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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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18.07.2008, 19:48 | #1 |
Aussichtslos
Gebeugt sitzt er auf der Uferbank
bläst den Rauch seiner Zigarette den kreischenden Möwen nach Mit fahrigen Bewegungen sucht er nach Stellenangeboten in der Zeitung auf seinen Knien Immer wieder irrt sein Blick ab ins grell blendende Sonnenlicht entdeckt einen Reiher im Sturzflug Resigniert lehnt er sich zurück lässt die Blätter achtlos fallen Heute wird er keinen Fisch fangen |
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03.11.2008, 00:46 | #2 |
abgemeldet
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Hallo Perry,
Dein "Aussichtslos" gefällt durch deine einfache und doch bebildernde Erzählweise. Man kann sich den "Gebeugten" auf der Uferbank gut vorstellen. Die Uferbank scheint nicht neu zu sein, denn sie trägt ihn, wirft ihn nicht ab. Auf den zweiten Blick scheint er nicht das erste Mal an diesem Ort so sein, wo er vielleicht schon Antworten erhalten hat wie man sich am besten in Grenzsituationen verhält und so "bläst er den Rauch seiner Zigarette", ein Stück seines vielleicht im Innern noch ungebeugten Ichs, "den kreischenden Möwen nach", die nicht mit ihm sprachen, sondern sich von ihn wandten als ob sie spürten, dass Freiheit und Autonomie woanders zu finden ist. Doch der Mann, sitzengelassen von den Möwen, kämpft "mit fahrigen Bewegungen", die das Aussichtslose unterstreichen. Er "sucht nach Stellenangeboten" "in der Zeitung auf seinen Knien", als ob er in den Händen keine rechte Kraft mehr hat, so wie seine Augen nicht mehr fixieren können, weil sie nicht immerzu dasselbe lesen wollen und "immer wieder irrt sein Blick ab", schweift wie durch Zufall oder Magie "ins grell blendende Sonnenlicht", welches eigentlich sein Gemüt erhellen sollte und "entdeckt einen Reiher im Stürzflug". (In Blitzesschnelle wird er mit dem Schnabel zustoßen und den Fisch durchbohren) Diese Vitalität hinterlässt Spuren: "Resigniert lehnt er sich zurück" & "lässt" auch noch "die Blätter achtlos fallen" und letztendlich gibt er auf: "Heute wird er keinen Fisch mehr fangen" Diese doppelte Niederlage lässt das ld "aussichtlos" resignieren. Das verwundete Selbst sieht nur seine eigenen, schwarz gemalten, auf sich bezogenen Bilder, obwohl Meer, Möwen, Ufer, Reiher auch andere Antworten parat haben. Ich glaube, ich habe diesen Mann schon am neuen Ostsee gesehen. gern gelesen gruß a |
03.11.2008, 10:14 | #3 |
Hallo Rivus,
also von mir bekommst du für diese Textinterpretation eine glatte Eins und dies nicht nur, weil dein Zwischen-die-Zeilen-Blicken meinem Text schmeichelt, sondern weil du über das beschriebene Bild hinausgehende Folgerungen gefunden hast, denen ich gerne Tribut zolle. Danke, dass du gerade diesem -bisher unbeachtet gebliebenen- Text deine Aufmerksamkeit geschenkt hast. LG Perry |
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