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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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19.06.2022, 20:47 | #1 |
Kleiderbügel
Ein letztes Mal war er noch hier,
für immer ist er nun gegangen. Sein Duft, der haftet noch an mir, von allen Fasern eingefangen. Ganz tief im Stoffe festgekrallt so atme ich ihn rein und raus, noch während es im Kopf nachhallt: „Es wird so nichts, es ist jetzt aus.“ Da fällt mein Blick auf schwarzen Draht, nur schweigsam höhnend hängst du dort. Es scheint mir gleichsam wie Verrat, denn der, für den du hingst, ist fort. Ich nehme dich langsam herunter, die Sehnsucht macht den Magen flau. Und war das Leben vorher bunter, so ist jetzt alles einig grau. Ich häng dich in den Schrank hinein, denn dich zu sehen bringt nur Schmerz. Im Dunkel dort sperr ich dich ein – genauso wie mein Herz. |
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20.06.2022, 19:03 | #2 | |
Lieber Tollkühn,
das ist wunderschön geschrieben, es transportiert so viel Gefühl. Dies hier ist meine Lieblingsstelle in deinem Gedicht: Zitat:
Liebe Grüße |
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20.06.2022, 19:37 | #3 |
Hallo Mohrel,
freut mich, wenn dir das Gedicht gefallen hat! |
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21.06.2022, 12:34 | #4 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.674
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... wunderschön, irgendwie konnte ich mitfühlen, was mir als trockenem Asperger echt schwer fällt.
Leider stolperte ich bei "Ich nehme dich langsam herunter," und bei der letzten Zeile, nach meinem Versgefühl passen sie so nicht. wünsche schöne Träume |
21.06.2022, 16:36 | #5 | |
Ich stimme zu, ein schönes emotionales Gedicht.
Zitat:
Vielleicht „Ich ziehe dich herunter ..." |
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21.06.2022, 19:18 | #6 |
Forumsleitung
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Ich nehme dich aus dem Schrank heraus,
die Sehnsucht macht den Magen flau. Einst war das Leben ein bunter Strauss, doch jetzt ist alles mausiggrau. |
21.06.2022, 22:57 | #7 |
Danke für den Input..
Ich würde die Zeile folgendermaßen ändern: "Ich nehm dich langsam dort herunter" |
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21.06.2022, 23:30 | #8 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Dann wiederholst du das Wort "dort", das steht nämlich schon im zweiten Vers der Strophe. Finde ich nicht ideal, denn es wiederholt sich nicht nur, sondern steht außerdem an prominenter Stelle, nämlich als Endreim. Von wo der Bügel weggenommen wird, ist also bereits völlig klar. Da ließe ich den Vers lieber, wie er ist. Ich finde ihn ohnehin völlig in Ordnung. |
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22.06.2022, 07:25 | #9 |
Okay, anderer Vorschlag:
"Ganz langsam nehm ich dich herunter" |
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22.06.2022, 07:46 | #10 |
Forumsleitung
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Ich glaube, was manche Leser stört, ist das wenig aussagekräftige Adjektiv "langsam", denn es drückt nicht unbedingt ein Gefühl aus. Es ist einfach zu neutral, um das zu unterstreichen, was das Gedicht ausdrücken soll. Wie wäre es mit: "... In Schwermut nehm ich dich herunter ..." ?
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22.06.2022, 21:38 | #11 |
Hallo
Mein Vorschlag wäre Ich nehme dich bedacht herab, die Sehnsucht macht den Magen flau. bedacht unterstreicht das bedächtige und nachdenkliche und das Wort "herunter" würde ich fast als zu viel des ganzen betrachten, das Wort "herab" würde sich besser ins Lesen bringen lassen. Ich bin auch der Meinung, das "langsam" überhaupt nichts zum Gedicht beiträgt, es wirkt wie ein Füllsel. Lg Mono |
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22.06.2022, 23:21 | #12 |
Forumsleitung
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Gut gemeint. Aber wie reimst du auf "herab" im übernächsten Vers das Wörtchen "bunter"? Hierin liegt doch das Problem: Es soll nicht geopfert werden. Und worin soll der signifikante Unterschied zwischen "herab" und "herunter" bestehen?
Ich plädiere dafür, das Gedicht so zu lassen, wie der Autor es ursprünglich geschrieben hat. Offensichtlich hatte er das richtige Bauchgefühl. Was ist denn an diesem Vers so falsch, dass er nicht verstanden wird? Und wieso soll ein Autor, der sich für die Reimform entscheidet, nicht auch mal "um die Ecke" schreiben dürfen, damit der Reim passt? |
22.06.2022, 23:35 | #13 |
Ich hatte gar nicht bemerkt das gereimt wurde weil ich darauf auch tatsächlich gar nicht geachtet hatte.
Ich habe mich nur angeschlossen eine Lösung vorzustellen, interessant das erst nach meinem Vorschlag mal wieder der Rat kommt alles zu lassen wie es ist. Ich tue gut daran mich weiterhin nicht mehr so arg einzubringen denke ich. Verzeihung Lg Mono |
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23.06.2022, 00:01 | #14 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Dünnhäutigkeit hilft nicht weiter. Alles, was gedacht wird, kommt in den großen Topf für den künftigen Gebrauch. Und dann wird ein neues, schmackhaftes Gericht daraus. Deshalb gilt die Devise: Nie eine Blaupause, ein Manuskript, eine Idee, einen ersten Versuch wegwerfen. Lochen, abheften, auf den Schreibtich stellen und bei Bedarf wieder aufschlagen. |
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16.07.2022, 09:25 | #15 |
abgemeldet
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Moin Tollkühn,
das gefällt mir gut. Das Verlassenwordensein mit dem leeren Kleiderbügel zu verknüpfen ist eine gelungene Idee. Die sprachliche Umsetzung ist weitestgehend gelungen. Ein Beispiel: Dein Reim der mit "Nachhall" endet, müsste vom Schema her eigentlich auf der letzten Silbe betont werden. Nachhall betont man aber auf der ersten Silbe. Ich hatte mir: Noch während es im Kopfe hallt überlegt Bin aber auch nicht ganz zufrieden. Aber, ich finde die Idee verdammt gut und wie in der Diskussion erwähnt, sind das eher Kleinigkeiten. Gruß Pennywise |
16.07.2022, 20:54 | #16 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hei Tollkühn,
dein Gedicht ist es wert, sich damit zu beschäftigen. Hier mein Vorschlag zu den diskutierten Punkten: Ein letztes Mal war er noch hier, für immer ist er nun gegangen. Sein Duft, der haftet noch an mir, von allen Fasern eingefangen. Ganz tief im Stoffe festgekrallt so atme ich ihn rein und raus, noch während es im Innern hallt: „Es wird so nichts, es ist jetzt aus.“ Da fällt mein Blick auf schwarzen Draht, nur schweigsam höhnend hängst du dort. Es scheint mir gleichsam wie Verrat, denn der, für den du hingst, ist fort. Ich nehme dich ganz sacht herunter, die Sehnsucht macht den Magen flau. Und war das Leben vorher bunter, so ist jetzt alles einig grau. Ich häng dich in den Schrank hinein, denn dich zu sehen bringt nur Schmerz. Im Dunkel dort sperr ich dich ein – genauso wie mein wundes Herz. LG Nöck |