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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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25.09.2011, 19:39 | #1 |
Frühsommerabend
Es glänzt in überreiften Tages trägem Siruplicht
der Bäume Kronenlaub aus ihrem Schattenwogen, und an den Hügeln, die sie waldig überzogen, nährt sich schon Abendkühle und erlangt Gewicht. Noch glühen alle Blüten mit dem Schmelz der Helle, und mischen Farbe in den Traum, der sie beschwor zu duftend großer Geste und zu fürstlichem Dekor an jeder aufgeblühten, neu entdeckten Stelle. Und heimlich leise, zärtlich, wie mit Wohlbedacht bedeckt ein Ahnen nun die traumverlornen Pfade von lauer Sommernacht und murmelnder Najade und allem Sichversehnen, das uns tiefer macht. Schon zäumt die Nacht die Wolken an den Rändern der Himmel wallend auf zu dunkelndem Verhüllen, und wo die Wiesen sich mit Schemen überfüllen, erwacht mein Geist und will sein Leben ändern. |
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25.09.2011, 20:49 | #2 |
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N'abend, Erich!
Das Siruplicht gleich zu Anfang ist eine wunderbare Metapher und die zweite Strophe finde ich faszinierend. Die metaphorische Rekursivität: ein Traum beschwört Blüten, welche sich bei ihrem Schöpfer mit schönem Farbspiel bedankt. Auf den Najade-Reim in der dritten Strophe bin ich wieder etwas neidisch. Am Ende entdecke ich wieder eine Rilke-Reminiszenz. Das Einzige, was mir nicht ganz einleuchten will ist die Gewicht erlangende Abendkühle. Es wirkt auf mich ein wenig, wie Reimzwang. Abgesehen davon: topp! |
25.09.2011, 21:11 | #3 |
25.09.2011, 21:17 | #4 |
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25.09.2011, 22:33 | #5 |
Hi, Odi, Martho!
Die Abendkühle nährt sich am Siruplicht. Sirup - bei so hochkalorischer Kost MUSS man ja schwerer werden! Scherz beiseite - gemeint war das Dämmern an sich. Es wird kühl, die Schatten lang, die "Leichtigkeit" des hellen Tages weicht der "Schwere" der sich senkenden Nacht. Ihr merkt schon all die passenden Vergleiche, oder? Das "Gewicht", das erlangt wird, konterkariert die vergleichsweise Schwerelosigkeit des heiteren Sonnentages, der nun zur Neige geht. @Martho - Dunst und Nebel könnten durchaus dabei sein und eine Rolle spielen! Danke für diese Erweiterung meiner Definitionspalette! Das mit dem Rilkeverweis ist gut erkannt. Eins, setzen! Wenn du auch noch gewußt hättest, welches Zitat aus welchem Gedicht, hätte es eine Eins Plus gegeben! (Googeln gilt nicht!) LG, eKy |
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25.09.2011, 22:38 | #6 |
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Na, na, na, googlen? Den Torso Apollos aus den Sonetten an Orpheus kann ich auswendig rezitieren.
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25.09.2011, 22:48 | #7 |
Brav, brav! Vielleicht wird ja doch noch was aus dir!
Ein Fehler allerdings ist dabei: Es sind NICHT die "Sonette an Orpheus", sondern "Der neuen Gedichte anderer Teil", wo eingangs der "Archäischer Torso Apollos" zu lesen steht, auf dessen letzte Zeile ich anspiele! Naja. Das Plus wirst du dir sicher noch woanders verdienen... LG, eKy |
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26.09.2011, 08:57 | #8 |
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Dem letzten Vers des archaischen Torsos Apollos ist es auf jeden Fall entnommen. Jupp, so kann man sich irren, auch wenn man sich eigentlich sicher war.
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26.09.2011, 22:30 | #9 |
Wer ohne Fehl ist, der werfe das erste Buch!
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