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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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15.09.2011, 09:28 | #1 |
Bachmelodie
Von den alten Mauersteinen,
die, verwittert und gedunkelt, langsam in die Erde sinken wie in ein Vergessensein, fällt ein mildes Sonnenscheinen in den Bachgrund, der dort funkelt, wo im Nass die Tropfen blinken wie ein Zwinkern, licht und rein. Und mein Auge folgt dem Gleiten dieser Wasser wie ein Kind, dem die Bilder, die es leiten, wie ein Gottgedenken sind. Aus dem tief bewußten Sehnen, das mein Herz aus diesem Schauen hochwirft in den Saum der Seele und es fortnimmt aus der Zeit, wächst ein Halt, daran zu lehnen, wenn des Lebens kaltes Grauen durch manch Wolkenschlosses Säle kriecht wie eine Dunkelheit. Und in diese Sehnsucht münden meine Träume wie das Lied aller Bäche, deren Winden sie zum großen Strome zieht. |
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15.09.2011, 12:06 | #2 |
R.I.P.
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nein, nein und nochmals nein!
Ich kann nicht antworten. Wie kann man solche Schönheit kommentieren? U. |
16.09.2011, 15:12 | #3 |
Hi, Rom.!
Danke für deine nieendende Lobeshymne auf meine bescheidene Kunst! Dieses Gedicht fällt sozusagen aus dem Rahmen - es wirkt beinahe religiös! Zumindest könnten gläubige Seelen da einiges hineininterpretieren, was in ihrem hocheigenen Interesse wäre. Wenn ich etwas hier anbete, dann ist es die Schönheit der Natur, deren Bilder mir WIE ein Gottgedenken die Seele füllen und bereichern. Also nur ein Vergleich... LG, eKy |
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16.09.2011, 15:17 | #4 |
R.I.P.
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Ja.
Wie ich auch. Sind wir nicht beinahe seelenverwandt? U. (klein) |
16.09.2011, 18:30 | #5 |
abgemeldet
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Als ich Bachmelodie las, dachte ich zuerst, Du habest ein Gedicht zu einer Melodie von J. S. Bach geschrieben. So harmonisch wirkt es auch, ich weiß gar nicht, was ich dazu schreiben soll, denn ich finde nichts, dass mich wirklich stört. Den Saum der Seele verstehe ich nicht ganz, aber deshalb muss es nicht falsch sein.
Die von Dir angesprochene Religiosität kann ich nicht ausmachen. Es ist ein wunderbares Gedicht, aber das einzig Religiöse steckt meiner Meinung nach in dem Vergleich mit dem Kind und es ist nicht direkt religiös, aber ein gelungener Vergleich, da er das Erstaunen und die Faszination sehr gut verdeutlicht. Der Reim von gedunkelt auf funkelt hat etwas Besonderes, weil er die Gegensätze sehr anschaulich darstellt. Besonders gefallen mir das Wolkenschloss und das Sonnenscheinen. Das Gedicht ist meiner Meinung nach, wie Du es sagen würdest, wunderbar gefügt. Wortwahl, Metaphern und Tiefe, alles ist darin und bedingt einander. Wirklich schön! |
16.09.2011, 18:51 | #6 |
Saum der Seele - sozusagen die Randbereiche, die Peripherie unseres Bewußtseins.
Ich setze Seele mit Bewußtsein/Geist gleich, da ich nicht an dieses Religionskonstrukt glaube. Als lyrischer Begriff allerdings ist sie - gerade vom Wortklang her - ausgesprochen nützlich. |
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16.09.2011, 19:43 | #7 |
R.I.P.
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eKy!
ich probier mal niederwienerisches Böses: "Waunst no oimoaal bschoidn saugst, haungst am Bodn mit dö Plackl am Mochn! Buidst Dir ei, kennts a Trottl sei wi ia - net in drei Monat waßt so vül von dera ma - te - rieh wia ih!" Thing |
16.09.2011, 20:50 | #8 | ||
Forumsleitung
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Zitat:
Ich hätte da nur eine Kleinigkeit, und das sind die "Winden". Ich weiß: Gemeint sind die "Windungen". Aber wenn es "Wenden" hieße, im Sinne von "Kurven", wäre es für mich stimmiger. Dann gibt es natürlich ein Problem mit dem Reim. Man könnte es auch so fassen: Zitat:
LG Ilka-M. |
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16.09.2011, 20:55 | #9 |
R.I.P.
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nein, nein!
Das "Winden" ist die poetische Verkürzung von sich-Winden (! Oder ich bin blind und taub. U. |
16.09.2011, 21:10 | #10 |
abgemeldet
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Ich stimme in die Hymnen der Bewunderung ein (und verderbe alles mit meinem Gekrächze.)
Man kann, wenn man will, das Gedicht durchaus religiös auffassen, und dagegen ist auch grundsätzlich nichts einzuwenden. Ohne die Metaphysik zu bemühen, geht es aber auch: alles Materielle ist nur temporär geronnene Energie und wird in diese Energie zurückfließen. Da muß man keinen Jehova zwischenschalten, und der Große Maki rührt den Quantenschaum um. |
16.09.2011, 22:14 | #11 |
Hi, Ilka-Maria!
Wie immer danke für deine Worte des Lobes. Das Winden muss bleiben. Wenden kann man einen Pfannkuchen, aber ein Bach/Fluss/Strom hat Windungen, er windet sich, er hat ein Winden. In der letzten Str. mischen sich nun 2 Grundaussagen elegant miteinander, ohne sich zu behindern oder aufzuheben: Und in diese Sehnsucht münden / meine Träume wie das Lied / aller Bäche, deren Winden / sie zum großen Strome zieht. =meine Träume münden in die Sehnsucht (nach der Natur) wie das Lied aller Bäche - und... das Winden aller (selbiger) Bäche zieht sie (=meine Träume) zum großen Strome (der hier versinnbildlichend für ein großes Ganzes steht, das All-Eine, wenn du so willst, in das früher oder später alles mündet.) Deine Änderung würde diese Aussage zerstören und einen rauchenden Krater in die gesamte Satzkonstruktion reißen! Das Wesentliche der Conclusio würde verlorengehen. Sorry, aber es muss so bleiben. LG, eKy Hi, Rom.! "Das Winden" ist die hauptwörtliche Form, nicht die poet. Verkürzung von "winden", im Fall der Bäche - das ganz richtig - mit "sich". Hi, Schamansky! Du hast die Metabotschaft gut durchschaut, die man da hineinlesen kann - wenn man es denn möchte. Der große Maki hat Erfahrung mit sowas... LG, eKy |
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