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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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10.12.2011, 00:15 | #1 |
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Das Fort [bei Verdun]
an solchen Tagen
sagen sie werden Helden geboren oder werden sie gestorben? Helden? Geboren werden an solchen Tagen meist Stammtischparolen neue Stiefelsohlen Großmaulgewäsch An solchen Tagen sagen sie sagen die die es besser wissen hält man lieber die Klappe und den Kopf unten |
10.12.2011, 04:23 | #2 |
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Fort Douaumont
Helden? Mir ist nicht ein einziger Name eines Soldaten bekannt, der aus diesem Schlachten als Held hervorgegangen ist. Es dürfte auch wenig bekannt sein, daß einer der größten deutschen Maler des Kubismus in der Blüte seiner Jahre bei Verdun sein Leben verlor.
Ich war vor vielen Jahren im Fort Douaumont. Dort habe ich von keinen Helden gehört, aber viele Knochen gesehen, fein säuberlich nach körperlicher Zugehörigkeit aufgeschichtet. Diese Menschen waren nicht an "solchen Tagen" gestorben, sondern Tag für Tag - in Massen. Sorry, aber dein Gedicht klingt für mich angesichts dessen, was ich gesehen habe, banal. Mit Stammtischparolen hatte der Erste Weltkrieg ohnehin nichts zu tun, sondern mit vertrackten Staatsbündnissen, die nach dem Rauswurf Bismarcks aus der Balance geraten waren. Die Weigerung Kaiser Wilhelms, den Rückversicherungsvertrag mit Rußland fortzusetzen, war einer der größten Fehler, die das Bündnisgebäude ins Wanken gebracht hatten. |
13.12.2011, 14:25 | #3 |
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Liebe Ilka,
in meinem Text steht nirgendwo, dass ich der Meinung bin oder verbreiten möchte, dass Helden aus dieser Schlacht hervorgingen. Da seht eine Fragezeichen und ich schrieb "Sie sagen" . Es lag mir im Sinn, derlei "Heldentümelei", die ja durchaus nach dem WW1 besonders in konservativen Köpfen vorkam und auch heute noch vorkommt, zu konterkarieren. Zur Banalität eines Textes über den Krieg oder das Grauen des Kriegs, ließe sich vieles sagen und ich gebe dir dahingehend recht. Aber in meinem Text geht es nicht um den Krieg, sondern um die Leute, die ihn im Nachhinein glorifizieren. Auch habe ich nirgends gesagt, dass der WW1 mit Stammtischparolen zu tun gehabt hätte oder daraus entstanden wäre. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass - ebenfalls meist in dumpfen, reaktionären Kreisen - solche Heldenmärchen als Parolen die Runde machen, oder eben auch Dolchstochlegenden usw. und dass diese "Sofa - und Theken-Redner" lieber die Klappe halten sollten. Bitte nimmt das jetzt nicht übel, aber ich brauche sicherlich keine Lehrstunde über geschichtliche Zusammenhänge und wäre ich empfindlich, würde ich sagen, deine sicherlich richtigen, aber mit erhobenem Zeigefinger vorgetragenen Ausführungen, meinen Intellekt beleidigen. Gott sein Dank bin ich nicht so empfindlich Wie ich aber sehe hast du meinen Text gründlich falsch verstanden, was aber dann wohl zu meinen Lasten geht. Mich würde daher interessieren, was dich dazu veranlasst hat ihn so zu verstehen, obwohl meine Intention eine ganz andere war. Gruß B. |
13.12.2011, 14:57 | #4 | |
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Zitat:
Im Zusammenhang mit Verdun ist der Begriff "Stammtischparolen" ein Reizwort für mich. Die Begeisterung für den 1. WK war den Menschen nämlich nach kurzer Zeit schon vergangen. Statt Stammtischparolen entstanden Mythen, um den Schock über das unerwartete Grauen überstehen zu können, wie z.B. der Mythos von den jungen Reservisten, die sich bei Langemarck mit einem Lied auf den Lippen in die Schlacht warfen, um den "Heldentod" zu sterben - Propaganda, die kein Mensch glaubte, weil jeder wußte, daß es nicht die Wahrheit war. Für Stammtischparolen war das deutsche Volk, das sich überlegen und siegessicher gefühlt hatte, nach der verheerenden Niederlage viel zu ernüchtert. In solch einer Situation ist die Bereitschaft, die Folgen des Krieges schnell zu verdrängen und zur Tagesordnung überzugehen, ziemlich hoch. Sicherlich ist jeder historisch interessierte Mensch mit diesen Dingen vertraut, da bedarf es keiner Belehrung. Vielleicht kam meine Reaktion aber auch daher, daß ich die Überreste des Schlachtfeldes bei Verdun gesehen habe. Das vergißt man nicht. LG Ilka |
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