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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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07.04.2021, 08:28 | #1 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Les testicules
Der Märchenfrosch ist höchst verbittert,
denn die Prinzessin hat getwittert, allein mit Kugel aufzutauchen, reicht nicht, um in ihr Bett zu krauchen. Statt goldner Kugel liebt sie Klöten, damit ließ sich vorzüglich spielen. Der arme Frosch ist schwer in Nöten, man sieht ihn bang nach unten schielen. Denn unser armer grüner Junker hat leider winzig kleine Klunker. Mit denen ist kein Staat zu machen, er hört schon die Prinzessin lachen. Er ist erledigt, wie von Sinnen, und stürzt sich von des Turmes Zinnen. Geändert von Nöck (07.04.2021 um 13:58 Uhr) |
07.04.2021, 08:55 | #2 | |
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Zitat:
In Strophe 3 hätte ich geschrieben: ... Mit denen ist kein Staat zu machen. Damit wäre das kurz aufeinanderfolgende da(mit) ... da vermieden worden. In dem Schluss-Zweizeiler gehört hinter "Sinnen" ein Komma. Oder aber: Er ist erledigt, wie von Sinnen / stürzt er sich von des Turmes Zinnen. Das sind nur Kleinigkeiten, die optional zu überlegen wären. Liebe Grüße Ilka |
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07.04.2021, 10:24 | #3 |
Märchen eignen sich vorzüglich, sie ins Lächerliche zu ziehen. Sie sind irrational, scheinbar altmodisch, und können sich nicht wehren. Das heißt nicht, das sei ungehörig - man kann das gut und gerne tun. Aber der Witz ist oft flach und hat mit dem Stoff, den man da verhackstückt meist nicht mehr zu tun als die Biowurst mit dem "glücklichen" Schwein vom Biobauern.
So gesehen passt der französische Titel zur Alternativversion des Grimmschen Märchens. Das Twittern, vor allem aber die auf den Kopf gestellte Rollenverteilung zwischen Prinzessin und Frosch (in Grimms Märchen ist der Frosch der Fordernde) holen die Geschichte nur oberflächlich in unser Zeit. Aber was ist damit gewonnen? Die raffinierte Umwandlung in einen abgegriffenen Witz? Ein irrlichtender Beitrag zur aktuellen Geschlechterdebatte, Indem man die komplexe Psychologie des Märchens auf moderne Geschlechterklischees reduziert? Entscheidend am Grimmschen Froschkönig ist doch, dass er mit dem Wiederbringen der Kugel einen Hebel findet, der sonst unerreichbaren Prinzessin etwas abzuverlangen. Und dass diese erst durch ihre tätliche Abwehr mit dem Prinzen "belohnt" wird. Man muss diese Belohnung, die in die Hochzeit mündet, auch als Erwachsenwerden verstehen. Mal abgesehen von der Gleichsetzung von Hochzeit und Erwachsensein ist es also eine alles andere, als überholte Geschichte. Gerade wenn man die aktuellen Diskussionen über Machtverhältnisse und Rollenverteilungen zwischen den Geschlechtern verfolgt. FG Saturnia |
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07.04.2021, 11:57 | #4 |
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07.04.2021, 12:12 | #5 | |
Zitat:
FG Saturnia |
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07.04.2021, 12:21 | #6 |
abgemeldet
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Hi Noeck, wieso die eine Elision in S1? Z.B. so: mit nur der Kugel ... (es ist ja eine bestimmte, der Prinzessin schon bekannte Kugel, und NUR betont sitzt inhaltlich wunderbar, schlussendlich will sie mehr )
LG Lorenz |
07.04.2021, 12:37 | #7 |
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Das kann ich nicht bestätigen. An Märchentemen lehnen sich Satiriker und Kabarettisten eher selten an. Märchen behandeln viel zu sehr fundamentale Themen des menschlichen Daseins, um für die Abarbeitung aktueller politischer Themen geeignet zu sein. Sie sind basal und zeitlos und geifen dauerhafte psychische Belange auf, auch wenn sie ihre Wurzeln in der Romantik haben.
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07.04.2021, 13:00 | #8 | |
Zitat:
"Satiriker und Kabarettisten" sind zudem normalerweise nicht die problematischen Kandidaten, wenn sie sich mit Märchenstoffen befassen. Eher schon Popmusiker und Hobbydichter - eben die Klientel, die oft einen persönlichen Bezug zu dieser Literaturgattung oder halt literarisches Gespür vermissen lässt. FG Saturnia |
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07.04.2021, 13:55 | #9 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ich erlaube mir mal, noch die zwei Zeilen, die sehr offensichtlich fehlen, zu ergänzen:
Jedoch im Hof, da stand ein Brunnen, der Mord an sich - wie doof - mißlungen. |
07.04.2021, 13:56 | #10 | ||
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
Hallo Saturnia, du gibst offensichtlich nur durch die Blume ( in längeren Abhandlungen) zu erkennen, was du von Gedichten über Märchen hältst. Nun gut. Deine Bemerkungen wie z.B. "billige Kulisse" oder "die Klientel, die oft einen persönlichen Bezug zu dieser Literaturgattung oder halt literarisches Gespür vermissen lässt." Trotzdem danke für die aufgezeigten Hintergründe. Zitat:
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07.04.2021, 19:13 | #11 |
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Falsch. Märchen gehen auf Tradition zurück und wurden erst in der Romantik gesammelt. Ihre Wurzeln reichen bis weit in Zeiten zurück, in denen nur mündliche Überlieferung möglich war. Sie sind nicht im Zeitalter der Romantik gewachsen, sondern wie von einer blühenden Wiese gepflückt und dann mehrfach überarbeitet worden, um ihnen die Härten zu nehmen. Erst so konnte sie als Kinder- und Hausmärchen veröffentlicht werden.
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19.04.2021, 08:58 | #12 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
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19.04.2021, 10:28 | #13 | |
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Zitat:
Bei den Sammlungen der Grimms handelt es sich um Volksmärchen, obwohl auch sie Kunstmärchen aufgenommen haben wie z.B. von Wilhelm Hauff. Auch Andersen hat Märchen entstammen nicht der erzählerischen Tradition, sondern sind selbst gedichtet. Sicher ist aber richtig, dass alle Märchenmotive auf weit zurückliegende Urbilder zurückgehen, die weltumspannend waren. |
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20.04.2021, 08:36 | #14 | ||
Dabei seit: 12/2009
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Beiträge: 2.662
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Zitat:
Zitat:
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