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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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27.10.2011, 14:57 | #1 |
Moriskentanz im Kreideland
Düster ist es, Kälte legt sich
mit der Nacht hinab auf Auen. Wälder frieren unbeweglich um die Bäume zieht ein Grauen. Durch die Blätter fahren Lüfte, die vom nahen Winter künden, Frost schluckt sommerliche Düfte, sein Erscheinen zu begründen. Sieh, dort steht er und er sehnt sich nach dem Tanz der ihm versprochen. Geistergleich ertönt ein Kranich, nie hat sie ihr Wort gebrochen. Doch erst, da auch der Mond erwacht, bricht ein leiser Schritt das Schweigen. Sie reicht ihm ihre Hand und lacht, Fordert auf zum Liebesreigen. Fortan wird sie bei ihm liegen, sechs Monde lang sein Weib nur sein. So lang wird der Winter siegen - Sechs Monde lang - nicht mehr allein. by Lux, 26. Oktober 2011 |
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27.10.2011, 23:18 | #2 |
Nabend Lux,
ich finde Deinen Text einsame Spitze. Allein der Gedanke: Frühling - Herbst Sommer - Winter Frühling, Sommer, Herbst und Winter... Die 6 MOnde... Dies sich Gegenüberstehen, die Gegensätze... Dieses Kommen und Gehen... Einfach Klasse! So fast wie; dass ist´s Fabelhaft, ganz ehrlich... LG |
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28.10.2011, 00:02 | #3 |
R.I.P.
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Wunderschön, Lux -
aber mich überfiel bei "Morisken" ein Grauen. |
28.10.2011, 08:46 | #4 |
Hallo Rebird, hallo Thing,
danke für euer Lob. Leider stimmt der Rythmus in den letzten beiden Versen nicht. Ich muss wohl noch einmal ran. Ein Grauen? Wieso Thing? LG Lux |
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28.10.2011, 11:00 | #5 |
abgemeldet
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eine xtra-feine lyrik.
mit S4 und 5 habe ich kein wesentliches leseproblem. wenn dann minimal in S4. ps.: dein neuer avi ist irrlustig. ich hab meiner zucker-kazze mal nen seidenweichen baby-eisbären geschenkt, der lag auch so süss auf dem bäuchlein. |
28.10.2011, 11:18 | #6 |
R.I.P.
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Weil ich erst später drauf kam, daß die Münchner Moriskentänze gemeint sind.
Ich dachte an die andre Bedeutung. Also: zurück marsch, marsch.. |
28.10.2011, 13:07 | #7 | |
Hi Thing,
es sind aber keine Münchener Moriskentänzer gemeint, sondern das Gedicht ist eine Homage an Terry Pratchetts Kreideland, an den Winterschmied und die Sommerfrau. Lieber Ralf, es freut mich, dass mein Gedicht bei dir ankommt. Zitat:
LG Lux |
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28.10.2011, 13:12 | #8 |
abgemeldet
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mein beileid LUXchen. der tod eines lieben gefährten schmerzt immens. ich kenne das. unsere beiden cocker-spaniels wurden in meinen armen mit der vorletzten spritze in den schlaf chemiert. Kasha beim vet in den valleys nähe malibu und Orloff in wien. rechts Orloff, links Kasha
http://up.picr.de/8606442cwr.jpg |
28.10.2011, 13:14 | #9 |
Liebe Tierchen, die beiden. Ich habe gehört, Spaniel, besonders rote Spaniel, sollen nicht besonders einfach sein und einen ausgeprägten eigenen Kopf besitzen. Sehr sympatico!
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28.10.2011, 13:17 | #10 |
R.I.P.
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Oh, Lux!
Ich trauere mit Dir. Mein Dickie Felix ( gestorben Januar 1986 ) wühlt immer noch in meiner Herzenswunde rum. Terry Pratchett ist nicht mein genre, aber das will nichts heißen. Daß ich soooo mißinterpretieren konnte! Thing |
28.10.2011, 13:17 | #11 |
ich bin neu bei poetry und habe ein problem, einige von euch zu verstehen. ihr setzt zumeist einen hermeneutischen hebel an und seid mir zu schnell zufrieden, wenn ein autor/texter euch sagt, wie er es "gemeint" hat. manchmal kommt es mir vor, als wolltet ihr die gedichte wie rätsel lösen. der term moriskentanz ist und bleibt moriskentanz, d.h.: kein bezug zum münchener moriskentanz.
nur ein kurze analyse des "moriskentanz im kreideland": titel: moriskentanz ist ein mittelalterlicher Sprungtanz möglicherweise muslemischen ursprungs; kreideland ein hinweis auf gesteinsformation, könnte zur ortung des handlungsraumes verwendet werden. 1. strophe: naturbeschreibung; sehr allgemein; kein bestimmter ort 2. strophe: naturbeschreibung; offenbar doch bewegung ( im gegensatz zu strophe 1 ); wind fährt durch blätter; personifizierter "frost" schluckt "sommerliche düfte"; kein herbstlicher duft, also frühherbstliche oder spätsommerliche zeit und eine nacht mit frost (!), selten, aber möglich; allerdings naht der winter, also doch Herbst; problem: "sommerliche düfte" kann nicht vom Frost geschluckt werden... 3. strophe: irgendwo, an einer bestimmten stelle im beschriebenen raum steht er und wartet auf auf einen verprochenen tanz; ein kranich als "mahner" oder "bürge" des einhaltens des versprechens: sie hält sich immer wieder an dieses versprechen oder sie wird dieses einmalige versprechen garantiert einhalten. frage: warum ist der zugvogel "kranich" noch vor ort? 4. strophe: handlung; bedingung: wenn der mond erwacht, erscheint sie; bei "sie" handelt es sich um eine zur geschlechtlichen vereinigung fähigen frau, die einen wartenden "er" zum versprochenen "liebensreigen" auffordert. 5.strophe: ankündigung einer sechsmonatigen beziehung; sie wird als sein weib sechs monate bei ihm liegen; term "nur" doppeldeutig: temporale oder monogame deutung möglich; hinweis auf sechs monate andauernden winter (!), d.h. örtliche eingrenzung (gemäß westeuropäischen wissens ) auf sehr nördliche breitenkreise, jedoch schwer möglich da in diesen nördlichen breitenkreisen eher basalt; personifizierung von "er" mit "winter" nicht möglich, da keine signale dafür im text; regel: solange der winter siegt ( dauer sechs monate ), ist "sie" oder "er" nicht mehr allein. weitere anmerkung: relation oder korrelation vom titel zum strophentext schwer. soweit meine kurze analyse. würde ich jetzt meine interpretation ansetzen, käme ich zu dem ergebnis "kitsch". wobei kitsch nicht negativ gemeint ist. manche meinen sogar, das sei eine form von kunst zum kennenlernen: ich meine das nicht bös und will niemand angreifen. ich denke nur logisch und struktural. |
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28.10.2011, 13:24 | #12 |
R.I.P.
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Ich brachte die Morisken in die Nähe zu den bedauernswerten Marranen.
Und ganz allgemein von mir persönlich: Ich gehe an Poesie nicht analytisch, sondern emotional heran. Hermeneutisches sehe ich eher in vers libre, der mir oft keinen Anhaltspunkt zum Begreifen bietet. Rätsel löse ich nur im ZEIT-Magazin (oder im STERN, falls er im Wartezimmer liegt), da ist das um-die-Ecke-gedacht wesentlich simpler. Thing |
28.10.2011, 17:05 | #13 |
emotionales verstehen? wie funktioniert das bei dir? muss ja auch über symbole und bilder in dir geschehen. doch was siehst du, wenn die bilder einfach nicht zusammenpassen? damit ich bei lyrik emotional empfinden kann, muss ich diese auch glauben können. deshalb zuweilen mein analytischer scan. die bilder in diesem moriskentanz empfinde ich leider nur als fassade. die sind einfach nicht stimmig, eher falsch und zutiefst unlogisch. das ist für mich, als würde das li mich belügen oder in die irre führen wollen...
danke für deine persönliche sicht, thing. hilft mir auch weiter, wenn es darum geht, dich und dein wirken zu verstehen Zwieleuchter |
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28.10.2011, 19:06 | #14 | |||||||||
Hallo Zwieleuchter,
dann wollen wir mal ein wenig Licht in deine Analyse bringen. Ist ja nicht so, als hätte ich mir bei dem, was ich schrieb, nix gedacht. Zitat:
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Bei Poesie gibt es nicht immer nur eine Wahrheit, weißt du? Du kommst mir ordentlich verkopft vor. Na ja... Nix für ungut Lux |
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28.10.2011, 21:49 | #15 |
Erbarmung, noch so einer.
Alles zerpflücken, aber selbst noch nix abgeliefert. |
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29.10.2011, 00:31 | #16 |
abgemeldet
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Liebe L.
Geil! Vielleicht weißt du, dass ich nicht so auf das Reimegedönse stehe, aber das hier ist wirklich, wirklich geil! mehr gibts da nicht zu sagen Hut ab! Bullet |
29.10.2011, 01:51 | #17 |
Bullet,
weiß ich, also geil! Und danke wenn auch noch unfertig... irgendwie.... |
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29.10.2011, 02:15 | #18 |
29.10.2011, 08:57 | #19 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Entgegen der Kritik an der oben zitierten Strophe kann ich hier keinen Widerspruch erkennen. Mit den sechs kühlen Monaten ist die Zeit von Oktober bis einschließlich März gemeint, und gerade im Oktober und im März kann es sowohl sehr warme Tage wie auch Nachtfrost geben. Selbst im Januar gab es in unseren Breitengraden warme Fallwinde. Auch in diesem Jahr ist es noch nicht viele Tage her, da hatten wir nach sommerlichen Temperaturen den ersten Nachtfrost (der in der Vergangenheit übrigens auch schon im September und im April vorkam). Wärme und Frost können also durchaus eng beieinander liegen. Was die Kraniche angeht, so ist die Zeit des Abwanderns gerade der Oktober, so habe ich es jedenfalls kürzlich im Radio gehört. Insofern habe ich am Inhalt nichts auszusetzen. Die Holperer in den letzten beiden Strophen dürften leicht zu bereinigen sein, auch das wiederholte "lang" ließe sich vermeiden. |
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