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11.09.2020, 13:15 | #1 |
Der reine Ekel
Es ist sieben Uhr am Morgen, ich liege im Bett und meine Blase meldet: maximale Füllhöhe erreicht.
Verschlafen reibe ich mir die Augen und gähne. Mühsam krieche ich aus dem Bett und weiß genau, was mich erwartet. Der reine Ekel. Ich sitze noch auf der Bettkante, und schon sind sie wieder da. Die hässlichsten Kreaturen, die ich je gesehen habe. Mit ihren fünf Tentakeln, deren Ende mit einer grauen Hornplatte versehen ist, liegen sie vor mir auf dem Fußboden. Augenlos, mundlos und platt wie zwei mausgraue Fischfilets. Sie geben keinen Laut von sich, aber in meinem Kopf höre ich ihre imaginären Stimmen, die mir keinen guten Morgen wünschen, sondern sich in abfälliger Weise über mich lustig machen. Sie sind immer da, schon seit ich denken kann. Als ich noch jung war, saß ich eines Tages bei meinem Hausarzt, nahm all meinen Mut zusammen und erzählte ihm von meinem Problem. Es war die Zeit, als Ärzte noch als Halbgötter in weiß galten. Er schüttelte nur seinen weißhaarigen Kopf und meinte, ich solle mich nicht so anstellen. Meine Abscheu vor ihnen, und die Stimmen, die ich glaubte zu hören, seien keine Krankheit. Daraus resultiere, dass es auch kein Medikament gäbe, dass er mir verschreiben könnte. Ich solle mich auf das Wesentliche im Leben konzentrieren. Dann stand er aus seinem Sessel auf, und bedeutete mir, dass für ihn das Gespräch beendet war. Das war das einzige Mal, dass ich mit einem Menschen von Angesicht zu Angesicht über die Sache geredet habe. Und ich werde es auch nie wieder tun. Dessen bin ich mir sicher. Bei der Erinnerung an die Worte dieses Arztes, merke ich, dass die Stimmen der Kreaturen in meinem Kopf verstummt sind. Ich schlurfe ins Bad und gehe meiner morgendlichen Routine nach. Als ich meine Kleider anziehe, freue ich mich auf eine duftende Tasse Kaffee, und darauf, wie ich, wie jeden Tag, diese beiden Monster zum Schweigen, und aus meinem Blickfeld bringe. Ich ziehe frische Socken über sie, und stecke sie in meine sauber geputzten Schuhe. |
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11.09.2020, 16:15 | #2 |
Hallo Tommi,
du weißt, wie man Leser unterhält; deine Sprache ist angenehm, witzig und fließend. Sie trägt einen durch die Geschichte. Am Ende, bei der Pointe, fragt man sich aber: Wofür der ganze Aufwand? Für einen Schenkelklopfer? Was ich meine: die Pointe verflachte die Mühe und den Aufwand der Sprache, die ja auch Erwartungen weckt. Kommt es wirklich nur auf die Pointe an, liegt in der Kürze die Würze. Gruß Wolfgang |
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12.09.2020, 12:35 | #3 | |
Hallo wolfgang,
danke für deinen Kommentar. Es ist schade, dass du mit der Pointe nicht einverstanden bist. Aber immerhin hat sie für einen Schenkelklopfer gereicht. Und ehrlich gesagt: mehr wollte ich auch nicht. Zitat:
Deshalb werde ich versuchen, mich beim nächsten Mal bei der Pointe zu verbessern LG Tommi |
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