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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
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02.08.2011, 19:49 | #1 |
Traumsonette
Traumsonette
- I - Ins Reich der Träume bin ich jüngst gegangen, in meine Jugend sah ich mich versetzt, es war so deutlich, als geschäh‘ es jetzt, mein Freund und ich zum Pausenhofe sprangen. Wir standen still, es glühten unsre Wangen, das Laufen hat uns mächtig zugesetzt, wir blickten uns ins Auge, bis zuletzt die enge Bindung schüchtern angefangen. Komm du zu mir, ich hab ein schönes Zimmer, sprach ich zu ihm, sein Auge glühte mild, dann nickte er, bevor wir stumm uns trennten. Am Abend war er da, bei Kerzenschimmer umarmten wir uns leidenschaftlich wild, und unsre Schatten spielten an den Wänden. - II - Das Zimmer lag in unsrer Wohnung Mitte, verbergen musste ich ihn über Nacht, denn nebenan im Zimmer sorgsam wacht' die strenge Mutter über strenge Sitte. So lagen wir, ich flüsterte die Bitte ins Ohr ihm dann, worauf er leise lacht, er öffnet mir die junge Körperpracht und macht zum Himmel mir die karge Hütte. Doch diese schönen Bilder plötzlich schwinden, in einem Park bin ich, mit scharfem Blick schaut mich der längst verstorbne Onkel an. Bevor ich kann zum Gruß die Worte finden, da weicht auch dieses schöne Bild zurück, doch die Empfindung ist kein leerer Wahn. |
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05.08.2011, 11:10 | #2 |
R.I.P.
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Hallo Hans Werner,
deine beiden Gedichte erfüllen die metrischen Vorgaben, die an ein Sonett gestellt werden. Nicht stimmige Zeiten und das z.T. Abweichen von reinem Endreim stören etwas. Irgendwie sind sie –für mein Gefühl- mehr einfache vergangenheitsbezogene Erzählungen, im Skelett der Sonettform eingezwängt. Doch allein, sich im vorgegebenen Rahmen zu bewegen fordert Anerkennung, denn deine beiden Gedichte heben sich für mich wohltuend vom täglich Gewohnten ab. HG Kurier |
05.08.2011, 21:59 | #3 |
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Vom Formalen einmal abgesehen, habe ich zwei Fragen zum Inhalt:
a) ist das lyrische Ich Männlein oder Weiblein? b) was hat es mit dem Sinnsprung zum Onkel im zweiten Sonett auf sich? |
05.08.2011, 22:13 | #4 |
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Bin ich der Einzige, der den Inhalt irgendwie verstörend findet?
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05.08.2011, 22:16 | #5 |
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Da bin ich mir eben nicht sicher.
Im ersten Sonett sehe ich jugendliche Homoerotik (nicht verstörend), der zweite Teil kann vollkommen harmlos sein. Oder eben nicht. |
05.08.2011, 22:24 | #6 |
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05.08.2011, 22:28 | #7 |
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Für harmlos spricht: "da weicht auch dieses schöne Bild zurück". Der Onkel ist demnach kein böser Onkel, sondern eine sehr angenehme Erinnerung. Aber warum dann der "scharfe" Blick?
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05.08.2011, 22:45 | #8 |
Mal was ein wenig Geheimnisvolles! Fragen bleiben offen. Verstörend ist gut, ich mag das. Formal ebenfalls überzeugend.
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05.08.2011, 22:53 | #9 |
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05.08.2011, 23:48 | #10 |
Liebe Kommentatoren,
zunächst ganz herzlichen Dank für die spontanen Reaktionen auf meine beiden Traumsonette. Zunächst einmal darf ich sagen, dass diese Gedichte in meinem Leben sehr weit zurückliegen. Vor etwa 30 Jahren habe ich sie geschrieben, und nun sind sie mir wieder in die Hände gefallen. Wenn es etwas gibt, das Gedichte solcher Art rechtfertigt, dann ist es ein wirkliches und sehr starkes Gefühl, das den Schreiber innerlich bewegt und dazu drängt, es in Verse zu gießen. Und so war das - damals - wohl auch bei mir. Es sind Traumsonette. Im Traum gestattet sich die Fantasie Dinge, die in der Wirklichkeit schlichtweg verboten und unmöglich sind. Weil im Traum eben auch Autoritätspersonen auftreten können, die solche verbotenen Dinge kritisieren und einen maßregeln, deshalb tritt am Ende der Onkel auf. Er ist eine Autoritätsperson, aber auch ein Mensch, wie ich sie in meiner Jugend im Verwandtenkreis kannte und die mit ihren Meinungen immer Recht hatten. Heute schaue ich, mit einer gewissen Verwunderung, auf meine Gedichte. Aber sie bilden ein Stück meines Lebens. Ich habe als Schüler Klassenkameraden verehrt und versuchte eine hohes Freundschaftsideal zu verwirklichen. In diese Phase meines Lebens reichen nun diese Gedichte zurück. Viele Grüße! Hans Werner |
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06.08.2011, 00:08 | #11 |
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Mit Freud könnte man sagen, der Onkel ist Dein Über-Ich, der Deinen homoerotischen Jugendphantasien ein Ende setzt. Nun bin ich aber kein Freudianer.
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