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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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17.07.2019, 17:32 | #1 |
Schöne Bewerbung
Heute kommen viele Bewerber
mit geschöntem Zeugnis daher da fällt dem Unternehmer die Auswahl doch sehr schwer Er muss selbst überprüfen ist das der richtige Kandidat nach dem Kaffee schlürfen bittet er zum Diktat Wer war wohl Bundeskanzler der Scheel oder der Kohl als Antwort kommt Frau Holle da scheint das Wissen hohl Was macht denn eins und eins eher zwei oder doch sieben sein Ergebnis ist die drei wär wohl besser zu Haus geblieben Wie schreibt man nur bekloppt mit einem oder zwei p er meint dazu ganz trocken doch lieber nur mit b So bleibt dem Unternehmer heut wirklich nichts erspart er zahlt nicht nur Gehälter auch woran der Staat am liebsten spart |
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18.07.2019, 07:50 | #2 |
Lieber Gylon, gut gereimt, ein nettes Spaßgedicht. Tja, manche Bewerber glauben wirklich, nichts mitbringen zu müssen (an Fähigkeiten und Können). Auch rhythmisch ist dir das Gedicht sehr gut gelungen. LG DieSilbermöwe |
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18.07.2019, 16:35 | #3 |
Lieber Gylon,
ja, Reime gut, Metrik gut, aber doch sehr einseitig und polemisch. Ausgerechnet die Unternehmensperspektive einzunehmen scheint mir auch etwas fragwürdig. Selbst gut ausgebildete Menschen erhalten in einem Vollzeitjob oft nicht, was sie zum Leben brauchen, weil Unternehmen ihre Marktmacht ausnutzen und prekär bezahlte Arbeit anbieten. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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18.07.2019, 17:41 | #4 | ||
Zitat:
Man darf durchaus ein Gedicht aus der Unternehmerperspektive schreiben. Sorry, AlteLyrikerin, aber einseitig und polemisch ist dein Kommentar. Das hier Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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18.07.2019, 20:10 | #5 |
Forumsleitung
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Womit hat das Gedicht dann eigentlich zu tun?
Richtig: Mit den Schulabgängern und dem niedrigen Anforderungsniveau, sprich, den fast geschenkten Abschlusszeugnissen. Und da liegt Gylon nicht falsch mit seiner Kritik. Unternehmer, vor allem aber Handwerker, haben seit vielen Jahren die größte Not, Lehrlinge und Mitarbeiter zu finden, die den Anforderungen der Stelle genügen. Es stimmt auch, dass die ersten und auffälligsten Merkmale für eine mangelhafte Bildung am Gebrauch der Rechtschreibung, im sprachlichen Ausdruck und in den einfachsten Rechenarten festzumachen sind, auch wenn Gylon die Allgemeinbildung mit aufgreift. Dem stehen diametral die Klagen von Schülern und Eltern entgegen, die Anforderungen an den Schulen seien zu hoch, der Stress zu stark und die Zeitpläne zu eng. Man sieht: Eine einfache Analyse des Problems gibt es nicht, da muss man schon differenzierter herangehen. Was die "prekären" Arbeitsverhältnisse angeht, kann man nicht alle Fälle in einen Topf werfen. Es sind individuelle Lebensläufe, die manchen Arbeitnehmer auf der Strecke bleiben lassen, sowohl gut wie weniger gut ausgebildete. Die Gründe, warum es nicht klappen kann, sind oft tiefschichtig: die Stellenbeschreibung passt nicht ganz, das Arbeitsumfeld lässt dem Arbeitnehmer zu wenig individuellen Raum (z.B. Großraumbüro), mangelnde Rücksichtnahme auf teamgeist-orientierte Arbeitnehmer und Einzelkämpfer, unstimmige Chemie zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer oder unter Kollegen, leistungsbezogene Bezahlung und unter Umständen nach dem jährlichen Bewertungsgespräch keine Gehaltserhöhung, kein Bonus oder sogar ein Rückstufung. Das sind nur ein paar Beispiele. Letzes Beipiel führt natürlich immer zur Diskussion "Gerechtigkeit durch leistungsbezogene Bezahlung" oder "Gerechtigkeit durch sozialen Ausgleich" (= die Starken sollen für die Schwachen mitarbeiten). Tatsache ist jedoch: Die besten Chancen hat immer noch derjenige Schulabgänger, der eine gute Ausbildung gehabt hat und die Rechtmäßigkeit eines guten Zeugnisses in der Praxis bestätigen kann. Das ist jedoch inzwischen für die Unternehmer ein Glücksspiel geworden. |
19.07.2019, 07:59 | #6 |
Hallo Ilka,
mir war schon klar, wovon das Gedicht handelt. Was mir fast die Sprache verschlagen hat, war die Bemerkung von AlteLyrikerin, es sei "fragwürdig", die Unternehmerperspektive einzunehmen. Meine Begründung dafür steht schon in meinem ersten Beitrag. Auch unter poetry-Usern gibt es vermutlich Unternehmer/Arbeitgeber. Wer weiß, vielleicht ist Gylon sogar einer? Ich finde es auch nicht besonders gut durchdacht, fast schon arrogant, jemanden dafür zu kritisieren, aus welcher Perspektive er schreibt. LG DieSilbermöwe |
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19.07.2019, 08:13 | #7 |
Forumsleitung
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Auf deinen Kommenar beziehen sich meine Ausführungen auch gar nicht. Ich wollte einfach etwas weiter ausholen, weil ich einseitige Perspektiven ebenfalls fragwürdig finde. Zumal wir in einer Übergangszeit leben, die man mit den Umwälzungen der industriellen Revolution vergleichen kann, als auch viele Menschen auf der Strecke blieben. Nur, dass heute alles in rasanterem Tempo abläuft. Es nützt nichts, mit dem Finger nur auf die Unternehmer zu zeigen, denn sie stehen in einem internationalen Wettbewerb wie schon lange nicht mehr. Natürlich gibt es Konzerne, die marktbeherrschend sind und an Profit rausholen wollen, was nur geht, die deshalb auch in die Politik hineinwirken. Aber das ist nicht die breite Masse der mittelständischen Unternehmen, die immer mehr unter Druck gerät. Sie zu erhalten muss ein erklärtes Ziel sein.
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19.07.2019, 10:04 | #8 |
Hallo ihr Lieben,
da hab ich ja wieder was verzapft. Aus meiner Sicht, sind Viele Arbeitszeugnisse heutzutage mit Vorsicht zu genießen, da offene Kritik am Arbeitnehmer verboten und vom Arbeitnehmer angefochten werden kann. Einerseits ist das zum Schutz der Arbeitnehmer gut so, für den Arbeitgeber aber problematisch, um den optimalen Kandidaten für die ausgeschriebene Stelle zu finden. Da braucht es viel Erfahrung und Menschenkenntnis und einen auf die Anforderungen angepassten und ausführlichen Einstellungstest. Wenn nicht sogar ein zur Probe arbeiten, um die handwerklichen Fähigkeiten zu überprüfen. Für mich, hat die Bildungspolitik die Digitale Revolution verschlafen! Man träumt und redet zwar gerne von Industrie 4.0, begreift aber anscheinend nicht, dass die Grundlagen dafür zuerst in den Schulen und in der Ausbildung der Lehrkräfte geschaffen werden muss. Nicht wenige Unternehmen, müssen neue Arbeitnehmer erst einmal wochenlang in Software Grundkurse schicken, bevor überhaupt eine Wertschöpfung für das Unternehmen stattfinden kann. Diese Ausbildung hätte bereits in den Schulen sattfinden können, aber es fehlen einfach die Rahmenbedingungen. Nicht zu vergessen, dass auch im Privaten Bereich, die Digitalisierung immer mehr Einzug hält und somit nicht nur Arbeitgeber von dieser Ausbildung profitieren würden. Wie so oft, ist das alles sehr vielschichtig und nicht so einfach über einen Kamm zu scheren. Von daher sollte man meinen Text vielleicht mit einem Augenzwinkern lesen und sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Es freut mich sehr, dass ihr mir eure Gedanken zu dem Thema mitgeteilt habt und anderen Lesern damit neue Perspektiven eröffnet! Dankeschön! Liebe Grüße Gylon |
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19.07.2019, 10:12 | #9 |
Forumsleitung
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Stimmt alles, was du schreibst, Gylon. Ich könnte dazu aus zwanzig Jahren Erfahrung sowohl von der Lern- als auch von der Lehrseite berichten. Aber das würde den Rahmen sprengen.
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