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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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19.12.2021, 13:46 | #1 |
Dabei seit: 12/2021
Ort: irgendwo in Österreich
Alter: 37
Beiträge: 35
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Kinder
Es hängt im frühen Morgenrot,
an einen Pfahl so ganz allein, ein kleines Kind, es ist fast tot, hat keine Stimme mehr zum Schreien. Die Krähen fliegen ihre Kreise, Gedärm und Blut fällt aus dem Leib, Gevatter Tod spricht zu ihm leise, doch was er sagt, der Wind vertreibt. Dann geht er ab, der alte Tod, das Kind erleidet großen Schmerz, die Äuglein nass, aus blau wird rot und dann erlischt das kleine Herz. Wer hat gerichtet des Kindes Leben, das junge Fleisch, so sanft und zart, nur weil es stahl, anstatt zu geben, weil es doch nichts zu geben hat? Es musste sterben im kalten Schnee, nur weil ihr eure Regeln macht. Ihr tut als wäre nichts gewesen, verbrennt den Leichnam in der Nacht. Und so geschieht es Tag für Tag, an vielen Orten dieser Welt, wo Kinderträume, Träume bleiben, das Rettungsboot am Riff zerschellt. Wer die Moral sucht, sucht vergebens, es werden immer Kinder sterben. Gequält, geschlagen und missbraucht, ein Spiegel voller Scherben |
08.01.2022, 18:26 | #2 | |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Das ist der einzige Vers in deinem Gedicht wo ich dir folgen kann:
Zitat:
Ich bin auch erschüttert über Kindersoldaten und ihr Sterben, über Kinder-Prostitution, über den Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche und über das, was in manchen Familien abgeht. Aber dein Text ist reine Phantasie. Wo werden denn heute Kinder so hingerichtet, so zu Tode gequält? Mir kommt es eher so vor als ob du hier deine Phantasien unter dem Deckmäntelchen des Mitleids für die armen Kinder auslebst. Das zeigt auch der Satz: "nur weil es stahl, anstatt zu geben" Wer wird bestraft, weil er nichts gibt? Was hätte das Kind denn geben sollen? Ich kann es mir denken... Dein Gedicht verhöhnt die Kinder, die real leiden. So Phantasien wären besser in der Schublade deines Nachttisch aufgehoben. Aber vielleicht hast du keinen. Corazon |
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08.01.2022, 19:52 | #3 |
Dabei seit: 12/2021
Ort: irgendwo in Österreich
Alter: 37
Beiträge: 35
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Hallo Corazon,
kein Grund gleich persönlich zu werden. Woher weißt du so genau wie es in anderen Regionen der Erde zugeht? Ich habe 5 Jahre lang in Haiti gelebt und gearbeitet. Als Sanitäter habe ich das Land und seine Menschen kennengelernt. Die faschistische Regierung die wegsieht. Die Bürgerkriege die weiterhin dort herrschen obwohl sie vorbei sind. Und die Kindersklaverei und Opfer in den Vodookreisen. Die Bokor haben dort die Überhand und werden sogar noch verehrt. Und auch in unserer Gegend gab es genügend solcher Vorfälle. Denk zurück an 1212... Ich habe das Gedicht auch in die Kategorie Düster gesteckt. Ausfällig musst du nicht werden. Wenn es dich erschüttert oder es dich schmerzt es zu lesen, dann lass es bitte bleiben. Liebe Grüße aus Österreich |
08.01.2022, 20:38 | #4 | |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Zitat:
Corazon |
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09.01.2022, 14:13 | #5 | |
Zitat:
man kann über stilmittel sicherlich streiten. hier aber wird die absicht des autors sehr klar. es geht ihm nicht ums delektieren an diesem tod - es geht ihm darum, das problem des ausnutzens, quälens und verhungernlassens von kindern anzuprangen. lg W. |
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09.01.2022, 14:21 | #6 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Das glaubst du. Ich glaube etwas anderes. Und da ich nie über Glaubensfragen diskutiere ist die Diskussion darüber hier für mich schon zu Ende bevor sie begonnen hat.
C. |
09.01.2022, 20:01 | #7 |
09.01.2022, 22:43 | #8 |
Forumsleitung
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Kein Grund zum Streiten. Wennd der Autor auf seine persönlichen Erfahrungen hinweist, die er in diesem Gedicht zu verarbeiten versucht hat, könnte man darüber erst einmal nachdenken, statt ihm andere Absichten zu unterstellen oder ihn abzubügeln.
Ob das Gedicht gut oder weniger gut gelungen ist, bleibt ein anderes Thema. Handwerklich sehe ich Verbesserungsbedarf. Ich erkenne zwei unterschiedliche Teile, so dass sich für mich die Frage stellt, ob der Autor sie nicht besser getrennt voneinander, also in zwei Gedichten, verarbeitet hätte. Teil eins ist ein reiner Zustandsbericht, eine Beobachtung, die wertfrei ist und mit "erlischt das kleine Herz" endet. Protagonist ist hier ein einzelnes Kind, wobei offen bleibt, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Es folgt eine mittlere - die vierte - Strophe als Brücke zum zweiten Teil, der vom Kind zum "ihr", also zu den Tätern übergeht: Wer hat das Kind gerichtet? Teil zwei klagt die Täter an, jedoch nicht diejenigen des Kindes aus dem ersten Teil des Gedichts, sondern die Täter, die in der ganzen Welt Unheil über viele Kinder bringen. Fazit: Es gibt keine Moral, und deshalb wird dieses Elend immer bleiben. Was als schauriges Einzelschicksal geschildert wird, endet quasi in einem globalen Rundumschlag mit moralisch erhobenem Zeigefinger. Das kann man machen, muss aber damit rechnen, dass sich die beiden Teile gegenseitig die Wirkung nehmen: Das schauderhafte Schicksal des einzelnen Kinders verschwindet in der Anonymität zahlloser Kinder, die rundum auf der Welt zu Tode geschunden werden. Zum Handwerk: Das Adjektiv "früh" i.V.m. "Morgenrot" ist überflüssig, denn die Morgenröte wird kaum am Mittag oder Abend erscheinen. Die beiden ersten Verse der zweiten Strophe sind ungeschickt formuliert, denn der Leser bringt zunächst die Gedärme mit den Krähen in Verbindung. Auch der Vers "das junge Fleisch, so sanft und zart" ist unbedacht gewählt, denn er klingt beinahe anzüglich. So spricht ein Freier über ein minderjähriges Mädchen in einem Bordell, aber nicht über ein unschuldiges Kind, das Opfer einer unmenschlichen Justiz geworden ist. "der junge Leib, so wehrlos zart" wäre eine Alternative. "ein Spiegel voller Scherben": Wie soll man sich das vorstellen? Meiner Beobachtung nach ist ein Spiegel ein glattes, mit einer silbernen Substanz beschichtetes Glas (laienhaft ausgedrückt), in dem man sein Spiegelbild betrachten kann. Das Glas könnte Sprünge haben, aber das sind noch keine Scherben. Wenn ein Spiegel zu Scherben zerfällt, ist er kein Spiegel mehr, sondern er ist zu vielen einzelnen Spiegelscherben und -splittern zersprungen. Viele Formulierungen in diesem Gedicht sind reichlich bemüht und so sehr dazu angetan, irgendwie einen Reim hinzubiegen, dass die meisten Bilder danebengegangen sind. Dennoch ist das, was der Autor inhaltlich dem Leser vermitteln will, verständlich. An seiner Stelle würde ich den ersten Teil des Gedichts herauszunehmen und überarbeiten, und zwar so, dass allein darin bereits mit aller Wucht ein Beispiel für das Elend aller Kinder in der Welt erkennbar würde. Das ist natürlich allein meine Vorstellung, die niemand teilen muss. |
09.01.2022, 23:55 | #9 | |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Zitat:
Auch die Wahl der Rubrik finde ich nicht uninteressant. "Düstere Welten und Abgründiges". Das passt tatsächlich besser als "Zeitgeschehen und Gesellschaft". Corazon Geändert von C.Alvarez (10.01.2022 um 01:53 Uhr) |
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