Der unbedachte Wurm
Es war einmal ein Wurm, der schrie: "Zu Hilfe, Weib!" Die Würmin eilte herbei und sah ihren Gatten halb über den Rasen verschwinden. Ein Vogel hatte ihn gepickt und zerrte ihn aus dem Erdreich in der Absicht, ihn zu verspeisen. "Würmelinchen", schrie die Würmin, und schon eilte die Tochter des Wurms herbei. "Pack mit an! Wir müssen Papa retten." Und beide zerrten an seinem Kopf, dass seine Ringel immer dünner wurden und aus ihren Fugen zu krachen drohten.
"Autsch", schrie Papa Wurm, "ihr reißt mir ja den Kopf ab!"
"Na und?", gab die Würmin zurück. "Dann wächst dir eben ein neuer. Der hinten ist auch gerade nichts mehr wert."
"Du bist zynisch, Weib."
"Hättest besser hingucken können, wo du in der Erde gräbst. Jetzt haben wir die Plackerei."
"Seit wann hab ich Augen im Kopf?"
Die Würmin blieb die Antwort schuldig, denn in diesem Moment riss Papa Wurm in der Mitte entzwei. "Welch ein Glück", sagte Würmelinchen, "wir haben ihn gerettet. Jetzt ist er zwar nur noch eine halbe Portion, aber der Fetteste war ja sowieso nie."
"Wächst alles wieder nach", erwiderte die Würmin. "Dann hat er wieder Oberwasser wie alle Kerle. Jetzt aber nix wie weg und in Sicherheit, so ein Flügeltier wird niemals satt."
|