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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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15.09.2011, 09:24 | #1 |
Abendschauer
Zart liegt vom letzten Sonnenlicht
gemaltes Gold auf allen Dingen. Der dichte Regen fällt noch nicht, nur erste Tropfen dunkeln leis den staubigen Asphalt. Die Mücken singen in einer Abendluft, die schwer und heiß an alle Fensterbänke träge brandet. Von ferne rollt ein leiser Donner her; der Himmel, fallend und in Grau gewandet, hängt über noch erhellten Regenrinnen, und endlich wird ihm seine Last zu schwer: Der milde Abendschauer kann beginnen. Und trippelnd erst, dann fester schon erklingt die Tropfenmelodie und spielt auf heißen Vordachblechen Xylophon. Ein Rauschen legt mit Schatten sacht sich an die Scheiben und es kühlt das Licht sich ab und sinkt zur Nacht. |
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15.09.2011, 12:00 | #2 |
R.I.P.
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Ich hab mal wieder nichts darzubringen
außer einem Kniefall. Schönheit macht mich sprachlos. Thing |
15.09.2011, 12:03 | #3 |
HI, Haselb.!
Der Himmel ist hier nicht in seiner Gesamtheit gemeit, sondern in optischer Hinsicht - die dräuenden Wolkenbämke senken sich herab wie ein Niederfallen, sozusagen. Ich wollte es bedrohlich wirken lassen. Ich habe den Eindruck, du klebst manchmal ein wenig zu sehr an der wortwörtlichen Bedeutung der Ausdrücke, sie sind für dich im Rahmen ihrer Definition genau das, was sie heißen. So missdeutest du meine Intention oder verstehst gar nicht, worauf ich hinauswill. Ich dehne die Auslegung gerne mal in meinem Sinne oder spreche Teilaspekte der Begriffe an, davon ausgehend, dass mir der Leser darin folgen kann. Vielleicht manchmal eine trügerische Hoffnung, da man beim Schreiben nicht immer des Umstandes eingedenk ist, dass andere einen ganz anderen Sprachrahmen, ganz andere Nutzungs- und Verständnisschwerpunkte haben. Also: Die Wolken bringen den Himmel, "das Bild des Himmels" näher zur Erde, senken, engen, begrenzen den optischen Horizont. So kannste das aber natürlich nicht in lyrische Zeilen fassen! So entstehen dann eben die "fallenden Himmel". Du weißt ja, was die Gallier als einziges fürchten - dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt... LG, eKy Hi, Rom.! Vielen Dank für ein kleines Stück Sprachlosigkeit - zum Glück wirkt sich das nicht auf's Tippen aus! LG, eKy |
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15.09.2011, 17:34 | #4 |
Beim Xylophon spielt man aber auf Holz und nicht auf Metall!
Oder bin ich hier am Haare Spalten? |
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15.09.2011, 19:26 | #5 |
gesperrt
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Gerade die Strophe mit dem Xylophon finde ich so außerordentlich, wie natürlich auch das gesamte Gedicht. Einfach wundervoll.
Okay, muse, Du liegst richtig, aber es gibt ja auch das Metallophon und ich glaube, es gibt auch welche mit Steinen. Also, scheißegal, dieses Xylophon darf auch das Blechdach benutzen. |
15.09.2011, 19:26 | #6 |
@ muse - Es gibt auch Metallxylophone. Und ja, bist du...
@ babs - Danke für die Blumen! |
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15.09.2011, 19:35 | #7 |
R.I.P.
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Lieber eKy -
Xylo = Holz. Die andern Instrumente dürfen eigentlich das Xylo nicht im Namen tragen. U. |
15.09.2011, 20:23 | #8 |
Risiko hat's verstanden!
Es geht hier nur um Ähnlichkeiten, Verwandtschaft, Vergleiche. Man hat Klang und Bild des "Xylo"phons im Kopf, auch wenn die Tropfen auf's Blech dippeln und nicht auf edles Mahagoni! Ich könnte das Gedicht ja umschreiben: "...und spielt auf heißen Vordachblechen Xylophon, zumindest, wenn die Bleche aus Holz wären, denn sonst kann es ja kein Xylophon sein, weil "Xylo" Holz bedeutet. Ein Rauschen legt mit Schatten sacht..." Ich versage mir jeden Kommentar dazu... Was ihr da macht, nennen wir in Österreich "i-Dipferl-Reiten", die Beteiligten entsprechend "i-Dipferl-Reiter". (i-Dipferl = i-Punkt) Muss ich das Bild erklären...? LG, eKy |
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15.09.2011, 22:38 | #9 |
abgemeldet
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Ich bin am meisten von dem Ausklingen der letzten Strophe fasziniert. Eigentlich klingt keiner der Verse in der letzten Strophe aus (bei schon und Xylophon kann man klingend oder stumpf betonen) und trotzdem ist sie ein perfekter, sanfter Abschluss, der so weich klingt, dass ich nicht anders konnte, als er mehrmals vor mich hinzusagen, metrisch zu analysieren und letztendlich dazu gekommen bin, dass die Macht der Sprachmelodie in diesem Gedicht meiner Meinung nach am meisten hervorsticht.
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16.09.2011, 16:08 | #10 |
R.I.P.
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Ich gebe klein bei.
Macht Euch das Holz gefügig, wie und wo es sein mag! r. |
16.09.2011, 23:17 | #11 |
Sehr schön, besonders die letzten drei Zeilen.
Z. |
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17.09.2011, 13:55 | #12 |
Ach, Thing,
ich brauchte ja nur einen Ausdruck, um die Klangkulisse des beginnenden Regens auf diesen Dächern zu verdeutlichen. Niemals habe ich behauptet, dass diese tatsächlich Xylophone wären! Der Regen SPIELT darauf Xylophon! Damit zu argumentieren, dass jene Dächer nun mal keine Xylophone sein könnten, weil sie eben nicht aus Holz wären, geht an meiner Intention genau genommen vorbei (und spielt dafür auch keine Rolle). Das wäre so, als wolltest du anmerken, dass man nicht sagen darf, jemand "gehe seinen Weg", weil jemandes Lebensgestaltung ja nur ein metaphorisches Gehen auf einem metaphorischen Wege sei, also mit dem echten Gehen auf echten Wegen nichts zu tun habe und so als Aussage jeder Grundlage entbehre. Ich gebe gern zu, dass (echte) Xylophone nur aus Holz sein können, die metallenen heißen dann meinetwegen Marimbas oder wie auch immer. Aber als Klangbild zur Verdeutlichung eines Geräusches darf ich das Wort doch verwenden, auch wenn die eigentlichen Klangkörper nicht aus Holz sein mögen... Hi, Zillenjunge! Vielen Dank. Es freut mich sehr, wenn meine Lyrik zu beeindrucken vermag (Ja, auch ich muss mein fragiles Ego manchmal aufpolstern...) LG, eKy |
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17.09.2011, 16:45 | #13 |
R.I.P.
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Lieber eKy -
mach Dir doch nichts aus meinen törichten Bemerkungen! Ich dachte, ich könnte mal einen Kommentar schreiben, der nicht lediglich schierer Kniefall ist.... Thing (semper idem) |
17.09.2011, 18:50 | #14 |
Ja, siehst du - das hast du jetzt davon! Aus Gewohnheit rechne ich wohl nicht mehr damit, dass du auch mal mit Augenzwinkern antwortest...
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17.09.2011, 19:04 | #15 |
Wenn ich bei jeden guten Gedicht, das ich hier lese, auf die Kniee sinken würde, wären sie ständig wundgescheuert. Wie sollte ich denn da als Kirchensteuerzahler noch beten können? Will meinen: Man zahlt doch auch nicht für das Fitness - Studio ohne jeden noch so kleinen Service auszunutzen.
Zumindest nicht als Schwabe |
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17.09.2011, 19:17 | #16 |
Hi, Martho!
Und - gibt dir das nicht zu denken? Wie wunderbar könntest du vor dem Computer rumknien, ohne Kirche, Steuer und Rumgemecker! Wozu also noch Kirche!? Und wozu beten...einem ernstzunehmenden Gott wären die unterwürfigen Selbstdemütigungen und Schleimereien seiner Gläubigen ohnehin eher peinlich bis widerlich! Nur ein sehr kleines und schwaches göttliches Ego bräuchte solch eine Stütze, oder? So, wie nur kleine und schwache menschliche Egos überhaupt Götter brauchen...aber ich langweile dich ungerechtfertigt mit meinen persönlichen Ansichten zum Thema Kirche... Sorry, aber das ist ein ewiges Reizthema für mich - da werde ich zum Prediger wider die Prediger... Abseits all dieser unsäglichen Wut über menschliche Unreife und Dummheit bedanke ich mich herzlich für dein Lob und deinen Zuspruch und entschuldige mich gleichzeitig, sollte ich deine Empfindlichkeiten allzu sehr berührt haben. Vielen Dank für dein Verständnis. LG, eKy |
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17.09.2011, 19:34 | #17 | |
Zitat:
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17.09.2011, 19:44 | #18 |
R.I.P.
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@ Martho -
auch ich habe meinen eigenen Gott. Zuweilen heißt er Rilke, zuweilen -Ransmayr, zuweilen Goethe, zuweilen eKy oder Odi oder Maki - oder er heißt gar nicht ... der meine hat auch einen Extra-Namen, den ich nicht verrate..... er ist aber hundertfach in meinem Gedächtnis gespeichert. Solange das noch währt. Thing |
17.09.2011, 19:58 | #19 |
Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich aus beruflichen Gründen in der Kirche bleibe, deshalb zahlten sie ab meiner Großjährigkeit die Kirchensteuer für mich. So nach dem Motto: Wer weiß, wofür's gut ist...
Mitte der 90er trat ich dann doch aus. Einladungen zu "Gesprächen" seitens der Pfarrei schlug ich wohlweislich aus. Seither zahle ich nicht mehr für etwas, woran ich ohnehin nie glauben konnte. Die religiösen Universen sind mir alle zu simpel gestrickt, zeigen allzu deutlich das Weltverständnis ihrer (verrückten?) Erfinder von vor Jahrtausenden! Ich frage mich immer verständnislos, warum das so Offensichtliche nicht alle sehen! SO dumm kann man sich doch nicht stellen... Aber immer wieder führt mir dann die Menschheit vor Augen, dass sie sogar noch viel dümmer kann... |
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17.09.2011, 20:00 | #20 |
Mit Rilke habt ihr mich überzeugt. Ich hatte ihn bisher noch nicht gelesen, weil er immer so entsetzlich gelobt und gepriesen wurde. Zu Recht! Der fehlte noch in meiner Sammlunng. Einfach großartig... Es gibt vermutlich nur einen, der die wirklich passenden Worte für U.M. Rilke finden könnte: Er selbst!
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17.09.2011, 20:01 | #21 |
R.I.P.
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Ja, die Dummheit der Menschen übertrifft beinahe jeden Glauben!
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17.09.2011, 20:01 | #22 |
Rilke - Keiner vermochte vor ihm oder nach ihm je wieder den groben Flachs der deutschen Sprache zu solcher Seide zu spinnen wie er!
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17.09.2011, 20:04 | #23 |
Erich Kykal
Falls mich der Schlag trifft, bevor ich austreten konnte, werde ich wenigstens nicht vor den Toren der Stadt verscharrt oder gar den Wölfen zum Fraße vorgeworfen... Bei einem christlichen Begräbnis liegt man doch viel bequemer
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17.09.2011, 20:07 | #24 |
R.I.P.
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@ eKy -
vorher nicht. Nachher doch. Du. |
17.09.2011, 20:11 | #25 |
Thing
Ja, ich glaube ein Kykal fehlt auch noch in meiner Sammlung. Ohne
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17.09.2011, 21:29 | #26 |
Siehe: Abteilung Literatur und Autoren/ Veröffentlicht!
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