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06.06.2010, 19:33 | #1 |
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Alter: 34
Beiträge: 110
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Sonnenstunden
Gras kitzelt unsere Nacken und Sonnenstrahlen unsere Nasen, als wir so da liegen und große, weiße Schwäne träge an uns vorüber treiben. Und in diesem Moment scheint es die menschenbevölkerte Stadt Zürich um uns herum nicht mehr zu geben. Die Liebe liegt zwischen uns, zart, klein und noch so verletzlich, doch ich bin nicht sicher, ob du sie siehst. Klar ist das Wasser heute, wir können bis auf den grünlich schlammigen Grund des Sees sehen. Die feinfiedrigen Blätter der Bäume zeichnen sich als dunkles Muster gegen den lichtdurchfluteten Himmel ab. Ihre windwiegenden Schatten fallen tanzend auf deine Wangen. Du lachst und erzählst von Sonnenstunden, während ich hoffe, dass du mich nun endlich küsst. Doch du liegst nur da und siehst zu wie die untergehende Sonne ein rotes Feuer auf dem Wasser zwischen den Segelbooten entzündet. Sie wippen leise im Takt der Wellen und wollen hinaus, dem Abendglühen entgegen. Doch man hat sie gut vertäut. Ich wünschte, das hätte ich auch mit meinem Herz getan, bevor du aufgetaucht bist. Zu spät, es ist längst auf hoher See.
Die Nacht hüllt uns so schnell ein, wie ein dunkles Tuch das plötzlich vom Himmel fällt. Mit ihr kommt die Kälte. Und doch wollen wir uns nicht von diesem Augenblick lösen. Deine Hand wandert zu den Sternen und zeigt mir den grossen Wagen. Mit ihm wirst du bald davon fahren. Nach Hause in dein Land, wo jeden Tag die Sonne scheint, wie du sagst. Auch im Winter. Neben uns ertönen Stimmen und Gitarrenklänge. Sie erzählen von Hotels in Kalifornien –wie viele Sonnenstunden gibt es wohl in Kalifornien?- die man nie wieder verlässt. Und davon, dass alles andere unwichtig ist. Ich wünschte, es wäre so. Der Himmel funkelt dunkel und voller Geheimnisse wie deine Augen und ich wünsche mir so sehr, du würdest den ersten Schritt jetzt wagen. Doch der Moment wird sanft vom Wind weggeweht, während ich mit einen Blick auf die Uhr feststelle, dass ich jetzt gehen muss, wenn ich nicht meinen letzten Zug verpassen will. |
07.06.2010, 01:04 | #2 |
Dabei seit: 07/2007
Alter: 34
Beiträge: 494
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Liebe Sturmmöwe,
Du beschreibst einen Sommertag des Erzählers/der Erzählerin am See mit einer sehr lieben Person. Sprachlich gefällt mir die Umschreibung, die auch inhaltlich nicht zu voll geladen ist. Die Motive kommen gut bei mir an. Auch stimmungsmäßig passiert einiges. Die Zeitlosigkeit am Anfang im krassen Wiederspruch zu den fliehenden Minuten und der einhergehenden Melancholie am Ende. Der Wechsel von Tag und Nacht ist dir gut gelungen; Das Bild des Großen Wagens und die Überleitung auf die räumliche Trennung gefällt mir sehr! Einzig die dunklen Beschreibungen am Anfangen wollen nicht so ganz in den Kontext passen: grünlich schlammigen Grund ; Bäume zeichnen sich als dunkles Muster, aber sie sind selten genug, als dass sie wirklich stören. An anderen Stellen hättest du die Beschreibungen ruhig noch ein wenig verdichten können. Die Beschreibungen des Wartens auf den ersten Schritt sind eindringlich. Man kann praktisch fühlen, dass beide auf eine Reaktion des anderen warten, die aus Angst die zerbrechliche Liebe zu zerknicken, nicht kommt. Gern gelesen Glasauge |
07.06.2010, 17:16 | #3 | ||
Dabei seit: 05/2010
Alter: 34
Beiträge: 110
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Hallo Glasauge Bill
Danke für deinen Kommentar! Freut mich, dass dir mein Text gefallen hat! Zitat:
Naja, aber ich muss zugeben, dass ich mir nicht viel dabei überlegt habe, als ich das geschrieben habe. Es ist nur die Schilderung einer Situation, wie ich sie erlebt hab. Ich hab sie aufgeschrieben, ohne gross was daran zu ändern oder zu beschönigen! Zitat:
glg sturmmöwe |
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