2. Teil von "Der Flussreiser"
Hier ein weiterer Teil der Geschichte:
Allmählich wird es immer dunkler, die Sonne verschwindet hinter den hohen Häusern und ich habe meinen ersten Tag fast überlebt. Nicht ganz unbeschadet, aber ich lebe noch, und das ist ja das wichtigste. Um mich herum wird es immer leiser, die Familien spazieren nicht mehr am Ufer entlang und weniger Leute rennen unter den Bäumen entlang, immer wieder nach Atem schnappend. Doch da vorn, da sitzen noch mehrere Leute um ein Feuer herum. Ihre Gesichter sind orange. Ich komme immer näher, will sie weiter betrachten, doch gleich sind auch sie an mir vorbei. Da entdeckte ich vor mir etwas silbern glänzen. Es sieht gefährlich spitz aus! Doch zu spät es hat sich tief in mich gebohrt. Während ich einen Schmerzensschrei unterdrücke, sehe ich Bewegung in die Schar kommen. Sie stellen sich alle an das Ufer des Flusses und sehen zu mir. Obwohl sie sicher nichts erkennen können sehe ich, dass sie sich freuen. Da spüre ich einen Ruck und ich werde aus dem Wasser gehoben. Ich kann fliegen! Wie ein Vogel. Ich will höher über die Häuser, doch ich fliege direkt auf die Leute zu, auch gut. Hauptsache die beißen mich nicht auch wieder! Da nimmt mich bereits ein Mann in die Hand, betrachtet mich und beginnt laut und kratzig zu lachen. Ja was hatte der denn erwartet?! Ich werde herum gezeigt und alle stimmen in das Gelächter mit ein. Mir wird es langsam zu bunt und außerdem ist mir kalt! Die Leute können anscheinend Gedanken lesen, denn nun tragen sie mich an das Fezer und halten mich in die Flammen. Alte Erinnerungen an den Ofen kommen hoch. Er erscheint mir so weit weg, so unwirklich. Haben die anderen Pfannkuchen auch so viel erlebt? Inzwischen ist es ganz schön heiß, aber so werde ich auch wieder trocken, werde leichter. Und schon bin ich von den zuckenden Flammen befreit, bin in den Händen eines alten Mannes. Er will in mich hinein beißen und ich rufe: „ NEIN!“ Der Alte hält erschrocken inne und schaut mich irritiert an. Auch die anderen sehe nun komisch zu uns hinüber, der Mann sagt schnell: „Der riecht ganz vermodert, den kann man nicht mehr essen!“ Hallo? Geht´s noch? Ich, und vermodert? Naja, aber dafür werde ich nicht gegessen und die anderen sehen uns auch wieder normal an, wenn auch etwas betrübt. Sie sind anscheinend sehr hungrig. Vielleicht sollte ich die anderen Pfannkuchen herholen. Ich mag den alten Mann und die anderen. Bis einer ruft: „Dann schmeiß doch den Pfannkuchen wieder in den Fluss!“ und wieder erwidere ich ein lautes „Nein!“. Da lässt mich der Alte fast fallen, kann mich gerade noch so festhalten und meint schließlich: „Nein lass doch, denk an die Umwelt!“ Ein paar lachen und murmeln: „Ach, unser Johann!“. Dieser steckt mich in seine finstere Tasche und verabschiedet sich von den anderen.
LG Nanne
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