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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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25.07.2013, 08:53 | #1 |
Für Emerenz
Für Emerenz
Sie haben Steine nach mir geschmissen, ich ging voran, ohne umzuseh'n. Sie haben das Hemd mir vom Leib gerissen, blieb ruhig in meiner Blöße steh'n. Auch als sie mich wie die Hunde bissen, das letzte wohl, bei all den Weh'n! Doch ob sie mich auch in die Grube stießen, weinen hat mich keiner geseh'n. Ach, Schwester, ich hab mich umgedreht und meine Unschuld beteuert. Bis alle sie waren hingemäht, hab unentwegt ich gefeuert. Grad so, als wär nichts geschehen, ging traurig ich von dannen, und alle Welt hat's gesehen, als heiß mir die Zähren rannen. Strophe eins: Emerenz Meier (1874-1928) |
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25.07.2013, 10:19 | #2 |
Hallo, Desperado,
schön, dass du durch deine Zeilen an diese Dichterin erinnerst. Du triffst ihren Stil hier gut. Ich kannte sie vorher nicht. Für Interessierte: im Netz (z.B. in der Deutschen Gedichtebibliothek) findet man viele Gedichte von ihr. Es lohnt sich! lg simba |
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25.07.2013, 10:32 | #3 |
R.I.P.
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Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß mir der Name fremd ist.
Wer klärt mich bitte auf? |
25.07.2013, 11:41 | #4 |
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Hallo Desperado,
Emerenz Meier hat dir wahrhaft zur Inspiration gedient! Wie schön, dass du sie in unserem Kreis bekannt machst. Hatte zwar ihren Namen schon mal gehört, aber noch nichts von ihr gelesen. @Thing Emerenz Meier stammte aus dem Bayerischen Wald. Sie lebte in bitterer Armut. Später folgte sie Teilen ihrer Familie nach Chicago, doch sie lebte auch dort in großer Not. Mit 53 Jahren starb sie an einer Nierenentzündung. Sie schrieb zunächst über ihre "niederbayerische Heimat Niederbayern" (Fesl), wurde jedoch zu Hause als "narrische Verslmacherin" verspottet. Sie kritisierte die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Europa und Amerika. Ihre Werke wurden u.a. im Simplicissimus veröffentlicht. In ihrem Geburtshaus wurde ein Auswanderermuseum eingerichtet. Hier noch ein weiteres Gedicht von Emerenz Meier: Mein Schicksal Ich war ein blühender, junger Baum, Die Vögel sangen in meinen Zweigen. Im Waldwind wuchs ich, ich sah im Traum, Mich schon zu den weißen Wolken steigen. Die weißen Wolken, sie wurden grau, Wie unheilschnaubende Himmelspferde. Es lenkte die schwarze Schicksalsfrau Die wilde, vom Sturm gepeitschte Herde. Es schlug der Blitz in mein junges Haupt, Und furchtbar prasselten Schlossen nieder, Gebeugt, gebrochen, zerspellt, entlaubt, So sah mich der nächste Frühling wieder. Ein toter Stumpf und nichts andres mehr, So träum ich düstere Todesträume Am grünen Hange, von Blumen schwer, Da blühen und rauschen junge Bäume. Gruß Rosenblüte |
25.07.2013, 12:23 | #5 |
Danke simba, für den Hinweis im Netz
Danke Rosenblüte, für die Kurzbiographie und das bombastische Gedicht, sogar mit Originalgroßschreibung am Zeilenanfang, da hab ich ganz frech "restauriert"... Das ist beileibe keine Bildungslücke, Thing, sie ist -leider- fast nur regional bekannt, was tatsächlich auch damit zu tun hat, dass sie, wie Persephone andernorts bereits erwähnte, einige doch recht kitschig und schmachtend anmutende Erzählungen verfasst hat, die sich beim damaligen Publikum -wie auch anders- großer Beliebtheit erfreuten. Und weil wir schon mal bei ihr sind und weil's grad so schön ist, noch ein Gedicht von ihr, das zum Wetter passt. Am Bach Die klare, braune Waldflut, Wie glitzert sie so helle, Wenn Sonnenstrahlen tanzen Auf ihrer leisen Welle! Die Erlenbäume tauchen Hinab mit grünen Zweigen Und die Forellen stören Den flotten Mückenreigen. So schwül ist's, auch im Schatten, Der Schlummer lähmt die Glieder. Vom hohen Blau ein Vogel Senkt sonnemüd sich nieder. Genau das werd ich jetzt auch tun... Plumps! Desperado |
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25.07.2013, 12:24 | #6 |
R.I.P.
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Das ist zum Weinen schön!
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25.07.2013, 13:28 | #7 | |
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Zitat:
"Aus dem bayrischen Wald" gelesen hatte, nahm einen langen Fußmarsch auf sich, um sie zu besuchen. Ich nehme an, dass sie auch nicht so bekannt ist, weil sie nach Amerika ausgewandert ist. Hier noch eins ihrer kritischen Gedichte: Geld Ich wünsche denen, die ich liebe, Geld Vor allen andern Gütern dieser Welt. Denn wer keins hat, dem bleiben auch die andern stets fern, und mag er sich zu Tode wandern. - Es hält dir Freunde und Geliebte treu Und macht dich schaffensfroh und wahr und frei. Der Schlüssel ist's, ins Leben einzudringen, Das Seil, sich dran emporzuschwingen. Die Armut ist ein bodenloser Sumpf, Wer drein versenkt, er müht sich, bis er stumpf Ein Wurm nur mehr, kriecht seinen schmalen Steg, Und kaum ein Schaf springt über ihn hinweg, Das ihm nicht blökend zu verspüren gäbe, Welch eine Kraft in seinen Beinen lebe. Da sagen sie mit tugendspitzem Mund, Der Reichtum mache niemand glücklich und Was Gold ist, wird den Weg zur Münze finden. - Sie mögen doch erst selbst als Wurm sich winden Und unter Tritten um Erlösung beten, Bis man wie mich sie vollends totgetreten! Liebe Grüße Rosenblüte |
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25.07.2013, 19:01 | #8 | |
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Für Emerenz
Hallo Desperado,
nichts gegen "vergessene" Schriftstellerinnen, aber schon bei dieser Bezeichnung will meine Tastatur nicht mehr mitgehen. Schriftstellerin - naja. Als sogenannte Volksschriftstellerin, beinahe hätte ich "völkische" Schriftstellerin geschrieben, hat sie aus ihrer sehr engen, kleinbäuerlichen Sicht kitschig-rührige, auf die Region beschränkte Geschichten und Gedichte geschrieben. Dass sich ein Hans Carossa für sie interessierte, verwundert mich nicht, das passt ins Bild. Ich denke mal, sie ist heute zu Recht vergessen, auch wenn es einem Bayern einen Stich ins bayrische Herz gibt. Woher ich das alles weiß? Wikipedia machts möglich: Zitat:
Gruß, Nitribitto |
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25.07.2013, 19:08 | #9 |
R.I.P.
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ein Hans Carossa....
ein Hans Carossa.... Hans Carossa dermaßen verächtlich zu behandeln, ist eine Unverfrorenheit. (Ebenso die Diffamierung der Dichterin). Hans Carossa war - was man erst ergoogeln muß, da man uninformiert ist - im kleinen Finger mehr wert als z.B. ein Johannes U. Becher. Angeekelt: Thing |
25.07.2013, 19:34 | #10 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Wer ein Gedicht, das den Reichtum aus der richtigen Erkenntnis heraus preist, dass der Besitz von mehr Geld auch mehr Freiheit und andere Annehmlichkeiten mit sich bringt, dem Kitsch zurordnet, kann sich das nur aus gekränkter Eitelkeit ausgedacht haben. Die hier zitierten Gedichte sind wundervoll, danke für den Thread, Desperado. LG Ilka |
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25.07.2013, 19:36 | #11 |
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Für Emerenz
Hallo Thing,
es ist eine Unverfrorenheit von dir, diesen Carossa zu verteidigen, diesen Günstling Hitlers, der noch 1944 in die "Gottbegnadetenliste" aufgenommen wurde. Bezeichnend auch für den Zustand der BRD, dass dieser Hitler-Protegé von dem westdeutschen Bundespräsidenten Heuss noch in der Nachkriegszeit geehrt wurde. Nur zu deiner Information, worum es sich bei Carossa handelt und warum er ausgerechnet die Dame Meier aufgesucht hatte. Und nun behaupte das Gegenteil - falls du noch kannst. Gruß, Nitribitto |
25.07.2013, 19:41 | #12 |
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Für Emerenz
Ilka-Maria,
ich empfehle dir, dich entweder rauszuhalten oder dich vorher zu informieren, ehe deine Tinte fließt. Gruß, Nitribitto |
25.07.2013, 19:42 | #13 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Danke für's Einstellen. LG Ilka |
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25.07.2013, 19:44 | #14 |
Forumsleitung
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Ich empfehle dir, mir keine Vorschriften zu machen, denn erstens bin ich nicht dein Hofschranz, zweitens befindest du dich nicht auf deiner Baustelle und drittens hat man mir nicht das Hirn waschen müssen, um Gedichte zu interpretieren, denn das scheinst du unter "informieren" zu verstehen.
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25.07.2013, 19:50 | #15 |
R.I.P.
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25.07.2013, 20:10 | #16 | |
Zitat:
Danke Dir, Rosenblüte, für das Einstellen des Gedichtes Geld. Nun, Nitribitto, ich hab sie nicht vergessen, weshalb's mir auch keinen Stich gibt in mein bayerisches Herz. Auch Berlin ist nichts anderes als regionales und provinzielles Terrain, die Darstellung sehr engen städtischen Lebens -und seiner Weltsicht- um nichts anspruchsvoller oder bedeutsamer, nur weil's ein solches ist. Apropos Weltsicht... Weh über die Führer der Nationen, Die Henker im Frack, die Mörder auf Thronen! Sie machen Geschichte, sie spinnen Netze, Mit Hilfe der Presse, der feilen Metze. Wenn faul Republiken und Monarchien, Nach Freiheit und Aufklärung wird geschrien, Dann heißt einen schneidigen Krieg erzeugen, Der Revolution noch schnell vorzubeugen. Dann treiben die Hirten die Herde zur Weide, Zum Kampffeld hinaus, rum tollt euch im Streite! Kühlt euer Mütchen, ein Volk am andern, Uns aber lasst den Herrenpfad wandern! Das tötet und würgt uns und wird getötet, Die ganze Welt ist von Blut schon gerötet, Sie kämpfen verzweifelt, Mann gegen Mann, Hat keiner was dem andern getan. Was hat euch, ihr Völker, mit Blindheit geschlagen, Wann wird es in euren Gehirnen tagen, Wann dringt in eure Seele das Licht Der echten Freiheit, die liebt, nicht ficht? Friedlichen Abend Desperado |
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25.07.2013, 20:12 | #17 | |
R.I.P.
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Zitat:
Aber ich würde die "gekränkte Eitelkeit" gegen "Neid" auswechseln. Sollte man der Elektrischen folgen, wär U.N. ein "Nicht-genannt-werde-sein-Name" - Enthusiast gewesen, weil der Hinkefuß seine Parodien lobte. |
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25.07.2013, 20:28 | #18 |
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Hallo Desperado,
als unsere US-amerikanischen Befreier einen Bericht über die verlauste, deutsche Bevölkerung für ihre Landsleute anfertigten, wiesen sie eindringlich darauf hin, dass sich unter den vorgefundenen, erbärmlichen Kreaturen, die sich als das deutsche Volk bezeichneten, noch zirka 2 Millionen sich feige versteckende, faschistische Funktionäre befinden. Wo würdest du diesen Carossa und die von ihm Geachteten einordnen? Und was soll man deiner Meinung nach von einer Person halten, die diese Brut auch noch verteidigt? Bane P. S. Es modert schon lange vor sich hin. |
25.07.2013, 20:36 | #19 |
Forumsleitung
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Der schon wieder
http://en.wikipedia.org/wiki/Jack-in-the-box |
25.07.2013, 20:49 | #20 |
Es geht hier aber nicht um den Heimatdichter Hans Carossa, Bane, sondern um Emerenz Meier, die die Nazis und deren Vereinnahmung von allem, was ihnen in den Kram passte, nicht mehr erleben musste. Ginge es um Carossa, hätt ich einen Thread über ihn eröffnet, auch von ihm hab ich die gesammelten Werke im Bücherregal stehen.
Gäb's zum Beispiel die grade eröffneten Wagner Festspiele, wenn dieser zur Zeit des Nationalsozialismus gelebt hätte und von den Nazis als lebender Zeitgenosse gefeiert worden wäre? Würde man dort die Bundekanzlerin antreffen? Oder andersrum: Hätte der alte Mann Carossa sich in Luft auflösen sollen oder die Kugel geben, nur weil die Nazis seine Dichtkunst zu ihren Zwecken instrumentalisierten? Das alles ist bei weitem nicht so schwarzweiß wie es den Nachgeborenen erscheinen mag. Und, Thing, Du steigerst Dich viel zu sehr rein, erfreue Dich an den Versen und behalte einen kühlen Kopf. |
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25.07.2013, 20:51 | #21 |
R.I.P.
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25.07.2013, 21:16 | #22 |
Forumsleitung
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Wir fingen - pardon, Desperado fing - mit einer Dichterin an - einer Dichterin, wohlgemerkt, lange vor unserer Zeit - ... also, mit der fing er an, und schon sind wir wieder in der Politik. Wem haben wir das zu verdanken?
Genau einmal raten! Es ist zum Kotzen. Ich frage mich, ob es für ein paar Teilnehmer an Poetry nicht besser gewesen wäre, nach Nowosibirsk auszuwandern und die deutschen Dichter in Ruhe zu lassen. |
25.07.2013, 21:49 | #23 | |
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Hallo Desperado,
Zitat:
Bane P. S. @ Thing Du irrst, denn als ich geboren wurde, sah man überall GIs. Moskau war weit weg. Fang doch mal an, in logischen Zusammenhängen zu denken! @ Ilka-Maria - Gute Reise! |
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25.07.2013, 22:07 | #24 |
Aha.
Leichenfeier Wozu so viel Ehren dem toten Mann?- Hättet ihr sie bei Lebzeit ihm angetan, Statt ihn zu befehden und zu hassen! Doch da hat's euer Neid nicht zugelassen! Emerenz Meier |
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25.07.2013, 23:26 | #25 | ||
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Zitat:
Zitat:
Die Menschenbestie ist nun nie zu zähmen, Ob sie im Frack, ob sie im Drillich steckt, Doch weiß sie schöne Mäntel umzunehmen, Wenn etwas ihre Lüsternheit erweckt. Daß Frommeln nicht, noch Aufklärung sie hemmen, Daß weder Hölle sie noch Himmel schreckt. Das ist noch lange nicht zur Mär geworden, Man weiß, die Menschenbestie liebt zu morden. Der Rasende im Kampf, der seinen Degen Bohrt in des Gegners Brust, wird hart bestraft. Mit Recht noch härter, wer auf Mörderwegen Des Nächsten Habe oder Weib errafft. Den Tod verdienet, wer der Menschheit "Segen", Die "Allerhöchsten" ihr vom Halse schafft, - Tyrannen oder nicht -, trotz allem Schaden, Von Gottesgnaden ist von Gottesgnaden. Doch hinterm grünen Tische die Seigneure, So hoch gebildet, so durchaus verfeint, Vom Lackschuh bis zur Glatze eitel Ehre, Den Frack voll Orden, doch das Herz versteint, Leicht tänzelnd unter des Berufes Schwere, Der sonst ja nichts an Eigenglück verneint, Nach diesen Bestien laßt uns einmal spüren! Die schlimmsten nämlich sind, die kalkulieren. Spielt um den Globus ein beringter Finger, Dröhnt's vor dem Stuhle aus besternter Brust. Die Presse säuselt, saust, wird zum Bezwinger "Ermanne Adel dich! Du Pöbel, mußt!" Der Hellste selbst wird da zum Fahnenschwinger, Zu Orgien schwillt der Patrioten Lust Dem blut'gen Kalbe opfern die Nationen, Und auf dem Schlachtfeld sterben Millionen. Ja, schön ist es fürs Vaterland zu sterben, Ob gut - kein Toter ward bis jetzt befragt. Gut aber ist es für des Krieges Erben, Wenn nicht für allzuviel Pension man klagt. Die große Masse mag noch lang verderben, Der letzte Heller wird ihr abgezwackt, Doch darf sie jubelnd an des Thrones Stufen, Am Sieggedenktag "Hoch" und "Vivat" rufen. Emerenz Meier Peinlich, peinlich. Lesen bildet! Gruß Rosenblüte |
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26.07.2013, 01:59 | #26 | |||
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Für alle Wikipedia-Anbeter:
Zitat:
Zitat:
@ Rosenblüte Wie war das doch gleich? Peinlich, peinlich. Merke: Gründliches Lesen kann gründlich bilden und oberflächliches Lesen kann oberflächlich bilden. @ Ilka-Maria Zitat:
Bane |
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26.07.2013, 07:20 | #27 | |
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Zitat:
Ich sehe schon, wo diese Diskussion hinführt: Die Schreiberei wird am Ende für die Katz sein, weil die Kommentare sowieso gelöscht werden. Desalb: Macht's gut hier, Mädels und Jungs - tschüs. |
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26.07.2013, 07:59 | #28 | |
Zitat:
Aber wieso denn, Ilka-Maria? Dank dem Engagement von Rosenblüte sind hier einige exemplarische Gedichte der Emerenz zu finden, die ich auf gar keinen Fall gelöscht sehen möchte. Die Menschenbestie hab ich schon lang nicht mehr gelesen und mich richtig drüber gefreut, danke Dir, Rosenblüte! Und Bane hat eines ihrer schönsten Mundartgedichte reingestellt, das Öchsl ist eines ihrer Frühwerke, in dem die lodernde und durchaus nicht ungefährliche Leidenschaft sehr schön zum Ausdruck kommt, die dem bairischen Volksstamm auch gerne mal abgesprochen wird. Mit "Fensterln" Romantikkitsch hat das jedenfalls nichts zu tun. Über Carossa kann man streiten, bis man schwarz wird, er hat -wie viele andere Künstler auch- den Fehler gemacht, den Naziterror zu überleben, hätte er sich seinen Protegés verweigert und die populäre Stimme gegen sie erhoben, wär er auf Nullkommanix ins KZ Flossenbürg verschwunden, im Nachhinein kann man da immer leicht richten und den Stab brechen, an seiner Dichtkunst, die zum weitaus überwiegenden Teil vor der braunen Diktatur entstanden ist, ändert das sowieso nichts. Was hat der späte Thoma so alles an Hässlichkeiten von sich gegeben in puncto rassistisches Gedankengut? Wen interessiert das heute noch angesichts seines gesamten Schaffens? Der Zeitgeist ist immer und überall, auch wir sind nicht dagegen gefeit, keiner betrüge sich selbst. Also ich sehe keinen Grund, weshalb hier irgendwas gelöscht werden sollte, im Gegenteil, ich bin angenehm überrascht, zu was für einer lebhaften Diskussion meine kleine Hommage geführt hat! Polarisiert wird immer, klar, die leidige Politik war hier nicht zwingend notwendig, aber ich habe meine eigene Meinung und kann andere gelten lassen, ohne mich deshalb persönlich angegriffen oder gar beleidigt zu fühlen. Guten Morgen alle miteinander! Desperado PS: und wie ich schon des Öfteren sagte: Der wiki soll mal ruhig bei seinen starken Männern bleiben... |
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26.07.2013, 08:14 | #29 | |
R.I.P.
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Zitat:
Das ist sowas von schön, das darf ruhig doppelt im Faden stehen. Danke! |
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26.07.2013, 10:03 | #30 |
Also, ganz ehrlich, mir wird das hier allmählich alles zu hoch. Ein paar Sachen hab ich gelernt, andere versteh ich nicht so ganz, blond, wie ich bin. Aber nachdem Ihr da alle viel fixer und gebildeter seid als ich, frag ich jetzt einfach mal.
Aaalso. Als erstes lerne ich, was einem alles entgehen kann, wenn man ein vorschnelles Urteil nicht hinterfragt. Viel mehr als ihren Namen kannte ich von Emerenz Meier nämlich nicht, und jetzt stelle ich fest, dass ich ihre Gedicht mag. Gut. Dann lerne ich, dass Mundartdichtung nur dann in Ordnung ist, wenn sie aus Berlin kommt, und peinlich (für alle anderen), wenn ich den Dialekt nicht verstehe. Sonderbar. Dass Meier sich Gedanken über Obrigkeitshörigkeit, Raubtierkapitalismus und Krieg gemacht und das in bissigen, anklagenden Gedichten niedergeschrieben hat, dass sie 1928 gestorben ist, man sie aber als Nazisse verfemen darf, weil Carossa sie, beeindruckt von ihrem dichterischen Talent, mal besucht hat. Ich lerne also: Man darf keinen mögen, den Carossa gemocht hat. Nun ging es im Thread eigentlich um Meier, aber irgendwie ist Carossa hier eine Machtübernahme geglückt. Ich lerne also, dass auch ein sehr guter Schreiberling nicht das Recht hatte, das Naziregime zu überleben und von der braunen Brut auch noch gemocht zu werden, was ihn selbst mit sehr zwielichtigen Gefühlen erfüllt haben dürfte. Und dass es völlig irrelevant ist, dass er auch zu helfen versucht hat. Mir fehlt bestimmt mal wieder der Blick fürs große Ganze, weil ich der Meinung bin, dass er absolut alles richtig gemacht hat, wenn er auch nur einem einzigen geholfen hat, aber gut, Hitler hatte Leute, die was von Dichtkunst verstanden, und deshalb war Carossa ein Böser. Basta. Und ich habe gelernt, dass sich manche Dinge nie ändern. Denn, mag die Bevölkerung des Bayrischen Waldes auch indiskutabel primitiv und in unverständlichen Lauten lallendes Halbvieh gewesen sein, jedenfalls im Vergleich zu den fein gebildeten Hauptstadtbewohnern - wenn sie eine der Ihrigen als verrückt bezeichnen, dann haben diese Seppels auf einmal sowas von Recht. Ich lerne daraus: Das Ausmaß an Borniertheit und dümmlicher Arroganz, das nötig ist, um jemanden als blöde abzutun, der etwas kann oder macht, das man selber nicht kapiert, ist bis heute das gleiche geblieben. Hat wohl was mit sozialer Intelligenz zu tun und ist besonders bedauerlich, wenn man diesen Zug an jemanden entdeckt, den man immer für aufgeschlossen und kritisch gehalten hat. LG Persephone |
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26.07.2013, 10:51 | #31 |
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Ein Bayer und ein Preuße sitzen in der Kneipe. Stupft der Preuße den Bayern an und sagt: "Du, die preußische Zeitung les ich und mit der bayrischen wisch ich mir den Hintern ab." Der Bayer reagiert nicht. Darauf der Preuße energischer: "Du, die preußische Zeitung les ich und mit der bayrischen wisch ich mir den Hintern ab." Da mustert der Bayer den Preußen und verdreht die Augen: "Pass bloß auf, bald bisch am Arsch gscheiter wia im Kopf."
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26.07.2013, 11:31 | #32 | |||
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Hallo Desperado und andere User,
jeder darf Emerenz Meier mögen oder auch nicht. Ich persönlich halte es nicht für einen Verlust, diesen großen bayerischen Namen in Vergessenheit geraten zu lassen. Diejenigen, die diese Gedichte mögen, müssen sich das nicht zum Vorwurf machen. Die Geschmäcker sind eben verschieden. Diese unsägliche Diskussion wurde durch das gewohnt wichtigtuerische Gehabe einer Userin ausgelöst, die sich wiederholt mit fremden, nämlich Wikipedia-Federn schmücken wollte. Dass sie wie selbstverständlich keine Quelle angab, sollte dabei ihrer Eitelkeit dienen, sich als wissend darstellen zu können, obwohl überhaupt kein Wissen vorhanden war. Den Beweis liefert sie mit ihren Wortmeldungen selbst. Zitat:
Echte Bildung benötigt aber kein Wikipedia, deshalb fiel dieser verruchte Name sofort auf. Zitat:
Zitat:
Irgendwie mussten sie ihre menschenfeindlichen Kolportagen ja plausibel gestalten. Denn nur wer davon überzeugt ist, selbst mehr wert zu sein als andere, folgt einer solchen Hetzkampagne. Oder wäre es den Faschisten möglich gewesen, die Menschen so derart entmenschlichen zu können, wenn sie denen das Gegenteil erzählt hätten? In anderen faschistischen Ländern erzählen die Faschisten genau den gleichen Mist, nur eben auf die dort zu manipulierenden und aufzuhetzenden Menschen abgestimmt. Die Person Emerenz Meier und ihre schlichten Texte boten sich wie viele andere förmlich für den Mißbrauch an. Echte Denker, die heute zu den klassischen Literaten zählen, weil sie unschätzbare Werte hinterließen und sich logischerweise nicht für Rassismus, Völkermord und Weltherrschaft eigneten, wurden aus den Köpfen der Menschen gemordet. Das ist der Hintergrund. Und nun, liebe User, gebt fein Acht auf das, was euch wird mitgebracht! Bane |
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26.07.2013, 11:53 | #33 | |
Zitat:
Persephone |
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