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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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08.08.2018, 14:36 | #1 |
Gast
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Schade!
Schade! Sie waren alle mit der Fähre nach Genua gekommen, zwölf Frauen aus Tunesien – und jede trug ihr Schleierkleid. Sie liefen und sie schauten als Gruppe in der Gruppe. Sie kamen nur zum Essen und gingen wieder, schön zusammen, miteinander doch. Außen herum die vielen Alten: Graumelierte Kreuzfahrtgäste von reichem, sattem Kontinent. Schon in wenigen Jahren werden die Graumelierten von den Schleierfrauen Ablösung erfahren. Schade nur bei aller Offenheit, dass alle Frauen von dem armen Kontinent die eigenen Teller überladen hatten und die vielen Plastikflaschen wie auch die üppigen Teller halb gefüllt zurück ließen. Ist das kein Frevel, wenn in ihrem Land Menschen hungern, Kinder leiden? ©Hans Hartmut Karg 2018 * |
08.08.2018, 17:20 | #2 |
Forumsleitung
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Na und? Besser, als in sich reinzufresen, was der Körper nicht mehr braucht, und dabei rund und fett und ein Fall für die Krankenindustrie zu werden. Denn eine Industrie ist es doch inzwischen.
Nein, ist es nicht. Kein bei uns leergegessener und blankgeleckter Teller rettet ein Kind in einem Hungerland. Es ist kein Frevel, Essen, das übrig geblieben ist, in die Mülltonne zu werfen. Wenn es im Überfluss da ist, ist es eben so, und es ist allemal besser, als sich an Aufgewärmtem zu vergiften. In der Bibel steht nicht, dass es eine Sünde ist, Essen wegzuwerfen, sondern dort steht, dass die Völlerei eine Sünde ist. Wir retten kein Kind in einem Hungerland, indem wir den Schimmel vom Brot schneiden und den Rest essen, wie es uns in der Jugend beigebracht wurde, unwissen, dass die Sporen des Schimmels schon im gesamten Brot verbreitet waren. Wir gefährden durch solchen Blödsinn nur unsere eigene Gesundheit. So etwas wie "Frevel" gibt es nicht. Hör auf, Hans, deine moralinsauren Ideologien zu verbreiten. |
09.08.2018, 08:50 | #3 |
Gast
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Re: Schade!
Liebe Ilka-Maria,
es ist immer wunderbar, wenn junge Menschen an eine Tafel Frohsinn, Unterhaltung und Fröhlichkeit bringen. Das habe ich anfangs auch als Bereicherung aufgefasst. Als ich dann aber nach einer Stunde und nach dem Abzug der Damen sehen musste, welche Massen an Nichtgegessenem und Nichtgetrunkenem auf den Tischen zurück geblieben waren, habe ich mich doch sehr gewundert. Da lagen dann halb angegessene Pizzen, Kuchenfetzen und Obst neben halb gefüllten Gläsern und Flaschen. Ich bin noch so erzogen worden, dass man sich nur das nimmt, was man auch isst und trinkt. LG HHK |
10.08.2018, 22:05 | #4 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Aschbach-Markt, wo alle Säufer der Welt einst geboren wurden und wohin sie auch wieder zurückkehren.
Alter: 28
Beiträge: 351
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Es ist wahr, Dr. Karg, man sollte sich nur nehmen, was man auch wirklich braucht. Nahrungsmittelverschwendung ist nicht richtig. Eines der wenigen Gedichte von dir, die meiner Ansicht nach nicht einer Ideologie anhängen. Das sagt einem schlichtweg der Anstand. Dass der halbe Planet hungert, ist allerdings nicht die Schuld der Menschen in der westlichen Welt, sonder die von Konzernen und Konzernchefs. Wenn ich mich nicht täusche, produziert die Menschheit genug Lebensmittel, um den Planeten mehrmals zu versorgen, was die Konzerne aber nicht davon abhält, Tonnen von Lebensmitteln ins Meer zu befördern, weil es auf eine Art, die ich mir nicht mehr in Erinnerung rufen kann, gewinnbringender ist.
Mit freundlichen Grüßen |
10.08.2018, 23:44 | #5 |
Dabei seit: 01/2018
Ort: in jeder Tiefkühltruhe erhältlich
Beiträge: 194
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Produziert genug Nahrung - ja.
Aber ist sie auch lange genug haltbar? |
11.08.2018, 00:27 | #6 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Aschbach-Markt, wo alle Säufer der Welt einst geboren wurden und wohin sie auch wieder zurückkehren.
Alter: 28
Beiträge: 351
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Wenn man zu Weihnachten Tomaten und Weintrauben essen kann, die von Übersee kommen, dann gehe ich davon aus, dass die Haltbarkeit das wenigste Problem ist, aber ich bin da beileibe kein Spezialist.
Hängt jetzt nur indirekt damit zusammen: Mir hat letztens ein Bekannter erzählt, dass es in Indien gewaltige Flächen gibt, die landwirtschaftlich genutzt werden könnten, mit dreimaliger Ernte innerhalb einen Jahres (weil Klima). Wenn die einen Ticken weniger unorganisiert wären, könnten wir mit unserer europäischen Landwirtschaft badengehen. |
11.08.2018, 06:13 | #7 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Das Gedicht, das vordergründig die Verschwendung von Nahungsmitteln zu kritisieren scheint, trägt zwischen den Zeilen jedoch etliche Botschaften, die damit gar nichts zu tun haben, sondern Menschen ihre Herkunft, ihr Alter und ihr Betragen vorwerfen, und zwar in einer ägerlich oberlehrerhaften Art. Zunächst der doppelte Hinweis auf die Verschleierung der Damen aus Tunesien - was soll das heißen? Sind moslemische Tunesier besonders anfällig für die Verschwendungssucht von Nahrungsmitteln, so dass wir sittsamen Europäer das Recht haben, ihr Benehmen zu maßregeln? Dann die Strophe mit den "graumelierten Alten vom satten Kontinent" - eine versteckte Kritik, dass es sich für Ruheständler nicht gehört, ihren Wohlstand (egal, wie hart er erarbeitet wurde) derart schamlos zur Schau zu stellen. Warum eigentlich nicht? Wer hat das Recht, alten Leuten vorzuschreiben, wie sie ihren Lebensabend zu verbringen und wofür sie ihre Rente auszugeben haben? Wer sagt denn, dass Essensreste auf einem Teller bleiben, weil er überladen wurde? Das ist eine Schlussfolgerung, die nicht stimmen muss. Wenn jemand eine Pizza nur heiß genießen will, sie nach fünf Minuten aber kalt geworden ist und nicht mehr schmeckt, bleibt der Rest eben liegen. Überhaupt: Nicht alles, was appetitlich aussieht, muss tatsächlich gut schmecken. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich, dass man noch essen muss, was auf den Teller kommt? Zum Schluss die Aussage, dass "in ihrem Land" Kinder hungern und leiden: Aber hallo! Tunesien ist kein Hungerland und steht nicht repräsentativ für den "armen Kontinent". Tunesien hat vielmehr eine stabile Wirtschaft, einen florierenden Handelsverkehr mit anderen Ländern und eine starke Tourismusbranche. In dem Gedicht sind - wie so oft bei Dr.Karg - Themen miteinander verquickt, die ein schiefes Bild ergeben, statt zu einer sinnvollen Aussage zu kommen. Die intoleranten Nebentöne sind dabei besonders ärgerlich. Es hätte völlig genügt, von Touristinnen zu sprechen, ohne ihre Kleidung zu erwähnen. Und es wäre für das Thema "Nahrungsmittelverschwendung" auch völlig egal gewesen, ob die anderen Reisenden graumelierte, blonde oder rote Haare gehabt hätten. Wer über hungernde Kinder in anderen Ländern klagen möchte, sollte sich bewusst sein, dass Nahrungsmittel nicht fehlen, weil dort nichts wachsen kann, sondern weil Krieg, oft einhergehend mit Dürreperioden, herrscht und sich die Regierenden einen Dreck um ihre Bevölkerung kümmern. Diese Länder könnten reich sein, wenn sie anders regiert würden, denn an fruchtbaren Böden und Bodenschätzen mangelt es ihnen nicht. |
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11.08.2018, 18:25 | #8 |
Tja, ich denke.... dass wir ganz einfach keine Ahnung haben. Vielleicht ist es so, dass bei anderen Völkern eben nicht gilt: "Alles muss aufgegessen werden", sondern es ist höflich, wenn man alles probiert, auch wenn man es dann nicht schafft, alles aufzuessen?
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15.08.2018, 09:47 | #9 |
Gast
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Re: Schade!
Liebe Dichterfreunde,
nicht für alles sind Kriege, das Klima, Diktatoren und/oder die Korruption verantwortlich zu machen. Es gibt schon auch Verhaltensweisen und Haltungen, bei denen wir uns fragen sollten, ob diese angesichts des Hungers in der Welt angemessen sind. Herzliche Grüße! H. H. Karg |
15.08.2018, 10:35 | #10 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Mit deiner westlichen Denkweise kommst du dem Problem nicht bei. Es ist sogar ärgerlich, dass du ein paar Leuten, die für ihr Catering bezahlt haben (war bestimmt im Reisepreis drin) und selbst bestimmen können, ob die Reste den Fischen vorgeworfen oder in die Toilette entsorgt werden, unmoralisches Verhalten vorwirfst, aber über die Machthaber dieser Welt, die verantwortungslos ihre Bevölkerung verrecken lassen, kein tadelndes Wort übrig hast. Du stellst die falschen Menschen an den Pranger. |
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15.08.2018, 14:10 | #11 |
Es ist noch Zeit,
der Bauch wird vollgeschlagen, warum stellt man die Fragen, gar satt, das ist man nie. Der Hunger weit, in allen Lebenslagen, am Schicksal schwer zu tragen, da sinkt man in die Knie. Wohlan, es ist ein Fest, im Überfluss der Rest, wer weiß, was morgen kommt. |
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16.08.2018, 09:25 | #12 |
Gast
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Re: Schade!
Trembalo,
KLASSE! |
18.08.2018, 09:37 | #13 |
Gast
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Re: Schade!
Noch einmal möchte ich ausdrücklich betonen, dass es mir bei meinem Gedicht nicht darum ging, bestimmte Personen und/oder Personengruppen zu diskreditieren oder zu stigmatisieren. Vielmehr ergab sich für mich aus der Beobachtung dieses Verhaltens die Notwendigkeit, auf ein solches Fehlverhalten hinzuweisen und es auch zu beschreiben - mit allen Konsequenzen. Natürlich ist mir bewusst, dass auch bei uns die Hälfte aller Lebensmittel weggeworfen werden.
HHK |
18.08.2018, 12:06 | #14 |
R.I.P.
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Wenn ich bedenke, wie viel Kerosin seinetwegen in die Atmosphaere geschleudert wurde, packt mich die Wut.
Da wird ein Gewese gemacht um einen kriminellen Übeltäter - weg damit! Von mir aus kann er - egal wo - verrotten. Und bei uns rücken sie bei einem Ladendiebstahl mit tatüta an. Ich frage mich oft nah der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Und wo bleibt die "Chefsache" des BMI??? Politisch bleiben nur noch Schlaglöcher übrig. |
19.08.2018, 09:55 | #15 |
Gast
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Re: Schade!
Bert Brecht hatte schon RECHT:
Der Mensch ist und bleibt ein Provisorium... LG HHK |
19.08.2018, 21:30 | #16 |
19.08.2018, 21:48 | #17 |
Forumsleitung
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21.08.2018, 10:20 | #18 |
Gast
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Re: Schade!
Naja, Ilka-Maria,
das mag schon sein. Ich will natürlich aus einem Dichter auch keinen Heiligen machen. Aber diese Aussage trifft schon zu, denn wir alle sind nicht perfekt. LG HHK |
21.08.2018, 11:42 | #19 |
23.08.2018, 09:18 | #20 |
Gast
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Re: Schade!
Lieber curd belesos,
ja, Rilke könnte da möglicherweise helfen. Danke für den Hinweis! LG HHK |
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schade! |
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