|
|
Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
28.10.2023, 10:12 | #1 |
Vor vielen Jahren am Moselstrand
Ehedem am Moselstrand
Ein Kieselstein in deiner Hand Wir waren uns schon lang bekannt Wie gut ich dich verstand Der Kieselstein so flach und weiß Sonnenschein und es war heiß An einem freien Tag ein Augenblick Als du den Stein warfst, hüpfte er ein Stück Wie oft denk ich daran zurück An dieses Stück vom Glück An einem schönen Sommertag Als alles vor uns lag Zweite Fassung: Ehedem am Moselstrand Ein Kieselstein in deiner Hand Wir waren uns schon lang bekannt Wie gut ich dich verstand Der Kieselstein so flach und weiß Sonnenschein und es war heiß An einem freien Tag ein Augenblick Auf dem Fluss hüpfte er ein Stück Wie oft denk ich daran zurück An dieses Stück vom Glück An einem schönen Sommertag Als alles vor uns lag Geändert von DieSilbermöwe (28.10.2023 um 14:51 Uhr) |
|
28.10.2023, 11:40 | #2 | ||
Zitat:
Weil sich mir ein Fragewort anbieten will. Woran denke ich zurück? An einen Sommertag. Vermutlich kann man Beides nutzen, oder würde es die Zeitform ändern? Der Anfang bzw. Strophe 1 wirkt sehr einheitlich und in sich geschlossen mit den Stabreimen und wird dann ab Strophe 2 frei im Rhythmus und auch freier im Reim (Paarreim) vielleicht steht er symbolisch für das Paar am Strand? In Strophe 3 ist der Rhythmus wieder in sich geschlossen und der Paarreim geblieben. Ein Sinnen (Strophe 1), Wahrnehmen (Strophe 2) und zurück Sehnen (Strophe 3) Zumindest nehme ich es so wahr. Die Bilder wirken warm und man hört die Melancholie heraus. Gefällt mir. Zitat:
In meinem Verständnis ist ein Schwa-laut ein "e" welches geschrieben, aber nicht gesprochen wird. (müssn, lassn, habn) In deiner Zeile aber ist das "e" hinter "hüpfte" essentiell, ich glaube man kann es nicht ungesprochen lassen. Es formt somit eine Silbe, die den Lesefluss verzögert? Ich bin da auch noch nicht so ganz dahinter gestiegen. Als du den Kiesel warfst, hüpfte er ein Stück Ich glaube die Betonung wird verlagert wenn das "e" weggelassen wird. Als du den Kiesel warfst, hüpft er ein Stück Aber sicher bin ich mir nicht. Ich schnapp schon wieder Dinge auf, lese mich ein und verstehe vermutlich alles falsch. Lg Mono |
|||
28.10.2023, 11:54 | #3 |
abgemeldet
|
@Monoton
Erfordert die in der Zeile gesetzte Präposition nicht den Dativ? „Einen“ wäre Akkusativ, aber ganz sicher bin ich mir auch nicht, lmao. |
28.10.2023, 12:12 | #4 |
Forumsleitung
|
Einfache Lösung:
Als du den Stein warfst, hüpfte er ein Stück. |
28.10.2023, 14:49 | #5 | |||
Vielen Dank für eure Beschäftigung mit dem Gedicht!
Hallo Mono, Zitat:
„Wie oft denk ich daran zurück An dieses Stück vom Glück An einem schönen Sommertag Als alles vor uns lag" Es ist das Stück vom Glück an einem schönen Sommertag gemeint. Nicht das Zurückdenken an einen schönen Sommertag. In dem Fall hättest du recht. Zitat:
Zitat:
Hallo Ilka, Auf die einfachsten Sachen kommt man selbst nicht Danke, ich habe es geändert. LG DieSilbermöwe |
||||
28.10.2023, 15:06 | #6 |
Forumsleitung
|
Mach dir nichts draus. Ich kenne den Schlauch, den man sich gelegt hat und auf ihm steht.
Hübsches Gedicht. Aus dem Herzen heraus. |
28.10.2023, 17:24 | #7 |
abgemeldet
|
Ich beneide jene, für die Betriebsblindheit ein Fremdwort ist.
Im Englischen habe ich nicht so die Probleme. Aber im Deutschen schepperts richtig. Schon komisch. Übrigens Fremdsprache: Ich finde, dein Gedicht klänge vor allem im Englischen sehr schön. Lg EV |
28.10.2023, 20:24 | #8 |
Forumsleitung
|
Im Englischen und in den frankophonischen Sprachen reimen sich mehr Wörter als im Deutschen. Es ist zum Weichwerden für jeden deutschen Lyriker, wieviele Wörter es gibt, die toll klingen, auf die sich aber partout nichts reimt - und wenn doch, dann ohne Sinn. Endreime sind in den deutschen Dialekten eine späte Entwicklung, davor waren Alliterationen und Assonanzen üblich.
|
28.10.2023, 21:04 | #9 |
abgemeldet
|
Guten Abend Ilka,
mir ging es weniger um Reime, viel mehr um akute Betriebsblindheit was Flüchtigkeitsfehler angeht. Was ich im Deutschen amüsant finde: Es gibt quasi nichts, das sich auf "Mensch" reimt. Dazu müsste man wohl ein englisches Wort finden. Aus zeitgenössischer Sicht, wäre das wohl möglich. Lg EV |
29.10.2023, 10:22 | #10 | ||
Zitat:
Zitat:
ich wollte dich schon länger mal fragen, woher du so gut Englisch kannst (wenn die Frage nicht zu aufdringlich ist) Ich dachte, du seist in der damaligen DDR aufgewachsen, da lernte man das doch nicht? Aber du hast mich auf eine Idee gebracht, auch wenn ich kaum noch Englisch kann. Und ich hatte jahrelang Englisch in der Schule ... Vielleicht versuche ich es. LG DieSilbermöwe |
|||
29.10.2023, 11:03 | #11 | |
abgemeldet
|
Zitat:
Ich bin auf dem Land in der DDR aufgewachsen, ja. Die Fähigkeiten, die ich durch meine Hobbys entwickelte, sind das Resultat einer mangelnden respektiven schlechten Bildung. Das lag daran, dass ich mich nicht anpassen konnte und Schwierigkeiten mit Autoritäten hatte. Die Neugier für meine Hobbys wurde in der Grund- und Mittelschule nicht erkannt und nicht gefördert (was ich bis heute nicht verstehe). Erst als ich mit Ende zwanzig das Abitur im Berufskolleg in Breitenbrunn nachholte, veränderten sich meine Leistungen sehr zum Positiven. Da war der ehemals dumme und verweigernde Schüler aus der Mittelschule aufeinmal Klassenbester. In Deutsch zum Beispiel bekam ich in meiner Kindheit/Jugend stets schlechte Noten. Einmal sollten wir den "Erlkönig" interpretieren, doch meine Interpretation wurde als falsch eingestuft. Daraufhin sagte ich dem Lehrer, dass es ja schön sei, dass er mir vorgibt, wie ich etwas zu interpretieren habe, stand auf und verließ den Raum. Das zog natürlich viel Ärger nach sich... Oder in Mathe stellte ich mal die Frage, was Mersennesche Primzahlen seien. Als Antwort erhielt ich: "Das gehört nicht hierher und lernen wirst du das ohnehin nicht". Das verletzte mich, weswegen ich meine Fedetasche nach dem Lehrer geworfen habe. Zuhause konzentrierte ich mich dann auf das, was ich wirklich liebte: Englisches Vokabular war ein Teil davon, aber auch Musik/Klavier. Ich lernte viele englische Wörter aus Zeitvertreib, weil es Spaß machte. Mein grammatikalisches Englisch aber war so schwach, dass ich englische Literatur nicht verstand. Dennoch faszinierte mich deren Klang. Als Resultat machte ich über die Jahre Kontakte zu Menschen, die entweder Englisch als Muttersprache sprachen oder knüpfte Beziehungen in die USA und ins Vereinigte Königreich durch das Internet. Als es dann unser modernes Internet gab, schaute ich Serien und Filme nur auf Englisch; während ich nebenbei aufm zweiten Bildungsweg nachholte, was ich versäumte und irgendwann in der Uni gelandet bin. Was Sprache angeht war das ein Wendepunkt für mich. Da Lyrik tägliches Programm im Rahmen der Vorlesungen war (Ich studierte quasi analoge Fotografie in Leipzig und viele Fotografen sind auch Lyriker). Auch weil die Uni mir andere Zugänge zur englischen Literatur geboten hat und ich auch Zugang zu anderen Unis hatte. Zum dem Zeitpunkt hatte ich von den Grundlagen der Lyrik keinen Schimmer. Das kam dann erst durch Poetry mit Ilka und Heinz. Mit viel Fleiß habe ich mir die Grundlagen angeeignet und dann 2021 das Gleiche fürs Englische gebüffelt. Auf Englisch zu dichten ist wie eine Rose aus Holz zu schnitzen. Mir fließt das nicht aus dem Ärmel, es ist Arbeit (die ich aber liebe). Und ich kann dir nur empfehlen, vermehrt in einer Fremsprache zu dichten. Das sorgt für Abwechslung und du lernst viel. Auch wenn der Anfang erstmal schwer ist aber halte die Sachen einfach. Vor allem die Engländer sind keine "Kopfdichter". Lg EV |
|
29.10.2023, 11:40 | #12 | ||
Vielen Dank für diese ausführliche Erklärung!
Zitat:
Zitat:
Ich werde es probieren vielen Dank nochmals für die Anregung! LG DieSilbermöwe |
|||
29.10.2023, 11:48 | #13 |
abgemeldet
|
Als kleiner Hinweis: Gerade für ältere englische Lyrik gibt es Interpretationsvariationen für die Engländer von heute. Eines der berühmtesten Sonette von Shakespeare ist die Nummer 18. Aber selbst heute rätseln viele über den wahren Inhalt. Eine, meiner Meinung nach, der schönsten Übersetzungen von Nummer 18 findest du im Film "Nomadland".
https://www.youtube.com/watch?v=15R_-hjx9jk Ich denke, die deutsche Übersetzung ist eine Variation von Otto Goldmeister. Shakespeare beispielsweise war in seiner Sprache sehr zerrissen, Keats teilweise auch und viele Lyriker der englischen Literatur hatten ihre Schwächen in der Rechtschreibung. John Clare, Shakespeare, Wordsworth... Alle kämpften mit den Gesetzen der Grammatik und Semantik. Der Grund ist, dass es damals keine festen Standards gab; ebenso gab es keine Orthographie-Regelwerke. Also sei nicht verwundert, wenn du Fragezeichen über den Kopf entwickelst. Geduld und Zeit helfen dir. Sich damit zu beschäftigen aber, erweitert den Horizont. |
29.10.2023, 12:30 | #14 |
Forumsleitung
|
Dichten und reimen lässt sich alles. Aber halt nicht immer in einem schlüssigen Zusammenhang.
Ihr driftet von Silbermöwes Gedicht ab. |
29.10.2023, 18:22 | #15 |
Ja stimmt. Vielleicht könnte man über englischsprachige Lyrik einen eigenen Faden aufmachen.
|
|
29.10.2023, 20:58 | #16 | |
abgemeldet
|
Zitat:
@DieSilbermöwe Gefiele mir auch. Denke aber, die Nachfrage hielte sich in Grenzen. Lg EV |
|
Lesezeichen für Vor vielen Jahren am Moselstrand |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Vor vielen Jahren | Ex-Eisenvorhang | Gefühlte Momente und Emotionen | 2 | 13.05.2020 12:02 |
Begegnung nach vielen Jahren, Version 2 | anna amalia | Gefühlte Momente und Emotionen | 2 | 20.05.2015 19:56 |
Begegnung nach vielen Jahren | anna amalia | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 5 | 17.05.2015 18:06 |
Vor 2 Jahren | smiieee | Liebe, Romantik und Leidenschaft | 0 | 22.06.2013 22:31 |
Vor Jahren | kognition | Gefühlte Momente und Emotionen | 0 | 08.01.2012 02:54 |