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04.02.2021, 09:09 | #1 |
Warum ich gerade keine Geschichten mehr schreibe
Weil es nicht mehr geht. Heutzutage finden keine Geschichten mehr statt. Es findet überhaupt nichts mehr statt außer lächerlichen „Impfgipfeln" und der Ankündigung einer weiteren Lockdown-Verlängerung. Anscheinend sind noch nicht genug Läden pleite gegangen. Aber wen interessiert das. Solange mein eigenes Gehalt stimmt und ich keine Existenzangst haben muss, kann ich den Lockdown doch ununterbrochen gut finden. Selbst bei einer Inzidenz von knapp 22,8. Ist schließlich nicht 0. Es ist unglaublich, was sich die Leute einreden lassen.
Wie gesagt, ich kann keine Geschichten mehr schreiben. Heutzutage dürf(t)en sich ja meine Protagonisten gar nicht mehr frank und frei treffen oder etwas unternehmen. Angenommenen, ich schreibe über Ilse und Andreas, die beiden können ja weder ins Kino oder Restaurant gehen noch in Urlaub fahren, und sich auch nicht mit einem anderen Paar treffen. Also nix mit Konflikt. Vielleicht könnten sie sich darüber streiten, welche Masken sie aufziehen, FFP2 oder OP-Masken. Aber das war es schon. Ich weiß, es gibt Autoren, die schreiben trotzdem auch heutzutage Geschichten, in denen alles so wie früher ist. Bei mir geht das nicht. Mich ärgert die Gegenwart viel zu sehr dafür. Tja, tut mir leid, dass ich nichts Aufregenderes geschrieben habe. Aber das Leben ist zurzeit eben langweilig und deprimierend. Ich passe mich nur an. Und jetzt kommt nicht der Schlussatz, auf den Sie schon gewartet haben. Sondern: Machen Sie es gut! |
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04.02.2021, 15:09 | #2 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.467
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Könntest doch einen Actionthriller schreiben, in dem Ilse und Andreas Spahn entführen und ein Ende des Lockdowns fordern. Und dann werden sie erschossen und die Bevölkerung empört sich. Und es bildet sich die Terrororganisation Querflöte die Anschläge auf politische Gebäude plant.
Zb. Einen Fuß auf die Bundestagstreppe setzen und Bella Chau rufen |
04.02.2021, 16:11 | #3 |
Forumsleitung
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Gerade dann, wenn man eingeengt ist, so dass man ständig aufeinander hängt, brechen Konflikte aus. Das kann bis zum Totschlag eskalieren. Vordergründig wegen Nichtigkeiten wie die stinkenden Socken auf dem Frühstückstisch - die aber in Wahrheit nur Stellvertreter für tieferligende Probleme sind.
J.-P. Sarte hat daraus ein Bühnenstück gemacht: "Geschlossene Gesellschaft". Aber es gibt auch die Singles, von denen mancher sich durch die Langeweile quält. Oder auch nicht, denn wie die Neurowissenschft herausgefunden hat, ist es gerade das Abschalten und die darauffolgende Langeweile, die den Kopf für kreative Ideen freimachen. Okay, du wolltest nicht über ein Sachtheme kommunizieren, aber vielleicht kommt mein Einwand als Anschub für eine Geschichte, geschrieben in der Zeit der Covid-19-Restriktionen. |
04.02.2021, 19:04 | #4 | ||
Zitat:
das ist echt eine geile Idee ! Hallo Ilka, das Bühnenstuck klingt interessant. Danke für den Hinweis. Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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04.02.2021, 19:14 | #5 |
Forumsleitung
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Ich dachte nicht an dich als Autorin, sondern an den Protagonisten einer Geschichte. Stelle dir vor, er ist dazu verdammt, nur im Notfall die Wohnung verlassen zu dürfen. Eine Epidemie hat sich so in seine Stadt eingefressen, dass sie abgeriegelt ist und die Straßen auf eine geradezu Orwell'sche Art und Weise von Patrouillen kontrolliert werden. Die Frau, die er liebt, lebt aber in einem anderen Ort, der nicht von einer Epidemie heimgesucht ist. Allerdings darf dort niemand aus seiner Stadt hinein.
Zuerst versucht er, sich abzufinden und zu hoffen, dass der Ausnahmezustand nicht lange anhält. Er beginnt sich zu langweilen. Er braucht Menschen, vor allem seine Freundin. Seine Sehnsucht wächst. Dann beginn er nachzudenken, wie er die Patrouillen überwinden und die Stadt verlassen kann. Und wie er in den Ort seiner Freundin hineinkommt ... Und welche Strategie er sich zurechtlegen muss für den Fall, dass er erwischt wird. Die uralte Story von den beiden Königskindern, die man nicht zusammenkommen lässt - aber neu erzählt, So ungefähr könnte ich mir eine Geschichte vorstellen. Die Zeit spielt keine Rolle, solche Geschichten können zu allen Zeiten überall spielen. Man kann sie auch locker in die Zukunft verlegen und eine Krankheit erfinden, die es noch nie gab. |
05.02.2021, 08:07 | #6 | |
Zitat:
Übrigens gibt es zu dem Thema schon eine Geschichte hier, nicht von mir, von Andri: https://www.poetry.de/showthread.php?t=92286 Aber die Idee mit den Königskindern, die nicht zusammen kommen können, ist gut, danke. Könnte z. B. auch In West- und Ostberlin spielen, zu Zeiten des Kalten Krieges. |
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05.02.2021, 13:00 | #7 | |
abgemeldet
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Zitat:
in einem fernen land ist es so brauch dass die kinder aus den zwei namhaftesten familien untereinander heiraten - nur so wird sicherheit und beständigkeit in dem kleinen fernen land gewährt - dummerweise haben die beiden familien zur zeit aber nur zwei heiratsfähige kinder: zwei söhne .... alle liebe in euren tag |
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05.02.2021, 16:58 | #8 | |
Liebe Silbermöve!
Du bist mit deinem Groll nicht allein! Zitat:
VG Pitti |
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05.02.2021, 19:28 | #9 | ||
Zitat:
Fantasy-Geschichten sind nicht so mein Ding. Zitat:
ich würde den Actionthriller von Frankie auch gerne lesen! Was den Groll angeht, bin ich auf nächste Woche gespannt. Bei uns sind Im März Landtagswahlen. Wenn bei einer Inzidenz von 22,8 in der Stadt (mein letzter Stand) tatsächlich ohne die geringsten Argumente außer einer kopflosen Angst vor Mutationen der Lockdown verlängert wird, denke ich schon, dass dies Auswirkungen auf einige Wähler haben wird. Gerade nochmal nachgeschaut: Inzwischen liegt der 7-Tage-Inzidenzwert bei 20,6. Bin gespannt, ob bei der Konferenz nächste Woche gekuscht wird... LG DieSilbermöwe |
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05.02.2021, 22:39 | #10 |
Gast
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Liebe Silbermöwe,
ich kann dich nur allzu gut verstehen. Es ist mir oft unfassbar wie leicht manche Gedichte und Geschichten schreiben als wäre nichts. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, soll ich das bewundern? Aber es geht mir wie dir, diese quälende Gleichschaltung aller Presse, die Zensur in den Köpfen wie faulender Käse, die Beweihräucherung des Gehorsams, des Denuziantentums, dieser Triumph der absoltuten Spießer...dieses Glück der Selbstreduktion. Es ist so viel Wut in einem, in welcher Geschichte soll das leben können? Und in meinen Geist soll Phantasie sein und lyrische Gedanken? Es scheint einem zutiefst verlogen, unecht, sich selbst als bedeutungslos entlarvend. Aber liebe Silbermöwe wir werden wieder gesunden und ja wir werden wieder schreiben. Viele Grüße, Andri |
06.02.2021, 11:46 | #11 | |
Lieber Andri,
Zitat:
Ansonsten gebe ich dir mit allem recht, vor allem mit dem Glück der Selbstreduktion. Ich habe mich immer gewundert, was die Leute früher am Puritanismus gefunden haben. Manchen scheint das tatsächlich Spaß zu machen. LG DieSilbermöwe |
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