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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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02.11.2019, 11:59 | #1 |
Damals in den 70ern
Die Jugend
in der Dorfkneipe Alle Mädchen verknallt in Werner, viel älter als sie Für ihn nicht unangenehm Zur Musikbox fliegen Blicke Münzen springen Betretene Blicke der Mädchen, als „You picked a fine time to leave me, Lucille" von Kenny Rogers erklingt Obwohl keine Lucille heißt Schnell her mit was Rockigem Ah ja „Love to Love you, Baby" von Donna Summer spielt die Musikbox jetzt Und schon dreht sich in den Köpfen und im Gespräch alles nur noch um Sex Verklemmt waren wir damals jedenfalls nicht |
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02.11.2019, 12:23 | #2 |
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Hallo DieSilbermöwe,
eine schöne Arbeit und eins deiner Gedichte, das gelungen ist. Weil es nicht erzwingt lyrisch zu sein, aber auch nicht ein Handwerk erzwingt, dass dir nicht so gut liegt. Weswegen das Gedicht sehr schön ist, weil es wirklich was zu erzählen hat und die Form bekräftigt das. Sehr schön! vlg EV |
02.11.2019, 12:37 | #3 |
Schön Silbermöwe, aus einem Guß dieses kleine Werk. Gut zu lesen.
Gruß wolfmozart |
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02.11.2019, 13:02 | #4 |
Liebe Silbermöwe,
ein wirklich gut gezeichnetes Bild zu einer ganz besonderen Zeit im Leben. Eine starke Momentaufnahme ohne den Zwang alle Aspekte auszuleuchten. Gefällt mir sehr gut. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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02.11.2019, 13:43 | #5 |
Ihr Lieben,
nun bin ich baff. Soviel positive Kommentare in so kurzer Zeit, dankeschön! Lieber Eisenvorhang, du hast natürlich recht, dass mir das Handwerk des Dichtens nicht so sehr liegt, ich werde nie so dichten können wie du oder Heinz oder Ilka, aber ich habe im Moment einfach Lust zum Experimentieren und ich freue mich sehr, dass dieses Experiment hier gelungen ist! Liebe Grüße an euch alle DieSilbermöwe |
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02.11.2019, 19:06 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
und damit nicht genug! Auch von mir ein deutliches Lob! Mein Gefühl, dass es seit einiger Zeit niveaumäßig aufwärts geht bei poetry, wird wieder einmal bestätigt. Liebe Grüße, Heinz |
03.11.2019, 13:56 | #7 |
Lieber Heinz,
vielen Dank! Ein Lob von dir ehrt mich sehr. Übrigens fand ich es relativ einfach, in dieser Form zu schreiben - auf alle Fälle einfacher als im Jambus oder Trochaeus. LG DieSilbermöwe |
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03.11.2019, 17:35 | #8 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
es ist im Jambus gar nicht schwer, du musst halt hinken, bitte sehr! Du trittst ein wenig sachte auf - mit links - und kurz darauf mit deinem rechten Füßchen. Mit Gruß und Küsschen (davon gibts allerdings nur eins). Es grüßt gar jambisch - Heinz. |
12.11.2019, 19:45 | #9 |
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Hallo DieSilbermöwe,
ich würde dir ganz ehrlich empfehlen: Schreibe nur noch frei. Die klassischen Formen der Lyrik sind sowieso nahezu obsolet. Schau; jeder Mensch tut das mit Herz, was er gut kann. Und Dir liegen eben solche Formen, deswegen fallen sie Dir auch leichter. Der Kommentar ist wohlwollend, ich will ja auch nur helfen! Jedenfalls mag ich das Gedicht sehr. Du kannst gut erzählen und gute Erzählungen mögen selten eine strikte Form. Solang der rote Faden erhalten bleibt... Hau in die Tasten! Muss jetzt los! vlg EV Allen einen schönen Abend |
13.11.2019, 08:04 | #10 | ||
Hallo Eisenvorhang,
Zitat:
Ich habe auch Gedichtbände, in denen ich gerne lese. Veraltet kann ich daran nichts finden. Ich weiß allerdings, dass ich die Formen nicht besonders gut hinkriege. Es ist aber kein Grund für mich, es nicht immer wieder mal zu probieren. Ich halte nicht viel davon, sich selbst kreativ einzuengen. Was aber nicht heißt, dass ich nicht versuchen könnte, mehr frei zu schreiben. Das werde ich machen und ich freue mich auch über deinen Kommentar und deinen diesbezüglichen Hinweis. Ich habe eben gelesen, dass du nun Geschichten schreiben willst. Neue Gedichte von dir habe ich bis jetzt nicht gefunden, obwohl du wirklich sehr gut dichten kannst. (Das sage ja nicht nur ich, da gibt es welche, die viel mehr Ahnung haben als ich und das auch finden.) Ich habe im Moment keine Lust zum Geschichten schreiben, obwohl sie bei mir immer im Vordergrund standen. So ändert sich die Kreativität. Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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13.11.2019, 12:02 | #11 |
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Hey liebe Silbermöwe,
ich habe viel dafür getan, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Die Metrik fiel mir am Anfang auch nicht einfach. Aber hartnäckig zu bleiben zahlt sich aus, dann versteht man auch die Betonung der Silben. Das ist definitiv kein Hexenwerk, wenn man dran bleibt. Aber dazu braucht man ein Ziel. Wer sich halt sagt: "Ich habe versucht die Metrik zu lernen" wird es halt nicht weit bringen. Entweder man setzt sich hin und lernt oder lässt es bleiben. Ja sicher, da hast du recht, dass es Foren wie diese hier gibt. Der Zeitgeist ist aber ein anderer und pflegt einen anderen Duktus. Schau dir zeitgenössische und erfolgreiche Lyriker wie J.Wagner oder U. Dräsner oder Hindringer an. Jeder erfolgreiche Autor, der Gedichte schreibt hat mit festen Formen so viel zu tun, wie ein Fleischer mit Algen. Die alten Formen sind einfach out. Nur noch wenige, die Liebhaber, wie wir sie sind, hüten noch das Schöne und Klanghafte. |
13.11.2019, 14:09 | #12 |
Hi Eisenvorhang
"Die alten Formen sind einfach out." Nunja ... dafür sind "Lieder" Weltweit absolut total in. Siehe youtube! Und so ziemlich alle Lieder, sei es im Rap, Hip Hop, Pop und co, sind oft sehr genau getaktet, samt Strophenform und co. Songwriting ist doch genauso Lyrik. "Kurz und Knapp" ist auch Mode (Twitter, Instagramlyrik) und auch das wird wieder verschwinden ... Am Ende stellt man als schriftstellende Person Texte zur Verfügung und Leser lesen sie. Mehr ist nicht dabei. Wie erfolgreich oder nicht bestimmen auch andere Faktoren, wie Glück, Verlag, Vitamin B, Zeitpunkt, Trend ... und irgendwann auf lange Sicht vielleicht sogar Qualität. Wir haben eine komische Zeit erwischt, weil es milliarden Richtungen gibt, in die man sich entwickeln könnte. Liebe Grüße an die Damen und Herren Diskutierenden hier. Das Gedicht ist übrigens .... ein Flashback |
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13.11.2019, 14:29 | #13 |
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Ich kann dir sagen, dass Liedtexte überhaupt nicht getaktet sind.
Zeige mir mal ein Liedtext, der ordentlich in einen vier viertel Takt passt. Oft werden die Rhythmen dann in Synkopen oder Triolen gesetzt beim Singen. Da kannst du froh sein, wenn du mal einen Jambus siehst. Die Lyrik in Liedern unterscheidet sich explizit von Gedichten. Und wer Erfolg hat, ist einfach nur gut und trifft mit einem Thema den Nerv der Zeit, weil er das Gespür dafür hat. Natürlich stimmt mich das auch traurig, weil ich das Schöne und das Klangvolle abgöttisch liebe. Aber zählt ja nichts. |
13.11.2019, 16:01 | #14 |
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Kann ich doppelt unterstreichen. Das ist aber nicht neu, sondern war schon immer so. Das klassische Beispiel ist Hundertwasser, der die politische Bewegung der Grünen für seine Kunst einspannte - ein Stil, den ich grauenhaft finde. Aber sein Erfolg spricht für sich. Hat nix mit Lyrik zu tun, betrifft aber jede Kunstrichtung.
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13.11.2019, 16:57 | #15 |
Nö, so einfach geb ich mich hier nicht geschlagen.
Dann zitier ich doch einfach mal Anette Louisianns Lied "Das Spiel" "Dass du nicht mehr bist, was du einmal warst Seit du dich für mich ausgezogen hast Dass du alles schmeißt, wegen einer Nacht Und alles verlierst, war so nicht gedacht Du willst mich für dich, und du willst mich ganz Doch auf dem Niveau macht's mir keinen Spaß Das füllt mich nicht aus, ich fühl mich zu Haus Rhythmus bis hier her: XxXxX pro Zeile Ab hier: xXxxXx Nur zwischen den Stühlen Ich will doch nur spielen Ich tu doch nichts xXxX Ich will doch nur spielen xXxxXx Ich tu doch nichts xXxX Dass du wegen mir irgendwen verlässt Dass du manchmal weinst, weil es dich verletzt Dass es immer mal jemand andren gibt Der sich hier und da in mein Leben schiebt Dass du dich verliebst, weil du's mit mir tust Dass es dich so trifft, hab ich nicht gewusst Es war nie geplant, dass du dich jetzt fühlst XxXxX Und wieder: xXxxXx Wie einer von vielen Ich will doch nur spielen xXxxXx Ich tu doch nichts xXxX Ich will doch nur spielen xXxxXx Ich tu doch nichts" xXxX Astrein, wie ich finde, auch der "ich will doch nur spielen" Teil mit xXxxXx ist völlig ok. Keiner sagt, dass in einem Gedicht der Rhythmus permanent gleich sein muss! ("Der Gott und die Bajadere" von Goethe nur als ein Beispiel.) Klar, mit Musik kann man unglaublich viel nicht taktvoll Geschriebenes trotzdem in den Takt rücken, ohne Frage, aber es gibt eben doch diesen Haufen an Liedern, die in einem klaren Takt geschrieben sind. Ein kleiner Teil von Coldplay - Swallowed in the Sea: "Oh what good is it to live With nothing left to give Forget but not forgive Not loving all you see All the streets you're walking on A thousand houses long Well that's where I belong And you belong with me Not swallowed in the sea" Das ganze Lied ist in dem Takt geschrieben: XxXxXxX xXxXxX xXxXxX xXxXxX mit hin und wieder zusammengeschweißten Silben zu Anfang (was halt im Lied geht, zum Glück, aber auch beim Sprechen), auch das hat Shakespeare gemacht, was spielt das für eine Rolle! In vielen Liedern ist deutlich der taktgetriebene Versuch da, die Wortbetonung dem Liedtakt anzupassen und genau davon rede ich. Das man auch komplett schief betonen kann, ist ja doch eh klar! Allein bei Einsilberhaufen In diesem Punkt hat die Musik gegenüber der Lyrik aber eben auch diesen Vorteil ... sie kann mehr auffangen. Das sind aber alles bekannte und gesagte Kamellen, über die man sich ja nicht groß unterhalten muss. Ich bleibe dabei: Im Takt geschrieben lässt sich super singen und viele Lieder sind so gemacht, aus eben diesem Grund. Das klangliche der Sprache selbst geht allerdings etwas verloren ... trotzdem: Gesang ist verstärkte Sprache und ist die Textbasis gut, wird der Gesang noch schöner, weil er von der Melodie der Sprache mitgetragen wird. LiebeGrüße |
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13.11.2019, 17:17 | #16 |
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Naja Miauh, über das Metrum können wir uns jetzt streiten...
Da hakt es hin und wieder gewaltig. Mache ich aber nicht, weil ich kaum deutsche Musik höre. Dass ist zwar toll, aber weit von guter Lyrik entfernt und der Rhythmus haut auch nicht hin. Seit du dich für mich ausgezogen hast Dass du alles schmeißt, wegen einer Nacht Und alles verlierst, war so nicht gedacht Du willst mich für dich, und du willst mich ganz Doch auf dem Niveau macht's mir keinen Spaß Das füllt mich nicht aus, ich fühl mich zu Haus Julia Engelmann ist da schon näher dran: Es spiegeln deine Augen |
13.11.2019, 18:13 | #17 |
Also J. Wagner schreibt Sonette, Sonettkränze, Haiku, Villanellen usw.
Ganz out ist es jedenfalls nicht, wenn man in der Lage ist, es modern zu interpretieren, wie Wagner es tut. Dennoch, ich stimme Eisenvorhang zu, das ist das bisher beste Gedicht das ich von dir gelesen habe. Gerade weil es so ungezwungen und locker daherkommt. L.G Patrick |
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13.11.2019, 18:13 | #18 |
13.11.2019, 18:20 | #19 | ||
Zitat:
oh - vielen Dank - dabei habe ich höchstens eine halbe Stunde dafür gebraucht.... Die Bilder waren halt schon in meinem Kopf. Hallo MiauKuh, Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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13.11.2019, 18:25 | #20 | |
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Zitat:
hier Yoram mit Lucy in unserem Haus in Malibu 1983: https://up.picr.de/37209860hr.jpg |
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13.11.2019, 18:33 | #21 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Diskutanten,
Metrik - obsolet? Wer zählt die Versuche, in ungebundenen Formen Gedichte zu schreiben? Mich erinnern solche Diskussionen an mindestens zwei Gedichte: Einmal an das "Sonette find ich sowas von beschissen" (Sonette find ich sowas von beschissen, so eng, rigide, irgendwie nicht gut; es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen, dass wer Sonette schreibt. Dass wer den Mut hat, heute noch so'n dumpfen Scheiß zu bauen; allein der Fakt, dass so ein Typ das tut, kann mir in echt den ganzen Tag versauen. Ich hab da eine Sperre. Und die Wut darüber, dass so'n abgefuckter Kacker mich mittels seiner Wichserein blockiert, schafft in mir Aggressionen auf den Macker. Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert. Ich tick es echt nicht. Und will's echt nicht wissen: Ich find Sonette unheimlich beschissen.) von Robert Gernhardt, der sich den Spaß erlaubte, die Verdammung von Sonetten in einem formgerechten Sonett zu schreiben, und an Friedrich Wilhelm Weber mit seinem Sinnspruch: "Freiheit ist der Zweck des Zwanges! Wie man eine Rebe bindet, dss sie, statt im Staub zu kriechen, froh sich in die Lüfte windet.“ Ein drittes Argument fußt auf der Erkenntnis, dass die Versmaße und Gedichtformen ja irgendwann aus irgendeinem Grund "erfunden" wurden. Dass sich eine Weisheit, die weitervermittelt werden sollte, besser in gebundener Form ins Gedächtnis eingräbt (und noch nicht in aufgeschriebener Form jedem zugänglich war), dass Rhythmen (für Gesang bei der Arbeit, beim Zusehen von Bewegungen einer Wasseroberfläche, beim Lauschen auf den eigenen Herzschlag, beim Tanzen usw.) zu Jamben, Trochäen, Anapästen und vielen anderen Versfüßen, Alliterationen, verschiedenen Endreimen (ver)führten, dürfte Allgemeinwissen sein. Die Kunst des Dichters ist auch darin zu erkennen, wie er mit den verschiedenen Formen umzugehen weiß. Daher gestammelte "Gedichte" geraten schnell in Vergessenheit und sind oft den jeweiligen Anlässen nicht adäquat. "Schlaf gut, mein Bester!" hört sich einfach anders an als "Er ruhe in Frieden!" (xXxxXx) "Metrik ist obsolet" - man könnte meinen, da spricht ein Metrikunkundiger. "Sonette find ich sowas von beschissen" - das schreibt einer des Deutschen und der Dichtkunst Mächtiger. Seid gegrüßt, Heinz |
13.11.2019, 18:49 | #22 |
Na ja...das Gernhardt Sonett gehört nicht gerade in die Hall of Fame deutscher Dichtkunst, ist eher ein Schenkelklopfer. Gernhardt überhaupt ist kein besonders guter Dichter...im Gegensatz zu Celan, Bachmann oder auch Jandl, die allesamt (fast ausschließlich) frei geschrieben haben. Sprache verändert sich und an manche der alten Vorstellungen von Metrik und Ordnung reicht die Gegenwart nicht heran. Die Skepsis gegenüber dem Guten, Wahren und Schönen bestimmt heute deutlicher das Schreiben und trifft den Zeitgeist besser. Man kann ja dennoch in festen Formen schreiben, muss sich dann aber bewusst sein, dass dardurch selbst kleine Erfolge in der Lyrikbranche erschwert werden. Das seltsamerweise dennoch Rilke, Benn und Eichendorf die größten Verkaufserfolge in den Buchhandlungen sind, geht den Juroren wohl manchmal ab.
L.G Patrick |
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13.11.2019, 18:49 | #23 |
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Das bestätigt ja Eisenvorhangs Meinung, dass man den Nerv der Zeit treffen muss. Mit der Grünen-Bewegung nahm Hundertwassers Karriere aber erst richtig Fahrt auf. Plötzlich, in den 80ern, trug fast jede Frau, die sich kultiviert nannte, ein Seidenhalstuch mit Hundertwassermotiv. Die große Ausstellung in Köln war im Dezember 1980.
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13.11.2019, 18:53 | #24 |
"Man kann ja dennoch in festen Formen schreiben, muss sich dann aber bewusst sein, dass dardurch selbst kleine Erfolge in der Lyrikbranche erschwert werden."
Ich weiß nicht mal, wo eine "Lyrikbranche" in Deutschland existiert. Und "Geld" damit verdienen? Dafür ist einfach nicht die Zeit. Ich bezweifle auch, dass in "freien" Formen (?) mehr Geld lauert. Und selbst wenn, wo erkennt man dann noch den dichterischen Teil? Was ist dann daran noch Dichtung? Woran erkennt man einzelne Autoren, wenn nur noch der Text vor einem liegt? Es ist für mich am Ende die Frage nach dem Herz der Poesie. Fühlt man es schlagen, im Text? Dann ist es auch ein Gedicht. Ansonsten nicht. "Na ja...das Gernhardt Sonett gehört nicht gerade in die Hall of Fame deutscher Dichtkunst" Nun dann, Jan Wagner jedenfalls hat nichts geschrieben, was mir so sehr im Gedächtnis blieb. Worauf kommt es denn am Ende an? Pauh Pauh ... dieses Herz ... das da schlägt und so hat jeder seine Lieblinge ... besser ... schlechter, diese Begriffe sind völlig wurscht. |
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13.11.2019, 19:01 | #25 | ||
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13.11.2019, 19:11 | #26 |
Korrekt. Ich bin nicht dafür, das wir der Kunst eine Objektivität zuschreiben, die sie nicht besitzen kann. Mir sind eine Menge Gedichte von J.Wagner im Kopf geblieben, Gernhardt habe ich immer belächelt. Bei dir mag es andersherum sein. Das ist nebenbei bemerkt auch gut so. Mir liegt es nur daran zu erinnern, dass die hinwendung zur freien Form und zu bloßen Schilderungen, oder der Frage was die Sprache über die Sprache aussagt, nicht mehr, was sie über Gott und die Welt ausspricht, ihren wirklichen Anfang nach dem Desaster des zweiten Weltkrieges genommen hat. Mit einem Schlage waren die Expressionisten oder ein Rilke Schwätzer, die eine Wirklichkeit ästhetisieren, die so schön und Formvollendet nie sein kann. Man wandte sich dem Konzept zu, wärend die reine Metaphernlust, die in feste Formen gebannt auftrat, als Verrat galt. Diese Entwicklung nimmt wieder ab, aber die Skepsis gegenüber dem Formvollendetem Gedicht ist bei vielen Dichtern noch erhalten geblieben. Es gibt noch einen Menge anderer Gründe, die das Experiment, das Freie Wortspiel, vor der rührend poetischen Sentimentalität, die so vielen FormGedichten innewohnt, auszeichnen, aber das trifft dann immer auf die jeweilige Person zu. Kunst ist ja nichts objektives, Kunst ist alles, was der Rezipient als solche empfindet und da scheiden sich eben die Geister.
L.G Patrick |
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13.11.2019, 19:33 | #27 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Ich bin lediglich nicht so dreist, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. |
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13.11.2019, 19:36 | #28 |
Hi Ilka Maria
Ich habe nicht mit dir geredet, sondern mit MiauKuh, der gesagt hat, dass ihm von Wagner nicht viel in Erinnerung geblieben ist. Und bitte fahr die unterschwellige Bösartigkeit und Streitlust mal herunter, da vergeht einem ja jede Lust zu diskutieren |
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13.11.2019, 19:45 | #29 | |
abgemeldet
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Zitat:
http://www.draesner.de/gedichte/ Leseproben: https://www.randomhouse.de/leseprobe...3630872681.pdf Oder (Danke Franka): https://www.brotundkunst.com/20?ligh...aItem-j4ms0b6s Da gibts an Universitäten Dichterkreise in Leipzig, Berlin, Heidelberg, München (mehr weiß ich nicht). Tausende Kursangebote, selbst für Gäste. Zahlereiche Workshops für kreatives Schreiben (Hatte selbst ich damals in der Uni) In Großstädten passiert da wirklich viel und die Leute sind interessiert. https://www.youtube.com/watch?v=xXegozx-LyA U. Uns ist Hindringer (Lyriker) Ich glaube, dass die heutige Zeit ein ungeahntes Potenzial für solche Dinge bietet. Damals zog Hesse mit seine Werke ganze Generationen in einen Wahn. Vor allem die Amis und die Hippiebewegung. Es ist meiner Meinung nach alles eine Frage erd Vermarktung und wie man sich selbst präsentiert (und ob man als Person Fähigkeiten und Veranlagungen dazu mitbringt) Ein schüchterne Mann, der nicht viel Selbstbewusstsein besitzt und dem kaum ein Wort über die Lippen rollt und er sich nicht gern zeigt, wird wohl kaum Erfolg haben. Ein Typ wie der Pseudopfarrer von Jonestown hingegen, nimmt Leute mit. Und letztere Typen haben in unserer Zeit Erfolg ohne Ende. Am Ende musst du dich mehr um Aquise kümmern als ums Dichten. Da brauchste früher oder später Leute, die dir das abnehmen. |
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13.11.2019, 19:51 | #30 |
Es geht wohl auch weniger um das Geldverdienen, als darum gelesen zu werden. Dazu muss man (in kleinem Maße) Erfolg bei Wettbewerben haben und es in Anthologien schaffen. Wer einen Verlag finden will, sollte auf keinen Fall schreiben, wie vor hundert Jahren. Was ich sagen wollte, könnte man am besten verstehen, wenn man einfach mal in die Buchhandlungen geht und sich anschaut was da als moderne Lyrik verkauft wird.
L.G Patrick |
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13.11.2019, 19:52 | #31 |
Das sehe ich genau wie du, Eisenvorhang!
Und auch wie du, Patrick: Kunst liegt letztlich im Empfinden des Empfängers ... |
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13.11.2019, 19:58 | #32 | |
Zitat:
Was ist an "moderner Dichtung" das Handwerk? Das interessiert mich eh, wo sind da die Regeln? |
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13.11.2019, 20:00 | #33 |
Hi MiauhKuh
Jeder Text folgt eigenen Regeln. Du kannst dir eine Schreiner-Werkstatt aufbauen und Schränke nach festgesetzten Normen bauen, du kannst sie aber auch selbst entwerfen L.G Patrick |
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