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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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07.10.2019, 11:01 | #1 |
Morgengrauen
Am Morgen
öffnete ich die Augen und der Tag lief s c h r e i e n d vor mir davon. Na gut, dachte ich mir und senkte die Lider wie Guillotinen. Versuche ich es eben morgen wieder. |
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07.10.2019, 12:55 | #2 |
Einfach superb, AlteLyrikerin!
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07.10.2019, 13:01 | #3 | |
abgemeldet
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Zitat:
interessanter morgen-bericht, nur: die guillotine ist ein fallbeil. kann man lider mit ihr assozieren? was wird abgehackt ausser der vision der augen? danke vlg r |
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07.10.2019, 13:03 | #4 |
Forumsleitung
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Die erste und letzte Strophe sind trotz der Schlichtheit des Bildes klasse, schon wegen ihrer Knappheit, mit der alles gesagt ist.
Aber mit der zweiten Strophe habe ich Probleme, weil das Bild völlig verrutscht ist und für mich keine Metapher ergibt. Lider senken sich wie Guillotinen? Ein Sinken ist i.d.R. ein langsamer Vorgang (wenn es sich nicht gerade um die Titanic handelt, und selbst die brauchte etwas Zeit); das Messer einer Guillotine saust dagegen schneller runter, als man zugucken kann ("Fallbeil"). Was die "Lider" angeht, sind sie hoffentlich nicht so scharfkantig wie die Klinge einer Guillotine, sonst gibt es ein Problem mit den Tränensäckchen . LG Ilka |
07.10.2019, 13:45 | #5 |
Hallo zusammen!
Mit den Guillotinen-Lidern war gemeint, dass sie die Verbindung zur Welt bzw. zum Wachsein kappen. Aber Ilka hat recht, "senken" passt da nicht so richtig. Herunterlassen würde besser passen. Huch, ein Reim - wie kann das sein!? Danke für eure Kommentare! LG k |
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07.10.2019, 14:42 | #6 |
Klaatu, müssen die Lider unbedingt messerartig dargestellt werden? Es gibt so viele andere, stumpfere, gemütlichere Gegenstände, die mit einer Abwärtsbewegung etwas verschließen, trennen, verdunkeln ...
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07.10.2019, 15:33 | #7 |
Forumsleitung
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Nee, passt auch nicht. Lider sind kein Flaschenzug und auch kein Bergsteigerseil. Aber ich weiß: Du willst etwas Originelleres haben als den Rolladen.
Ich schließe die Lider wie die Blende in einem Film. Ich schließe die Lider wie die Dachluke bei Neuregen. Da gibt es bestimmt noch eine Menge mehr Bilder. |
07.10.2019, 16:04 | #8 |
Muss nicht unbedingt messerartig sein. Ich dachte nur an etwas Scharfes, Endgültiges. Durch Ilka inspiriert würde mir noch einfallen:
Na gut, dachte ich mir und schloss die Lider wie sinkende Schiffe. Ist zwar nicht mein ursprünglicher Gedanke, gefällt mir aber auch ganz gut. LG k |
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07.10.2019, 16:53 | #9 |
Schließende Lider wie sinkende Schiffe.
Dieser Schläfrige muss hundert Mal größer sein als der Koloss von Rhodos. Warum eigentlich "endgültig", wenn das Ich es morgen nochmal probiert? |
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07.10.2019, 16:56 | #10 |
Forumsleitung
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Allmählich kapiere ich, warum ich abends die Augen nicht zubekomme.
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07.10.2019, 16:57 | #11 | ||
Zitat:
Zitat:
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07.10.2019, 17:17 | #12 |
Finde ich jetzt nicht, dass ich das zu genau nehme. Nicht nur in der Realität, auch in lyrischen Bildern ist ein Schiff ein Schiff, also ein großes Vehikel. Wenn Du "Schiff" schreibst, sehe ich ein Schiff und kein Fingerhut.
Wenn "endgültig" im Sinne von "für heute reichts" gemeint ist, dann waren die Guillotinen meiner Ansicht nach eigentlich schon vom Zeitsystem her unpassend, ebenso wie die sinkenden Schiffe, denn nach der Köpfung oder dem Untergang gibts kein Morgen mehr, oder? Komm, also so viel Genauigkeit musst Du schon zulassen, auch auf einer Lyrikseite. |
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07.10.2019, 17:19 | #13 |
Forumsleitung
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Also zurück: Erste Strophe Daumen hoch, letzte Strophe schlüssig. Die Strophe dazwischen in Klammern (optional).
Und alles ist gut. |
07.10.2019, 17:56 | #14 |
Komme gerade zurück von einer Sitzung aufm Klo. Ich habe nachgedacht und ziehe meinen vorigen Kommentar zurück. Klaatu, ich gebe Dir Recht.
Mein Problem war nicht die Größe an sich, sondern meine spontane Auffassung, dass das Ich mit der Metapher "Schiff" seine Lider vermeintlich als schiffsgroß bezeichnen möchte, während der Autor in dieser Metapher primär das träge Sinken meint. Ich fragte mich unnötigerweise, warum die Größe der Lider so wichtig sei. Nun sehe ich: Sie ist ja gar nicht wichtig. Das Sinken ist wichtig. Guillotinen sind ja auch größer aus Lider. Und da hat mich die Größe auch nicht gestört. Da habe ich nur den Wunsch nach einer messerartigen Metapher nicht nachvollziehen können. Ahoy. |
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07.10.2019, 23:19 | #15 |
Hallo klaatu
Dein Sinn für Humor ist hier wirklich exzellent umgesetzt.
Habe mich sehr gefreut. Gruß vom Herzen Blade |
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07.10.2019, 23:22 | #16 |
PS
Guillotinen passen in meiner Sicht hervorragend.
Das Schließen der Augen schneidet ab und beendet. Das ist ein schönes Bild und passt zu dem humoresken Text. |
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07.10.2019, 23:44 | #17 |
Forumsleitung
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Also, klaatu, damit ist es besiegelt: Die Lider werden zum Fallbein, und vor meinem geistigen Auge als Leser sehe ich aufgeschlitzte Tränensäcke und ein blutüberströmtes Gesicht. Das gibt dem Gedicht den richtigen Kick. Sagt dir de Name "Rogar Corman" etwas?
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08.10.2019, 08:05 | #18 |
Da wir gerade am Basteln sind: Eine Guillotine hat ja ein Fundament aus Holz, das gehört dazu. So lasset halt die Tränensäcke, wenn sie zur "Guillotine" gehören, auch aus Holz sein, während die Lider aus Metall sind. Sodann abhacket die Stielaugen, die da hinausragen in den schreienden Morgen. -- Die Szene fühlt sich jetzt an wie ein Zeichentrickfilm mit Tweety und Kater Sylvester.
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08.10.2019, 10:05 | #19 | |
@ Pjotr
Zitat:
Und ja, es hat was von Tweety und Sylvester! @ BladeRuner Schön, dass es dir gefallen hat! @ Ilka-Maria Also ist es besiegelt! Roger Corman kannte ich nicht. Aber diese Vorstellung, verbunden mit seinem Gesicht hat schon etwas grausiges. Aber gefällt mir! LG k |
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