Zitat:
Zitat von curd belesos
Jeder baut sich sein eigene Hölle und jede Zeit formt die, die sie erleben.
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Gewiss, Curd. Wir waren jung in einer Zeit des Umbruchs, raus "aus dem Muff von hundert Jahren". Aber nicht jeder bekam das so hautnah mit wie die Studenten an den Universitäten. Wir einfachen Menschen aus den unteren Schichten wussten gar nicht, was genau vor sich ging, und so fehlten uns auch die Worte dafür. Wir klebten noch am Althergebrachten, wurden für eine Zukunft konditioniert, die der unserer Eltern und Großeltern glich - und das war's. Über das, was wir dennoch mitkriegten, konnten wir mit unseren Eltern nicht reden, denn sie verstanden es nicht. Wie auch? Wir verstanden uns ja selber nicht.
Moderne Begriffe wie Macho, Narzisst, Gaslighting und dergleichen gehörten noch lange nicht zu den gängigen Begriffen. Der gängigste und damals noch akzeptierte Begriff war "Hysterie", mit dem ausnahmslos Frauen belegt wurden, die aufmüpfig waren und sich Ungerechtigkeiten nicht gefallen ließen. Denen empfahl die Werbung, ihre Nerven mit "Frauengold" zu beruhigen, erhältlich in jeder Apotheke (!). Heute gilt es als nicht mehr schicklich, eine Frau als hysterisch zu bezeichnen, jetzt spricht man von einer "histrionischen Persönlichkeit". Mal sehen, wann sich das herumgesprochen hat und dieser Begriff ebenfalls inflationär wird.