiß schon worum es dir geht. Aber da ist das Leiten eines Forums ja genau das Gleiche, wie ein Gedicht zu posten: Du musst mit solchen Sachen halt rechnen, sobald du oder jemand mit einem Forum öffentlich wird. So richtige Schlampereiprodukte ohne Konzept wird es immer geben und die kann man auch nicht verändern. Aber was mansplaine ich dich hier, du weißt das alles. Ich erzähle dir ja nichts vom Huhn. Ich weiß ja auch nicht, was man dagegen macht, außer es zu ignorieren. Man muss nur aufpassen, manchmal erfüllen Schlampereien auch funktionen. Manchmal jedenfalls... |
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23.01.2024, 00:26 | #25 |
Onomatopoesie und Dadaismus sind aber schon mit einbezogene Begriffe oder?
Wobei man beim Dadaismus ja tatsächlich vom Unsinn und provokativer Poesie spricht wenn ich mich recht entsinne. Aber nicht selten liegt auch im Schwachsinn ein funken Wahrheit. Das weglassen von Vokalen ist aber eigentlich so nichts neues bin ich der Auffassung. Es handelt sich um 5 Buchstaben die die gesamte Sprache und ihre Verständlichkeit definieren. Ich würde da auch keine Neologismen drin erkennen, eher Sprachfindung durch Konsonantennachahmung. Ein Papagei erfindet ja Per se nichts neues und wiederholt nur bereits gehörtes. Aber vermutlich spielt ein Papagei mit gehörtem, bis er Bestätigung erhält wie ein Kind und sich einprägt wofür er Lob erhielt. |
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23.01.2024, 00:39 | #26 | |
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Zitat:
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23.01.2024, 01:19 | #27 |
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Werke von sehr bekannten Linguisten werkeln weit außerhalb von den uns bekannten ordinären sprachlichen Mitteln, und tauchen tiefer in Sanskrit und Latein, wo dann auch Pre- und Suffixe semantisch relevant werden.
Dann trifft man vermehrt auch auf Polyglottismen, die unter deutschen Silben gemischt werden. Solche Arbeiten sind eher konzeptionelle Wissenschaft und weniger „Kunst“. „Der sanfte Morgen und die stille Nacht, der Morgen ist erwacht“ wird halt irgendwann langweilig und inflationär. Und dann fällt der Stein tiefer und tiefer und tiefer… Ich finde Kathrin Niemela sehr gut. Sie geht tief aber sie fällt nicht ins Bodenlose. |
23.01.2024, 11:58 | #28 | |
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Zitat:
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass sich jemand ausprobiert, um eine neue Sprache und eigene Ausdrucksmittel zu finden. Das gab es schon immer, und zwar in allen Künsten, aber auch im Handwerk (das man früher von Kunst nicht trennte). Das ist jedoch ein Thema, das mit meinem Anliegen nichts zu tun hat. Denn wer sein Handwerk versteht, baut auch beim Finden neuer Wege auf bereits vorhandene Expertise auf, überlegt sich jeden Schritt und entwickelt ein Gefühl dafür, ob er sein Ziel erreicht hat oder noch weiter daran arbeiten muss. Alles ist wohlüberlegt, und deshalb hat diese Art künstlerischen Schaffens mit Fehlern und Nachlässigkeiten nichts zu tun. Wir reden hier über einen Unterschied vergleichbar der Champions League mit Feierabendfussball. Nun ist von Usern eines Literatur-Forums keine hohe Kunst zu erwarten, das ist mir klar. Aber da jeder von uns einmal in der Schule gewesen sein sollte, müssten die Grundlagen von Rechtschreibung und Grammatik einigermaßen sitzen. Das ist Stoff, den man spätestens nach dem sechsten Schuljahr intus haben sollte, erst recht nach der Realschulreife - also nichts weiter als die Mindestanforderung, und ich wüsste nicht, was daran zu viel verlangt wäre. Mir kann auch niemand einreden, dass man nicht merken könnte, wann jemand von Regeln absichtlich abweicht, um neue Ausdrucksformen auszuprobieren, oder ob einem "Autor" schlicht und einfach egal ist, ob seine Texte voller Fehler sind. |
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23.01.2024, 13:47 | #29 |
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Hallo Ilka,
ein Gedicht, das ich von ihr sehr gut finde: "lettisch frieren" aus dem Buch "wenn ich asche bin, lerne ich kanji". Das ist wirklich gute verdichtete zeitgenössische Literatur. lg EV |
23.01.2024, 14:40 | #30 |
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Schau ich mir an, Eisenvorhang, danke für den Hinweis. Im Augenblick bin ich noch mit "Poetisch denken - Die Lyrik der Gegenwart" von Christian Metz befasst, der sich mit Monika Rinck, Jan Wagner, Ann Cotten und Steffen Popp befasst. Leider wird der Lesegenuss durch die unseligen Gendersternchen getrübt, aber der Autor hält das Gendern einigermaßen in Grenzen.
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25.01.2024, 13:51 | #31 | |
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Zitat:
Leider konnte ich nichts über Niemalas Hintergrund finden. Sie reist viel, sagt sie. Wie finanziert sie das? Was gibt ihr die Unabhängigkeit, sich dem Reisen und dem Schreiben zu widmen? "Wenn ich Asche bin, lerne ich kanji" ist ihr erster (und bisher einziger?) Gedichtband, 88 Seiten für 12 Euro. Davon kann niemand seinen Lebensunterhalt bestreiten, denn Lyrik ist für Massenauflagen und Massenabsätze nicht bekannt. Für den Verlag ist die Herausgabe des Bändchens wahrscheinlich eine Nullnummer, wenn nicht sogar ein Minusgeschäft. Dieser knallharten Wahrheit muss sich jeder stellen, der schreibt, nicht nur, was Lyrik anbelangt. Aber das Thema "Vom Schreiben leben" hatten wir im Forum schon oft genug, darauf muss ich nicht nochmal eingehen. |
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25.01.2024, 14:21 | #32 |
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Hallo Ilka,
ich muss mir ihr Buch selbst noch kaufen. Ich kenne nur wenige Arbeiten, die sie auf Facebook postete. Sie vertreibt im Ausland Medizintechnik zur Hautkrebsfrüherkennung. Hat ein abgebrochenes Erststudium, aber dann nochmal studiert. Sie hat ja eine Homepage mit Vita. Da steht alles. In Deutschland ist die Lyrikszene in der Tat nicht so gut aufgestellt, weswegen viele Wege nach Österreich führen. Denn da steht die Lyrik mit sehr guten Absatzzahlen da. Das soll aber nicht heißen, dass Deutschland nichts ist. Es gibt eine etablierte Lyrikszene und die ist definitiv nicht so klein wie man denkt. Das sieht man, wenn Lesungen stattfinden. Wie beispielsweise in Leipzig, Heidelberg, Berlin, Hamburg und München. Eine sehr schöne Seite ist unter anderem https://www.literaturport.de/. |
Lesezeichen für Poetry - Ein Fazit |
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