|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
10.02.2013, 10:44 | #1 |
Gast
|
Elsebe Knudsdatter
Elsebe Knudsdatter
©Hans Hartmut Karg 2013 Hineingeboren in die dunkle Finnmarkskälte Und dennoch aufgewachsen als ein glücklich´ Kind, So lebte sie, weil die Natur sie herbestellte, Genoss, was ihr beschert´ der Barentswind. Zwar gab es immer lange Dunkelheiten Und Bäume kannte sie nur aus den fernen Bildern. Dafür erlebte sie die guten, freien Jugendzeiten Und eine Welt, befreit von Mördern und von Schildern. Doch dann zog eine kleine Eiszeit schnell herauf, Das Wirtschaftsleben hier im Norden, es stagnierte. Statt voller Netze kamen Eisesjahre und Orkane auf – Und keine Fische – niemand, der die Not parierte. Die Elsebe litt Not mit ihren Lieben. Doch anstatt diese Not endlich zu lindern, War 1620 nur noch irre Hexenhysterie geblieben, Mit der man glaubt´, den Teufel auszuwintern. Verhaftet wurde auch die Elsebe Und mit ihr elf der wackern, guten Frauen. Gefoltert wurden sie bei Eis und langem Schnee: Man durfte da ja keiner Teufelshexe trauen… Von Nachbarn denunziert, die neidvoll waren, Gefesselt und ins eisige Polarwasser geworfen, Herausgefischt mit Eisenhaken an den Haaren, Bis sie am Ende das gestanden, was ihr vorgeworfen. Den Heinrich Meyer habe sie total verzaubert, Die Unwetter zu Kirberg selbst heraufbeschworen, Des Oluf Schwedes Bauch mit Feuerschmerz bezaubert, Dem Oluf Jacobsen den Blitz geschickt von den Azoren. Und 1621 war es dann endlich soweit: Kurz der Prozess, die Todesurteile, der Scheiterhaufen. Von Nah und Fern kamen die Gaffer, nur bereit, Zwölf Frauen hier leiden zu sehen und das Leben auszuhauchen. Die Elsebe und ihre Frauen haben dieses Schicksal nicht verdient, Doch Wahn und Hysterie gebären immer eigene Gesetze. Wir hoffen dennoch, dass ein GUTER GOTT die Liebenden aufnimmt, Ein Ende endlich allen Hexenwahns und aller Teufelshetze. * Geändert von René (10.02.2013 um 20:22 Uhr) |
10.02.2013, 11:03 | #2 |
R.I.P.
|
Ein ganz düsteres Kaptel, lieber DrKarg!
Das Schlimme daran ist, daß das "starke" Geschlecht als Folterer, Befrager, Richter fungierte. Auch ist das Verhltnis hingerichtete Hexen:Hexer leider 98:2 gewesen. Warum wohl? Denunziantentum stand in voller Blüte. Grausig. nur bereit, würde ich ändern in "nur allzu bereit". Düsteren Gruß von Thing |
10.02.2013, 11:31 | #3 |
Guten Tag
die letzte Hexe in der Schweiz wurde 1782 hingerichtet. http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_G%C3%B6ldi Ansonsten: http://www.ksta.de/panorama/bestiali...,21681522.html Vor ein, zwei Jahren in einem arabischen Land: Ein Mann (glaub sogar der Bürgermeister) vergewaltigte eine 12 jährige. Der aufgewiegelte Pöbel des Dorfes steinigte nicht ihn, sondern sie ! Steinigte!!! Ansonsten: Im Jemen werden 12 jährige Mädchen zu Tausenden mit Erwachsenen Männern verheiratet, manchmal sind sie erst 8. Ansonsten: Es gibt noch genügend Hexen, mit denen kurzer Prozeß gemacht wird ..... - weltweit, überall - schaut Euch nur mal an, wie unsere Gesellschaft mit alleinerziehenden Müttern umgeht! Den eigenen Sexismus hinterfragen, die eigene Gewalt in Sprache, Gedanken und Tat. Das wird helfen. Und da müssen auch die Männer mithelfen!!! wortlos MI |
|
10.02.2013, 11:59 | #4 | |
R.I.P.
|
Zitat:
Und glühende Zangen sind gsd ebenfalls außer Gebrauch (in diesem Zusammenhang). |
|
10.02.2013, 12:20 | #5 |
Nein, die alleinerziehenden Mütter werden nicht gesteinigt und nicht verbrannt und nicht gefoltert.
Aber: Sie werden denunziert, an den Rand der Gesellschaft gezwungen und dort dafür abgestraft, daß sie es gewagt haben, ohne Mann zu leben. Beides sind Auswüchse einer Frauenverachtung, Verächtlich-Machung, Versuchen, sie unter die Knute der männnlichen Herrschaft zu bringen. Die von mir oben erwähnte "letzte Schweizer Hexe" Anna Göldin wurde getötet, weil sie mit ihrem Dienstherren eine Affäre hatte. Vermutlich wurde sie dann unbequem und mußte beseitigt werden ..... * Oft sind die Hintergründe für die Denunziation von Frauen als Hexen, verletzte männliche Eitelkeit bzw. ein nicht-zurecht-kommen von Pfaffen mit ihrer Sexualität. Dann wurde eine Frau der Zauberei bezichtigt, wenn der Pfaff nächtelang in feuchten Träumen unterwegs war. So einfach war das damals ... und so billig. Und die Mechanismen sind immer noch da, Thing. Das kann ich Dir sagen, denn ich bin eine Frau und ich bin alleinerziehend. Und was ich die letzten Jahre erleben mußte mit der gutbürgerlichen Gesellschaft hier , das geht auf keine Kuhhaut! MuschelIch Feministin * Hier soll sie dann mehrmals Stecknadeln in die Milch einer Tochter Tschudis gezaubert haben. Ausserdem soll die Tochter nach Aussagen von Angehörigen der Familie Tschudi mehrfach Nägel gespuckt haben. Wegen Verzauberung der Tschudi-Tochter wurde Anna Göldi daraufhin der Hexerei beschuldigt und angeklagt. Die Hintergründe für die Anklage dürften aber eher mit einer Affäre mit ihrem Dienstherrn Tschudi in Zusammenhang stehen. zitiert aus Wikipedia Anna Göldin |
|
10.02.2013, 12:29 | #6 | |
R.I.P.
|
Zitat:
Alleinerziehende Mütter gehören zum Alltag wie alleinlebende Witwer, Busfahrer, kleine Pkw und Hundehalter. Ich selbst wohne in einem dreistöckigen Wohnhaus mit 2 ledigen Müttern. Die fühlen sich pudelwohl. Von Ausgrenzung und Denunziation keine Rede. Aber hier geht der Bezug zu DrKargs Gedicht verloren. Dem Kommentar #7 kann ich leider keinen Glauben schenken. Zumal es in meiner weitverzweigten Familie ledige Mütter gab und gibt, die unter keinerlei Repressalien irgendwelcher Art zu leiden hatten. Vielleicht sind auf dem Lande die Mitmenschen weniger engherzig? Oder kommen die Vorurteile vom "starken" Geschlecht, das sich für unentbehrlich halten möchte? Ich denke immer sehr liberal. |
|
10.02.2013, 12:48 | #7 | |
Lieber Dr. Karg,
Du gestattest bitte, daß ich jetzt noch diesen kurzen Exkurs unter Dein Gedicht schreibe; für mich gehören diese - scheinbar getrennten - Themen zusammen. @ Thing: Millionen von unverheirateten Müttern mit Kindern werden zu einer Randexistenz gezwungen; ein Exil, in dem sich sich als Bürger zweiter und dritter Klasse allen erdenklichen Demütigungen ausgeliefert sehen. Ohne den Schutz eines Mannes ist eine Frau mit Kind (ohne Kind ebenso) ständigen psychischen Übergriffen ausgeliefert. Das ist Fakt und wird sowohl von der Gesetzgebung "zementiert" als auch von den allermeisten MitmenschInnen. Ich habe es so erlebt und viele meiner Bekannten erleben es ebenso und sind nach Jahren, in denen sie ihr Kind alleine erzogen haben, seelisch und oft auch körperlich am Ende. ? Zitat:
Bei vielem, was in den letzten Jahren hier in meinem "Ehrenwerten Haus" schief gegangen ist, wurde ohne nachzufragen, ich bezichtigt. Die Dinge wurden nie geklärt - ich war die identifizierte Böse. Die Lösung war einfach und war billig. Was hier an Intrigantentum losgetreten wurde, habe ich im Leben nicht für möglich gehalten .... jetzt bin ich klüger! Mehr möchte ich hier nicht schreiben - nur soviel, daß es Hexen anprangern immer noch gibt!! Man(n) muß allerdings genau hinschauen wollen , um das wahrzunehmen! Mir wäre es auch lieber, es wäre anders und rosarot und harmonisch, Thing. Das ist es aber nicht. Da wird beide uns ja öfter kabbeln, wird Dir jetzt vermutlich die Lösung naheliegen, daß es an meinem streitbaren Charakter liegt. Wohlan denn! Vllt. kannst Du diesem Artikel mehr Glauben schenken: http://www.spiegel.de/politik/deutsc...-a-709034.html Darin steht u.a. daß im Jahre 2008 jede fünfte alleinerziehende Familie ihre Wohnung nicht ausreichend beheizen konnte. Kann ich bestätigen! MuschelIch Geändert von MuschelIch (10.02.2013 um 14:52 Uhr) |
||
11.02.2013, 09:47 | #8 |
Gast
|
Re: Elsebe Knudsdatter
Liebe MuschelIch, lieber Thing,
vielleicht kann ich ein wenig zur Klärung der Diskussion beitragen. Dazu möchte ich feststellen: 1. Jeder nimmt Verletzungen anders wahr. Wenn man persönlich betroffen ist, sieht eine Verletzung anders aus, als wenn man sie nur aus der Ferne beobachtet. Der Schmerz tut weh - nicht die Beobachtung des Schmerzes! Es ist wie vor einer Operation: Dem Betroffenen von einer Außenposition her den Rat zu geben: "Lass´ Dich einfach operieren!" ist immer leichter, als sich selbst zu sagen: "Ich lass´ mich jetzt operieren!" 2. Das Denunziantentum und die Imagination des Vagen sind offenbar in tiefer liegenden Schichten des Menschen angelegt. Daraus können üble Entwicklungen entstehen. Nicht umsonst hat Immanuel Kant formuliert: "Der Mensch ist aus krummem Holz geschnitzt." 3. Der Philosoph David Hume hat auf den Hiatus zwischen Sein und Sollen hingewiesen. Offenbar fällt es dem Menschen in einer Außenposition immer leicht, Böswilliges mitzutragen - wenn er nicht unmittelbarselbst davon betroffen wird. Hinterher ist es dann immer niemand gewesen, der an einer schlimmen Sauerei aktiv Anteil genommen hatte. Die Hexenverfolgungen und -verbrennungen gehören zu den schwärzesten Kapiteln in der Menschheitsgeschichte. Ich habe vor der Begegnung mit Elsebe Knudsdatter nicht gewusst, dass sich dieser Wahn flächendeckend über g a n z Europa ausgebreitet hatte. Herzliche Grüße R. R. Karg |
11.02.2013, 12:34 | #9 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
http://www.buecher.de/shop/buecher/a...d_id/01068916/ |
|
11.02.2013, 13:00 | #10 |
R.I.P.
|
Ausnahmsweise bedauere ich, daß ich nicht über Internet kaufe.
Ich hatte zwei andre Bände, von denen ich gar nicht bedaure, daß sie mir abhanden kamen - die einmalige Lektüre hatte mir gereicht. Die schlimmsten Übeltäter waren neben den Inquisitoren der Dominikaner (und evtl. auch Spranger), die den berüchtigten Hexenhammer schrieben. Schauriges Kapitel. Und sehr komplex. |
11.02.2013, 13:05 | #11 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Was noch schlimmer ist: Die Menschen jener Zeit glaubten tatsächlich an die Existenz des Teufels, an fliegende Hexen, an Zauberkünste usw. Skeptische oder gar aufgeklärte Menschen waren in der Minderheit. Für uns ist das heute unvorstellbar. |
|
12.02.2013, 11:00 | #12 |
Gast
|
Re: Elsebe Knudsdatter
Liebe Ilka-Maria, lieber Thing,
was uns als den aufgeklärten Menschen unmöglich erscheint, liegt bei manchen, sehr einfachen Naturen immer noch im Bereich des Möglichen, weil sie manipulierbar bleiben. WIR MÜSSEN ALSO AUFPASSEN, AUCH UND GERADE WIR, DIE DICHTER! Manchen hängt der Hexenhammer immer noch in den Knochen, in der Seele und im Hirn..... Herzliche Grüße R. R. Karg |
12.02.2013, 11:53 | #13 |
R.I.P.
|
Ja.
Es gibt eindeutig "Das sogenannte Böse" (Konrad Lorenz). Gäbe es keine Soziopathen, gäbe es weder Folterer noch emotionslose Sadisten. Schlimm, schlimm. |
13.02.2013, 09:40 | #14 |
Gast
|
Re: Elsebe Knudsdatter
Lieber Thing,
man darf das alles jedoch nicht nur auf pathogene, innerpersonale Faktoren zurückführen, was da geschehen ist. Diese bleiben natürlich auslösend und leitend. Aber da spielen auch Zeitgeist und religiöser Fanatismus als Nährboden entscheidend mit. In meinem Gedicht "Maria Holl", das ich heute hier einstelle, habe ich das angedeutet. Herzliche Grüße R. R. Karg |