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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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26.05.2010, 01:51 | #1 |
auf der Grenzfläche
auf der Grenzfläche zwischen
Benzingüssen und UV-Gewitter - technologisiertes Gestrüpp verwickelt in Wettkämpfe gegen Kohlendioxidabsorption Parteifarbe: grün fast wäre man versucht symbiotische Zyklen zu beobachten - - - Wind aus Südost kühlt die Gedankenromantik das tausendfache Flüstern denaturierenden Proteins aus Zeitferne frequenzmoduliert getragen auf einer Welle des Zusammenseins: sekündlich erdrückt von Kilobitgewichten nur die Hoffnung bleibt unverletzt Hoffnung auf Interferenz der stillen Rufe zielend in mein Innen |
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26.05.2010, 14:07 | #2 |
Hmm, Wissenschaft, verpackt in Poesie... Gefällt mir!
Ich musste den Text mindestens zehn Mal lesen und in seine Einzelteile zerlegen, um wenigstens halbwegs daraus schlau zu werden. Aber genau das macht seinen Reiz aus! Beim zweiten Teil bin ich allerdings noch nicht viel weiter, den werd ich wohl noch weitere zehn Mal lesen müssen! |
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26.05.2010, 22:01 | #3 |
Hey,
freut mich, dass du dich so umfassend mit diesem Text hier beschäftigst. Ich hab es bei Gedichten auch gern, wenn nicht gleich alles auf dem Silbertablett präsentiert wird. Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren und viel Erfolg noch weiterhin beim Deuten. |
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26.05.2010, 22:45 | #4 |
Hallo
Danke! Aber ich bin noch nicht weiter gekommen! Wäre deshalb froh um einen Tipp! Soweit bin ich schon gekommen: Im ersten Teil geht es um den Kampf zwischen der Natur und dem Menschen, bzw seiner Technologie. Und um den Wunsch nach einem harmonischen Zusammenleben. Im zweiten Teil wird dieser Wunsch zerstört, durch "Wind aus Südost". Südost, das interpretiere ich als Südostasien. Das lässt mich an neue Technologien denken! Danach komme ich allerdings nicht mehr weiter... "denaturierende Proteine" hmmm... Was denaturiert Proteine? Hitze, pR... Mein Schulwissen hilft mir leider nicht weiter! "frequenzmoduliert" und "Welle"... vielleicht UV-Licht? Das wurde ja weiter oben schon erwähnt. Vielleicht denaturieren UV-Wellen Proteine! Aber was soll das nun heissen? Aus diesem Teil werd ich wirklich nicht schlau! Bitte um einen Hinweis! Du musst mir ja nicht gleich eine ganze Interpretation vorlegen, nur etwas, was mich auf die richtige Spur führt! |
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26.05.2010, 23:30 | #5 |
Ich schreibe gerne über langweilige Bagatellen und formuliere sie so, dass man eine Menge reininterpretieren kann.
Mit dem ersten Teil lagst du schon mal ganz gut. Ich hatte daraufhin den Gedanken gesponnen, der CO2-Ausstoß durch Verbrennen fossiler Brennstoffe und die Absorption durch Chlorophyll könnte ein natürlicher Kreislauf sein, alles im Lot quasi. Ist es aber nicht. Während ich dies schrieb, saß ich im Park und blickte nach Nordwest, der Wind kam von hinten. Somit steht der Wind aus Südost einfach für Wind aus Südost. Deine Deutung find ich aber sehr interessant, freut mich, dass mein Text verschiedene Bilder hervor ruft. An diesem Tag hatte ich auch gehofft, am darauf folgenden Tag grillen zu können. Hitze war also ein guter Ansatz. Im Grunde heißt diese Strophe übersetzt: "Ein Grillabend steht morgen an, aber ich kann grade nicht dran denken, weil ich die Stöpsel von meinem mp3-Player im Ohr hab und Musik höre... mit einer bestimmten Bitrate natürlich." Und die Welle, na ja, irgendwie muss der "Ruf" ja übertragen werden. Und da eine Welle nicht nur übertragen sondern auch tragen selbst kann (Bei der FM wird in eine Trägerwelle [hier: das Zusammensein] mit konstanter Amplitude ein Signal [hier: das Flüstern {hier: das Brutzeln des Fleisches }] eingearbeitet), empfand ich das als recht schöne Metapher. Viel Gelaber um nichts also, wie so oft bei meinen Texten. Die Kunst besteht eben darin, wenn man nichts zu sagen hat, dieses Bisschen so auszuschmücken, dass es nach einer Menge aussieht. Wenn ich dir die Gehirnwindungen verknotet habe, ist mir das wohl gut gelungen. |
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26.05.2010, 23:33 | #6 |
Hey Hey Hey,
'Nen kniffliges Rätsel wie mir scheint. Ziemlich viel Fachtermini - aber das fetzt ja meistens - auch hier. Wage mal ne Interpretation. Das Gedicht ist optisch (---) als auch inhaltlich zweigeteilt (wobei ich sogar inhaltlich drei Teile erkennen mag). Teil 1 Beschäftig sich mit dem jetzigem Zustand der Welt. Wir befinden uns auf einer Grenzfläche, ein Seiltanz auf Messers Schneide zwischen Absturz oder weiter balancieren. Dann führst du zwei Wörter, Katastrophen auf. Benzingüsse verbinde ich mit dem jüngsten Unglück der Ölplattform, aber auch mit der Verschwendungslust von Kraftstoff. UV Gewitter scheint im direkten Zusammenhang mit der Klimaerwärmung zu stehen - das Ozon verflüchtigt sich und filtert weniger UV Strahlung, die nun auf uns hinabgewitter. Dabei gefallen mir die Regenmetaphern die eine dunkle Weltuntergangsatmosphäre zaubern. Danach beschreibst du technologisiertes Gestrüpp. Genpflanzen? Kabelsalat? Auf alle Fälle Fortschritt. Kohlendioxidabsorption und die "grüne Partei" im Zusammenhang mit der Klimakatastrophe. Der letzte Satz lässt Hoffnung aufkeimen, ein Zusammenleben von Technik und Natur ist in Grundzügen erkennbar, wenn nicht dieses fast wäre. Teil 2 Wind aus Südost kühlt / die Gedankenromantik beschreibt für mich den zerstörerischen industriellen Wachstum im Ostasiatischen Raum, der jede Seifenblase Rettung vor der Katastrophe platzen lässt. Dann kommt der Hammer: sau schwer für mich was sinnvolles reinzudeuten. Aber ich sehe folgendes. Die Vernetzung von tausenden Menschen über Internet und Handy. denaturierenden Proteins ist dabei für mich eine Umschreibung des untergehenden/sich verändernden Menschens, frequenzmoduliert getragen auf Welle - also per Funk übertragen, in rasender Schnelle - galoppierende Globalisierung durch moderne Technik (Handy), Kilobitgewicht für die unmengen an (Daten)müll der uns umgibt und erdrückt. Teil 3 Am Ende ein Resümee, ein stilles Hoffen. Die Hoffnung, dass die noch schweigenden Stimmen (stille Rufe) sich aufhäufen (Interferenz ) und wachrütteln - und nicht irgendwen irgendwo auf der Welt, sondern vor allem zuerst einmal einen selbst (zielend in mein Innen). Das ist meine Interpretation. Ich würde gerne erfahren, wie nahe sie an deinen Gedanken liegt. Hochachtend Glasauge |
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26.05.2010, 23:35 | #7 |
Las gerade deine Antwort und musste schmunzeln. Nun ja, manchmal sieht man mehr, als es zu sehen gibt. Trotzdem danke für die ehrlich aufklärenden Worte !
Glasauge Bill |
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26.05.2010, 23:41 | #8 |
abgemeldet
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Hallo Phobipp,
finde ich krass, wobei ich kohlendioxid- als den Stoff ansehe, der uns Ohnmächtig oder Bewusstlos werden läßt, also die Luft zum atmen nimmt parteiisch betrachtet- sehr gelungen, ( wenn ich es richtig verstanden habe) das ungenießbar machen beim Aufbauprodukt( dazu zähle ich protein) frequenzmodulliert- wenn man versucht auf eine wellenlänge zu kommen, über ein verbiegen oder verformen kilobit( also netztechnisch mitbetrachtet? oder missverstehe ich das?) zum abschluss zweimal hoffnung?- einziger kritikpunkt lg phönixe |
26.05.2010, 23:47 | #9 |
Haha, ein Grillabend, und ich denke nach über den Weltuntergang!
Wow, das macht dein Gedicht noch besser! Du schaffst es, dass man in etwas Unbedeutendes etwas sehr Bedeutendes hinein interpretiert (oder zu interpretieren versucht). Ich muss mich übrigens noch bei dir bedanken: Ich studiere ja was naturwissenschaftliches und kenne solche Begriffe, wie du sie verwendet hast, nur aus trockenen, tausendseitigen Fachbüchern. Ich hab mein Studium immer als Kreativitätskiller gesehen, fühlte mich hin und her gerissen zwischen Kreativität und Fachwissen. Du hast in deinem Gedicht beides vereint und mir damit gezeigt, dass das eine das andere nicht ausschliesst! Vielleicht werd ichs auch mal versuchen! |
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27.05.2010, 01:11 | #10 |
Ach weißt du Bill (Wo ist eigentlich das Glasauge auf deinem Ava hin? Kann man eine Brille auch als Glasauge deuten?),
wenn ich das Gedicht heute lese, sehe ich auch große Dinge, wichtige Dinge vor mir. Zumindest wichtiger, als sie es ursprünglich in Gedanken waren. Bspw. hatte ich beim "technologisierten Gestrüpp" das Kabel meines Kopfhörers vor Augen, gleichzeitig war mir aber auch bewusst, dass man das ganz anders deuten kann. Wie gesagt, der Versuch, mehrere Interpretationsebenen einzubauen ist schon gewollt. Ach ja, die Grenzfläche war übrigens die Wiese, auf der ich saß. Über mir die Sonne (ich hab es am Montag geschrieben, da wars ja echt warm) und links von mir die B10. Ergibt vielleicht mathematisch gesehen keine Grenzfläche, aber da zu dem Zeitpunkt auch noch "Gasolina" auf die Trommelfelle drückte (Der Remix mit Pitbull ist schön), wirds gleich multidimensional... oder so. phönixe, krass erschließt sich mir aus dem folgenden Kontext als eher positive Kritik. Vielen Dank dafür. Die Musik lief mit 320 Kb/s, diese Zahl war in der Rohfassung auch noch im Text enthalten, musste dann aber weichen. Zweimal die Hoffnung, ja, weiß auch nicht, ob das sein muss. In dem Moment fand ich, es klingt ganz gut so. Geht aber klar auch ohne. sturmmöwe, auch ich bin in den Naturwissenschaften unterwegs und für mich persönlich ist das eigentlich schon fast untrennbar miteinander verknüpft. Im Grunde basiert das ganze Universum auf physikalischen/mathematischen Regelmäßigkeiten und ob man jetzt z.B. von Regen oder doch von kondensierter Luftfeuchtigkeit schreibt, ist letztendlich Jacke wie Hose. Mal sehen, ob du dein Vorhaben in die Tat umsetzt, ich wäre sehr interessiert daran. Vielen Dank euch dreien für Deutung und Kritik. |
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27.05.2010, 01:34 | #11 |
Ach Phobipp,
Die größten Ideen entstehen in der Betrachtung ganz gegenwärtiger Dinge und im Hinterfragen dieser. Und sind es nur die Kopfhörerkabel als Inspirationsquelle. Und bei dem ganzen Gequatsche über Deutung und Gedachtes: Mir gefällt/gefiel es auch ohne es zu zerfleischen, einfach so wie es dasteht und die Bilder im Kopf hervorruft. Und das wir jetzt hier schon ne richtige kleine Naturwissenschaftlerdichtermittenindernachtnochwac hseiclique sind gefällt mir um so mehr - können wir mal die ganzen Vorurteile ausm Haus fegen. Montag war bei uns Pisswetter so dass ich richtig fischig geworden bin. Aber dafür wars Sonntag super geil - Mit Gitarre, Melone, Bier auf ner Flickdecke am Kaitzbach gechillt und nebenbei Holzboote geschnitzt, so dass ich gar keine Zeit hatte, Impressionen dieses Tages in meinem Kritzelbuch zu fangen. (Ach ja, ich war dieses gierende Auge leid und die Lady in meinem Arm inspiriert mich vielleicht mehr als ein glotzendes Glubschaugengesicht mit weit vorstehendem bärtigem Kiefer.) GlasaugeBill |
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