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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy. |
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26.01.2013, 19:42 | #1 |
Sisyphos
Ich rolle bergan den kantigen Stein
und trag ihn empor die Wände, durch furchtbares Mühen dringt Hoffnung ein und singt vom baldigen Ende. Am Gipfel aber misslingt Mal um Mal der letzte Griff meiner Hände, entgleitet der Brocken und taumelt zu Tal und schießt mit Hohn ins Gelände. Das ist die Strafe.- Doch nun sei sie mein, ich binde sie um die Lende als Schutz vor der Unzucht, ein Gott zu sein, der niemals zu Mitleid fände. |
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27.01.2013, 08:40 | #2 | |||
abgemeldet
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Lieber gummibaum,
der Mythos des Sisyphos berührt mich. Ich finde, du hast ein sehr schönes Gedicht darüber gemacht. Du hast die Traurigkeit und die unendlichen Bemühungen des Sisyphos anschaulich geschildert, so dass man sich gut in ihn hinein versetzen kann. Am besten gefällt mir, dass dein Sisyphos immer von Neuem Hoffnung schöpft. Ein paar Vorschläge hätte ich noch: Zitat:
Zitat:
Zitat:
Die letzte Strophe würde ich so formulieren: "Das ist die Strafe. - Die Bürde ist mein, ich band sie um meine Lende, begehre nicht mehr, ein Gott zu sein, der niemals Mitleid empfände." Lieben Gruß Rosenblüte |
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27.01.2013, 08:46 | #3 |
R.I.P.
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Ich war sicher, einen Kommentar geschrieben zu haben!
Ich geh später noch mal dran. |
27.01.2013, 09:00 | #4 |
Hallo Rosenblüte,
ich danke dir für die freundlichen Korrekturen. ich muss im Moment zum Zug und komme erst morgen Abend dazu, das Gedicht wieder vorzunehmen. LG gummibaum |
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27.01.2013, 09:06 | #5 |
abgemeldet
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Gute Fahrt!
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29.01.2013, 01:11 | #6 |
Hallo Rosenblüte,
ich bin wieder da. Sisyphos hat deine Anregungen gern aufgegriffen, allerdings in der letzten Strophe plötzlich einen anderen Weg, nämlich in Richtung Camus, eingeschlagen. Und da heißt es, Sisyphos verkörpert den Mensch an sich in seinem absurden Dasein. Er erhält seinen Wert nicht mehr aus Sinngebungen der Transzendenz, sondern, indem er die Absurdität akzeptiert und in einer Revolte noch intensiviert. Lende/empfände sind durch Wende/Legende ersetzt worden. Sisyphos Ich rolle bergauf den kantigen Stein und trag ihn empor die Wände, durch furchtbares Mühen dringt Hoffnung ein und singt von baldigem Ende. Am Gipfel aber misslingt Mal um Mal der letzte Griff meiner Hände, der Brocken entgleitet und taumelt zu Tal schießt höhnisch in das Gelände. Lang sah ich nur Strafe. Es ist allein, ich denke befreit die Wende, mein Menschsein und trage mit Würde den Stein. Götter sind nämlich Legende. |
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29.01.2013, 01:26 | #7 |
abgemeldet
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Hallo gummibaum,
großartig, sowohl dichterisch als auch inhaltlich! Lieben Gruß Rosenblüte |
30.01.2013, 17:15 | #8 |
Sehr schönes Gedicht!
Ich finde Sisyphos in dem Moment des Herabsteigens am interessantesten. Der grübelnde, reflektierende Sisyphos, der er ist, nachdem der handelnde, Kraft ausübende Sisyphos versagt hat. Vielleicht ist es garkeine Strafe für ihn. Es ist sein Stein, sein Berg, es sind seine Gedanken beim Hinabsteigen. Wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen, sagte Camus. |
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30.01.2013, 17:27 | #9 |
R.I.P.
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Daran glaube ich nicht.
Der stets vergeblich Bewegende, Stemmende, Wollende - muß der nicht verzweifeln? (War es nicht die Strafe dafür, sich Göttliches anzumaßen?). Aber er kann ja auch der Erste gewesen sein, der Tag für Tag ununterbrochen Body-Building praktizierte und dadurch jede Menge Endorphine ausschüttete? |
30.01.2013, 18:28 | #10 |
verzweifeln sicherlich. aber was kommt nach der verzweiflung? erneute verzweiflung? ich denke, dass diese verzweiflung irgendwann ersetzt wird. zuerst durch resignation und gleichgültigkeit, dann durch akzeptanz. die ewigkeit ist verdammt lang. sie endet nicht mit verzweiflung. sie endet niemals.
einen gestählten körper wird der gute mittlerweile sicherlich haben, bei all dem gerolle. gibt es eigentlich eine grenze, bis zu der muskeln anwachsen können? muss ganz schön hinderlich beim rollen sein, muskelberge überall |
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24.04.2016, 18:11 | #11 |
R.I.P.
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gummibaum hat uns seine Sicht leider nicht wissen lassen.
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28.05.2016, 02:14 | #12 |
abgemeldet
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Wie wir uns in Psycho auflösen.
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28.05.2016, 13:56 | #13 |
R.I.P.
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28.05.2016, 18:53 | #14 |
Beim Lesen des Gedichtes war ich direkt vom 3er-Rhythmus gefangen und habe überlegt, ob man nicht ein Lied daraus machen sollte. Ich finde es aber schade, dass du es "verbessert" hast, denn die Ursprungsversion gefiel mir gut. Mit der dritten Strophe kann ich noch nicht so viel anfangen, vor allem wahrscheinlich, weil für mich "Unzucht" einen ausschließlich sexuellen Bezug hat und dieser irgendwie nicht passen will. Die neue Version ist nun inhaltlich anders, hat sich aber rhythmisch vom Ursprung entfernt.
Zu den drei Punkten, die Rosenblüte genannt hat: "Bergan" bleibt phonetisch angelegt an kantigen Stein (sprich "stain"). "bergauf" klingt nach "uff, schwerer Stein", funktioniert also auch im phonetischen Bezug, wirkt aber weniger filigran und lässt die Monotonie verblassen, indem ein weiterer bisher nicht verwendeter Laut ("u") mehr Abwechslung bringt. Stellst du es um, wie in deiner neuen Version, sollte hier der Satzanfang groß geschrieben werden und im Vers davor ein Punkt stehen. Ich finde aber gerade den Bezug zum V5 schön. Es ist grammatikalisch etwas aufwändiger und damit wieder filigraner, denn der Satz wird quasi als Aufzählung weitergeführt: In der Umstellung funktioniert das nicht mehr. Diese erste Version passt besser in den von mir empfundenen Rhythmus: xXuxXxxXx (u=unbetonte, pausierte Zeiteinheit) Die Verteilung ist hier gleich, jedoch wird das Wort "höhnisch" über die Pause gezogen, was ich als zu lang empfinde. "Schießt" ist jetzt unbetont, dafür "in" betont. Die Wichtigkeit der Worte ist genau umgekehrt. Welche Version nun besser ist, dafür wird es wahrscheinlich bei drei Leuten mindestens fünf Meinungen geben. Rosenblütes Einwände waren offenbar überzeugend und ich möchte sie nicht in Abrede stellen. Mir geht es nur darum zu zeigen, dass die alte Version durchaus gute Gründe für sich hat. Freundliche Grüße vom Stachel |
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28.05.2016, 20:44 | #15 |
Lieber Stachel,
du hast ein sehr sensibles Gefühl für sprachliche Nuancen. Ich würde beim Wiederlesen der Erstversion den Vorzug geben. Sie endet zudem mit einer nachvollziehbaren Abgrenzung gegen die Götter und nicht mit einer überhöhenden Umformung von Strafe in Würde gemäß Camus (von Thing zurecht als irritierend empfunden). Allerdings ist die Ausssage in der dritten Strophe kryptisch. Die göttliche Haltung mitleidloser Härte mit pervertierter Zeugung- und Schöpfungskraft (Unzucht) gleichzusetzen (gegen die sich Sisyphos bildlich die Strafe als Lendenschurz umlegt): das lässt sich nicht leicht nachvollziehen. Zurecht von dir beanstandet! Vielen Dank und LG gummibaum |
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29.05.2016, 00:20 | #16 |
abgemeldet
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Warum denn aber so rüde?
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29.05.2016, 01:47 | #17 |
R.I.P.
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31.05.2016, 03:41 | #18 |
abgemeldet
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Was wieder das Gegenteil davon beweist wie es nicht gemeint war, da du ja lieber Stümperei als Ehrlichkeit tolerierst.
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31.05.2016, 13:31 | #19 | |
R.I.P.
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Zitat:
Selbst DU weißt, wie oft mich meine Ehrlichkeit dazu brachte, gesperrt zu werden. Aber da ging es ja um Deine Freundin, also nicht sooo erwähnenswert. Und nicht einmal eines Protestes von Deiner Seite aus wert. Alte Positionen hast Du bereits geräumt. So ändern sich die Mäntelchen. |
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01.06.2016, 05:45 | #20 |
abgemeldet
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Schwer zu glauben ohne Beispiel.
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01.06.2016, 08:26 | #21 |
R.I.P.
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Ich müßte Beispiele von dotcom herüber holen, aber was solls ...
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