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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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10.09.2023, 19:33 | #1 |
Mordenröte
M o r d e n r ö t e
Stolz gleitet er ganz sanft dahin, fast spielerisch und anmutsvoll, in Meeres Tiefen der Delfin, nichts Böses ahnend, lässt sich treiben, friedlich im Verbund der Seinen, mit den Großen und den Kleinen. Doch achte drauf wo Feinde weilen, die das friedlich sein nicht teilen. Düster häufen sich die Wolken, ach wie wird mir weh ums Herz, dort in der Bucht beginnt das Morden, grausig, nur mehr Tod und Schmerz. Dort wo das Diabolische sein Unwesen treibt, das Grauen im Land kein Erbarmen mehr zeigt, Blut durchtränkt das Meer und das Land, die Bestie Mensch ohne Herz und Verstand. So möge auch kommen den Verfluchten, die Stunde am Ende der Zeit, wo die Herzen im Schmerze dann bluten, wenn es sie reut. |
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12.09.2023, 23:17 | #2 |
Oh, nettes Gedicht aber selbst die Natur ist auch nicht so friedlich. Schau doch mal, was Delfine in ihrer Freizeit treiben… Ich will die Illusion wirklich nicht zerstören, aber dass ist nicht ohne… Delfine sind nicht wirklich friedlich.
lG |
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13.09.2023, 02:27 | #3 |
Forumsleitung
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Was für ein Menschenbild!
Mir ist noch nie ein Mensch begegnet, der völlig frei von Emotionen und Verstand gewesen ist, nicht einmal unter Dementen. Und wer mordet, hat immer ein Motiv, mag es noch so irrational erscheinen. So etwas wie "die Bestie Mensch" gibt es nicht. Bekannt ist, dass im Krieg Menschen zu den schlimmsten Taten fähig werden, obwohl sie vorher die sanftmütigsten Ehemänner und Väter gewesen sind. Angst macht alles möglich. Aber sind sie deshalb Bestien? Wie überhaupt ist "Bestie" zu definieren? |
13.09.2023, 16:10 | #4 |
Die Bestie Mensch?
Nun zur kurzen Erläuterung, mein Zitat "die Bestie Mensch ohne Herz und Verstand", bezieht sich nicht auf die Menschheit im allgemeinen sondern vielmehr auf den Inhalt des Gedichts, der sich gegen das planlose Abschlachten der Delphine richtet. In dieser Hinsicht bleibe ich bei dem Ausdruck Bestie, der auf beteiligte Persönlichkeiten von mir aus auch als "Unmenschen" durchgehen würde. Im Bereich der Tierwelt würde die Bezeichnung Bestie auch als Untier zu benennen sein.
Zu dem Hinweis Menschen im Krieg bin ich mir wohl bewusst, dass hier ganz andere Maßstäbe gelten. Jedoch auch hier unterscheide ich ob ein Mensch als Wärter im KZ auf grausamste Art und Weise jemanden in den Tod treibt, weil selbst dort, wenn auch unter größter Gefahr, Leute waren, die, wenn es nur irgendwie möglich war, menschlich blieben. Richtig ist auch, dass beinahe immer Motive vorhanden sind, ausgenommen bei heftigen, allgemein begreiflichen Gemütsbewegungen, nur würde ich bei extrem verwerflichen Situationen, egal ob gegen Mensch oder Tier, von der Bezeichnung Bestie nicht Abstand nehmen. |
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13.09.2023, 16:17 | #5 |
Mordenröte
Danke für die netten Worte, gebe dir recht, dass auch die Natur nicht friedlich ist, geht ja auch um fressen und gefressen werden. Darum geht es aber im Gedicht nicht, vielmehr um das jährliche Massaker an den Tieren, wo Menschenmassen, im blutgeschwängerten Wasser, ein Massaker unter den Tieren anrichten. glg
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13.09.2023, 17:15 | #6 |
Forumsleitung
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Planlos? Delphine zusammenzutreiben und auszusortieren, weil die schönsten 150.000 Dollar pro Stück, manchmal bis zu einer halben Million, einbringen, ist doch nicht planlos, sondern wohlüberlegt und zielgerichtet. Das ist ein knallhartes, kalkuliertes Geschäft. Klapper mal die Städte an der amerikanischen Antlantikküste ab und zähle die Aquarien, in denen Delphine und Orcas für die Zuschauer zugeritten werden. Es gibt sie überall, von Baltimore bis runter nach New Orleans. Das Geschäft floriert deshalb, weil es Leute gibt, die Eintritt für die Show bezahlen.
Hast du schon mal eine Krokodilfarm gesehen? Oder die Schaufenster in New Orleans, die vollgepackt sind mit den Gebissen von Kaimanen? Warst du noch nie bei einem italienischen Gastronomen, der keine Pizza mit Thunfisch auf der Speisekarte hatte? Hast du mal gesehen, welches Blutbad entsteht, wenn eine ganze Thunfischschule (oder sollte man bei so großen Tieren eher von einer Herde sprechen?) mit Knüppeln totgeschlagen wird? Wir Westeuropäer und insbesondere wir Deutschen werfen uns breit in die Brust, wenn es ums Moralisieren geht, aber wir haben keine Bedenken, uns die Überreste einer misshandelten Kuh oder eines in der Enge seines Legeplatzes durchgedrehten Huhns auf den Teller zu laden. Vom Frühstücksei, das letztere erbarmungwürdige Kreatur uns liefert, ganz zu schweigen. Wer geht gegen einen Konzern wie McDonalds auf die Barrikaden, der den Großbauern der ganzen Welt die "ausgemilchten" Kühe abnimmt, um sie, zu Hack verarbeitet auf ein Brötchen zu flatschen, das mit dieser Garnierung wenig wert ist, aber den Fresser eine Stange Geld kostet. Bevor wir den Völkern mit Hoheitsgewässern den Spiegel vorhalten, sollten wir selber hineinsehen und erst einmal in den eigenen Ställen Bestandsaufnahme machen. Wenn du anfängst, die Schandtaten der Menschheit anzuprangern, kannst du bei Adam und Eva anfangen. Schon im Paradies musste man essen. Und wäre es nicht der Apfel gewesen, der auch erst mühsam wachsen musste, hätte vielleicht die Schlange dran glauben müssen. Wir können heute von einem hohen Ross herunter urteilen, weil wir längst vergessen haben, dass wir selber einmal Beute waren. Mit unserem übergroßen Hirn haben wir es geschafft, uns an das Ende der Nahrungskette vorzuarbeiten. Es wäre gut, sich ab und zu daran zu erinnern, dass dies ein Privileg ist, für das unsere fernen Ahnen ihre Haut gelassen haben. |
14.09.2023, 13:12 | #7 |
Mordenröte
Zu deinen Ausführungen gebe ich dir insofern Recht, dass in vielen Bereichen gewissenlos agiert wird. Leider ist es mir nicht möglich Endlosgedichte zu verfassen, somit wurde das Abschlachten der Delphine von mir angeprangert.
Man kann vieles unter dem Deckmantel der Evolution gutheißen, Adam und Eva wurden von mir auch nicht als Urheber des Bösen bezeichnet, den sagenhaften Apfel gönne ich ihnen sogar. Zum Urteilen vom hohen Ross herunter, möchte ich schon erwähnen, das der größte Teil der Menschheit, dies gar nicht vermag, weil sie von Geburt an in Systeme gepresst wurden, die dies gar nicht zugelassen hätten. Dass in der Natur "fressen und gefressen" werden eine unabänderliche Tatsache ist, stelle ich nicht in Abrede. Ein persönliches Privileg für mich ist jedenfalls, dass ich, wenn mir etwas nicht passt und ich dabei auch meine Einstellung vertrete, dies auch in den Mund nehme, auch wenn ich weiß, dass viele nicht unbedingt meiner Meinung zustimmen. |
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14.09.2023, 13:48 | #8 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Gerade bei einem Gedicht sollte jedes Wort genau überlegt sein. Es geht nämlich nicht nur um Meinung (die nicht einmal Wissen voraussetzt, sonst wäre es keine Meinung, sondern eine Tatsache), sondern um Plausibilität. Kann jeder natürlich anders sehen. Ist eben meine Meinung zu literarischen Texten. Und ein Anspruch, den ich selber an mich stelle, wenn ich etwas schreibe. |
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14.09.2023, 15:10 | #9 |
Danke für Konversation
Ok, auf alle Fälle vielen Dank für die Diskussion. Werden uns ab u zu mal wieder austauschen . glg
Geändert von jokal (14.09.2023 um 16:26 Uhr) |
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