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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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25.10.2023, 19:56 | #1 |
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Nebelkerzen
Komm den Menschen nicht mit Fakten,
pack sie bei den Emotionen, lass sie tanzen nach den Takten, die den stärksten Nerv nicht schonen. Schüre Angst und nichts als Sorgen, und du hast sie in der Tasche: Grau beginnt für sie der Morgen? Dann mach Werbung für die Flasche! Pack die Menschen bei Gefühlen flöte trügerische Weisen, dass sie Herz und Kopf nicht kühlen, nur um deine Ziele kreisen. Komm den Menschen nicht mit Wissen, störe ihren Alltagsfrieden, stiehl ihnen das Ruhekissen, denn wer glüht, lässt sich gut schmieden. 25.10.2023 |
25.10.2023, 22:10 | #2 |
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Hallo Ilka,
ich bin ja nicht so der Fan von sehr nüchterner Lyrik aber das Ding rennt und ist gnadenlos. Bin mir fast sicher, dass es eine Stelle im Gedicht gibt, die dich nicht zufrieden stellt in der letzten Strophe. Aber wie ich dich kenne hast du den Kompromiss ob mangelnder Alternativen (Inhalt/größere Relevanz > Lesefluss) in Kauf genommen. Mir fällt aber auch nichts ein, dass deine Maßstäbe besänftigen könnte. Deswege halte ich die Klappe. In dem Gedicht kann ich mich wiedererkenneen! Lg EV |
26.10.2023, 06:33 | #3 | |
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Zitat:
jeder Mensch hat seine Vorlieben und Abneigungen, und wie ich schon öfter zugegeben habe: Romantische und erhabene Lyrik ist nicht mein bevorzugtes Feld, deshalb greife ich derartige Themen seltener auf als die "nüchernen". Aber in beiden Richtungen muss ein Autor aufpassen, denn auf beiden Seiten kann man es übertreiben und sich zu infantilen Schwärmereien wie auch zu radikalen Fanatismen hinreißen lassen. Ich weiß, welche Stelle in der letzten Strophe meines Gedichts dich stört. Mir bereitet sie hingegen kein Problem. Derartige Akzeptanz einer sich verlagernden Betonung gibt es in der klassischen Lyrik häufig. Es kommt auf die Wörter an, mit denen man es machen kann, d.h., man muss bei der Zeile wieder schnell zurück in den Rhythmus kommen. Mit jedem Wort, zumal mit längeren Wörtern, die obendrein Vorsilben haben, gelingt das natürlich nicht. LG Ilka |
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26.10.2023, 11:11 | #4 | |
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Zitat:
Mir fiel das auch erst beim zweiten Lesen auf. Und ich frage mich immer: Soll ich sowas erwähnen? Bei deinem Gedicht spielt es, meiner Meinung nach, keine Rolle. Das ist wirklich gut geschrieben. Ich lese wirklich selten so einen flotten und wohl gesetzten Trochäus. Deswegen musste ich das Werk auch gleich besenfen. Habe einen schönen Tag! Lg EV |
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26.10.2023, 13:07 | #5 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.671
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Hallo Ilka
... klingt für mich, als ob du die Realität im Konjunktiv beschreibst. Treffend beschrieben, gefällt mir.
beaux rêves |
26.10.2023, 13:15 | #6 |
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Im Imperativ, dunkler Traum.
Danke dir und auch Eisenvorhang für das wohlwollende Feedback. |
26.10.2023, 13:41 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Ilka-Maria,
a propos Imperativ: Sollte da nicht in der letzten Strophe, dritter Vers, nicht "stiehl" stehen? Deine Ratschläge/Einsichten - tja, so isses. Liebe Grüße, Heinz |
26.10.2023, 15:42 | #8 |
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Klar doch, Heinz. Danke. Ich habe die Zeile nach dem Verfassen mindestens zwanzig Mal gelesen, weil ich ein Störgefühl hatte - und bin einfach nicht drauf gekommen. Betriebsblind.
Aber wieso hat den Typo nicht schon vorher jemand gesehen? LG Ilka |
26.10.2023, 16:09 | #9 |
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26.10.2023, 17:41 | #10 | |
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Zitat:
Ich muss sowieso höllisch aufpassen, weil ich ständig in drei Fremdsprachen hin- und herdüse, da tappt man bei gleichklingenden Wörtern schnell in Fehlerfallen. Im Englischen gibt es nun mal kein Dehnungs-H, aber "stiehl" und "steal" hört sich gleich an. Mir ist auch schon passiert, dass ich "Exstase" statt "Ekstase" geschrieben habe, weil es im Englischen und Französischen mit "x" geschrieben wird. Aber den "Stehgreif", der bei 50% aller Schreibenden so beliebt ist, habe ich noch gegeben . |
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26.10.2023, 18:20 | #11 |
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Ich habe schon überlegt, es zu sagen. Dachte mir aber, es käme sowas wie "Mir schon klar." oder irgendein anderer Satz, der mir mitteilt, dass du es weißt.
Deswegen habe ich es nicht erwähnt. Dich quasi nur hingestuppst. Wie du siehst, übe ich mich in Diplomatie. Das mit dem Wechsel innerhalb von Sprache kenne ich sehr gut. Meine Tastatur hat keine deutsches ISO, sondern ANSI-US. Mittlweile verwende ich aber auch englische Wörter im deutschen Satz. Who cares? |
26.10.2023, 18:53 | #12 |
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Hat nicht funktioniert, war also für die Katz - oder auch nicht für die Katz, wenn ich mich auf meinen Avatar beziehe. Ich war zu sehr auf lyrische Technik und auf Grammatik fokussiert, erst recht, wenn mir jemand geschrieben hat, etwas an einem Vers könne mich nicht zufrieden stellen. Da denke ich nicht zuerst oder überhaupt an einen Rechtschreibfehler. Wenn mir so etwas passiert ist, sind mir klare Worte lieber.
Deinen Avatar finde ich witzig (einer deiner Hunde?), jetzt sind wir also Hund und Katz. |
26.10.2023, 19:36 | #13 |
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Genau, es ist mein Rüde, Bobby.
Und ich habe noch eine Hündin. :-)) |
26.10.2023, 19:55 | #14 |
Hallo Ilka,
Dein Gedicht ist klug erdacht und gut umgesetzt.
Wer in Sorgen und Angst lebt, kann keinen klaren Gedanken fassen. Um vermeintlich das Hab und Gut zu schützen, sind viele bereit, sich vor den Karren spannen zu lassen. Das ist so gewollt. Die Werbung lässt sie glauben, sie brauchen jeden Mist und so manche Schlagzeile verunsichert die Menschen. Wer verunsichert oder ängstlich ist, ist nicht in der Lage, sich seine Meinung zu bilden und/oder traut sich nicht, diese zu vertreten. Dein Gedicht spricht mich an. Es ist gut geschrieben und legt den Finger in die Wunde. Das gefällt mir. Es grüßt Silver |
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26.10.2023, 21:18 | #15 |
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Freut mich, Silver, dass auch dich das Gedicht angesprochen hat. Bekannt ist ja schon lange, dass Propaganda bzw. Public Relations, auch unter dem Begriff "Werbung" verharmlost, auf Emotionen und das Unterbewusstsein abstellt. Trotzdem wirkt sie auch dann noch, wenn der aufgeklärte Mensch vom Verstand her weiß, wie er sich dagegen verwahren könnte: Die Vernunft geht vor den Emotionen in die Knie, und der Verstand drückt beide Augen zu. Wenn er sie wieder aufmacht, sieht der Mensch, dass sich an seinem Leben nichts verbessert hat, jedenfalls nicht langfristig. Aber bevor er daraus eine Lehre ziehen kann, packt ihn der nächste Teaser und sagt ihm, was er tun oder haben muss.
Wie weit die Manipulation geht, hat Ferdinand von Schirach in einem Interview erklärt: Wenn Mercedes in einem Magazin Monat für Monat eine Werbung für eines seiner hochklassigen, sündhaft teuren Modelle schaltet, geschieht dies nicht, um zum Kauf der Autos zu verführen (der Geldadel kauft sie sowieso). Sie soll diejenigen Leute ansprechen, die bereits so ein Modell gekauft haben und die der Zweifel plagt, ob es nicht zu teuer und überhaupt notwendig war, gerade auch im Hinblick auf Umwelt- und Klimaschutz. Den Käufern soll permanent bestätigt werden, welche Vorzüge das Modell hat, was es für ein supertolles Auto ist und dass sie mit seinem Kauf absolut richtig gehandelt haben. Fand ich eine interessante Betrachtungsweise, die ich so noch nicht ins Auge gefasst hatte. "Nachsorge" scheint es nicht nur in der Medizin zu geben. LG Ilka |