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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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09.11.2022, 09:03 | #1 |
Comedians kann ich nicht leiden
Ich würde es beeiden:
Comedians kann ich nicht leiden. Sie wollen gerne witzig sein, dabei fällt ihnen selbst nichts ein. Da kramt man in der Politik, erinnert sich an prominentes Missgeschick, zieht schnell die komische Bilanz - und schon ist die Satire ganz. Das Publikum liebt Spott, liebt Hohn, beklatscht die ersten Sätze schon. Da wird nicht wirklich nachgedacht. Denn Comedy hat Macht. Ich könnte es beeiden: Comedians kann ich nicht leiden. |
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09.11.2022, 10:40 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
beanstandungslos hast du den Jambus auf die Bretter geschickt und die Klippe Comedians - Comedie umschifft. Kompliment! und liebe Grüße, Heinz Geändert von Heinz (09.11.2022 um 17:47 Uhr) |
09.11.2022, 13:38 | #3 |
Wow, danke für das Kompliment, lieber Heinz!
Da erstrahlt mein Antlitz in Freude. Und ich habe nicht mal lange dafür gebraucht, es entstand in 10 Minuten. LG DieSilbermöwe |
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09.11.2022, 13:52 | #4 |
abgemeldet
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Toll, DieSilbermöwe!
Den Dreh hast du langsam heraus! Weiter so. :-) |
09.11.2022, 17:38 | #5 |
Vielen lieben Dank, petrucci!
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11.11.2022, 23:27 | #6 |
Liebe Silbermöwe,
für Jamben bin ich kein Experte. Aber inhaltlich kann ich dir nur beipflichten. Diese wohlfeile, nichts riskierende Selbstvergewisserung, ich erweitere das jetzt Mal aufs Kabarett, regt mich schon seit Jahren auf. Die Preussin |
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12.11.2022, 09:23 | #7 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Selbstvergewisserung? Das Gegenteil ist der Fall, auch reden sie nicht ausschließlich der Politik die Wahrheit. Sie nehmen gesellschaftlich schräge Erscheinungen aufs Korn, üben sich in Selbstironie und sprechen das aus, was sich der kleine Pimpf des Alltags nicht zu sagen traut. Dafür nehmen sie Diskriminierung und Shitstorms in Kauf. Unser Gutmenschentum und die Sprachpolizei sind hellwach, wenn es darum geht, Satirikern eins aufs Maul zu geben und sich dabei wie ein Held zu fühlen, die Political Correctness zu verteidigen. Aber das ist eben der typisch deutsche, humorlose Bierernst. Über Meinungsfreiheit redet man nur am Stammtisch, aber wehe, jemand mit dem hellen Blick und der scharfen Zunge eines Voltaire geht mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit ... Man könnte mit seinen Zuspitzungen nicht nur gemeint, sondern auf unangenehme Weise mitten in seine Eitelkeit getroffen sein. Ich mag Heinz Erhardt, Wilhelm Busch, Ringelnatz, Alfonse, Lisa Eckhardt und Florian Schröder. Ich bewundere Simone Solga dafür, dass sie ihre Texte nicht schreibt oder sonstwie vorbereitet, sondern auf die Bühne tritt und aus dem Stegreif vorträgt. Und natürlich mag ich die User, die sich trauen, in Poetry unter der Rubrik "Humorvolles" zu schreiben. |
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12.11.2022, 10:50 | #8 | ||
Zitat:
Zitat:
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12.11.2022, 11:41 | #9 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Dieter Nuhr und seine Truppe nehmen ebenfalls vorwiegend gesellschaftliche Zustände und menschliches Verhalten aufs Korn. Ebenso Florian Schröder (der übrigens sehr gut einstecken kann und gegenüber Beschimpfungen völlig schmerzlos ist). Politik fließt lediglich dort ein, wo es sich um aktuelle Themen handelt. Von Zustimmung kann dabei aber keine Rede sein, denn das wäre weder lustig noch satirisch, sondern im Gegenteil tieftraurig. Alfonse greift ebenfalls vorwiegend Alltagsszenen heraus. Simone Songa ist ein Bündel an Selbstironie, und Lisa Eckhardt bricht auf höchst geistreiche Weise mit Tabus. Dieter Hallervorden zeigte in jungen Jahren sein Talent im dem Film "Der Springteufel", als er in einer bösartig-witzigen Art einen Charakter spielte, der sein Gegenüber im "Gaslighting"-Verfahren in den Wahnsinn trieb. Das ist nicht Politik, sondern Psychologie auf hohem Niveau. Einfach nur platt mit einem flotten Spruch der Politik zuzustimmen würde keinem Satiriker zum Erfolg verhelfen. Nichts ist so schwer und erfordert ein dertiges Maß an Talent wie die Kunst der Comedy und Satire, egal ob im Buch, auf der Bühne oder auf der Leinwand. Aber natürlich kann nicht jeder gut damit umgehen, den Spiegel vorgehalten zu bekommen. |
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12.11.2022, 14:03 | #10 | |
Loriot ist ein Humorist/Satiriker und kein Comedian.
Du vergleichst hier Äpfel mit Birnen. Und ich denke, du weißt schon, dass ich die aktuell im Fernsehen vertretenen Comedians in dem Gedicht meine und nicht die „Urgesteine" von früher. Zitat:
Geändert von DieSilbermöwe (12.11.2022 um 15:20 Uhr) |
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12.11.2022, 14:24 | #11 | |
Zitat:
sorry, auf deinen Kommentar habe ich noch gar nicht geantwortet. Ich finde, mit der „nichts riskierenden Selbstvergewisserung" liegst du richtig. Ich weiß noch, wie sich letztes Jahr über Jan Josef Liefers und seine Aktion #allesdichtmachen aufgeregt wurde. Nun, was griffen die Comedians auf? Nicht die Politik, die alles dicht machte (was nicht nötig gewesen wäre und Existenzen gekostet hat), sondern Liefers und seine Aktion. In der „Heute-Show" trat einer der Crew auf, der sich mit Corona infiziert hatte und es wurde geradezu so getan, als sei Liefers persönlich an seiner Infektion schuld. Und das Publikum ...klatschte. LG DieSilbermöwe |
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12.11.2022, 15:27 | #12 |
Das Problem an einem Comedian ist oft nicht die Art des Humors den er verarbeitet, sondern eher die umgebende Zeit in der sich sein "Spaß" abspielt.
Jeder konnte früher über Loriot, Dieter Krebs, Evelyn Hamann etc. lachen weil man merkte, dass ihr Humor ad absurdum, karikaturistisch oder Grotesk aufgeführt war. Heutzutage muss man lachen, weil es zu nah an der Realität kratzt und man kaum noch unterscheiden kann ob jemand etwas ernst meint und selbst dann überlegt man sich ob man laut oder verhalten lachen soll. Es gibt so viele Themen, die aus einem Scherz heraus irgendeinem nicht lustig waren und der/die sich heute dafür einsetzt, dass dort Rechte herrschen. Selbst dann wenn betroffene selbst lachen. - Blondinen behaupten sie sind intelligent und stellen sich dabei dümmer an als nötig. - Behinderte wollen normal behandelt werden, ein nicht behinderter fragt uns warum wir diese Menschen so herablassend behandeln. - Klein Erna-witze diskriminieren die Jungs, klein Fritzchen-witze diskriminiert die Mädchen und im Gesamtbild stellt es alle kleinen Personen als Hirnlos hin weil Kinder nicht weiter denken als bis zum Geschlechtsteil des anderen. - schwarze fallen wogend von Bäumen - weiße grüßen immer mit gehobenem Arm - "die Grünen" wollen uns alle vernichten, ob in der Partei oder als Außerirdische, wobei selbst die Außerirdischen jetzt lieber "die grauen" genannt werden wollen. Die sind immerhin nur bei uns abgestürzt weil sie nirgendwo ausreichend Kraftstoff fanden. - alte Menschen können kaum einen Toaster bedienen und dürfen es im Heim auch nicht, da auch Kleinkinder das nicht dürfen. Nicht das Opa Egon noch seinen Pipimann reinsteckt, weil er sich als Weißbrot definiert. - Schwule die am Ende des Regenbogens den Topf Gold sehen aber lieber den vollbärtigen Zwerg angraben weil, "Hallo? Sugardaddy". - Lesben die Playmobil nur mit den Unterseiten aufeinander legen und deren Eltern dann einen Termin beim Arzt machen, um dort die Feinmotorik zu testen, während das Kind sich dort angekommen das Playmobil auf die Nase drückt und mit der Zunge dran spielt. Und die Mutter dann sagt, dass es zum Glück Vegan ist, während das Papainnin fragt, ob die Tochter morgen gerne "they/them" zum Frühstück einladen möchte? Wenn du dir heute Jody Garland mit schwarzem Make-Up anschaust lachst du nicht, du fragst dich woher du die Lippen kennst, nur ohne die schwarze Bemalung. Merkst dann aber, dass das früher und heute gleichwohl scheiße aussah, egal wie der Rest aussieht der dran hängt. Und sobald du das lustig findest bewegst du dich in einem Bereich, den alle als Grenzwertig betrachten, weil sie selbst ihre Grenze nur in anderen sehen und auch erst Tadeln und beurteilen, wenn Andere außer ihnen diese Grenze überschreiten. Innerlich denkst du, ok der war gut. Aber wenn ich das zugebe bin ich genau so schlecht wie mein gegenüber. Ich war aber immer schon was Besseres. Nicht lachen ist also falsche Eitelkeit und Angst davor sich Blöße zu geben oder sich zu verantworten vor Menschen die einem eigentlich scheiß egal sein könnten. Würden sie sich nur nicht ständig ungefragt einmischen und die Regeln umschreiben, damit ich mich daran zu halten habe. Manche Menschen sind auch einfach nicht lustig, wollen es aber auf Krampf sein. Denen fehlt jeglicher Mutterwitz. |
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13.11.2022, 22:18 | #13 |
Ich kann mich noch erinnern, das die Aufführung von Programmen, zumindest vom bayrischen Rundfunk, untersagt wurde. Nur heute laufen die meisten Kabarettisten im Öffentlich rechtlichem und diesem hinterher. Die damit verbundene „Freiwillige Selbstkontrolle“ finde ich viel bedenklicher als klare Verbote, die heute keiner mehr riskiert, bzw. die durch das Etikett dieses oder jenes sei populistisch abgelöst worden sind.
Von einem Comedian (vllt. weniger ich bin Realist) aber von einem Kabarettisten erwarte ich Sprachwitz, fundiertes Wissen der gesellschaftlichen Zusammenhänge und die Fähigkeit ein System oder Teile dessen ad absurdum zu führen/ lächerlich zu machen. Ich erwarte Narren keine Hofnarren. Die Preussin |
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14.11.2022, 00:22 | #14 |
gesperrt
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Geht vielleicht nur mir so...
aber ich hatte sofort Mario Barth vor dem geistigen Auge, für mich der absolute Prototyp der Sorte möchtegern "Comedian", um die es hier möglicherweise geht. MT
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14.11.2022, 01:36 | #15 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Dabei wird übersehen, dass "Comedians" nichts anderes sind als Komiker, die das Publikum mit Blödelprogrammen, Sketchen und Büttenreden bis hin zum schlichten Witzeerzählen unterhalten. Bei höherem Niveau nennen sie sich Humoristen. Unter Komödianten versteht man hingegen Schauspieler, die in Komödien für Bühne und Leinwand auftreten. Kabarettisten und Satiriker, die mehr politische und gesellschaftskritische Themen aufgreifen und sich in Selbstironie ergehen, gehören jedoch nicht zur Gruppe der Komiker, sondern grenzen ihr Metier deutlich von deren Sparten ab. Auch sind Showmaster in Fernsehshows keine "Comedians", sondern schlicht und einfach Moderatoren und Entertainer. Auch im Englischen wird zwischen "comedian" und "cabaret artist" strikt unterschieden. Inwieweit Mario Barth als Prototyp für all diese Berufsgruppen herhalten soll, entzieht sich meiner Beurteilung, weil ich von ihm noch nie ein Programm gesehen habe. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass er auf allen Hochzeiten zu tanzen vermag. |
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15.11.2022, 11:30 | #16 | |
Zitat:
Übrigens habe ich das hier gerade gefunden: https://www.zeit.de/news/2022-05/11/....google.com%2F Da steht auch „Comedian" in der Überschrift. |
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15.11.2022, 13:38 | #17 |
Forumsleitung
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Ein "Comedian" ist nichts anderes als ein Komiker oder Humorist, und den gab es schon immer, wenn auch unter anderen Namen. Sie sind auf harmlose Art lustig, eben "komisch". Sie diskriminieren nicht und betreiben kein Politiker-Bashing, sondern kämpfen mit der Lanze gegen Windmühlen. Politiker-Bashing wurde jedoch als Ziel des Comedian weiter oben behauptet.
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15.11.2022, 15:54 | #18 |
Offensichtlich hast du nicht die gleichen Comedians gesehen wie ich.
Mehr sag ich nicht mehr dazu. |
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15.11.2022, 16:08 | #19 |
Forumsleitung
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[QUOTE=DieSilbermöwe;584038]Offensichtlich hast du nicht die gleichen Comedians gesehen wie ich. /QUOTE]
Mit Sicherheit nicht, denn ich schaue keine Sendungen von Komikern an, weil sie mir zu harmlos sind. Ich schaue mir Kaberettisten und Satiriker an, und auch da nur wenige, z.B. Nuhr, die Truppe von "Die Anstalt", Florian Schröder, Lisa Eckhardt und Sedar Somuncu. Das war's. Pispers hat ja bedauerlicheweise aufgehört. |
10.12.2022, 22:25 | #20 |
Hallo Silbermöve,
ich finde dein Gedicht sehr gelungen. Was ich aber sehr schade finde, wenn ich mir Kommentare anschaue, ist, dass ich manchmal den Eindruck gewinne, die Suche nach dem winzigsten Haar in der Suppe, auch wenn dieses Haar nicht vorhanden ist, steigt zum Gipfel der höchsten Bedeutung auf. Kann ein Gedicht nicht einfach mal ein Gedicht sein. Daher noch einmal: Ich finde dein Gedicht schön und sehr gelungen! Viele Grüße Bilbo |
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11.12.2022, 00:20 | #21 | |
Zitat:
Das Haar in der Suppe hat bedeutend mehr Begründung und bezieht sich nicht selten auf Fachwissen. Nach welchen Ansichtspunkten wird dein Urteil "gelungen" gefällt? Definierst du damit, wann etwas "Gedicht" ist? Selbst ein Kassenbon hat Zeilen. |
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11.12.2022, 10:38 | #22 |
Hallo, letztlich ging es mir dabei um die Kultur der Kritik.
Jeder hat unterschiedliche Meinungen und Ansichten, was auch völlig in Ordnung ist. Ich fand das Gedicht schön zu lesen, und habe es nicht als Rundumschlag empfunden. Ich hatte das Gefühl, dass die Diskussion über den Sachverhalt hinaus eine unschöne Richtung einnahm. Ist eben meine persönliche Empfindung. Jeder darf natürlich ein Gedicht bewerten und sein Fachwissen dabei einfließen lassen, ist ja auch oft sehr hilfreich und es erzielt einen Lerneffekt. Wünsche nun allen viel Vergnügen beim Dichten und Rezensieren. |
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11.12.2022, 12:04 | #23 | |
Vielen Dank, bilbo, besonders hierfür:
Zitat:
Einen schönen dritten Advent ! LG DieSilbermöwe |
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11.12.2022, 20:13 | #24 |
Hallo Silbermöve,
dir und allen anderen auch noch einen schönen Ausklang des 3. Advent! Lieben Gruß Bilbo |
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