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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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01.12.2019, 20:49 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Die zwölf Apostelinnen
(endlich fertig gestellt)
Prolog Zwölf Apostel hatte Jesus, alle waren tolle Kerle, nur Marie aus Magdala, sie war für ihn die schönste Perle, schmückte den erlauchten Kreis der bärtigen und maskulinen Typen um den Herrn; und den von vorn und hinten zu bedienen, war ihr größte Freude. Füße wusch sie ihm in jungen Jahren, salbte sie mit Nardenöl und rieb sie trocken mit den Haaren. Betracht ich die Männer, die ringsum den Heiland umschwirrten, gebannt den Erlöser der Menschheit in ihm nur erkannten, doch wenn es drauf ankam recht kläglich versagten, ihn treulos für zehntausend Euro den Römern verrieten; wie Thomas, der Zweifler, die Wunde betrachtend erst wieder zu glauben begann oder Petrus, den Fels, der ihn feige verleugnet, noch ehe der Hahn auf dem Mist wohl zum dritten Mal schrie, dann beginn ich bedenklich zu grübeln und geistreich zu sinnen, wie verkehrt doch die Wahl der Apostel durch Jesus einst war. Die Geschichte der Menschheit geriete in andere Bahnen, ich gerate ins Schwärmen und kann es nur mühsam erahnen: Es geschähe zum Besten der Völker auf Erden fürwahr, du ernennst mich zum mächtigen Gott für ein einziges Jahr und beschaust mit Erstaunen dann meine Apostel - nee! - innen. Die 1. Apostelin Hätte ich im Schaukelkahn auf der Donau Wellen; deine Yankeedoodler und die Liebeslieder, die du nur für mich gesungen, einmal auch nur recht verstanden: Erste Wahl wärst du geworden! Leider hab ichs nicht erkannt, ich war blind und taub und dumm. Nie mehr hab ich so geliebt, keine liebte mich wie du! Was, mein Lieb, ist nur geschehen, Immerzu denk ich an dich. Deine Lippen, schön geschwungen, deine Küsse und dein Lachen: Ein Geschenk der Aphrodite, richtig war und ist - ich liebe dich. Sei und bleib die Nummer eins für mich! Die 2. Apostelin Die Nacht verbarg das Leuchten deiner Augen, ob einer Nachtigall wir lauschten oder nur Rapunzeln zählten - keiner weiß es. Alle Laternen waren längst erloschen, Mondlicht enthüllt allein, was längst schon hüllenlos den Augen Lust gewährte, Hände sündig im Reich der Venus werden ließ; sehr bald schon erlosch dein Widerstand und gern verschenkten rubingefärbte Lippen ihre Gluten. An meiner Brust, in meinem Arm ist stets bereit ein Platz für dich in Ewigkeit. Die 3. Apostelin Mit geschmeidigen Gliedern versuchst du vergebens dem kräftigen Griff, der dem Löwen zu eigen, die Beute in Ängste und Schrecken versetzt, zu entkommen, erkennst aber bald, dass das Raubtier ein Spiel mit dir treibt, und verwundert vernimmst du ein wohliges Schnurren des Königs der Tiere. Es verschlägt dir den Atem weil zärtlich die Zähne der Bestie nicht beißen, die gefährlichen Tatzen an Stellen dich streicheln, die selten ein Fremder zu berühren sich wagt. Du ergibst dich und hoffst auf den kleineren Tod. - So vermerkt es die Chronik in Spanien und keiner hat je sie gelesen. Katalanin war sie und genoss sieben Wochen die Tatzen des Löwen, und so wurde die feurige Carmen die dritte Apost’lin von zwölfen. Die 4. Apostelin Sommer war und Sonne, Strand und Sand, allen Freunden gaben wir bekannt: Blaue Beeren suchen wir am Waldesrand. Im Geäst der hohen Bäume gurrten Tauben, nichts war sonst zu hören und wir konnten glauben, einsam seien wir zu zweien hier im dunklen Wald. Sanft begann ich ihren Mund zu küssen, aber bald unterbrach sie mein Getändel: Willst du küssen nur oder jetzt zur Sache kommen - schau mal auf die Uhr, Mittagsstund hat Gold im Mund! und ehe uns die Mücken immer wieder stechen, lasst uns doch mein Blümchen knicken. Und wir rissen uns beide die Kleider vom Leibe, wir vergaßen die Zeit, die Minuten zerrannen, die gefiederten Gäste vergaßen das Zwitschern und beschauten verwundert was unter den Bäumen auf dem schwellenden Moose in Eintracht geschah. In den wenigen Pausen beschloss ich kaum atmend, für die kommenden Jahre die liebreiche Frau zu erwählen, zur vierten Apostelin gleich zu erkiesen, bevor sie ein andrer mir nimmt. Die 5. Apostelin Küssen konntest du wie keine, alles wolltest du mir schenken. Rank und schlank warn deine Beine, ich wollte nur an dich noch denken - nur in deinen Armen wär ich gern gestorben, ach, wer hat uns diesen Spaß verdorben? Die lodernden Feuer am nächtlichen Strand, das wilde Getobe in schäumenden Wogen du hast mir das Hemd ziemlich flott ausgezogen; wir balgten wie Kinder und fluchten dem Sand, der tückisch in Spalten und Falten des Leibes den Zugriff erschwerte zur Mitte des Weibes. Die 6. Apostelin Mon Dieu, in meinen besten Jahren ist mir Gutes widerfahren! Ostersonntag wars und ich versuchte in verborgnen Ecken, nahe meiner Gartengrenze, buntbemalte Eier zu verstecken. Im kleinen Wäldchen, oberhalb der silberhellen Quelle, kündete dein Jubelruf: “Ich konnte sie entdecken, unter Wurzeln kaum ergrünter Brombeerhecken, ein paar gut verborgne Eier, komm und lass sie uns jetzt pellen!” Dein lauter Ruf im stillen Wald wie ein Trompetenruf erschallt, ich hatte oft deshalb zu leiden, denn du wolltest nie vermeiden, dass alle Welt genau im Bilde war, wenn du die Tage hattest, hell und klar erscholl dein Stimmchen über Rennsteigs Höhen: “Wenn die roten Fahnen wehen...”. Du überstimmtest jeden sangesmächtgen Männerchor, warst Muse mir, Apostelin und immer froh gestimmter Praedicator. Die 7. Apostelin Du mit deinen Bernsteinaugen, du hast mir den Schlaf genommen. Milch und Honig sollen taugen, von Gebeten, möglichst frommen, ist die Rede, um in späten Stunden in den langersehnten Schlaf zu kommen. Du mit deiner Hände Zaubermacht und mit deinen purpurroten Lippen, hast mir alles Glück der Welt gebracht; brauchtest ja nur mit dem Finger schnippen, schon flog ich wie ein Pfeil, Gott!, ich schwörs, zu dir bei Tag und Nacht. Ach, Antje,weshalb schmeckt mir der Wein so gut? Wie Flüssiggold benetzt er meine Kehle, er bringt mir Sonnengruß und frischen Mut und macht Pipi vom Himmel auf die Seele. Ich fühl mich champagnergeküsst und frag mich, warum das so ist. Warum gefällt mir Glockenklang am heilgen Sonntag, morgens um halb sieben, und auch der Vögel froher Chorgesang, der ich doch sonst bis zehn im Bett geblieben? Jetzt wecken mich Vögel und Glocken, ich sag euch, ich bin von den Socken! Wieso betört mich Blumenduft wie nie zuvor in meinem langen Leben? Ich atme ein die hoffnungsschwangre Luft, zum Quell des Duftes will ich lautlos schweben, ich fühl mich von Rosen betört und frag euch, weshalb das so ist. Wieso begrüß ich jeden Sonnenstrahl und auch des Mondes fahles Silberleuchten? Ich gebs ja zu, hätt ich die Qual der Wahl, dann ließ ich mir die blauen Augen feuchten von sonnigen Lanzen am Morgen. Besteht nun ein Grund sich zu sorgen? Weshalb berührt ich ohne Grund beim Einkaufsbummel gestern deine Hände? Warum, ach, sags, zerküss ich deinen Mund mit heißen Lippen, find dabei kein Ende? Ach, Antje, ach, wenn ich verwirrter Romantiker wüsst, warum und weshalb und wieso das so ist. Die 8. Apostelin Elischa hab ich dich genannt und schrieb dir hundert sehr verliebte Verse, selbst im Hexameters und im Jambenmaß, in Anapästen, Daktylen, Trochäen, selbst in Amphibrachien: Hastig führt ich dich Weib ins Dunkel schattender Büsche; wie es die Wollust befiehlt, sucht ich nach schwellendem Moos, meide den stachligen Dorn des Brombeerbuschs und der Distel, finde, für beide bequem, bald schon den passenden Ort. Lass uns, mein Liebchen nun hier heimlich die Liebe genießen, Küsse uns tauschen und bald selig und glücklich dann sein. Bald verstummt nun das Gurren der Täubchen, keine Geräusche stören, nur raschelndes Laub macht allerschönste Musik. Die 9. Apostelin Jugendfrische, kirschrotfarbne Lippen und zwei weiße Arme haben meinen Sinn verwirrt und mein Gewissen quälte mich, jedoch nach ungezählten, zarten Küssen unterblieb mein Widerstand, ich gab mich kampflos hin, einmal noch verhieß mir Aphrodite einen Hauptgewinn, lass, o Göttin, diesem Mädchen deinen Zaubergürtel, ich beschwöre dich und meine Augen sind von Tränen nass; neige Liebesgöttin freundlich lächelnd uns dein Haupt, lass ewig unsre Liebe dauern. Die 10 Apostelin Direkt in meine Augen scheint das Sonnenlicht und sucht vergebens mich zu blenden, sehr beglückt erkenn ich Moira, seh sie kommen im dünnen Nachtgewand, das kaum verhüllend sich schmeichelnd über Brüste schmiegt und trunknen Lippen nicht erlaubt mit zarten Küssen die Zwillingsbeeren ihres Busens aufzuwecken. Errötend nimmt sie meine Hand und zeigt zum Rücken ihr den Weg, wo seidne Schleifen halten, was bald darauf zu Boden gleitet, um den Blicken alle Pracht des nackten Leibs zu bieten; dankbar hinauf zum Himmel wenden sich die Sinne und rebellisch klopft nicht nur das Herz in meiner Brust. Geduldig hat mein Freund seit Wochen dich erwartet, rrregt von deinem Duft verlangt er raschen Einlass, will in Wollust baden, mit dir heute eine Orgie feiern, dich beglücken, eignen Glückes sicher. Rück heran und komm mir nah und näher, komm! Du musst dich nicht genieren, öffne dich und glaub mir: Niemand wird es wagen uns zu stören. Sei so lieb und ebne mir den Weg vorbei am Wächter Deines Perlentors, Treib mit mir verwegne Spiele, ruf herbei Gefährten unsrer Wonne, roll dich auf den Bauch und lass die kaum betretnen Wege auch beschreiten, seufze im Orgasmus, schrei vor Lust. Unser ist der Tag und alle Nächte sind für dich und mich gemacht! Moira, komm, komm bald, sonst sterbe ich vor Sehnsucht. Die 11. Apostelin Pardautz, so hat noch nie ein Weib mich auf den Sterz geschmissen. Tags war Sonnenschein und Harmonie, rasch verflogen waren sie, gerissen aufs Plumeau beglückt ich sie. Nie ist mir ein Weib so schamlos in die Arme rasch gesunken, Chianti haben wir bei Kerzenlicht getrunken, oben ohne Polka tanzen fandest du famos, leider reichte es nur einen Sommer lang, es war halt so - die Dinge nahmen ihren Gang. Die 12. Apostelin Schamhaft gesteh ich: Noch niemals geriet ich in Not, auch nicht beim Anblick der reizendsten Frauen. Du bist ein Märchen, deine Augen funkeln hell im Abendrot, ich wünschte mir, ich könnte stundenlang nur schauen; rosarotes Glück - sollst du mir, ach, so spät, beschieden sein? Alle Seligkeiten dieser Welt, o werdet mein! Du warst in einem längst gelebten Leben ganz sicher meine Tochter, Schwester oder Frau, hast vor Millionen Jahren alles mir gegeben, es fliehen trübe Wolken, es lichtet sich das letzte Grau, lass uns zu Sternen greifen, gemeinsam in den Himmel schweben. Es fehlt, ich geb es zu, ein Epilog. Ich lass ihn weg, denn sicher hast du eins erkannt: Nach elf Apostelinnen folgt die eine, deren Namen ich noch nicht genannt. Sie ist die Liebe meines Lebens - ich liebe sie - ganz heimlich und vergebens. Geändert von Heinz (02.12.2019 um 06:26 Uhr) |
01.12.2019, 21:13 | #2 |
abgemeldet
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HEINZ!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
ein wahnsinn dieser text. du bist unglaublich! vlg dein rchen |
01.12.2019, 21:33 | #3 |
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Liebes Ralfchen,
ich war gerade dabei, noch ein paar Flüchtigkeitsfehler zu eliminieren und Du - bist schneller als der Schall. Die "versteckten" Botschaften teile ich Dir per PN mit. Danke für Deinen kurz-knackigen Kommentar! Heinz |
01.12.2019, 21:36 | #4 |
abgemeldet
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ja du weißt ich bin bei technischen fehlern 0,00 erfahren ich schaue immer nur die idee und das konzept hinter der story an. aber was es wieder einmal bestätigt, ist, dass wenn man so wie du genauen geschichtlichen nachforschungen folgt, die wahrheit um jeserl ins abendgrauen kommt. auch wenn das manche forenheilige hier mit grauen und alben in den schlaf verfolgen wird. jeserl war ein genußmensch. der A&E text von Franz dem glauber von worten ist wieder mal ohen den geringsten research geschrieben. es gibt soviel faktuelles über die beiden ersten winsler der gruppe HSS zu finden dass es erstaunlich ist dass ein alter mann so etwas zusammenschnipseln kann.
vlg r |
02.12.2019, 00:14 | #5 |
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Liebes Ralfchen,
das Jeserl mit seinen Aposteln war ja nur der Aufhänger. Und Recherche gehört einfach dazu, wenn man solche Personen erwähnt. Außer den Zwölfen hatte er ja noch die Maria Magdalena - und meine Behauptungen (Thomas glaubte erst, als er seine ungewaschenen Finger in die Speerwunde legen konnte, Petrus hat ihn dreimal verleugnet und die 30 Silberlinge, die Judas für seinen Verrat kassiert hat, entsprechen tatsächlich dem Euro-Wert, den ich angegeben habe. Dass Maria M. dem Jeserl Gutes getan hat, die Füße ihres Herrn mit den Haaren getrocknet und sie anschließend mit Nardenöl (wo hatten die dieses sauteure Zeug her?) gesalbt hat, habe ich im Religionsunterricht gelernt. Von meinen Apostelinnen hat mich keine verleugnet, keine verraten, was ich sagte, haben sie geglaubt - nur meine Füße hat keine mit ihren Haaren getrocknet. Meine Maria hieß Antje und dem Jeserl hätte man ein paar Frauen mehr zur Seite stellen sollen. Liebe Grüße, Heinz |
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