|
|
Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
08.01.2024, 20:48 | #1 |
abgemeldet
|
am rande der jahre
ich sandte dich über den rücken des windes
in einem sehr langen und schlafenden brief. am bauch grauer wolken mit schnüren verbunden gingst du liebe mutter; dein wort, das entschlief. du maltest die welten auf nebligen fenstern, dahinter die güte, ein herz als motiv, ein haar auf der brille, ein füller aus stille, die tinte im wasser, jahrhunderte tief. die lieben gedichte, das salzige wasser der sprache, das über vergebung zerlief, weiß glühten die haare, und durch diese jahre verwirbelte staub sich im licht, das dich rief. — © |
11.01.2024, 14:27 | #2 |
Forumsleitung
|
Ich frage mich seit Tagen, weshalb dieses hervorragende Gedicht keinerlei Beachtung findet. Da wird mal etwas präsentiert, das an Sprache ungewöhnlich und brillant durchkomponiert ist, aber es droht, links liegen zu bleiben, bis es in der Versenkung verschwindet. Schade drum.
|
11.01.2024, 14:35 | #3 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.674
|
Hallo Eisenvorhang
... sorry, echt übersehen.
Eine Thema, das glückliche Tränen der Erinnerung wieder laufen lässt, wahrhaftig anrührende Worte. wsT dT |
11.01.2024, 17:15 | #4 |
abgemeldet
|
Hallo Ilka und dT,
im Moment schläft wohl viel. Vielleicht steht dem Werk Ruhe ja. Ich danke euch für das Lob, euer Hiersein und wünsche ein schönes und gesundes 2024. vlg EV |
11.01.2024, 17:27 | #5 |
Forumsleitung
|
Ja, ist so. Vielleicht liegt es an der Jahreszeit. Vielleicht ist es aber die Lähmung, die unser Land immer mehr ergreift und die Menschen resignieren lässt. Es liegt so etwas wie Endzeitstimmung in der Luft, begleitet von Desorientierung und Planungsunsicherheit.
|
11.01.2024, 21:04 | #6 |
abgemeldet
|
Ja, ich weiß auch nicht, Ilka. Alles schleicht sich irgendwie wohin.
Vielleicht sind viele Menschen wegen der Traktor-Blockaden verhindert. Politisch wird es bald tatsächlich interessant oder auch uninteressant, je nach dem wie man es sieht. Vielleicht ist es die Ruhe vor dem Sturm... Wer weiß. vlg EV |
11.01.2024, 21:40 | #7 |
gesperrt
|
sicut iter ad astra
keine ki dieser welt hätte den inhalt in schönere worte kleiden können. ich gratuliere. |
11.01.2024, 21:52 | #8 |
Lieber Eisenvorhang,
Deine Gedichte gehen tief. Dieses besonders. Es macht Halt in der Kehle, schmerzt. Und mündet in Stille. Grüße Lizard |
|
11.01.2024, 23:35 | #9 |
abgemeldet
|
|
12.01.2024, 13:25 | #10 |
Hallo Lizard,
Eisenvorhangs Gedichte gehen tief, weil sie meist im Amphibrachys geschrieben sind. Das „erwischt" einen dann einfach beim Lesen schon, weil der Takt so schön ist. Hallo Eisenvorhang, ja, ein wunderbares Gedicht ist dir hier wieder gelungen. LG DieSilbermöwe |
|
12.01.2024, 14:38 | #11 | |
abgemeldet
|
Zitat:
ich danke Dir! Jedoch möchte ich gerne etwas korrigieren! Es gibt vielleicht zwei oder drei Gedichte von mir im Amphibrachys. Alle andere Gedichte besitzen einen recht unreinen Jambus (Hin und wieder Spondeus, Kretikus, Klappervers; ich liebe Hyperkatalexen und generell lege ich keinen großen Wert auf einheitliche Kadenzen... Außer in einem Sonett!) Dir ein schönes und hoffentlich gesundes 2024! vlg EV |
|
12.01.2024, 15:36 | #12 |
Liebe Silbermöve,
soweit war ich gar nicht gekommen, das Versmaß zu analysieren. Ich wurde in das Gedicht hineingezogen. Aber stimmt, danke für diese Erklärung. Der von Eisenvorhang bewusst oder unbewusst gewählte Amphibrachys unterstützt tatsächlich diesen Sog. Interessant! Grüße Lizard |
|
13.01.2024, 01:05 | #13 |
abgemeldet
|
Ein AMB bewirkt eigentlich nur, dass er einer Zeile einen "rollenden Kick" gibt.
Es ist ein schneller Rhythmus. Gewählt habe ich ihn, weil Lebenszeit eben schnell vergeht. Ein Jambus ist lahm, wenn ein Versfuß viele Silben fassen muss. |
13.01.2024, 10:45 | #14 |
Hallo Eisenvorhang,
fällt mir schwer zu glauben, dass du unreine Reime schreibst. Gibt es so etwas wie einen unreinen Jambus überhaupt? Okay, da wäre noch der rührende Reim .... Außerdem kann man trotzdem unreine Reime schreiben, auch wenn das Versmaß stimmt. Aber du? Du kannst das zu gut LG DieSilbermöwe |
|
13.01.2024, 11:36 | #15 |
abgemeldet
|
Hey DieSilbermöwe,
ich meinte nicht die Reime, aber die sind manchmal auch unrein. Was ich meinte war, dass ich hin und wieder ein unregelmäßiges Metrum verwende. Schlagworte wären Hebungs- und Senkungsprall, oder Silbenüberlänge. Manchmal gefällt mir der natürliche Fluss mehr und manchmal soll eine bestimmte Stelle bewusst stolpern. Und neuerdings schreibe ich bevorzugt komplett frei. Aber davon ab schreibe ich sehr oft im Jambus. Ich hoffe, ich konnte das Missverständnis aufklären. Viele liebe Grüße! EV |
15.01.2024, 00:11 | #16 | |
abgemeldet
|
Zitat:
|
|
15.01.2024, 00:23 | #17 | |
abgemeldet
|
Hi kofski (ich kenne deinen Duktus btw! Grüß Dich )
Ich möchte Dich gern korrigieren: Zitat:
Und ich bin mir sehr sicher, dass unter diesen Feldern etwas für Dich dabei sein wird. Hier könnte ein Jonathan Cullen eventuell weiterhelfen! Danke für Deinen Besuch, lieber Kofski! vlg EV! |
|
15.01.2024, 01:37 | #18 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Was ist das Thema? Annäherung an Sprache? Denkst Du nicht, dass es die Verpflichtung des Künstlers ist, dem Volk Unterhaltung zu spenden? |
|
15.01.2024, 02:18 | #19 |
abgemeldet
|
Hey kofski,
Roman Jakobson, ein einflussreicher Linguist, identifizierte die “poetische Funktion” als eine der Hauptfunktionen der Sprache, die sich auf die Art und Weise bezieht, wie Wörter für ihre ästhetischen Qualitäten und zur Erzeugung von Bildern und Emotionen verwendet werden. In dieser Sichtweise ist die Verwendung ungewöhnlicher oder unkonventioneller Formulierungen in der Poesie nicht nur akzeptabel, sondern grundlegend für die Kunstform. Und Jonathan Cullen nähert sich dem Begriff: „Was ist Literatur?“. Oder wie Linguisten wie George Lakoff und Mark Johnson in ihrem Buch “Metaphors We Live By” argumentieren, dass Metaphern ein grundlegender Bestandteil unserer Sprache und unseres Denkens sind. Sie sind nicht nur stilistische Geräte, sondern prägen, wie wir die Welt verstehen und erfassen. Meine Arbeiten spenden den Lesern sogar so viel, dass sie quasi geklaut werden. Und dich unterhalten sie auch, auf eine Weise, die mich durchaus ehrt! Aber bitte lies nicht Gedichte von Ulrike Draesner oder Anne Seidel. Verweise, die dir helfen die Grundlagen der Lyrik zu verstehen, kann ich in dem Fall keine mehr geben. Um was es in meinem Gedicht geht? Um einen Pinguin im Kühlschrank! Lg EV |
15.01.2024, 07:00 | #20 |
Asche zu verstreuen ist wohl die älteste Methode seine Angehörigen, wie die eigene Mutter, mit ein paar begleitenden Worten in die ungebundene Freiheit zu entlassen und sie dennoch stets um sich zu wissen/vermuten.
Aber vielleicht lese ich darin bloß ein Thema, mit welchem ich mich am ehesten identifiziere. Mir gefällt es sehr gut. Ich selbst neige dazu, das selbe Thema mit der Seefahrt zu kombinieren, oder mit der Entstehung neuen Lebens in Hinsicht auf Symbiose. Wenn etwas geht, kommt immer auch etwas neues. Lg Mono |
|
15.01.2024, 12:31 | #21 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Lg EV |
|
15.01.2024, 12:59 | #22 | ||
Forumsleitung
|
Zitat:
Zitat:
|
||
15.01.2024, 13:54 | #23 |
Dabei seit: 11/2014
Ort: Das Meer ist mein Garten aus Kristallen und Träumen ...
Alter: 66
Beiträge: 2.583
|
Lieber Eisenvorhang,
vielen Dank für dieses Gedicht; für mich ist es eine Reise, ein Nachsinnen und Erinnern, ein Gesang und vor allem ein Herzklopfen :-) Liebe Grüße Zaubersee |
15.01.2024, 14:16 | #24 |
abgemeldet
|
Zaubersee!!! Es ist ja so schön, wieder etwas von dir zu lesen!!!
Bist du jetzt wieder öfter da? Ich hoffe, die Jahre waren gut zu dir! Danke danke, dass du hier vorbeigeschaut hast. :-) Glg EV! |
15.01.2024, 17:42 | #25 |
abgemeldet
|
Hallo Eisenvorhang,
ich habe eben eine andere Meinung. Die poetische Funktion ist sicher nicht eine der Hauptfunktionen. Primär ist es ein Zeichensystem zur Kommunikation. Gefühle und Gedanken gelangen von einem Gehirn in ein anderes mittels Schallwellen oder Buchstaben. Ich sage ja nicht, dass es ein schlechtes Gedicht ist, aber es hat kein Thema. Eine Metapher muss sich auch erschließen lassen. Bei mir entsteht keine Emotion und auch kein Gedanke, sondern ich stehe da wie vor einem abstrakten Bild und denke: 'Passt nicht zum Sofa.' Von daher interessiert mich nicht, was schlaue Leute über Kunst denken, denn ein Gedicht muss ja auch einem Elektriker oder einer Modedesignerin gefallen können, einem Biologen oder einem Vorschüler. Wen möchtest Du damit ansprechen? Wer soll Dein Publikum sein? Philosophen und Deutschlehrer? Oder alle Menschen? Mich unterhält es natürlich auf meine Art, ich kann es durchaus genießen, denn es klingt schön. Aber wenn ich verstünde, worum es geht, hätte ich einen noch viel größeren Kunstgenuß. Du musst mir auch nicht unterstellen, dass ich mit der Banane vom Baum gefallen bin. Wenn man Kunst erklären oder rechtfertigen muss oder Menschen, die Missfallen bekunden, belehrt, sagt das mehr über den Künstler aus als über das Werk. LG |
15.01.2024, 18:00 | #26 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Dass jeder Mensch unterschiedliche Neigungen und Vorlieben hat, ist natürlich vollkommen korrekt und darüber hinaus normal. Ich beispielsweise lehne mittlerweile jedes offene Gedicht ab, da ich der Meinung bin, dass Literatur beschäftigen sollte und hier versuche ich dich abzuholen und dir zuzustimmen: Es gibt Gedichte, die verschlüsselt und undurchdacht sind und es gibt Gedichte, die wie der größte Rotz wirken, aber komischerweise einen Lyrikpreis nach dem anderen gewinnen. Gestern stieß ich beispielsweise auf Paul-Henri Campbell, der mit seinen sehr "eigenen" Werken einen Lyrikpreis nach dem anderen gewonnen hat: https://www.lyrikline.org/de/gedicht...-chirurg-14805 Und wenn du die Werke liest, wirst du mir sicher zustimmen, wenn ich sage, dass sie etwas "anders" sind, ja, fast grenzwertig anders. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Welche Leser hat er und warum wurde er gerühmt und gepriesen? Das ist auch für mich eine durchaus ernste Frage. Daraus leite ich ab, aber auch basierend auf meinen Erfahrung im Umgang mit Lyrik, dass das Dichten nicht wirklich einen Leser braucht und schon gar nicht jeden Leser, es aber schön ist, wenn sich mit der Zeit Leser, aus welchen Gründen auch immer, an Werke haften. Und andere Leser tun dies eben nicht. Und das finde ich völlig normal. Lg EV |
|
15.01.2024, 18:44 | #27 |
abgemeldet
|
Also, Lyrikerpreise nehme ich nicht mehr ernst, seit Xavier Nadoo mal einen bekommen hat.
Ich selbst habe mal einen Literaturpreis gewonnen für ein Buch, das eigentlich gar nicht so gut ist und in 6 Wochen entstand. Die Juroren haben mir dann gesagt, dass die anderen noch schlechter waren Natürlich muss und soll ein Gedicht nicht allen gefallen, Deines ist aber sogar mir zu intellektuell, also verstehen es 99% der Menschen nicht. Oder ich bin einfach zu borniert. Kann ja auch sein. Wenn man sein Handwerk so beherrscht wie Du, dann ... vielleicht ist das Gedicht nur ein Fingerspiel für Dich und Du wolltest gar nichts aussagen? Vielleicht sind die Metaphern zu vertrackt? Wie dem auch sei, ich grüble immer noch darüber und falls das die Intention war, ist es ja gelungen. Offene Formen und Experimentelles mag ich sehr, Sprache als Spielzeug. Diese Spielfreude merkt man dem Gedicht auch an. |
15.01.2024, 19:02 | #28 |
abgemeldet
|
Nicht jeder Literaturpreis ist gleich, Kofski.
Gute Preise sind beispielsweise: Georg-Büchner, Ingeborg-Bachmann, Dresdner-Lyrikpreis oder Peter-Huchelpreis und natürlich sind Stipendien auch etwas Tolles. Naidoo gewann „Das goldene Brett“ und mit Literatur hat das nüscht am Hut… Lg EV |
15.01.2024, 19:17 | #29 | |
abgemeldet
|
Zitat:
|
|
15.01.2024, 19:23 | #30 |
Forumsleitung
|
Wie wäre es, über Glaubensfragen wie "Literaturpreise - berechtigt oder nicht?" einen gesonderten Faden im Literatur- oder im Plauder-Sektor aufzumachen? Ihr lenkt andere User vom Gedicht ab.
|
15.01.2024, 19:31 | #31 |
abgemeldet
|
|
Lesezeichen für am rande der jahre |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Ein Abend in der Taverne am Rande der Zeit | Dionysos von Enno | Philosophisches und Nachdenkliches | 8 | 10.11.2021 15:42 |
Am Rande der Helle | Ex-Ralfchen | Lebensalltag, Natur und Universum | 1 | 03.02.2021 17:10 |
Zerkratzte Gitarre am Rande der Welt | number11 | Düstere Welten und Abgründiges | 4 | 09.10.2018 18:39 |
am Rande der Gesellschaft | Unar die Weise | Sonstiges Gedichte und Experimentelles | 2 | 12.08.2018 21:15 |
Am Rande dieser Nacht | Feuerlocke | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 12 | 29.01.2010 05:18 |