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07.08.2020, 10:54 | #1 |
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Das Wunschkind
Prolog
„Ich lasse mir mein Kind nicht wegnehmen!“ „Mein Kind. Nicht deins.“ „Ich habe Benjamin großgezogen, ich bin sein Vater.“ „Du bist nicht sein Vater.“ „Das entscheidet das Gericht.“ „Ich bin die Mutter. Das ist die Entscheidung.“ „Aber du liebst Benjamin nicht.“ „Danach fragt kein Richter.“ Benjamin Das Testergebnis war niederschmetternd. „Sie sind nicht zeugungsfähig, Herr Kramer. Wenn Sie und ihre Frau ein Kind haben wollen, bleiben ihnen zwei Möglichkeiten: Adoption oder Samenbank.“ Karolus sackte in sich zusammen. Nicht zeugungsfähig. Kein richtiger Mann. Auf ganzer Linie versagt. Nicht mehr wert als eine Drohne, die man aus dem Stock wirft, nur dass die Drohne zuvor ihre Bestimmung erfüllt hat. Im Gegensatz zu ihm, der gerammelt hatte, bis er glaubte, seine Ohren seien um dreißig Zentimenter gewachsen. Und die er jedesmal hängen ließ, wenn Ines ihre Tage bekam und in Tränen ausbrach: „Wieder nicht geklappt.“ Je mehr Karolus auf seinem Stuhl schrumpfte, umso mehr blühte Ines über ihn hinaus. „Wie geht das mit der Samenbank, Doktor?“ Der Arzt klärte sie auf und gab ihr die Adresse seines Vertrauens. Karolus, bis zu den Haarwurzeln entmachtet, stimmte der Befruchtung seiner Frau durch den Samen eines anonymen Spenders zu. Als er wieder klar denken konnte, war es zur Umkehr zu spät, denn Ines war im fünften Monat schwanger. Sie hatte göttliche Formen angenommen und erschien ihm ungeheuerlich attraktiv, so dass ihr gemeinsames sexuelles Erleben intensiver war als je zuvor. Das Kind, ein Junge, kam untergewichtig zur Welt, und weil es so zart war, nannten sie es Benjamin. Die Scheidung Das Zimmer wirkte amtsstubig und ungemütlich. Der Richter, ein Mann in den besten Jahren, dem man ein ordentliches Maß an Erfahrung zutrauen konnte, erhob sich von seinem Schreibtisch und setzte sich auf einem der beiden Besucherstühle Benjamin offen gegenüber, um die Atmosphäre aufzulockern. „Etwas dagegen, wenn ich dich duze?" „Schon okay.“ „Du willst bei deinem Vater leben?“ „Das will ich.“ „Obwohl du weißt, dass er nicht dein Vater ist?“ „Er ist mein Vater.“ „Deine Mutter will …" „Sie ist nicht meine Mutter.“ „Sie hat dich geboren.“ „Wenn schon … jede Ratte ist eine bessere Mutter. Ich will zu meinem Vater.“ Der Richter nahm eine Mappe vom Schreibtisch und schlug sie auf. „Wir haben Dokumente vorliegen, die bestätigen, dass sich Ines Kramer, geborene Matthes, am … „Können Sie sich sparen. ich will zu meinem Vater.“ „Tut mir leid, Junge. Karolus Kramer ist nicht dein leiblicher Vater. Das Gericht hat deshalb entschieden, das Sorgerecht deiner Mutter zu übertragen.“ „Der Teufel soll sie holen!“ „So spricht man nicht über seine Mutter, Benjamin.“ „Ist mir egal. Ich hasse sie. Und sie hasst mich. Sie tut das nur, um meinem Vater eins auszuwischen.“ Der Richter seufzte und schlug die Mappe wieder zu. „Ich habe versucht, mit ihr darüber zu reden.“ „Sinnlos … ich weiß.“ „Wenn ich sonst noch etwas für dich tun kann …“ Benjamin sah ihm einige Sekunden lang intensiv in die Augen, ehe er antwortete. „Bestimmt. Nicht jetzt. Aber bald.“ Dem Richter fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Er stellte keine Fragen. |
07.08.2020, 11:48 | #2 | |
Spannend. Gibt es eine Fortsetzung?
Kleine Anmerkung und ein Vertipperchen: Zitat:
Bei der Drohne, die man aus dem Stock wirft, dachte ich zuerst an einen Minihubschrauber, den man aus einer Etage wirft. Klar, macht keinen Sinn. Muss eine Biene sein und ein Bienenstock. Bei "im Gegensatz zu ihm" war mir nicht sofort klar, wer "ihm" ist, weil ich dachte, der "Gegensatz" bezieht sich auf das "Aus-dem Stock-werfen" und nicht auf das "Bestimmung-erfüllen". Aber das liegt eher an mir; ich bin jetzt müde und kann mich nicht mehr gut konzentrieren. Aber vielleicht wäre es eine kleine Verbesserung, wenn Punkt und Komma so verteilt würden: "Nicht mehr wert als eine Drohne, die man aus dem Stock wirft. [Punkt] Nur dass die Drohne zuvor ihre Bestimmung erfüllt hat, [Komma] im Gegensatz zu ihm, der gerammelt hatte, ..." Es sind halt so Sachen, die erst beim Weiterlesen sich selbst erklären. Es funktioniert schon. Aber das Mitdenken in Echtzeit stockt kurz. Ahoy P. (zu Bett gehend) |
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07.08.2020, 12:39 | #3 |
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Danke, Pjotr, für den Hinweis auf den Typo. Korrigiert.
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10.08.2020, 00:17 | #4 |
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Der Vergleich zur Drohne aus dem Bienenstock ist für mich unpassend. Denn die Drohnen begatten und befruchten die Königinnen tatsächlich erfolgreich und sind nicht neutral also zeugungsunfähig. Sie werden nicht aus dem Bienenstock geworfen.
Warum dem Richter ein kalter Schauer über den Rücken lief ist mir nicht erklärbar. Er müsste normalerweise emotionell außerhalb dieser Angelegenheit stehen. |
10.08.2020, 01:01 | #5 | |
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Zitat:
Es müssen auch nicht alle Eier befruchtet werden. Aus den unbefruchteten Eiern schlüpft die nächste Drohnen-Generation. Das kann bei einem Richter allgemein zu erwarten sein, letztendlich sind sie aber auch nur Menschen. In meiner Geschichte haben wir es allerdings mit einem Jugendrichter zu tun, und da spielen Gefühle durchaus eine Rolle. In unserer Kanzlei hatten wir jedenfalls eine ehemalige Richterin, die aus emotionalen Gründen diesen Job mit den Jugendlichen nicht mehr machen wollte. Sie sah in der Verurteilung von Jugendlichen alles andere als einen Weg in die richtige Richtung. |
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10.08.2020, 01:05 | #6 |
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Ja – nur dein Protagonist ist nicht eine von vielen 1000 drohnen. Und somit auch nicht vergleichbar mit einer. Sonst hätte die Mutter mehrere dutzend Männer zur Begattung an stelle einer Samenbank heranziehen müssen. Auch das geht aus der Geschichte nicht hervor. Aber wie ich dem Text entnehmen kann war sie nur mit diesem Mann zusammen.
und was die Emotionen des Richters betrifft, es ist deine Geschichte. Ich gehe davon aus, dass ein Großteil der Richter relativ wenig Gefühle bei einer Verhandlung hat. Außer sie ist so dramatisch und es geht um Mord und Gewalt und ich habe den Sohn der Frau - Sein Alter geht nicht hervor - auch als völlig übertrieben hasserfüllt empfunden. somit würde ich gern sein Alter wissen. Na außerdem frage ich dich: der Mann hat den Knaben erzogen, hat er nicht zwingend miterlebt welches Verhalten der Mutter diesen wahnsinnigen Hass ausgelöst hatte? Diese Dinge gehen nicht im geringsten aus dem Text hervor. |
10.08.2020, 01:11 | #7 | |
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Zitat:
Biologisch gehen Vergleiche zwischen Tier und Mensch nie auf ... logischerweise. Dennoch gibt es auch Vergleiche mit Spinnenweibchen, wenn sich ein Mann von einer Frau "einverleibt" fühlt. |
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10.08.2020, 01:12 | #8 | |
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Zitat:
Bestenfalls wäre so ein Mann als Lustobjekt benutzt worden. Und das wird auch die Drohne nicht. Ich kann die Empfindungen dieses Mannes einfach nicht nachvollziehen. Unfruchtbarkeit ist keine Katastrophe. Und er muss ja ein extremer Rammler gewesen sein. Auch das stört mich ein wenig. |
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10.08.2020, 01:17 | #9 |
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Ralfchen, mit Metaphern hast du es nicht. Wenn jemand schlau wäre wie ein Fuchs, wäre er in Wirklichkeit ziemlich dumm ... jedenfalls für das Leben in der Menschenwelt. Aber jeder weiß, wie es gemeint ist.
Ein Gemüt wie ein Pferd ... aber welches Gemüt hat ein Pferd wirklich? Falsch wie eine Katze ... sind Katzen wirklich falsch? Wie falsch ist ein Mensch, der damit verglichen wird? |
10.08.2020, 01:18 | #10 | |
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Diese Vergleiche sind blinde Metaphern. Der Vergleich mit der Drohne dagegen ist nicht blind. Wenn Tausende davon sterben ohne eine Königin befruchte zu haben. Und das ist keine Metapher. Und bitte unterstelle mir nicht das ich Metaphern – blind bin, denn ich bin genau das Gegenteil. Nur das Drama durch das diese Mann sich seelisch manövriert ist für mich unglaubwürdig. Er ist ein massiver sexueller Zuchtbulle, das geht aus deinem Text hervor. Ja er ist halt unfruchtbar nur das hätten sie sehr sehr schnell herausgefunden. Mit ziemlicher Sicherheit nach drei Monaten. Wenn man einen Kinderwunsch hat dann geht man zum Arzt wenn keine Befruchtung stattfindet.
Zitat:
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10.08.2020, 01:24 | #11 | |
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Zitat:
Abgesehen davon hatte ich in der Story nur von einer Drohne gesprochen und darauf hingewiesen, dass es den Unterschied (vielleicht) gegeben hat, dass sie ihre Bestimmung erfüllt hat. Vielleicht hat sie es aber auch nicht. Ist hier auch völlig egal. |
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10.08.2020, 01:25 | #12 | |
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Zitat:
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10.08.2020, 01:32 | #13 | |
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Zitat:
Mit diesen Dingen hast du Probleme, das sieht man auch an manchen deiner Kommentare zu Gedichten. Eine deutsche Schriftstellerin hat einmal über einen allzu egozentrischen Mann geschrieben, dass er sich als der Größte fühlt, bis ihm der Sargdeckel auf den Spargel fällt. Glaubst du wirklich, ihrer literarischen Figur ist dort, wo ein Mann einen Penis haben sollte, ein Spargel gewachsen? Der Lektor fand diese Metapher übrigens erfrischend und humorvoll. Aber das diskutierst du besser mit den Spargelbauern. Und hier findest du als Synonym für einen Nichtstuer auch die Drohne (Pt. 5): https://synonyme.woxikon.de/synonyme/nichtstuer.php |
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10.08.2020, 12:47 | #14 | |
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Zitat:
Damit ist die Diskussion für mich abgeschlossen. Es ist dein Text du bist zufrieden damit und ich habe meine Meinung gesagt. |
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10.08.2020, 12:57 | #15 |
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Das habe ich nie behauptet. Jeder Text kann noch besser gemacht werden.
Es geht nicht um den gesamten Text, sondern um bestimmte Formulierungen bzw. Metaphern, und die werde ich meinem Tutor bzw. Lektor nach der Rückkehr aus seinem Urlaub zur Stellungnahme vorlegen. Diese Möglichkeit steht mir offen, also werde ich sie nutzen. |