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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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11.09.2016, 23:25 | #1 |
Herrn Kroppkes Traum
Herr Kroppke liebte Bier und Wein,
den Wohlstand und Bananen, der Feinkosthandel war stets sein Versteck - so konnt er's tarnen, ein Schöppchen früh, ein Schnäpschen tags, ein Sektlikör mit Kunden : Frau Söder aus der Neustadt mags in Pralinés verschwunden. Er führte eine Liste ein von trinklust'gen Gesellen und legte sie ins Schubfach rein mit schattigen Morellen. Die Lust am Alkohol - sie wuchs von Tag zu Tag ein bisschen, bis eines schönen Abends flugs die Ehefrau beim Küsschen recht angeekelt stöhnte: Fritz, mir reicht dein ewger Dusel, pack jetzt dein Zeug - das ist kein Witz, vergiss nicht deinen Fusel! Seither lebt Kroppke mit dem Bier in lauten U-Bahnschächten, der Wohlstand fehlt, was bleibt ist Gier nach Rausch und wilden Nächten. |
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11.09.2016, 23:37 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Liebe anna-amalia,
mich verwirrt ein wenig der Titel, aber das Gedicht selbst - locker/flockig kommts daher, Kroppke nippt mal hier, mal da und das immer regelmäßiger, bis er in den Klauen der Sucht landet (und die Ehefrau das einzig Richtige unternimmt und ihn raus schmeißt). Kroppkes vorläufig letzte Station: Arm und allein mit seiner Alkoholsucht. Hier eine kleine Kritik: Das Thema ist eine verdammt ernste Sache und der ist die lockere-flockige Behandlung nicht adäquat. Ich denke, Du kannst mit meiner Kritik gut umgehen. Liebe Grüße, Heinz |
11.09.2016, 23:40 | #3 |
Lieber Heinz,
Genau das ist die Aussage...Herr Kroppke träumte von Wohlstand und Bananen. In unserer Gesellschaft hat Alkohol als heiterer Begleiter noch einen solch hohen Stellenwert, ohne den Ernst der Gefahr zu erkennen... Herzlichst danke.... anna |
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11.09.2016, 23:57 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe anna-amalia,
mit dem zweiten Satz rennst Du bei mir offene Türen ein, soll heißen: Ich stimme zu. Dass Kroppke von Wohlstand und Bananen "träumte", lese ich aus dem Gedicht nicht heraus, eher: Das war seine Welt bis aus dem "heiteren Begleiter" (auch da gebe ich Dir recht, was die Beurteilung des Alkohols in unserer Gesellschaft angeht - was vor zwei Jahrzehnten noch ausgeprägter war -) die Sucht/die Gier überhand nahm. Darf ich sagen: So weit, wie es scheinen mag, liegen wir gar nicht auseinander. Liebe Grüße, Heinz |
12.09.2016, 00:15 | #5 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
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Beiträge: 5.474
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Ah Alkoholiker, wie macht man das. Das ist doch son Zeug für gesellige Menschen damit sie blöd genug werden Spaß an Unterhaltungen zu haben. Alkohol ist wichtig um die anerzogen gewerdeten Grenzen wieder zu wegzudenken Oden so.
Weste. Der Arme, aber so ist das mit den Träumen irgendwas demonisches is imma vörstöckt |
12.09.2016, 00:52 | #6 |
Dabei seit: 10/2006
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Hallo, dr. Frankenstein,
kann es sein, dass Du noch nie mit Alkoholikern (nicht mit Leuten, die sich mal einen zur Brust nehmen, sondern mit Alkoholkranken, die bereit sind Vater und Mutter für den nächsten Schluck zu verkaufen) zu tun hattest? Dann gratuliere ich Dir! Heinz |
12.09.2016, 08:36 | #7 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.474
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Und? Hat ich schon gekennt. Wieso, was ist mit denen, die kriegen wenigsten Wahnvorstellungen. Beim Kumpel in sonem übelst alten Haus warn wir mal in der Nachbarwohnung da ist so ein Alkoholiker abgekratzt. In dem Haus hat auch keiner was weggeräumt und Wasser gab's nur auf dem Flur.
Zu mind. hatte der Typ, der Alkoholiker nicht viel in der Wohnung. Hat nur noch Schnaps zum Mittagessen getrunken und sein Bett war durchgeschissen. In der Matratze war ein Loch, das hatte sich so durchgefressen. Soll ich Mitleid mit Alkoholikern haben. Gehörst auch zu den Nachrichtensprecher Kloppies: Ach nein man kann das doch nicht beschönigend darstellen, wir haben einen Erziehungsauftrag. Klar hast recht. Ach wie schlimm. .. so schlimm diese Armen Heroinjunkis. . Es kann sich doch jeder selbst ein Urteil bilden... es gibt auch Leute die es schön finden sich essen zu lassen. Der Mensch ist weder ethisch noch moralisch, das wird ihm nur eingeredet. Wir sind Raubtiere. Wie Katzen oder Schimpansen. Du bist nur ein total unwichtiges Wesen von Milliarden Tieren und Pflanzen. Eine kleine Mutierte Missgeburt ein Nacktaffe. .. und als Alkoholiker zu leben ist immer noch besser als als Masthühnchen oder Zuchtschwein auf dem Gitterrost. Die Kängurus springen extra über einen sehr hohen Zaun um an die Schlafmohn Felder zu kommen, Rentiere budelln Fliegenpilze ausm Schnee... Delphine kiffen Kugelfische. Wir sind doch frei. Es gibt ja die unterschiedlichsten Sorten von Alkoholikern und wer will kann doch ne Therapie machen. Oder sich freikämpfen. Wer nicht der nicht. |
12.09.2016, 18:17 | #8 |
Dabei seit: 12/2009
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Liebe Anna,
dein Gedicht liest sich flott und schildert ziemlich realistisch den Weg vom harmlosen Schnäpschen zum Verderben bringenden endlos langen Schluck aus der Schnapsflasche. Wie im wirklichen Leben wird die Sucht vom Suchtkranken und seiner Umgebung sehr lange bagatellisiert und als "nicht so schlimm" abgetan. "Es ist ja nur ein kleines Likörchen, ich hab alles im Griff." Bis es zu spät ist. Ich finde,du kannst das ruhig so locker schreiben, denn es passt zu unserer Einstellung zum Alkohol. Die letzte Strophe muss nach meinem Verständnis allerdings knallharter sein. Jetzt packt der Alkohol erst richtig zu, der Mensch ist ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert - bis zum bitteren Ende. Liebe Grüße Nöck |
12.09.2016, 18:36 | #9 |
Lieber Nöck,
Du hast recht, Ich hab sie überarbeitet. . Seither lebt Kroppke mit dem Bier verdreckt in U-Bahnschächten, beraubt der Würde bleibt nur Gier nach Rausch und trunknen Nächten. Vielen Dank für die Anregung. Alles Liebe anna |
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12.09.2016, 18:53 | #10 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
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Liebe anna,
genau so, Kompliment! Liebe Grüße Nöck |
12.09.2016, 19:18 | #11 |
Vielen Dank, Nöck, und die Überschrift lautet jetzt : Herrn Kroppkes Liebe. Danke Heinz für den Gedankenanstoß.
Herzlichst anna a. |
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12.09.2016, 19:50 | #12 |
Dabei seit: 10/2006
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Liebe anna amalia,
der gute Nöck hat das, was ich locker-flockige Behandlung genannt habe, anders ausgedrückt, aber meinen scheinen wir beide dasselbe. Deine neue Fassung der zweiten Strophe entspricht Nöcks und meinen Vorstellungen. Hast Du fein gemacht! Gruß, Heinz |
12.09.2016, 23:12 | #13 |
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13.09.2016, 07:02 | #14 |
Sicher gut gedichtet, mir gefällt aber die erhobene Zeigefinger-Botschaft im Gedicht nicht.
@Frankie Dein langer Kommentar hat schon was für sich. |
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13.09.2016, 08:06 | #15 | ||
Dabei seit: 12/2009
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Liebe anna,
wie du siehst, animiert das Thema Alkohol einige von uns, mehr dazu zu sagen. Zitat:
Das Thema ins Lächerliche zu ziehen und flapsige Kommentare abzugeben, wie dr.Frankenstein es teilweise tut, halte ich für höchst unangemessen. Der Alkohol hat schon unzählige Familien zerstört, nachdem er vorher Kindern und Ehepartnern, meist über mehrere Jahre, die Hölle auf Erden bereitet hat. Zitat:
Liebe Grüße Nöck |
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13.09.2016, 11:08 | #16 |
D' Accord, lieber Nöck....
Natürlich hat jeder das Recht, sich selbst zu zerstören, leider leben wir jedoch in sozialen Bezügen und nicht auf einer isolierten Insel. Meinen Zeigefinger wollte ich nicht erheben, auch Sucht hat ihre Gründe, die ernst und wahrgenommen werden wollen. Herzlichst und danke für die Auseinandersetzung anna |
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13.09.2016, 11:30 | #17 |
R.I.P.
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anna-amalia
Ein Gedicht, bei dem einem das Lachen im Hals steckenbleibt.
BG Thing |
13.09.2016, 11:37 | #18 |
Forumsleitung
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Vielleicht interessiert dieser Film:
https://www.youtube.com/watch?v=7tJZr-mfy-Y Günter Lamprecht hat die Entwicklung zum Säufer so intensiv und glaubwürdig gespielt, dass es nach der Erstausstrahlung des Films zu heißen Diskussionen kam. Der Hauptfilm beginnt ungefähr bei Minute 14. |
13.09.2016, 12:06 | #19 |
R.I.P.
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Sehr gute Schilderrung, Paraderollen für G.L. und Else Hennecke.
Dank für den Tip und den Link. LG Thing |
13.09.2016, 13:44 | #20 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Ach Gottchen, lieber nöck, Deine Abgrenzungspolitik ist amüsant.
H. |
13.09.2016, 14:15 | #21 | |
Dabei seit: 12/2009
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Zitat:
LG Nöck |
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13.09.2016, 14:32 | #22 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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ist doch gut! Du hast bei anna-amalia erreicht, was Du im Sinn hattest, ich habe die Änderung der zweiten Strophe goutiert. Der Orden gehört an Deine Brust und sei Dir gegönnt.
Gruß, Heinz |
13.09.2016, 15:32 | #23 |
Forumsleitung
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Finde ich auch. Habe mir den Film heute, nach vierzig Jahren der Erstausstrahlung, nochmal angesehen. Bei den letzten zwanzig Minuten läuft es einem kalt den Rücken hinunter! Anna-Amalias Gedicht hätte getrost härter ausfallen dürfen, denn damit, den Ehemann vor die Tür zu setzen, fangen die Probleme erst richtig an. Noch schlimmer wird es, wenn Kinder das Schauspiel miterleben müssen. Aber was die schleichende Entwicklung bis zur völligen Abhängigkeit angeht, hat sie die Sache durchaus auf den Punkt gebracht, nämlich auf die immer mehr versagende Selbstkontrolle.
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13.09.2016, 18:29 | #24 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
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Zitat:
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13.09.2016, 19:29 | #25 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Hausärzte führen alle zwei Jahre bei ihren Stammpatienten einen Check durch. Wenn die Ergebnisse eines Patienten vorliegen, gehen sie mit ihm alle einzelnen Werte durch. Geringe Abweichungen von der Norm werden bagatellisiert, und wenn mit der Leber etwas nicht stimmt, wird mal schüchtern nachgefragt, wie es denn mit dem Alkoholkonsum aussehe. Die Hoffnung, dass auch der Patient eine bagatellisierende Antwort liefert, wird vom Arzt in der Regel mit einem Aufatmen entgegengenommen, denn mit den Problemen von Alkoholikern will er nichts zu tun haben. Kaum ein Arzt hakt nach, wenn er eine Lüge wittert oder anhand der Werte eines anderen belehrt sein müsste. Solange der Mensch trotz Alkohols noch funktioniert, werden in seiner Umgebung alle Augen geschlossen. Auch Hilferufe werden ignoriert. Mir sind Fälle bekannt, wo sich Alkoholiker offen zu ihrer Sucht bekannt haben in der Hoffnung, Hilfe zu finden. Die Antwort war: "Du übertreibst. Du bist doch kein Alkoholiker." Vielen Menschen, die ihre Misere im Frühstadium erkennen, wird so die Tür vor der Nase zugeschlagen. In dem von mir verlinkten Film kommt das auch stellenweise zur Aussage, nämlich überall dort, wo der Alkoholismus nicht als Krankheit, sondern als "Laune" oder "Schwäche" eingeordnet wird und der inzwischen trockene Patient aus purer Naivität seiner Mitmenschen ein Glas Bier oder einen Cognac angeboten bekommt in dem guten Glauben, der habe "es inzwischen kapiert". Kurz gesagt: Nichtalkoholiker können sich nicht vorstellen, dass bei einem suchtkranken Menschen im Gehirn mit der Verdrahtung der Synapsen etwas nicht mehr stimmt und diese nie mehr in eine normale Funktion gebracht werden können. Wenn ein Alkoholiker trocken geworden ist, darf er nie wieder einen Tropfen Alkohol anrühren, und deshalb ist es verwerflich, sein Problem kleinzureden und ihn zum Trinken zu animieren. |
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14.09.2016, 07:56 | #26 | |
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Zitat:
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