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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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18.08.2022, 12:18 | #1 |
Am Mühlbach
Ein Laubblatt folgt
Den strömenden Schnellen In ungewisse Ferne Tanzt mit tausend Tropfen Von Stein zu Stein Entflieht knapp dem Versinken Bald ist's entschwunden hinab an den Kaskaden Dort springt es weiter umher Oder findet Ruhe An einem grünen Ufer |
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26.08.2022, 16:10 | #2 |
Hallo Sunyata,
ich bin mitgeschwommen. Ein schönes Bild hast du gemalt. Ich möchte jetzt gern das Laubblatt sein. Schwitz! Hab ich gern gelesen. Nette Grüße, Candlebee |
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26.08.2022, 23:37 | #3 | |
Hallo Sunyata
Dein Vers Libre wirkt auf mich wie 3 zusammengelegte Senryu mit 2 Distichen als einschub, um eine gedankliche Zäsur zu erzwingen in Form eines abfallenden Tonus, Inhaltlich an den Kaskaden orientiert und somit versinnbildlich dargestellt. Der Gesamttext wirkt, als wolle man in ihm 3 separate Gedanken formulieren, dessen Zusammenhang eher sprunghaft erscheint. Bzw werden für mich augenscheinlich 3 separate Metaphern in Aphorismen darstellen, die zufällig Zusammenhang vermitteln. Zitat:
Die Zäsur zwischen Ferne und Tanzt ist extrem hart, was den Augenschein erweckt, dass es sich um nicht zusammenhängende Texte handelt, die zu beginn aus Terzetten bestanden, in Form von Senryu. Die Kaskaden münden in Verwirbelungen, aus denen es für ein armes kleines Blatt nach dem Eintauchen kein entkommen gibt. Es wird auf Ewig am Fuße des Wasserfalles unter Wasser gedrückt werden und sich in der Verwirbelung im Kreise drehen. Es scheint in Mode zu sein Versanfänge Groß zu schreiben ohne ersichtliche Interpunktion. Mir persönlich sind das zuviele Großbuchstaben auf einmal. LG Mono |
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27.08.2022, 06:16 | #4 |
Forumsleitung
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Mir ist das Gedicht zu banal, Da wird ein Blatt auf der Wasseroberfläche getrieben, fällt einen kleinen Wasserfall hinunter und hakt sich dann am Ufer fest - na und?
Mein Blatt drehte sich wild im Kreise, versuchte, sich gegen die Strömung zu stemmen, klebte an einem Holz oder Felsen, um nicht mit dem Katarakt in eine Untiefe gepresst zu werden. Es tanzte und steppte auf den Wellen, um sie zu unterbrechen, scheiterte, denn alles fließt, wurde dennoch vom Katarakt mitgerissen und landete dann erschöpft an einem Ufer, um von einer Wasserratte gefressen zu werden. |
29.08.2022, 10:17 | #5 |
Nun, liebe Sunyata,
es mag an der Stärke deiner Bilder liegen, welche eine reflexartige Tabuisierung auslösen können. Manch Leser weiß seine tiefersitzende Angst nur noch mit dem Stempel der Banalität zu schützen. Und, man darf nicht vergessen, nicht jedem ist der geistige Transfer zu einer anderen Ebene gegeben, so dass die Bedauerlichkeit entstehen könnte, dass ein anderer sich u.U. mit der Banalität seiner eigenen Bilder abzufinden hat; vorrausgesetzt, dass man dem keine launenhafte Herabwürdigung oder gelangweilte Abgeklärtheit gegenüber deinen Zeilen unterstellen wollte. Aber zum Glück sind die Lesarten sehr unterschiedlich. Tot und Geburt, Liebe, Hass, Krieg, Frieden und Gerechtigkeit Stolz und Schönheit sind nunmal die großen Themen, die unser Lebensdrama ständig erfüllen. Wohl kaum ein guter Roman, der uns ansprechen will, kommt ohne eines dieser wuchtigen Elemente aus. Welche Assoziationen wollen bei mir spontan aufkommen. Ein welkes Blatt hat gelebt, es ist tot, und auf seiner letzten Reise (vllt. auf dem Styx) ist es bereit für eine Metamorphose. Das Blatt nimmt den Blick des Lesers mit ( vllt. in in Richtung Hades). Es ist kein ruhiger Abschied, er ist bewegt, begleitet von Vermutungen (3. Strophe). Der Grundgedanke einer japanischen Gedichtsform ist hier naheliegend, da er einen Nachklang erzeugt, welcher stark an eine Naturbeobachtung geknüpft ist. Wer will, kann sich mit in den Strom von unausgesprochenen Gedanken hineinziehen lassen. gerne gelesen, Donna |
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29.08.2022, 15:26 | #6 |
Dabei seit: 04/2022
Ort: dortmund, wlh dortmund, aplerbeck, allerstr. 40
Beiträge: 76
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Liebe Grüße Sunyata,
Hat mich unmittelbar angesprochen. Lob! |
29.08.2022, 15:41 | #7 | |
abgemeldet
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Zitat:
Als Erstes interessiert mich der Titel, da "Mühlbach" ein aufgeladener Begriff ist, den man nicht nur in Österreich findet. Auch in Deutschland besitzen "Mühlenweg" und "Mühlenbäche" ihre historischen Hintergründe, die nicht selten im Sorbischen verwurzelt sind. Mir gefällt die Form, sie wirkt leichtfüßig und unbemüht oder unbekümmert. Der Zeilenstil wirkt ungezwungen, greift metaphorisch tief in den Trickkiste. Beim ersten Durchlesen erinnern mich die Zeilen an Schowjeskies "Lerchentanz", in dem ein Blatt auf unmerkliche Weise zu einer Lerche wird - andererseits erinnert es mich aber auch an die ein oder andere Prosa von Rainer Maria Rilke und an die Leichtigkeit eines jungen Heines mit seiner Ich-Lyrik. Was mir am meisten gefällt, ist, dass das Werk den Lebensfluss zu entdramatisieren scheint, mit all den Höhen und Tiefen und das Ende lässt zweierlei Schlüsse zu: Es wird enden oder ankommen, aber in Frieden bzw. in Ruhe. Das ist sehr kulturoptimistisch und lässt auf eine sehr positive, intelligente und reife Lebenseinstellung des LI schließen. Es ist aber auch nicht falsch. Denn egal was vorher war, es wird danach unwichtig sein. Was aber immer gegeben ist, es führt irgendwohin. Geschrieben ist es wunderbar. Die Zeilen muten sehr locker an, keinerlei Zwang lässt sich erkennen. Diese Zwanglosigkeit ist vielleicht ein Abgeklärtsein. Ein wunderbares Werk, das ich sehr gern gelesen habe und in meine Favoriten aufnehme. |
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29.08.2022, 16:10 | #8 | |
abgemeldet
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Das sind in ihrer Differenziertheit neben den hier omnipräsenten pejorativen Pauschalkeulen mal wieder wohltuende Kommentare.
Zum Gedicht: Kann mich dem Lob nur anschließen, wunderschön, kontrastreich aber in sich stimmig und trotz der vermeintlichen Banalität über das exponierte Bild hinausgehend geschrieben. Auch für mich ein Fav Zitat:
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