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28.01.2013, 14:40 | #1 |
Zweitotland
Zweitotland im Innern, kein Horizont in Sicht. Leben und sterben. Einschlafen, aufstehen. Das Wasser steigt. Die Planken bersten. Noch immer. Immer wieder. Knacken, bersten; geben nach. Knack. Schon strömt Wasser in den Bauch, füllt Kammer um Kammer, Kajüte um Kajüte. Schwappt applaudierend gegen die Wände, beklatscht sich selbst ob seiner gigantösen Macht. Reißt, reißt durch den Rumpf und zieht mit, was sich ihm nicht wehrt. Hocker, Stühle. Eimer trägt es mit sich fort. Lappen und Besen. Einerlei. Kein Land, kein Morgen. Bis die Nacht hereinbricht, sich drüber legt, sich bettet und in alle Poren dringt.
Kurz, kurz, kurz. Lang, lang, lang. Kurz, kurz, kurz. Seit Stunden riecht es nun. Augen stoßen hervor. Körper blähen auf. Drehen und wenden sich, werden umgewälzt, verhaken. Einige treiben, andere schweben. Ihre Gesichter, zufrieden. Die letzte Position unbekannt. Der Tag bricht an, die Nacht löst ab. Sterne und Mond spiegeln im aufwallenden Wasser. Ebenbilder funkeln und zersprengen. Frieren. Blaue Hände, Füße, Körper im Zweitotland. Keine Hilfe, bloß Leichen. Die Toten verlieren ihre Farbe. Arschgrau rotten sie vor sich hin. Von den Wellen getragen, sieht es aus, als würde das Meer sie ausstoßen. Vor Ekel auskotzen. Das Holz weich vor Nässe. Wie lange es noch hält. Sonne brennt in die Haut. Ausgedörrte Lippen. Augen schließen. Nachts ist es kalt. Aufgewacht. Wasser dringt ein. Festhalten. Festhalten. Stabilisieren. Vier minus Eins. Kein Land, keine Hoffnung. Hunger nagt. Zerreißt. Spaltet. Er kann nicht mehr. Nah, nah, Charon. Trägt ihn davon, wartet noch. Geschwüre. Hunger. Hunger. oh herr im himmel geheiligt werde dein name Zäh, es ist zäh. Es riecht, riecht komisch. Nach Verwesung. Überall Blut. Hunger. |
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28.01.2013, 16:33 | #2 | |
R.I.P.
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Zitat:
D a s ist mir mal ein bemerkenswerter Text! Wer hat jemals auf dieses SOS gehört? Ich hatte nicht nur sowohl Traven als auch Solschenizyn vor Augen - bzw. vor dem inneren Auge. Aktuelles scheint auch nicht zu kurz zu kommen. Aber wer kann ermessen, aus welchem Alp solche Geschichten herrühren. Nicht Alles muß selbsterlebt sein. Was mir nicht so zusagte, habe ich in Deinem großartigen Text angemerkt. Hurregottneja - das ist so vieldeutig! Tief beeindruckt: Thing |
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