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12.08.2019, 21:08 | #1 |
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Müll - Ein Essay
Mir wird der Hals immer dicker, und bis zum Platzen ist es nicht mehr weit. Um des Selbsterhaltungswillens geht nur noch: Nachrichten ignorieren, Presse ignorieren, nicht mehr Wählen gehen und einen Sandhaufen bestellen, in den man Kopf und Hals bis zum Schlüsselbein reinstecken kann, denn vom Hinsehen und Kritisieren wird nichts besser, weil mit dem gesunden Menschenverstand niemand mehr gewinnen kann.
Ich rede nicht von dem Quatsch, den uns Vertreter der Grünen verzapfen, wie z.B. Annalena sich mit Kobolden in Autoantriebssysremen und mit Mathematik im Gigabereich verheddert, wie Özdemir Gigawatt mit Gigabyte verwechselt und Hofreiter beim Klimaschutz davon spricht, unter zwei Prozent zu bleiben, wenn eigentlich zwei Grad gemeint sein müssten. Und niemand im Plenum mit der Wimper zuckt, weil jeder mit Unterschriftenmappen, Zeitungslesen und Gesprächen mit dem Sitznachbar beschäftigt ist, dass er den Quatsch gar nicht mitbekommen kann. Wie gesagt: Davon rede ich nicht. Ich rede von der neuesten Kampagne, die Unternehmen, die To-go-Müll erzeugen, für den Müll, der in den Städten entsorgt werden muss, zur Kasse bitten will. Dabei zahlen sie schon Unsummen dafür. Wenn sie jetzt noch mehr abdrücken müssen, schlagen sie das auf ihr Styropor, das vom Verbraucher mitgekauft wird, einfach um, und den Verbraucher, der zwei bis fünf Cent mehr bezahlt, juckt es nicht, ihm fällt das Zeug, sobald es leer ist, nach wie vor aus der Hand, wo er gerade geht und steht. Besonders Umweltbewusste stellen es immerhin säuberlich auf einem Fensterbrett oder auf einer Vorgartenmauer ab. Wilder Aktionismus, der nichts bringt. Der Müll wird bleiben, und die Mülleinsammler werden nach wie vor für wenig Lohn immer mehr Müll zu entsorgen haben. Das ist Politik. Das eigentliche Problem liegt nämlich woanders: in der Erziehung. Aber daran traut sich niemand zu kratzen. Kinder müssen sich frei entfalten, und die Erziehung liegt in dem Hoheitsbereich der Eltern. Früher gehörten noch die Lehrer dazu, aber das war im Präkambrium. Ich gehe aber weniger weit zurück: in die 50er und 60er Jahre, für manche noch Lebende ein untergegangenes Atlantis, für andere der verstaubte Rest des preußisch-basiertern nazistischen und völlig zerzopften Zeitalters. Gut, dass es hoffentlich überwunden ist. Das meiste davon braucht man nicht mehr. Aber im Gegenzug gesprochen, brauchten vieles, was heute ausschweifend genossen wird, die Menschen und insbesondere die Jugendlichen damals nicht. Man brauchte nicht die Versorgung unterwegs, weder mit Pizza, noch mit Würstchen, Brezeln oder Kaffee. Gegessen wurde zu Hause. Kinder frühstückten bei Mama, gingen zur Schule, und die nächste Mahlzeit war zu Hause das Mittagessen. Bei Spaziergängen hatte Mami nichts für unterwegs in der Tasche, weder Salzstangen, noch Haribo oder Nuckelfläschchen. Allenfalls gab es Speiseeiskugeln vom nächstelegnen Eissalon, und zwar in der essbaren Waffel. Kurz gesagt: Nicht alles war überall verfügbar, draußen war draußen, drinnen war drinnen, und alles war an seinem Platz zu haben. Und deshalb gab es keine Styroporbecher, keine Pappteller und keine Plastiktüten (Süßigkeiten vom Kiosk wurden ins spitzen Papiertütchen verpackt), die überall auf den Straßen herumlagen. In den 80er Jahren gab es den Trend (damals kamen die Grünen auf), die Kinder zu bewegen, ihren Müll nicht in die Landschaft zu entlassen, sondern in die dafür vorhandenen Müllbehälter zu werfen. Dieser Trend ist längst verloren gegangen, schätzungsweise – nach meinen Beoabachtungen – vor zwanzig Jahren. Kinder sind zu Prinzen und Prinzessinnen gewonnen, denen die Eltern huldigen, die Lehrer zu ihren Hofschranzen degradieren dürfen und für deren Nichterziehung der Steuerzahler bluten darf. Nicht ohne Grund kursiert seit einigen Jahren der Begriff der „Helikoptereltern“ (ein grässlicher Ausdruck) und gehen immer mehr Lehrer frühzeitig in den Ruhestand. Hat eigentlich schon jemand die ransante Zunahme der Privatschulen registriert? Jawohl, da wächst wieder eine Eliteschicht heran, jenseit des hilflosen Aktionismus unserer Politiker, die ihre Hausaufgaben nicht richtig machen. Mit dieser Mühle-auf-Mühle-zu-Strategie rennt die Politik über früh oder spät an die Wand. Ein Hype wie das Freitags-Schwänzen, das die Erde bei ihrer Änderung des Klimas kein bisschen jucken dürfte, hilft nicht weiter. Überall, wo Menschen sich zusammenrafften, um zu demonstrieren, blieb eins zurück: Ein riesiger Müllberg. Zur Krönung noch ein Zitat von Annalena Baerbock: "Lasst und dieses Europa gemeinsam verenden." Kein Witz - das hat sie wirklich gesagt. |
13.08.2019, 06:44 | #2 |
Ich kam gestern Abend aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus, als ich die Nachrichten gesehen habe. Denen fällt einfach NIE etwas anderes ein als zur Kasse zu bitten und nun sind das nicht mehr nur die Grünen. Wen soll man da noch wählen?
Gestern mittag ging eine Frau mit Kinderwagen an mir vorbei und warf ihre Zigarettenkippe auf die Straße, fast genau neben mich. Fand ich auch unmöglich. Ein tolles Vorbild. Geändert von DieSilbermöwe (13.08.2019 um 08:10 Uhr) |
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13.08.2019, 08:34 | #3 | |
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Zitat:
Statt die Menschen auf die Konsequenzen ihres Verhaltens aufmerksam zu machen und zu mehr Umweltbewusstsein zu mahnen, wird Missverhalten mit steuerlichen Ablasszahlungen gefördert und sich gleichzeitig eine herumeiernden Sprache bedient, die durch Widersprüche das ganze Volk für dumm verkaufen will. Bei den Grünen scheint das sogar zu klappen, denn sie sind bei den Wählern so populär wie nie zuvor - obwohl ihre Vertreter nicht rechnen können, Kobalt nicht von einem Kobold unterscheiden können (die Super-Blamage!) und von allen Politikern am meisten das Flugzeug benutzen. |
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19.08.2019, 23:31 | #4 |
Hallo Ilka-Maria,
du zitierst mit dem vorletzten Satz in deinem Essay Annalena Baerbock: "Lasst uns dieses Europa gemeinsam verenden." Neugierig geworden, habe ich nachgeschaut und u.a. folgendes Video gefunden: https://www.suedtirolnews.it/video/g...taerkste-kraft Dort sagt Annalena Baerbock: "Das ist unsere Wahl. Lasst uns Europa gemeinsam verändern.” (nach ungefähr 1min 10sec) Grüße Flocke |
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20.08.2019, 03:03 | #5 |
Forumsleitung
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Stimmt, man hört es aber nur, wenn man die Ohren spitzt, weil Baerbock leider oft eine undeutliche Aussprache hat. Ich fürchte allerdings, dass, als sie vom "Kobold" in den Automotoren sprach, das nicht an ihrer Aussprache lag, sondern daran, dass sie tatsächlich noch nie von Kobalt gehört hatte. Aber das war in einem anderen Interview und ist ein anderes Thema.
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