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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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03.04.2012, 00:27 | #1 |
R.I.P.
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Saitenspielgesang
Aus Hoboken stamm ich
elternlos mit einer Gitarre als Segen. Ström und stromere durch den Regen - gottverdammich - und hiev mich auf den Zug. Vom Graubart ne halbe Kippe. Immer auf der Wippe zum Absprung, Aufsprung und hie und da - gottverdammich - mal n Buck statt Silver.. Abgesprungen, ausgewrungen, täglich neues Lied gesungen auf mein freies Leben. Wer wird mir neue Stiefel geben? Aus Wildem sollen sie sein, ohne Fessel und Schnur: Saiten bringen mir's Leben. Aufgesprungen. Und wieder freie Lieder neu gesungen. Nie gebettelt. Nie gevettelt. Luft! Wind. Hunger. Gitarre und Duft. 03.04.2012 (c) angeregt von D. |
03.04.2012, 09:35 | #2 |
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Lebte Hemingway noch, @Thing, bekäm' er ob des Weihrauchs, mit dem Du Deinen Landstreicher bedampfst, einen Hustenanfall, und sein großer, doppelherziger Strom würde versiegen. Zonkeye hatte geglaubt, der "lachende Vagabund" läge mitsamt seiner Pseudoromantik längst im Grab wie der von Fred Bertelmann gesungene Hit gleichen Namens, der den Nachkriegsdeutschen das Gemüt erhellen wollte.
Scheinbar ist das nicht der Fall - jedenfalls nicht für jeden. Unsere zeitgenössischen "Hobos" brauchen in der Tat nicht zu betteln, @Thing. Insoweit stimmt Deine Ode wirklich. Sie bekommen Stütze und können z. T. besser und angenehmer davon leben als die Teilzeitbeschäftigten von ihrem Hungerlohn. Von denen hat zonkeye noch keine lustigen Weisen gehört. Nur Klagelieder. zonkeye |
03.04.2012, 09:49 | #3 |
R.I.P.
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04.04.2012, 11:36 | #4 |
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"Buck" ist Slang, Risiko, für eine Ein-Dollar-Banknote. "Silver" ist das Hartgeld, umgangssprachlich auch als "change" bezeichnet.
Gefällt mir auch, der Text, weil er aus dem Rahmen fällt. |
04.04.2012, 12:53 | #5 |
Forumsleitung
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Mach das ruhig mal, Risiko, Du wirst Dich wundern, wieviel Spitznamen die Amerikaner für ihre Geldscheine und Geldmünzen haben - wahrscheinlich mehr, als es Kosenamen für den geliebten Menschen gibt. Am häufigsten hört man in den Kinofilmen die Bezeichnungen "Nickel", "Buck" und "Grand" (Grand= 1.000 Dollar).
"Change" hört man dagegen auf den belebten Straßen der Städte. "Got some change?" Dabei wird einem ein Pappbecher unter die Nase gehalten. Und wenn man wortlos weitergeht, fliegt einem ein "Have a nice day!" hinterher. |
04.04.2012, 12:57 | #6 |
Gefällt mir sehr gut.
Ist sowohl die Ungebundenheit und Freiheit drin zu finden als auch der Preis, den es dafür zu zahlen gilt, die unbestimmte Sehnsucht nach einem besseren Leben, die Getriebenheit zum einen und die Freude daran zum andern, die einen immer wieder auf die Strasse zurückholt, der geheime Auftrag gewissermaßen... Woody Guthrie... doch, hat was, auf alle Fälle, bringt den Wandermusiker gut rüber. LG Desperado |
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05.04.2012, 10:14 | #7 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Desperado -
die "Guthrie"-Zeit hatte ich auch im Kopf bei diesen Zeilen. W.G. war ja ein arrivierter Künstler, aber er sang viel von ihnen (Hobos) und über sie. Es freut mich, daß Du einen positiven Kommentar geschrieben hast, ich war auf Schlimmes gefaßt, zumal Du mich angeregt hattest. Hab Dank von Thing @ zonkeye: Wer belieben zu sein Fred Bertelmann? Dein Freund? |
05.04.2012, 11:11 | #8 |
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Wenn Du zonkeyes Kommentar sorgfältig läsest, @Thing, erschlösse sich Dir, dass es sich bei Herrn Bertelmann um einen Schlagersänger aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts gehandelt hat. Er hatte damals die gleiche sozialromantisch verlogene Ansicht über das Landstreichertum verbreitet wie Du in Deinem Text.
Ein Freund zonkeyes ist er nicht - zonkeye ist ein Avatar. Sie braucht keine Freunde. zonkeye |
05.04.2012, 11:15 | #9 |
R.I.P.
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Dein Komm. ist relativ flüssig, zonkeye, aber total überflüssig.
Immerhin hat er einen Zweck erfüllt. |
05.04.2012, 11:18 | #10 |
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Was sich Poeten immer plagen. Es ist doch alles gut was sie uns meinen und uns sagen. Ich kann sie nicht verstehen, sie können neben dem was alle können, ja auch noch dichten. Ich glaube sie sind im Zwiespalt, sie wollen ihre "Kinder" wohl sehen lassen, aber hingeben würden sie ihre Zeilen, der Welt auch posthum lieber nie. (Nur wenn darunter auch ihr Name steht)
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05.04.2012, 11:21 | #11 |
R.I.P.
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Lieber Gamma,
was willst Du mir damit sagen? Daß Du, im Gegenteil zu mir, Fred Bertelmann kennst? Oder mein Gedicht für unbemerkenswert hältst wie zonkeye auch? "Kitsch" - Sülze? LG Thing |
05.04.2012, 12:45 | #12 | |
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Zitat:
Köstlich! |
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05.04.2012, 12:47 | #13 |
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Solange man Road Movies wie "Easy Rider" drehen darf, Thing, darfst Du auch Road Poems schreiben.
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05.04.2012, 13:33 | #14 |
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In "Easy Rider" wird nichts, aber schon gar nichts sozial-romantisiert. Die beiden Protagonisten sind mit einem windigen Deal an Geld gekommen und fahren zwar weder mittellos noch unbequem, aber immerhin nonkonformistisch und immer gut bekifft durch das Gebiet der Red Necks bis zum bittern Ende. So weit, so realisitisch.
Der "lachende Vagabund" der 50er Jahre dagegen, den @Thing auferstehen lässt, war schon damals Quark und hat nur denen gefallen, die bei Kohlsuppe und Würstl auf eine Wirtschaftswunderwelt hofften, die sie im Kino für ein paar Stunden vorgegaukelt bekamen. Es wurde dort immer gesungen; das meiste machte ggf. vorhandenen, kritischen Geistern aber schon damals Ohrenweh. Die Filme werden heute wieder gezeigt und in den Fernsehräumen der Seniorenresidenzen gern gesehen. zonkeye |
05.04.2012, 13:44 | #15 |
Hallo
wer das freie -aber gefährliche - Leben der Tramper kennt, wer abends am Lagerfeuer eine Gitarre erklingen lässt und mit rauher Stimme einen der alten Songs in den nachtdunklen Himmel krächst, wer am Tag dreimal oder mehr den Viehwaggon wechseln musste, immer die Angst im Nacken, nicht von einen Kerl der Begleitmannschaft aus den fahrenden Zug gestossen zu werden, der hat wahrlich das Recht, sich einen -"Old Tramp" zu nennen.
Yippiiiiih Gruß vom alten Twiddy Thing, Dein Gedicht gefällt mir sehr gut, man spürt sie, die unendliche Freiheit. |
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05.04.2012, 13:52 | #16 |
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Der alte Hemingway, der hier gezogen wird, hat die Hobos nicht romantisiert, @Twiddyfix, sondern dürr und trocken deren hoffnungsloses Dasein beschrieben. Am Lagerfeuer wurden keine Gitarren gezupft, sondern geklauter Schinken gebraten, das Fett mit Brot aus der Pfanne gewischt und der ehemalige Peisboxer, inzwischen epileptisch, mit einem Knüppel ruhig gestellt.
Die Klampfe hatte nur der Bertelmann Fred in der Hand. Und Jungs, die noch keinen Bartwuchs hatten und gern erwachsen sein wollten. Aber immerhin hatten sie ein paar Griffe drauf und kannten den Text von "Blowin' in the Wind". Das war schon mal was; den Mädels von damals hat's immer gefallen. Heute würden sie sich wahrscheinlich erbrechen, wenn man damit ankäme. Gottlob tut's keiner mehr. Fast keiner. zonkeye |
05.04.2012, 13:58 | #17 |
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Ich vermag in dem Gedicht keine Romantik zu erkennen, lediglich das Streben nach Ungebundenheit und freiem Himmel. Das soll gar nicht soll selten vorkommen. Mit dem Bertelsmann-Vagabunden hat das überhaupt nichts zu tun. Auch Klaus Kinski schlief einige Zeit unter Brücken, weil er es in den vier Wänden nicht mehr ausgehalten hatte.
Wer sagt denn, daß es sich in Thing' Gedicht um jemanden handelt, der sein ganzes Leben unterwegs sein will - und nicht nur um einen Aussteiger auf Zeit? Das hat es schon immer gegeben. Gerade kürzlich hat Joey Kelly im Radio über seinen wochenlangen Fußmarsch vom Norden Deutschlands Richtung Süden berichtet. Mein Lebensgefährte war in seinen jüngeren Jahren mit dem Fahrrad von Frankfurt bis nach Italien gefahren. Na und? Was ist daran so Besonderes, sich mal frei fühlen und auf etwas Ungewöhnliches einlassen zu wollen? Von den vielen Leuten, die sich auf den Jakobsweg begeben, darunter etliche Prominente, will ich gar nicht näher eingehen. Natürlich wird es noch gemacht, es ist sogar "in". |
05.04.2012, 14:04 | #18 |
R.I.P.
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Laßt zonkeye weiterhin auf ihrem Sermon rumreiten; sie weiß es halt nicht besser.
Wenn sie - als Jahrgang 1921 sollte sie es besser wissen - ein Gedicht nicht versteht, ist das ihr Problem, nicht meines. Euch anderen Freunden danke ich für den freundlichen Zuspruch. LG Thing |
05.04.2012, 14:08 | #19 | |
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Es ging und geht um den Begriff "Desperado", @Ilka. Er ist in der heutigen (deutschen) Sprache ziemlich eindeutig belegt. Wahrschenlich war Klaus Kinski wirklich ein Desperado. Jedenfalls glaubt zonkeye das.
Die so genannten "Aussteiger" sind was ganz anderes. Was Du persönlich mit dem Begriff "Romantik" verbindest, kann und braucht zonkeye nicht zu wissen, um zu konstatieren, dass Zitat:
zonkeye |
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05.04.2012, 14:10 | #20 | |
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Zitat:
Ich meine, die Sache liegt ganz anders, Thing: Egal was hier geschrieben wird, zonkeye nimmt es nur zum Anlaß für Klugscheißerei und Stänkerei. Risiko sieht das richtig. Insofern braucht man zonkeyes Windgeschwätz nicht ernst zu nehmen. Ist wahrscheinlich eine einsame Alte, die zu nichts anderes mehr in der Lage ist. |
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05.04.2012, 14:10 | #21 |
R.I.P.
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"in etwa" decouvriert Dich, zonkeye.
Ich werde Dich und Dein Gelaber hinfort übersehen. Mein Fenster ist geöffnet, das Windchen entfleucht. |