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09.05.2019, 07:11 | #1651 |
Parallel dazu lese ich "Venedig kann sehr kalt sein" von Patricia Highsmith. Ich hatte schon gezögert, es mir zu kaufen, denn nach der vagen Inhaltsbeschreibung dachte ich mir schon, dass es mir nicht gefällt. Die Neugier war stärker, mein Gefühl hat mich aber nicht getrogen. Es ist reichlich langweilig und jetzt bin ich davon überzeugt, dass es an der auktorialen Perspektive liegt, die Highsmith nur sehr selten verwendet hat und alle Bücher von ihr, in denen sie das getan hat, gefallen mir nicht.
Zur Handlung: Ein Mann wird von seinem Ex-Schwiegervater nach dem Tod seiner Frau verfolgt. Hört sich spannender an, als es ist. Eine solche Geschichte aus zwei Perspektiven, einmal Ehemann, einmal Ex-Schwiegervater zu erzählen, bringt Langeweile für den Leser hervor. |
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03.06.2019, 13:02 | #1652 |
Ich habe jetzt "Passagier 23" von Sebastian Fitzek gelesen und war angenehm überrascht. Obwohl auktorial erzählt und eigentlich alle paar Seiten jemand Neues auftaucht, ist der Roman sehr spannend geschrieben mit einer überraschenden Auflösung. Es geht um Passagiere, die von einem Kreuzfahrtschiff verschwunden sind. Mehr kann ich zur Handlung eigentlich nicht sagen, um nichts vorwegzunehmen.
Ich denke, das Buch ist so spannend, weil plot- und nicht charaktergebunden erzählt wird. Das merke ich mir mal vor: Eine auktoriale Erzählung funktioniert eher plotgebunden. Zumindest denke ich das jetzt. |
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03.06.2019, 17:12 | #1653 |
Dabei seit: 11/2018
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Beiträge: 85
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Das ist ein gutes Buch. Habe ich selbst schon gelesen.
Ich lese gerade Flugangst 7a von Fitzek |
04.06.2019, 06:53 | #1654 |
Hallo Robert,
und wie ist das? Ich hatte mir nämlich auch überlegt, mir noch andere Bücher von Sebastian Fitzek zu kaufen. Ist es in ähnlichem Stil gehalten? LG DieSilbermöwe |
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04.06.2019, 11:23 | #1655 |
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Auf Fitzek komme ich noch zu sprechen, wenn ich "Das Paket" gelesen habe.
Im Augenblick lese ich Stephen Kings "Das Leben und das Schreiben", eine Mischung aus Autobiografie, frühen Schreiberfahrungen und Handwerk für die schreibende Zunft. Die ersten 110 Seiten sind dem Lebenslauf des Jugendlichen und Adoleszenten gewidmet, wie er zum Schreiben kam und den beschwerlichen Weg zum Profi schaffte. Danach folgen die Kapitel "Der Werkzeugkasten" und "Über das Schreiben", ca. 180 Seiten, auf denen sich King über die wichtigsten Werkzeuge - Wortschatz, Grammatik usw. - auslässt, ohne jedoch einem Autor zu strenge Regeln aufzuerlegen. Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und besticht durch seine Bildhaftigkeit. Sehr offen geht King mit der Phase seiner Alkohohol- und Drogenabhängigkeit um. Ferner erfährt der Leser eine Menge darüber, wie King seine Erfahrungen mit diesen Abhängigkeiten in Romane umsetzte, die später als Verfilmungen zu Kinohits wurden, wie z.B. "Misery" und "Shining". Hier ein paar Zitate aus dem Buch: "Als ich vierzehn war [...], trug der Nagel an der Wand das Gewicht der gepählten Absagen nicht länger. Ich ersetzte ihn durch einen Haken und schrieb weiter." "Die Geschichten, die ich zwischen Augst 1970 [...] und Winter 1973/74 an Männerzeitschriften verkaufte, schafften uns einen Puffer, der gerade groß genug war, um uns vor dem Sozialamt zu bewahren ..." "... auf Platz zwei liegt die Einsicht, dass es keine gute Idee ist, ein Werk aufzugeben, nur weil es sich als emotional oder imaginär kompliziert erweist. Manchmal muss man einfach weitermachen ..." Irgendwo in diesem Buch las ich auch (habe mir aber keinen gelben Zettel hineingeklebt), dass es immer Menschen gibt, die einem versuchen, die Schreiberei auszureden. In diesem Fall kann man nur das gleiche tun wie Stephen King: ingnorieren und weiterschreiben. |
04.06.2019, 13:42 | #1656 |
Dabei seit: 11/2018
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Beiträge: 85
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Liebe Silbermöwe,
Ich bin noch am Anfang. Aber es ist ähnlich gehalten, wie andere Bücher, wans den Zeitraum der Geschehnisse betrifft (z.B. Vier Jahre zuvor, heute, zwei Monate danach, etc.) |
05.06.2019, 07:20 | #1657 |
Lieber Robert,
danke für die Antwort. Ich meinte aber eigentlich weniger den Zeitraum, sondern, ob die anderen Bücher auch auktorial (mehrere Erzählperspektiven) gehalten sind. LG DieSilbermöwe |
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07.06.2019, 07:20 | #1658 |
Falls sich hier jemand (außer mir natürlich noch ) für Kurzprosa begeistert, ich kann ein Buch sehr empfehlen:
"113 einseitige Geschichten", Franz Hohler (Hg.) Es sind kurze Geschichten von verschiedenen Autoren, die auf eine Seite passen. Und oft noch kürzer sind. |
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11.06.2019, 20:36 | #1659 |
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Walder/Hansjakob: "Kriminalistisches Denken", C.F.Müller GmbH, Heidelberg.
Natürlich will ich nicht den perfekten Mord begehen. Sondern für den Lehrgang, den ich gerade mache und bei dem jetzt der Krimi angesagt ist, einschlägige Literatur heranziehen. Das Buch ist als Leitfaden zu begreifen, was bei der Ermittlungsarbeit zu berücksichtigen ist, wo Fehler gemacht werden können und wie systematisch ausgewertet wird. Die Autoren beziehen sich auf Schweizer Fälle und Schweizer Recht, wobei sie darauf hinweisen, dass sie in den meisten Fällen mit deutschem kompatibel sind. Krimis sind nicht mein Ding. Deshalb fällt mir dieser Abschnitt des Lehrgangs schwer. Also habe ich mich mit Literatur eingedeckt und Fizeks "Paket" gelesen. Hat mich nicht überzeugt. Warum? Psychologisch unglaubwürdig. Zu konstruiert. Zu viel Tempo (bzw. Cliffhanger). Der Leser kommt nicht zur Ruhe, und an manchen Stellen hängt es: Da ist dem Autor misslungen, dem Leser saubere Brücken zu schaffen. Mitten im Buch hatte ich den Wunsch: Kann dieser Roman nicht endlich zu Ende zu sein? Ich las ihn bis zum Ende, denn ich wollte wissen, weshalb ein Autor einen derartig großen Erfolg hat. Am Ende wurde meine Frage jedoch nicht beantwortet. Was blieb, war ein wildes Konstrukt an verwobenen Fäden, eine völlg abstruse Geschichte - und das alles nur, um eine Frau zu vergewaltigen. Das haben Täter schon einfacher hingekriegt. Okay, zum nächsten Buch: Jan Seghers: "Die Braut im Schnee", Rohwolt 2016. Ein Frankfurt-Krimi. Gefällt mir auf den ersten Seiten schon besser als der Fitzek. Rezension folgt. |
13.06.2019, 07:03 | #1660 | |
Zitat:
Mir der Schauplatz gefallen hat (Kreuzfahrtschiff) Die Figuren interessant waren Es spannend zu lesen war Psychologisch unglaubwürdig war das zwar stellenweise auch, aber das hat mich nicht weiter gestört, weil ich Krimis sowieso nie realistisch finde und sie nicht aus diesem Grunde lese. Und außerdem ist es doch schön, wenn in einer Geschichte die Figuren noch viel größere Macken haben als alle Leute, die man kennt, sich selbst eingeschlossen. Ich glaube, der Erfolg von Fitzek beruht darauf, dass er die 6 W's gut bedient (Wer, was, wann, wie, wo, warum). Ich konnte das Buch "Passagier 23" kaum noch aus der Hand legen, so spannend fand ich es. Vielleicht gerade deshalb, weil es dem Leser keine Verschnaufpause lässt. Ich wundere mich übrigens, dass in Lehrgängen soviel Wert darauf gelegt wird, den Schülern realistische Kriminalistik beizubringen. Die meisten Krimis stimmen doch damit nicht überein, und keinen Leser stört es. |
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13.06.2019, 07:59 | #1661 | |
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Zitat:
Das war bei dem Roman von Fitzek aber nicht mein Hauptproblem. Mich störte die "Atemlosigkeit" seines Stils. Der Leser bekam keine Verschnaufpause, sondern wurde von einer Sensation zur nächsten gejagt, eine übertriebene Art von Cliffhanger. Als die Geschichte hätte zu Ende sein können, wurde noch eins draufgesetzt, und das Ende bzw. die Lösung des Falls schien mir überkonstruiert zu sein. Der Krimi wirkte auf mich wie auf dem Reißbrett entworfen. Jedenfalls war ich froh, als ich endlich damit durch war. Jetzt habe ich "Die Braut im Schnee" von Jan Seghers zu lesen begonnen. Dieser Autor ist neu für mich, mal sehen, was er zu bieten hat. Wenigstens spielt der Krimi in einer mir vertrauten Umgebung, nämlich in und um Frankfurt herum. |
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13.06.2019, 08:09 | #1662 | ||
Zitat:
Zitat:
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13.06.2019, 08:29 | #1663 |
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Wird von der Stadtbibliothek ("Bücherturm") vergeben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbibliothek_Offenbach |
27.06.2019, 09:49 | #1664 |
Das Buch hab ich schon vor paar Monaten bekommen. :
https://www.amazon.de/Ich-kann-dich-...a-632122590660 |
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04.07.2019, 09:22 | #1665 | |
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Zitat:
Ärgerlich waren außer den unwichtigen Nebenhandlungen, von denen überhaupt kein Strang zur Haupthandlung geführt hatte, die langweiligen und zum großen Teil unglaubwürdigen Dialoge. Der Gipfel der Unglaubwürdigkeit war das Reden eines Jungen bzw. Jugendlichen, der so abgeklärt dahersprach, als hätte er schon eine Ausbildung zum Kriminalkommissar hinter sich. Neugierig geworden sah ich mir die Rezensionen von Lesern auf Amazon an. Diejenigen, die dem Krimi die volle Punktzahl gaben, waren vorwiegend Leute, die dort, wo die Geschichte spielt - Frankfurt, Offenbach, Taunus - begeistert und gingen wenig auf den Inhalt ein. Das war für mich als Offenbacherin auch der einzige Pluspunkt, den ich vergeben konnte, allerdings nicht für fast 500 Seiten. Eher muss ich mich den Lesern anschließen, die dem Krimi nur einen Punkt oder zwei Punkte gaben: langweilig, öde, zähflüssig oder zum großen Teil bei Mankell abgekupfert. Von dem ich irgendwann mal ein Buch in die Hand genommen hatte, das mich ebenfalls tödlich langweilte. |
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08.07.2019, 13:42 | #1666 |
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Beim Eintauchen in die Krimi-Welt (weil ich die Aufgabe hatte, eine Krimi-Erzählung zu schreiben), habe ich jetzt nach Fitzek und Seghers auf Nele Neuhaus zugegriffen: "Böser Wolf". Ihr Stil hat mir von den dreien am besten gefallen.
Wie Fitzek arbeitet auch Neuhaus mit der Cliffhanger-Technik, außerdem mit sehr vielen Personen, Nebenhandlungen und Perspektivwechseln. Einmal an die vielen Namen gewöhnt, verliert der Leser trotz der komplexen Haupt- und Nebenhandlungen nicht den Faden. Neuhaus hat großen Wert auf die Ausarbeitung ihrer Figuren gelegt, und die Dialoge wirken lebensecht. Auch die Technik der unerwarteten Wendungen beherrscht Neuhaus perfekt. Ich war von mir selbst überrascht, dass ich einen Krimi - ein Genre, das mich eher langweilt - nach der ersten Hälfte der insgesamt 470 Seiten nicht mehr aus der Hand legen konnte. Das Thema ist, wie der Titel vermuten lässt, eine Ermittlung, die zu einem Kinderschänderring mafiösen Stils führt, in deren Verlauf der Leser mit etlichen Härten konfrontiert wird. Die Story bringt zu Bewusstsein, wie aktuell das Thema ist, weil es offensichtlich noch nie so einfach wie heute gewesen ist, mit Kinderschändung Geld zu verdienen oder perverse Veranlagungen auszuleben. Das Buch besticht, weil man ihm die sorgfältige Recherche des Themas anmerkt, aber auch die Authentizität der Umgebung, in der die Story angesiedelt ist. Sie findet in Frankfurt und im Taunus statt, wie alle bisherigen Neuhaus-Romane, denn hier ist Nele Neuhaus, geb. Löwenberg, aufgewachsen. Ihr Vater Dr. Bernward Löwenberg, ein guter Bekannter meines Ex-Bosses durch beider Mitgliedschaft im Rotary-Club Königstein, ist im Taunus bestens vernetzt. Sie weiß also, bei welchen Leuten sie sich für ihre Romane Informationen beschaffen kann. Mein nächster Ausflug in die Krimi-Welt wird mich zu Mark Benecke führen: "Dem Täter auf der Spur - So arbeitet die moderne Kriminalbiologie". Dann ist von Patricia Highsmith "Zwei Fremde im Zug" dran, ein Buch, das ich in einem öffentlichen Bücherschrank aufgestöbert habe. Ich kenne nur die Hitchcock-Verfilmung. Ich werde darüber berichten, wenn ich damit durch bin. |
08.07.2019, 17:06 | #1667 |
Dann viel Spaß bei dem Highsmith-Krimi. Das Buch hat mir ganz gut gefallen, allerdings haben mir andere von ihr noch besser gefallen, ich finde nicht, dass es ihr bestes ist.
Ich lese auch gerade einen Krimi, "Mörderische Provence" von Pierre Lagrange und bin angenehm überrascht. Eigentlich habe ich mir das Buch nur ausgesucht, weil es in Frankreich spielt und nicht viel von der Handlung erwartet. Die Tochter eines Freundes eines Ex-Polizisten ist verschwunden und er sucht nach ihr. Aber es ist tatsächlich recht spannend, obwohl der Leser immer mehr weiß als der Kommissar. LG DieSilbermöwe |
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08.07.2019, 17:15 | #1668 | |
Zitat:
Den Film habe ich mittlerweile gesehen und naja, toll ist er auch nicht. |
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08.07.2019, 18:23 | #1669 | |
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Zitat:
Ich finde den Film meisterhaft. Er strotzt vor Symbolik und hat tief gezeichnete Charaktere. Hitchcock hat mit dem Film wieder einmal bewiesen, wie man mit den richtigen Bildern und den darin enthaltenen, sich wiederholenden Botschaften (das Symbol des "double-crossing" ist ständig präsent) das Unterbewusstsein des Zuschauers beeinflussen kann. |
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09.07.2019, 11:08 | #1670 |
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Karl Iglesias: "Emotionen im Film - Professionelle Techniken für Drehbuchautoren". Autorenhaus Verlag, dt. Fassung 2019.
Wie der Titel besagt, konzentriert sich der Autor ausschließlich darauf, wie man die Gefühle des Lesers bzw. Betrachters so gefangennimmt, dass er beim Thema bleibt und ein Drehbuch bis zum Ende liest oder im Kino zwei Stunden durchhält, ohne zwischendurch zu denken: Na und? Für Iglesias steht die Kunst, Emotionen beim Leser zu wecken, über alle anderen Techniken, ein Thema zu bearbeiten und daraus eine interessante Geschichte zu machen, an erster Stelle. Der Autor ist für mich kein Unbekannter, ich hatte mir schon einmal von ihm per E-Mail eine Liste aller Emotionen schicken lassen, zu der ein Mensch fähig ist; er hatte die Liste in einem anderen Buch angeboten. Das Buch habe ich mir gekauft, weil es von bisherigen Lesern ausnahmslos die volle Punktzahl erhielt und geschrieben wurde, dass es auch für Autoren von Romanen nutzbar sei. Inhaltlich mag das stimmen, aber nach den ersten 70 Seiten bin ich von der schlampigen Ausführung genervt. Entweder hat die Übersetzerin unter Zeitdruck gestanden oder im Deutschunterricht nicht aufgepasst, zudem geht der Vorwurf an den Lektor, der ihr zahlreiche Interpunktions-, Schreib- und grammatikalische Fehler durchgehen ließ und sich auch nicht an Doppelungen, fehlenden Wörtern und der Verwechslung von Dativ und Akkusativ störte. Manche Sätze sind so unglücklich ausgedrückt, dass man sie mehrfach lesen muss, um sie zu verstehen. Kurz gesagt: Ich hätte das Buch in der Originalsprache lesen sollen. Das Thema ist spannend, die Qualität der Vermittlung enttäuschend. |
09.07.2019, 18:34 | #1671 |
Ich habe das Buch von Pierre Lagrange jetzt ausgelesen. Es war tatsächlich so mordsmäßig spannend, dass ich der Freizeit entgegengefiebert habe, wo ich weiterlesen konnte.
Was ich allerdings erst gesehen habe, nachdem ich das Buch gelesen hatte und was mir nicht gefallen hat: Der Autor ist gar kein echter Franzose, sondern hier schreibt ein Deutscher unter Pseudonym. Da denkt man, man kriegt ein wenig Einblick in die französische Seele und so ist es dann nicht.....ich hatte eigentlich ein Buch von einem "echten" französischen Krimiautor gesucht. Ich verstehe auch nicht ganz, warum ein ohnehin schon erfolgreicher Autor dann noch Bücher unter Pseudonym veröffentlicht? |
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09.07.2019, 18:59 | #1672 | |
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Zitat:
Romy Schneider war ja auch keine Französin und hatte trotzem in Frankreich ihre größten Erfolge gehabt, weil sie sich völlig angepass und perfekt Französisch gesprochen hatte. |
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10.07.2019, 06:38 | #1673 |
Mag sein - das mit dem Hotel hatte ich auch gelesen - aber ob er deswegen die gleiche Mentalität hat? Darum ging es mir.
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12.07.2019, 08:14 | #1674 |
Auf meiner Suche nach Krimis von "echten" französischen Autoren (denn irgendwie komme ich mir schon etwas reingelegt vor, wenn ein nicht-französischer Autor sich ein französisches Pseudonym zulegt und einen Krimi präsentiert, der in Frankreich spielt - ich wäre nicht so enttäuscht gewesen, wenn er ein deutsches Pseudonym verwendet hätte) bin ich auf eine interessante Seite gestoßen:
https://www.perlentaucher.de/buchKSL...he-krimis.html Ich habe mir einige Bücher angeschaut und mich dann dafür entschieden, das E-Book von Dominique Manotti "Schwarzes Gold" herunter zu laden. Der Schock war riesengroß, als ich feststellte, dass das ganze Buch im Präsens geschrieben ist ich hasse es, wenn ein ganzes Buch im Präsens geschrieben ist. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich es nie gekauft. Dominique Manotti wird von den Kritikern hochgelobt. Ich finde ihren Stil reichlich seltsam, manche Sätze sind richtiggehend abgehackt, bzw. gar keine ganzen Sätze, z. B. "Kurzer Meinungsaustausch über den Tod des Kapitäns" oder noch schlimmer, ein Satz beginnt z. B. mit "Brauen hochgezogen,...", also sie schenkt sich die geringste Beschreibung (ich würde hier lieber lesen "er zog die Brauen hoch") und das ist wahrhaftig nicht der einzige Satz, der so ist. Sie macht es auch nicht kenntlich, wenn es um die Gedanken eines Protagonisten geht, dann kommt im Text irgendwann "ich" vor. Die abgehackten Sätze hätte ich beinahe auf die Übersetzung geschoben, dann fiel mir auf, dass die Dialoge wesentlich sorgfältiger geschrieben sind, also kann es an der Übersetzung nicht liegen. Das Buch spielt in Marseille im März 1973. Es geht um einen Bandenkrieg und einen unerfahrenen jungen Kommissar und um was sonst noch, habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden. Ich muss zwar einräumen, dass ich es trotzdem zu Ende lesen werde, es ist nicht direkt unspannend. Aber der Stil ist wahrhaftig nicht mein Fall. |
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12.07.2019, 08:27 | #1675 | |
Forumsleitung
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Zitat:
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12.07.2019, 08:34 | #1676 |
Ich habe jetzt keine Angaben zum Verlag auf die Schnelle gefunden (bei Ebooks ist das mit dem Blättern nicht so einfach), ich schau aber noch), aber das Buch ist
"Ausgezeichnet mit dem Grand Prix du Roman Noir 2016. Originaltitel: Or Noir." Unglaublich. |
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12.07.2019, 08:46 | #1677 | |
Forumsleitung
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Auf Wikipedia gibt es Infomationen über den Verlag: Argumentverlag mit Aridadne, Hamburg.
Linksorientierter Verlag, der mit historischen und politischen Büchern angefangen und erst später den Kriminalroman mit ins Programm genommen hat. Dominique Manotti ist promovierte Historikern, war im Lehramt und hat, von den Linken enttäuscht (hier wird ausdrücklich Mitterand genannt), im fortgeschrittenen Alter damit begonnen, Krimis zu schreiben. Dem Verlag geht es wohl darum, neue Krimi-Autoren publik zu machen. Zitat:
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12.07.2019, 17:52 | #1678 | ||
Zitat:
Noch ein Beispielsatz: "Er geht zu Fuß bis zum See. Langsamer Gang, beinahe feierlich." Was um alles in der Welt soll das für ein sprachlicher Stil sein? Noch nicht mal kleine Kinder sprechen so (und im Buch wimmelt es von solchen Sätzen). Ich finde, das ist für den Leser eine Zumutung. Zitat:
Eigentlich bin ich immer eher zögerlich, wenn ein Buch mit irgendetwas ausgezeichnet wird. Ich habe nur selten mal ein solches Buch gelesen, was mir dann gefallen hat. Eigentlich wollte ich zuerst ein Buch haben, das von der Kritik komplett verrissen wurde. Das gab es leider nicht als E-Book. Geändert von DieSilbermöwe (12.07.2019 um 18:59 Uhr) |
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12.07.2019, 18:51 | #1679 |
Forumsleitung
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Da haben wir schon ein Übersetzungsproblem. "gehen" im Sinne von zu Fuß gehen, aber auch mit dem Zug reisen (il va à pied, il va en train) muss entsprechend ausgedrückt werden. Im Deutschen ist "zu Fuß gehen" dagegen eine Doppelung, denn natürlich geht man zu Fuß - wie denn sonst, wenn man nicht gerade ein Zirkusakrobat ist.
Im Englischen gibt es ähnliche Idiome. Hier hätte für die Übersetzung "Er geht bis zum See" völlig ausgereicht. Mit dem Fettgedruckten hast du recht, das klingt wirklich sehr unnatürlich. Hier hätte ich aber auch gerne mal das Original vor Augen gehabt. Ich fürchte, dass die Übersetzung daneben gegangen ist. |
12.07.2019, 19:05 | #1680 | |
Lies mal diese Rezension hier:
https://www.perlentaucher.de/buch/do...rzes-gold.html Zitat aus dem Link: Zitat:
Immer noch überzeugt, dass es an der Übersetzung liegt? |
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12.07.2019, 19:21 | #1681 |
Forumsleitung
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Nein, dazu müsste ich den Originaltext kennen.
Aber die Rezension ist für mich dazu angetan, ein solches Buch nicht in die Hand zu nehmen. Die Mächtigen hinter irgendetwas - Wirtschaft, Politik - würden mich nicht fesseln, schon gar nicht rund um den Ölhandel. Wenn ich Krimis lesen will, dann sollen sie im Alltag stinknormaler Menschen spielen. Mit Spionagethrillern geht es mir übrigens ähnlich: Nix für mich. |
12.07.2019, 20:01 | #1682 | |
Na, ich werde von ihr garantiert auch kein Buch mehr kaufen, allerdings aus anderen Gründen.
Zitat:
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12.07.2019, 21:06 | #1683 |
Forumsleitung
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Nur weil es zum Thema Krimi passt: Ich habe mir vorhin in der ARTE-Mediathek schon vorab "Ein Kind wird gesucht" angesehen, läuft seit 20.15 im Hauptprogramm. Hat mir sehr gut gefallen, weil die Story realistisch ist und die Typen gut dargestellt sind. Aber das nur kurz und nebenbei, denn eigentlich gehört es in den Kino-Faden.
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