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13.10.2023, 21:45 | #1 |
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Das unerkannte Glück
Es war einmal ein Waidmann, der lebte am Rande seines Waldes. Ihn versorgte eine treue Magd, die das Haus sauber hielt, die Wäsche wusch und ihm die Tafel bereitete.
Täglich sattelte der Waidmann sein Pferd und gab ihm die Sporen, um ein seltenes Wild zu fangen. Doch das Wild war schneller als das Pferd, und immer, wenn der Waidmann es entdeckte, entschwand es in Sekundenschnelle seinen Blicken. Erschöpft kehrte er abends heim, hieß die Knechte abzusatteln ließ und sich von seiner Magd bewirten. So ging es Tag für Tag, Woche für Woche, und Jahr für Jahr. Doch der Waidmann wurde nicht müde, das Wild zu jagen. Jeden Morgen ließ er wieder aufsatteln und ritt zur Jagd. Und jeden Abend kam er ohne Beute, aber erschöpft nach Hause, hieß die Knechte absatteln und ließ sich von der Magd sein Essen servieren. "Warum jagst du einem Wild hinterher, das dir unerreichbar ist?", fragte die Magd. "Weil es mein höchstes Glück wäre, es mein zu nennen", antwortete der Waidmann. Doch eines Abends, als er wieder auf dampfendem Ross nach Hause kam und aus dem Sattel stieg, stand die Magd vor der Haustür, gekleidet in den einzigen Mantel, den sie besaß, und in der Hand das Bündel ihrer Habseligkeiten. "Was hast du vor?", fragte der Waidmann. "Ich gehe fort", antwortete die Magd. "Ich habe einen neuen Herrn gefunden." "Aber …", stammelte der Waidmann, doch da hatte sich die Magd bereits abgewandt. Nur einmal noch schaute sie zurück. "Vergiss mich nicht. Ich war dein Glück." 13.10.2023 |
14.10.2023, 06:52 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Ilka-Maria,
"es war einmal" - der Einstieg verführt natürlich zu der Vermutung, nun könne ein Märchen folgen. Aber nix mit Märchen, dafür eine kleine Geschichte mit Moral, die Goethe mit vier Versen auf den Punkt brachte: Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen. Denn das Glück ist immer da. Liebe Grüße, Heinz |
14.10.2023, 08:57 | #3 | |
Forumsleitung
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Zitat:
die kleine Geschichte hat tatsächlich mit Versen zu tun. Sie ist eine Prosa-Version der Ballade "Der törichte Jäger" von Gustav Falke, ein Werk von 6 x 6, also 36 Versen. LG Ilka |
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