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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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11.06.2023, 06:35 | #1 |
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Hand in Hand
Deine Hände.
Meine Hände. Wie wir uns bei Hüften fassten: Wie sie eilen, wie sie tasten, gegenseitig zu erkunden Land, an Scheu und Scham gebunden, den Tabus stets im Bescheid, doch zur Liebe längst bereit. Deine Hände. Meine Hände. Wie sie Grenzen überschreiten, Nacktheit Lüste zu bereiten und die Geilheit anzufeuern, Ihre Unschuld zu beteuern: Du, nur du und du allein, sollst mir lieb auf ewig sein. Deine Hände, meine Hände. Wir sind beide alt geworden, waren oft am Überborden wenn wir uns nicht einig waren doch in all den vielen Jahren blieben wir uns immer gut, jeder nach dem eignen Mut. Deine Hände. Meine Hände. Was ist von dem Traum geblieben, sich auf Ewigkeit zu lieben? Ja, wir haben durchgehalten, werden auch den Rest verwalten von dem langen, langen Weg, der uns führt zu Fährmanns Steg. 11.06.2023 |
12.06.2023, 15:18 | #2 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hände sind wichtig und unverzichtbar, ohne sie wäre das Miteinander nicht so einfach. Schön, wie du den Bogen fast über das ganze Leben gespannt hast.
Hier würde ich noch einmal feilen, du wechselst, liebe Ilka, die Zeiten, und "eilen" finde ich nicht wirklich passend. Zitat:
und nicht voneinander lassen es gibt soviel zu erkunden So ginge es vielleicht, aber du findest bestimmt etwas Besseres. LG Nöck |
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12.06.2023, 16:22 | #3 |
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Lieber Nöck,
du hast recht, mit dem Zeitenwechsel habe ich zu mogeln versucht, indem ich einen Doppelpunkt hinter den ersten Vers gesetzt habe. Man kann als Stilmittel vom Präteritum in den Präsens wechseln, wenn man einer Handlung Tempo verleihen will. Aber in dieser Strophe funktioniert es nicht richtig. Ausgefuchste Lyriker wie dich kann damit nicht reinlegen. Ich habe die Strophe umformuliert, hier ist die Neufassung: Deine Hände. Meine Hände. Wie sie nach den Hüften greifen und von dort durch Zonen streifen, gegenseitig zu erkunden Neuland, noch an Scham gebunden, den Tabus bang im Bescheid, doch zur Liebe längst bereit. Deine Hände. Meine Hände. Wie sie Grenzen überschreiten, Nacktheit Lüste zu bereiten und die Geilheit anzufeuern, Ihre Unschuld zu beteuern: Du, nur du und du allein, sollst mir lieb auf ewig sein. Deine Hände, meine Hände. Wir sind beide alt geworden, waren oft am Überborden wenn wir uns nicht einig waren doch in all den vielen Jahren blieben wir uns herzensgut, nie bedroht von Wankelmut. Deine Hände. Meine Hände. Was ist von dem Traum geblieben, sich auf Ewigkeit zu lieben? Ja, wir haben durchgehalten, werden auch den Rest verwalten von dem langen, langen Weg, der uns führt zu Fährmanns Steg. |
12.06.2023, 16:33 | #4 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Viel besser, liebe Ilka, sozusagen perfekt! Gefällt mir ausgezeichnet.
LG Nöck |
12.06.2023, 17:23 | #5 |
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Danke für das Befassen mit meinem Gedicht. Kritik ist immer hilfreich: Futter für den Ehrgeiz.
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12.06.2023, 17:51 | #6 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Das ist das Salz in der Suppe eines echten Lyrikforums.
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12.06.2023, 23:25 | #7 |
Hallo Ilka-Maria (Hallo Nöck),
ich kann der Gedichtentwicklung nicht zustimmen: Ich fand die erste Version viel besser, deutlicher, schwingender. Mit der zweiten Version hast Du Deine schönen Verse, wie sagt man, verschlimmbessert. „eilen“ und „tasten“ schlägt z. B. die Zonenstreiferei um Meilen. Die letzte Strophe führt zu einem oft diskutierten Ende in einer Form, die nur gute Poesie leisten kann. Ich frage mich auch nach den irren Höhepunkten des Kennenlernens, den langen Jahre der Ehe, ob es noch die Liebe ist, die fest aneinander bindet, oder einfach nur eine Übereinkunft, oder Faulheit? Ich glaube, Dein Gedicht ist eine Aufforderung, gerade darüber nachzudenken. Deshalb ist Dein Text wichtiger Anstoß. Auf „Geilheit“ würde ich verzichten-dieses Wort paßt nicht in Dein Gedicht. Und gut-Mut ist ein sehr simpler Reim! Danke für Dein Gedicht und für ein sinniges Ende dieses Tages. Liebe Grüße von Glen |
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13.06.2023, 06:50 | #8 | ||
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Zitat:
Zitat:
Und gegen simple Reime ist nichts einzwenden, wenn sie inhaltlich treffen. Goethe hatte einst "Blut" auf "Gut" gereimt. Könnte man auch bemeckern, aber im "Schatzgräber" ist der Reim stimmig. Wenn ich mal ein Gedicht über Karl May schreiben sollte, werde ich mich erinnern und auf "gut" locker vom Hocker "Schut", "Brut" oder "Cowboy-Hut" reimen. Oder vielleicht "tut" oder "Wut". Viel mehr Möglichkeiten dürfte die deutsche Sprache nicht bieten. Oder was gibt deine Wörterkiste noch her? Ist dir schon mal aufgefallen, dass es im Deutschen abertausend Wörter gibt, auf die sich gar gar nichts oder nur sehr wenig reimen lässt? Und dass deshalb die meisten Reime "simpel" sind? Deswegen muss der "simple" Reim stark genug sein, den Inhalt des Gedichts tragen - nicht umgekehrt. Wie gerne griffe ich auf bestimmte Wörter zurück, wenn sie reimfähig wären! Aber es gibt sie nicht. Nix gegen Kritik. Aber mir fehlen deine Vorschläge, wie ich es hätte besser machen können. Nöck hatte immerhin den Finger auf die Wunde gelegt und ein Beispiel geliefert. Du könntest mal damit anfangen, mir Beispiele zu bringen, was ich auf "gut" hätte anders reimen können. LG Ilka |
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13.06.2023, 08:12 | #9 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo Glen,
Zitat:
LG Nöck |
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13.06.2023, 10:48 | #10 |
Hallo Ilka-Maria,
ich merke schon, dass man Deine Gedichte mit Schutzhandschuhen anfassen sollte. Ich werde mich also künftig Deinen Texten gegenüber äußerst zurückhaltend verhalten. Ich bin mir wohl bewusst, dass ich weiß Gott nicht das Non-plus-Ultra verkünde, aber ich dachte, man könne hier einfach mal seine Meinung einstreuen?? Geilheit finde ich deshalb nicht gut, weil „das ist geil“ inflationär und für jeden Mist gebraucht wird. Ersatz wäre vielleicht Wollust, Lüsternheit, Begierde, Gier, …rausch o. ä.0 Reime auf „gut“: Habe mir gerade eine sinnfreie App aufs I-Phone geladen. Heißt „Reim finden“. 144 Worte und Wortverbindungen, die sich auf „gut“ reimen. Auch wenn man die Betonung in Rechnung stellt, bleiben schon paar Worte übrig. „Simpel“ heißt auch unkompliziert, einfach - ist also nicht von vornherein negativ belegt. |
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13.06.2023, 11:10 | #11 | |
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Zitat:
144 Wörter, die sich auf "gut" reimen, sind nicht sonderlich viele, aber auf die Gesamtzahl kommt es nicht an. Es geht um jene Wörter, die sich inhaltlich für ein Thema eignen, und da schrumpft die verfügbare Anzahl erfahrungsgemäß auf ein Minimum zusammen. In meinem Gedicht hätte ich mit Wörtern wie "Flut", "Statut", "Institut" , "Armut", "absolut", "Wut", "Bismut", "Mammut", "Beirut" usw. herzlich wenig anfangen können (es gibt mit derlei Reimen sogar an die tausend). Aber vielleicht schaffst du es ja, sie darin unterzubringen. Welche? Sind mir deine Stellungnahmen zu anderen Gedichten von mir etwa entgangen? |
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13.06.2023, 11:30 | #12 |
Dabei seit: 12/2009
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Beiträge: 2.662
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blieben wir uns immer gut,
glimmt auch längst mehr keine Glut. So ginge es eventuell auch. |
13.06.2023, 11:52 | #13 |
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Ist das dein Ernst, Nöck? Was tut die Glut denn, wenn sie nicht glimmt?
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13.06.2023, 12:54 | #14 |
Dabei seit: 12/2009
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Beiträge: 2.662
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Wieso, wo ist das Problem? Die Aussage ist doch, dass keine Glut mehr vorhanden ist.
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13.06.2023, 14:34 | #15 | |
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Zitat:
Außerdem ist dein Lösungsvorschlag nicht das, was ich ausdrücken wollte. Das Feuer mag bei dem Lyrischen Paar meines Gedichts nicht mehr brennen, aber die Glut ist noch am knistern und zischen. Ich habe jedoch die beiden Verse, da sie nicht gut angekommen zu sein scheinen, in der Zweitversion ein bisschen umformuliert. LG Ilka |
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14.06.2023, 15:25 | #16 | |
Zitat:
Zwar ist ewige Liebe manchmal auch viel Arbeit und ein grosser Verwaltungsakt, aber den Schein kann man doch wahren, oder? |
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14.06.2023, 17:03 | #17 | |
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Zitat:
guter Vorschlag, kann man so machen. Obwohl ich das Wort "verwalten" im Sinne von "walten" (denn da kommt es her) nicht so eng fassen würde. Es ist mehr als nur ein bürokratisches Wort, denn es leitet sich von "(be-)herrschen" ab und wird auch als Synonym für "pflegen", "besitzen", "einem Hausstand vorstehen" und "regieren" verwendet (siehe die Bezeichnung "Biden-Administration", eine falsche Eindeutschung, denn eigentlich müsste es "Biden-Regierung" heißen, da es sich nicht um eine Verwaltung handelt). Bei meinem Gedicht hatte ich an das "Verwalten des bis dahin Errungenen" gedacht, sowohl in materieller (Aufbau eines Besitzstandes) wie in immaterieller (Vertrauen und Zusammenhalt) Hinsicht. Zu gestalten ist nicht mehr viel, wenn alles erreicht ist. Aber wie gesagt: Dein Vorschlag ist okay, wenn er der Beibehaltung des romantischen Grundtones dient. VG Ilka |
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14.06.2023, 19:43 | #18 | |
Hallo
Tut mir Leid aber auf mich wirken Anaphern nicht romantisch, eher repetitiv. Das ist nichts schlechtes, nur lässt es bei mir keinen Grundtenor entstehen, sondern eher den Eindruck mir etwas 4 Mal vorzuhalten. Was tun die Hände der Prot? Und sind sie in S3 und S4 noch Sinnvoll zu nennen, da sie dort gar keine aktive Rolle mehr spielen. Sie waren in S1 und S2 wichtig, danach werden sie nur noch genannt um sie gefühlt, erwähnt zu haben. Ich habe extra die Überarbeitung genommen, da mir die Diskussion um den Zeitsprung nicht mehr relevant erschien. Für mich zeigte er aber ein resümieren und schwelgen in Erinnerung, welches plötzlich wieder präsent wurde. Mehr nicht und mehr sollte er vermutlich auch nicht sein. Ein simples Mittel um von angesetzter Vergangenheit in Gegenwartsform sprechen zu können. Die Hände finde ich gut, aber ich hätte mir mehr Interaktion der Hände gewünscht. Ab der Hälfte wurden sie beiseite gelassen und galten nur noch der Einleitung und um die Anapher aufrecht zu halten. Zitat:
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15.06.2023, 14:59 | #19 |
Ja, vielleicht fehlt mir da einfach noch etwas Erfahrung in Liebesdingen, ich bin bei dem Wort "verwalten" einfach emotional gegen eine kleine Wand gelaufen, was ich am Ende sehr schade fand. Vielleicht nehme ich das Wort einfach härter als es ist; meine Frau kümmert sich grösstenteils um die Verwaltung unserer Lebensumstände in Richtung Geld, Besitz etc.
Es ist aber sehr interessant hier zu sehen, wie anders man doch so scheinbar eindeutige Worte deuten kann. Mit dem Wort "Geilheit" habe ich auch gar kein Problem, obwohl es etwas durch Umgangssprache und "Geiz ist geil"-Sprüche ausgelutscht wurde. Auch die Bäume geilen im Frühjahr ja aus, ich empfinde das Wort eigentlich als sehr ursprünglich und, trotz seiner "schmutzigen" Naturbezogenheit als merkwürdig rein im Sinne. Übrigens gefällt mir das Gedicht an sich sehr gut, es gibt Hoffnung für die ewige Liebe und lässt dabei die Realität nicht aus den Augen, deshalb wollte ich auch kommentieren. |
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