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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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01.07.2014, 20:23 | #1 |
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Verschüttete Straßen
im großen Denkspeicher Lysische Helfer auf der Suche, die gröbsten Brocken fort zu räumen Sprachloser Blick Fern jedem Verstehen Schaust du aus dem Kopfgefängnis jetzt hinaus Dein Blick fragt und sucht Und wartet in dir Nach einer Antwort in der Sprache Die du nicht mehr sprichst Langsam steigst du hinaus aus der zungenlahmen Gruft Stilles Suchen, langes Hadern Da! Eine leise Tür winkt- auf... Aus Klavier wird die Geige Und Tochter wird Sohn Kopfschütteln spricht ja Deine Strahlfreude: "nein" Die Gabel als Brotbeschmierer und Sonne wird Mond Mich begrüßt du mit Abschied "Amen!" meint Gratulation Dabei: Deine Augen glänzend vor Scham Der Blick bahnt sich durch meine Traurigkeit Meine Hände halten fest deine, dich und unseren Schatz: Gesang und Rede, Witz der Worte, Ratschlag, böses Angeschrei und Fragen fragen, Vertrauen leben geklärte Liebe, nichts muss mehr sein Umärmelt und getragen ruht sich dein müder Mund nun aus Geändert von poetra (01.07.2014 um 21:44 Uhr) |
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01.07.2014, 20:38 | #2 |
R.I.P.
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Hallo, poetra -
ein Lyrik-Stil, der mir überhaupt nicht gefällt, ganz und gar nicht.
Trotzdem: Der Text geht unter die Haut, deprimiert mich. LG Thing |
01.07.2014, 20:45 | #3 |
Na, dann drück ich dir mal die Daumen, dass du gleich noch etwas gefälligeres findest, dass dich wieder aufheitert! 😉
Gruß Poe |
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01.07.2014, 21:10 | #4 |
R.I.P.
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Hallo, poetra -
Hier kennt eigentlich jeder der "Autochthonen" meine Geschmacksrichtung.
Trotzdem gibt es Ausnahmetexte, die mich zu einem Kommentar anregen. Das hat mit dem Autor selbst nicht im Geringsten etwas zu tun. Ich habe schon Gedichte von wahren Ekelpaketen gut gefunden. Lieben Gruß von Thing |
01.07.2014, 21:28 | #5 |
Alles gut, hab's auch nicht persönlich genommen. Bin ja auch am 'Herumexperimentieren', was ich selber gerne mag und wie ich mich ausdrücken kann... Deshalb bin ich hier. Rückmeldung (so oder so) ist letztlich das, was weiterbringt. Wenn dich der Text deprimiert, hab ich (leider) etwas richtig gemacht. Also: trotzdem danke! 😄
Poe |
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01.07.2014, 21:31 | #6 |
Dabei seit: 11/2005
Ort: Nördliche Hemisphäre
Alter: 55
Beiträge: 438
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Hallo poetra,
Dein Text wirkt auf mich sehr tiefenanalytisch und dabei intensiv. Im Gegensatz zu Thing finde ich ihn aber nicht so sehr deprimierend, da das lyr. Du (und damit auch das lyr. Ich) am Ende des Textes schließlich Hoffnung schöpfen kann. Du verwendest keine reimenden und rhythmischen Verse, bei freier Lyrik müssten daher die erschaffenen Bilder besonders leuchten. Ich finde den Text durchaus ansprechend, mir gefallen beispielsweise "Kopfgefängnis" und "Denkspeicher". Was aber sind "Lysische Helfer" ? Medikamente ? Gruß, Sylvester |
01.07.2014, 21:40 | #7 |
Lieber Sylvester,
Dank dir schon einmal für deine Rückmeldung.
Lyse nennt man die Verabreichung sehr stark blutverdünnender Medikamente im Nahzeitraum nach einem Schlaganfall. Diese helfen dabei, bereits sauerstoffunterversorgte Areale des Gehirns wieder freizuspülen und wieder zu durchbluten. Soviel dazu 😉 Wie könnte ich deiner Meinung nach die Bilder stärker zum Leuchten bringen? Sei lieb gegrüßt Von Poe |
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01.07.2014, 21:42 | #8 |
Für mich ein Text über den Versuch, eine Sprache zu finden, in der man sich gegenseitig verständigen kann - unter anderem und sehr wichtig: über die Ambivalenz von Gefühlen und Affekten.
Was "lysisch" sein könnte, frage ich mich natürlich auch, habe sowohl an ein ironisches "e-lysisch" wie an "Analyse" gedacht ... Die Form des Textes wird meiner Meinung nach einer gewissen Atemlosigkeit gerecht, die dem Thema eignet und es dadurch sozusagen darstellt, zeigt. |
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01.07.2014, 21:43 | #9 |
Oh, und ich sehe gerade, daß das mit der "lyse" geklärt ist.
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01.07.2014, 21:57 | #10 |
Dabei seit: 11/2005
Ort: Nördliche Hemisphäre
Alter: 55
Beiträge: 438
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Und ich merke wieder einmal, dass ich zuwenig Fremdworte kenne. Klassisch am Thema vorbei interpretiert, Sylvester
Bezüglich Leuchtender Bilder: da hat jeder seinen eigenen Stil, ich persönlich finde zum Beispiel immer mehrdeutige Wortschöpfungen oder raffinierte gewagte Wortkombininationen bei Gedichten schön, wenn ich mich nicht auf das erzählerische oder das Reim-/Rhythmuselement verlassen will. Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zuviel Verwirrung gestiftet. Dir einen lieben Gruß. Sylvester |
01.07.2014, 22:09 | #11 |
Lieber Sylvester,
glaub mir, ich kannte das Wort vorher auch nicht! 😁
Das bringen dann die Jahre und Erfahrungen mit sich... Hab mich nicht getraut noch mehr Wortkreationen einzubauen. Mir würde an anderer Stelle geraten, es nicht zu übertreiben... Und letzte Frage: kann man wirklich falsch interpretieren? Außerdem ist die Hoffnung am Ende vielleicht wirklich das wichtigste und tröstende in der Situation. Danke dir Poe |
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01.07.2014, 23:43 | #12 |
R.I.P.
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06.07.2014, 11:48 | #13 |
Liebe Tuva,
dein Kommentar war mir entgangen. Sorry!
Tatsächlich geht es darum, eine Sprache zu finden, wenn die eigentliche Sprache nicht mehr funktioniert ( hier: Schlaganfall), wie schwer es ist, unsere so geliebte Sprache verloren zu haben und sie neu zu erlernen, altes wieder zu finden im Gehirn. Die Atemlosigkeit hast du gut erkannt, sollte es doch darstellen, wie verwirrend unstrukturiert die Zeit für einen und mit einem Aphasiker ist. Liebe Grüße Poe |
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06.07.2014, 22:54 | #14 |
Hallo poetra,
"Weißgeschüsselt" und "Gehörter Sturz" klingen im Stil wieder an: Gedichte, die ich nicht vergessen habe. Die seelische Katastrophe, die hier die Bedeutungen verschiebt und die Verständigung außer Kraft setzt, ist gut ins Bild gesetzt. Und auch die ersten Schritte auf gemeinsam wiedergefundenen Wegen. Gern gelesen LG Gummibaum p.s.: Ich habe die Erklärung "Schlaganfall" erst nachträglich gelesen. Meist kommentiere ich ohne die Zusatzinformationen. |
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08.07.2014, 11:57 | #15 |
Mein lieber Gummibaum,
es freut mich so, dass du dich nach so länger Zeit noch an die beiden Texte erinnerst. Das bedeutet mir etwas- in einem Forum, indem so viel Aktivität steckt und meine darin nur so selten und spärlich gesät ist.
Interessant ist für mich deine Lesart, fern der Erklärung der Aphasie. Auch auf Beziehungsebene, in gestörter Kommunikationsfähigkeit, lässt sich das Bild auftragen. Das war mir nicht bewusst- als Metapher weiterdenkbar.... Ich danke dir für deine Interpretation und grüße dich schreibfröhlich Poe |
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08.07.2014, 12:38 | #16 |
Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722
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Hi poetra,
aus deinem Wertvollem ein Ausschnitt, (wie passend?) Dabei: Deine Augen glänzend vor Scham Der Blick bahnt sich durch meine Traurigkeit Meine Hände halten fest deine, dich und unseren Schatz: Ich habe es nicht nur bis in die tiefsten Gründe Nachvollziehen können, nein ich war dabei. Wo Selbst das junge Leben (nur noch) wenn möglich Über seine Augen oder Körper teilhabe zeigte. Bis hin zum relativ hohem Alter wo das selbst Erlösung ersehnte und der Partner- Angehörige Nicht loslassen konnten. Wenn denn überhaupt - Jemand /sich stellen wollte. Ärzte die lapidare Gesten warfen in gleicher selbst Vertonung: „Die merken eh nichts mehr“ Tief betroffen gelesen! Alle Kraft für Dich und was da kommen mag! Wünscht der Phönix! |
08.07.2014, 14:58 | #17 |
Lieber Phönix,
Danke, dass du ein Mitfühler bist.
Dein Aus-einander-neh-men des Textes an dieser Stelle hat mir den Teil deutlich gemacht: da liegt mein Schatz. Du hast recht-genau entdeckt... Ein Gruß aus der Stille Poe |
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19.07.2014, 13:26 | #18 |
Hallo, Poetra!
Für mich ein sehr interessantes Gedicht. In gewisser Weise erinnert es mich an mich selbst, wenn ich ungebundene Gedichte schreibe. Deine gewählten Worte sind zwar anders, aber irgendwie ist mir der Stil so vertraut, als hätte ich selbst geschrieben. Es hat etwas sehr Eigenes und Spannendes, Dein Gedicht. Abgesehen von Deiner eigenen Intention ist mir die von gummibaum ebenfalls sehr nah. Außerdem lässt sich auch eine Interpretation darüber hinaus finden. Nämlich nicht allein die aus gestörter Kommunikation in menschlichen Beziehungen, sondern die Kommunikation seiner Sinne mit den Abbildern der so genannten Realität. Das ist etwas der Aphasie sehr Ähnliches, geht aber weiter, wenn Du weißt, wie ich das meine. Es kann mittels einer Geistessstörung sein, es kann aber auch einfach nur vorübergehende Hilflosigkeit der Umwelt gegenüber sein usw. Das ist es, was ich spannend finde, die vielen Wege, die man hier gehen kann. LG, Beteigeuze |
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19.07.2014, 23:31 | #19 |
Liebe poe,
hier woll ich schon länger einen Kommentar hinterlassen. Hab es aber wieder vergessen. Ich finde deinen feinfühligen Versuch, die Kommunikation mit einem sprachgestörten Menschen, wie hier durch einen Schlaganfall (auf andere Krankheitsbilder übertragbar, wie schon erwähnt) in Worte zu fassen, sehr gelungen. Du zeigst, dass Kommunikation trotzdem gelingen kann, möglich ist. Meine Hände halten fest deine, dich und unseren Schatz Ich war vor kurzem auf einer Fortbildung und durfte dort eine beeindruckende Frau kennenlernen, Naomi Feils, die genau diesem Thema ihr gesamtes Leben gewidmet hat. Es gibt bei you-tube u.a. einen Clip, der sie im Umgang mit einer schwer gestörten, alten Frau/Gladys zeigt. Daran musste ich denken. Danke für deinen wichtigen Text, liebe Grüße, simba |
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20.07.2014, 14:23 | #20 |
Liebe Simba,
nun sitz ich hier, nachdem ich Naomi Feil und Gladys angeschaut habe und weine eine groooooße Runde... Wir haben auch mit dem Singen die ersten Worte wiedergefunden. Bei uns war es: "Weißt du wieviel Sternlein stehen"... 😊 Ich danke dir für's Mitfühlen und diesen guten Tipp und den lieben Kommentar und ... Ach, einfach danke! Sei liebst gegrüßt Lieber Bezeigeuze, my Brother in mind 😉 irgendwie ein schönes Gefühl, wenn jemand sich selbst nicht nur im Inhalt sondern auch im Stil wieder findet. Ich danke für deinen Kommentar und das Aufzeigen der Deutungsweisen. Letztlich puzzelt man ja immer etwas kryptisch drum herum, damit das zu Benennende nicht zu direkt benannt wird- damit es noch Deutungsmöglichkeiten gibt, oder am Ende die Auflösung kommen kann. Daran habe ich Freude. Sei auch du mir lieb gegrüßt Poe |
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20.07.2014, 17:20 | #21 |
Liebe Poe,
jetzt bin ich froh, dass ich dir den Hinweis auf N.F. gegeben habe, auch wenn du weinen musstest. (Hab ich auch und trotzdem zeigt der Clip eine so positive liebevolle Art der Zuwendung und, wenn man durchhält, etwas, das wie ein kleines Wunder auf mich wirkte.) Mir tut nur ein bisschen leid, dass ich dich nicht vorgewarnt habe. Danke für deine Rückmeldung, alles Liebe, simba |
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