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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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21.12.2010, 16:19 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Männertreu
Kein Plätschern aus dem Badezimmer,
und aus der Küche strömt kein Kaffeeduft, verstreut im Flur der teuren Vase Trümmer, der letzte böse Streit, er liegt noch in der Luft. Wie üblich wirft der Botenjunge mit Schwung die Zeitung übers Gartentor. Die sechste Zigarette quält die Lunge, aus allen Winkeln kriecht die Einsamkeit hervor. Durch die Fenster blitzen erste Sonnenstrahlen, Zwielicht weicht und alles leuchtet blütenfrisch. Blumen füll ich jetzt in alle Schalen, decke liebevoll den Frühstückstisch. Deine Urlaubswochen sind ab heut vorüber, gegen Abend, Mausi, bist du wieder da. Eigentlich, o Holde, wärs mir lieber, wenn du länger bliebst auf Ibiza. Dann könntest du für immer frei sein, - mich ziehts zur hübschen Nachbarin mit Macht. Ganz ohne Zweifel: Ich bin wohl das größte Schwein! Versteh mich und verzeih! Ich war so einsam jede Nacht. |
21.12.2010, 18:00 | #2 |
Warum denkt der Mann
er sei ein Tier desshalb? |
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21.12.2010, 18:24 | #3 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Heinz!
Wieder ein wohlgestaltetes, wohlgelungenes Gedicht, dessen Finale einen kleinen Schock verursacht, obwohl man von den Vasentrümmern vorbereitet wurde. Jaja - Liebe und die Diebe! Kompliment! Thing @ M.: Weil die Redewendung vom Charakterschwein heute noch gang und gäbe ist, das Rüsseltier dahinter jedoch nicht mehr in Erscheinung tritt. Kopfschüttel-schüttel-schüttel..... |
21.12.2010, 18:25 | #4 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Männertreu
Liebe Marlenja,
es soll Frauen geben, die ihren fremgehenden Mann mit diesem zärtlichen Namen belegen (nicht wissend, dass ein Schwein gar nicht immer ein Schwein ist). Liebe Grüße, Heinz |
21.12.2010, 19:39 | #5 |
Aha!
Er hat der Versuchung nicht widerstanden. Ich dachte er würde sich als Schwein fühlen weil es ihn des Nachts gedanklich von der Mausi zur Nachbarin führte... |
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21.12.2010, 20:27 | #6 |
Forumsleitung
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Man sollte mit dem zweibeinigen Grunzetier erst einmal Nachsicht haben bis zur völligen Gewißheit:
Das Vasentrümmerfeld hat doch wohl Frauchen vor der Abreise hinterlassen - anderenfalls hätte Männchen es doch schuldbewußt aufgekehrt? Oder? Gut, auf Psychologie ist kein Verlaß - aaaaaaber: Was wird wohl Frauchen die ganze Zeit auf einer bauchnabelfreundlichen Insel wie Ibiza getrieben haben? Dein Gedicht bietet reiflich Raum für Spekulationen. |
22.12.2010, 01:55 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
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Männertreu
Liebe Marlenja,
richtig, er hat der Versuchung nicht widerstanden. Die Selbstbezichtigung - das ist ein übler Trick der Männer (glaub mir, ich weiß es, weil ich selbst ein Mann bin). Sie bezichtigen sich selbst nach einer Verfehlung als "größtes Schwein" und können sicher sein, dass die Betrogene sagt: "Nein, bist du nicht. Aber du hast mir sehr weh getan." Liebe Ilka-Maria, hihi, Du hast den doppelten Boden (wenn man ihn so nennen darf) entdeckt: Was machte Mausi mutterseelenallein auf Ibiza? Lieber Thing, herzlichen Dank für Dein Kompliment! Nicht nur die Vasentrümmer sollten auf den Bruch der Beziehung hindeuten, auch die Anreden "Mausi" und übertriebene "o Holde" dürften Anzeichen für eine nicht mehr intakte Beziehung sein. Liebe Grüße an Euch, Heinz |
22.12.2010, 10:39 | #8 |
22.12.2010, 10:57 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
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Männertreu
Liebe Marlenja,
betreiben wir hier Wortklauberei oder beschäftigen wir uns kritisch/wohlwollend mit den literarischen Bemühungen anderer UserInnen? Setz statt "Verfehlungen" (selbstverständlich ist das Fremdgehen eine Verfehlung) meinetwegen "Sünde", "Ausrutscher" oder was anderes. Ich wollte nur ein kleines Männergeheimnis verraten. Frauen haben da auch eins, nämlich den Satz: "Ich weiß, dass ich an allem schuld bin." Liebe Grüße, Heinz |
22.12.2010, 12:13 | #10 |
Es ist gut das Du es Verfehlung nennst. Ich habe einfach kurz weitergedacht. Wenn jetzt die allgemeinheit der Gesellschaft es nicht mehr als Fehler ansieht die Ehe zu brechen. Es keine Stimmen mehr gibt die sagen es sei eine Verfehlung...wer dann noch sagt es sei doch eine...wenn auch das Gewissen zum schweigen gebracht worden ist durch die Meinung der Mehrheit der Menschen.
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22.12.2010, 12:39 | #11 |
R.I.P.
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Halli marlenja
(verzeih, Heinz!) kannst Du das klipp und klar in höchstens zwei Sätzen grammatikalisch korrekt ausdrücken? Etwa so: Da Ehebruch in unserer Gesellschaft nicht mehr als Sünde betrachtet wird, kann man höchstens noch von einer Verfehlung sprechen. Thing |
22.12.2010, 13:57 | #12 |
Verfehlung ist Sünde.
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22.12.2010, 15:52 | #13 |
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Männertreu
Liebe Marlenja,
wie froh bin ich, dass in diesem Fall der Autor nicht identisch mit dem Lit. Ich ist. Alle Sünden, die ich jemals begangen habe, ließ ich aus dem Schuldbuch tilgen. Das geht ganz einfach: Ich habe bereut und Buße getan. Statt eines Rosenkranzes habe ich vier oder fünf gebetet, damit ich noch bisschen was auf der Habenseite meines Kontos habe und am Tage des Jüngsten Gerichts nicht wegen meiner Sünden in den gleichen Topf geworfen werde wie Hitler, Stalin oder andere Massenmörder. Verfehlungen sind auch Sünden? Sind Verfehlungen nicht irrtümliche Übertretungen? Und ist unser aller lieber Gott nicht ein Allesverstehender, Allesverzeihender und werden Fehler (es irrt der Mensch, so lang er lebt) nicht unter lässlichen Sünden registriert. Einmal genascht und ewige Höllenpein? Das glaubst Du doch hoffentlich selbst nicht. Lierbe Grüße, Heinz |
22.12.2010, 16:06 | #14 |
R.I.P.
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Halli, marlenja!
Heut habe ich mit der Axt d a s Holzstück verfehlt, das ich spalten sollte. Was mach ich jetzt? In Deinen Beiträgen sind solch viele Verfehlungen an unserer Sprache begangen worden; soll ich die als Sünde brandmarken? Selbstverständlich spreche ich nicht Dich persönlich an, da ich Dich nicht kenne. Lediglich die Veröffentlichungen. (Heinz, verzeih mir einmal mehr!) Thing Ich denke, zu diesem Thema könnte man einen small-talk-Faden eröffnen. Wer wagt sich dran? |
22.12.2010, 16:52 | #15 |
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Männertreu
ich verzeihe! (Mein Gott, wer bin ich, dass ich wage zu verzeihen?)
Verfehlungen in der Sprache werden dann sicher zu Sünden, wenn man sie trotz Hinweisen mit Absicht weiter begeht. Liebe Grüße, Heinz |
22.12.2010, 19:05 | #16 |
Forumsleitung
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Macht Euch keine Sorgen. "Sünde" ist ein rein theologisch geprägter Begriff und gilt nur für die Mißachtung der (jeweils gültigen) Moral. Bei richtigen Delikten sprechen die weltlichen Richter von "Schuld" und bestrafen nicht mit ein paar läppischen "Vaterunser", sondern da geht es richtig zur Sache.
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22.12.2010, 19:55 | #17 |
R.I.P.
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Hahahali Hallo, Ilka-Maria!
Das sollten sich so manche "Dichterlinge" zu Gemüte führen! Übrigens, Heinz, kenne ich das Wegrandblümchen "Männertreu" sehr gut! Sobald man die blauen Blütchen berührt, fallen sie ab! |
22.12.2010, 20:42 | #18 |
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Männertreu
Lieber Thing,
ich scheine nicht der einzige Naturliebhaber zu sein. In meinem Gedichtbändchen, das ich gerade zusammenstelle, ist dieses Gedicht mit einem Bild des Blümchens verziert. Lieben Gruß, Heinz |
27.12.2010, 21:30 | #19 |
Das Gedicht "leidet" eindeutig unter Stimmungsschwankungen, was in diesem Falle jedoch ausschließlich positiv zu sehen ist.
Es geht hoch und runter, als säße man in einer Achterbahn, raffiniert und turbulent wie das Leben, bis zum bitteren Ende! Gern gelesen, Tiffy |
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27.12.2010, 23:42 | #20 |
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Männertreu
Liebe Tiffy,
na klar, da sind Stimmungsschwankungen en masse. Ein Ehepaar streitet sich, sogar eine teure Vase geht zu Bruch. Sie urlaubt auf Ibiza und er sitzt vor den trümmern seiner Ehe. Das normale Leben geht weiter ("wie üblich wirft der Botenjunge...") und der Zuhausegebliebene zieht sich eine Drogenstange nach der anderen rein (sechste Zigarette vor dem Frühstück). Sonnenstrahlen - das Leben kehrt in den Kerl zurück, er deckt liebevoll den Frühstückstisch (seine Frau kommt erst am Abend), verteilt Blumen in der Wohnung und am liebsten wäre ihm, seine "Mausi" käme gar nicht mehr nach Hause, weil - tja, da ist die schöne Nachbarin und der Verlassene erfährt die Wahrheit der Verse "es küsst sich die Lippe der zweiten, wie kaum sich die Lippe der ersten geküsst". Äußerst verwerflich, eine Verfehlung und, wie Marlenja es will, Sünde und die Selbst-bezichtigung des LI, er sei das größte Schwein: Frauen, glaubt den Kerlen solche Sätze nicht. Der Typ hat sich sauwohl gefühlt. Vielen Dank für Dein "raffiniert und turbulent wie das Leben"! Liebe Grüße, Heinz |