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Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw. |
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24.11.2006, 09:13 | #1 |
Wolfsnächte
Was dich als Leser erwartet:
Eine (Wer)wolf-Geschichte - größtenteils in Reimform, Prolog + 11 Kapitel. Ich werde die einzelnen Kapitel nach und nach posten, um niemanden zu erschlagen.. Über Antworten, Kritik und Kommentare würde ich mich sehr freuen. Viel Spaß damit! Der Wolfsnacht Abendrot Fast jeden Tag beschritt sie frohen Mutes den Pfad, der führte durch sein Jagdgebiet Sie dacht' von jenem Wandersmann nur Gutes Von dem sich fernzuhalten man ihr riet Der schwarze Wolf war seither wie von Sinnen seit er zu ihr mit Engelszungen sprach Versprach sie sicher durch den Wald zu bringen Sie zu begleiten, doch sein Wort zerbrach Er führte sie auf dunklen, tiefen Wegen Dorthin, wo jeder Strauch ihr unbekannt Sie möcht' nach Haus, erflehte sie vergebens Und schließlich ist sie vor ihm fortgerannt Der Meute Ruf erklang im grauen Dickicht Sie drängten ihn zur Hatz auf junges Blut Auch wenn Vernunft ermahnt', doch er ergab sich des Herzens Drängen und der heißen Glut Und so verflochten sich ihr' beider Pfade den Fluch des Wolfes gab er blind an sie Durch einen raschen Biss in ihre Wade vergeben aber wird sie ihm wohl nie |
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24.11.2006, 12:29 | #2 |
Kapitel 1 - Die Flucht
Ich bin so müde, kann nicht mehr In meinen Venen lahmt das Blut Im Kopf stürmt das Gedankenheer Wie einstmals meine blinde Wut Erneut schallt das verdammte Horn Die Meute wird mich weiter hetzen Die Zähne scharf wie Stahles Dorn Bereit, gewillt mich zu verletzen Ich renne, und versuch' zu fliehen Die Füße stolpern müd’ nach vorn Die Zweige neue Wunden ziehen Ich wünscht’ ich wäre nie gebor'n Und enger ziehn sie ihre Kreise Den Fluchtweg mir längst abgeschnürt Und näher kommen Pfoten leise Kein Laut die Ruh’ der Nacht berührt Ich bleibe stehen nun sind sie da Ich kann sie sehen Bin in Gefahr Die Augenglut in Finsternis und ihre Wut - der erste Biss |
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25.11.2006, 20:53 | #3 |
Kapitel 2 - Die Jagd
Die Witterung hängt in der Luft Ein zarter, kühler Rosenduft Er ist mit Todesangst geschönt Dein Leib dies Elixier verströmt Noch bist du nicht in meiner Sicht Doch, liebster Schatz, ich rieche dich Vergib mir, laufe fort geschwind Ich folge dir, mein schönes Kind Es lenkt mich lediglich Instinkt Verstand in deinem Duft versinkt Ich bitt’ dich, bleib jetzt ja nicht stehen Doch ist’s zu spät, ich kann dich sehen Die Zähne graben sich nun tief In blasses Fleisch, das süß mich rief Ich weich zurück vor deinem Schrei, Die Nebel brechen nun entzwei Du siehst, als fürchterlich’ Getier, In Wolfsgestalt steh ich vor dir. Was hab ich dir nur angetan?! Nur langsam lichtet sich der Wahn Ich fliehe in die finstr’e Nacht Und nur der Mond hält mir nun Wacht Als ich auf Moos mich niederlege Mich schreckensstarr nicht mehr bewege Und Brüder, Schwestern kommen nah, ihr Bellen fragt mich, wie es war, Als ich die junge Maid zerriss Doch war es nur ein einzig Biss Ich schließ’ die Augen, es fängt an Der Wolf wird wandeln sich zum Mann |
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26.11.2006, 01:47 | #4 |
Kapitel 3 – Interludium
Der Schmerz zerreißt ihr die Sinne, als sich die Zähne des riesigen, schwarzen Wolfes in ihr Bein graben. Sie stürzt zu Boden, hört sich selbst weit entfernt schreien, dann wird es schwarz um sie. Minutenlang liegt sie zwischen den Bäumen, reglos, mehr noch, es scheint, als wäre das Leben aus ihr gewichen. In kurzer Entfernung knackst das Unterholz, Blätter rascheln und schließlich treten vier Gestalten zwischen den Sträuchern hervor, allen voran ein junger Mann mit schwarzem Haar. Sie sind nackt und barfüßig. Der schwarzhaarige Mann nähert sich der verletzten Frau nur zögernd, mit der Angst, sie könne jeden Moment erwachen. Wispernde, vorwurfsvolle Stimmen erheben sich hinter ihm, doch er bringt sie mit einem strengen Blick zum Schweigen. Dann beugt er sich nieder, betrachtet die Wunde. Sie ist nicht lebensbedrohlich und hat bereits aufgehört zu bluten. Vorsichtig blickt er in ihr Gesicht. „Wir nehmen sie mit!“ |
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26.11.2006, 16:21 | #5 |
Kapitel 4 – Das Erwachen
Es ziehen düstre Nebelschwaden, dunkle Schatten An meinem schwachen Geist vorüber, halten mich In tiefem Dunkel. Doch es schwindet langsam, flieht Vor golden Licht, das mich zurück ins Dasein bringt Ein dunkler, sorgend’ Blick streift achtsam mein Gesicht So dunkel die Erinnerung sich nährt Ich könnt beschwören, etwas tut sich hier Denn in mir ist was mein nicht sollte sein, ein Drang, die Wut, welch’ ich noch nie gespürt Den garstig Schmerz verdanke ich nur dir Ich wache auf im Kerzenlicht Ein Seil um jede Hand gebunden Du flüsterst mir ins Ohr ganz sacht „Die Fesseln hier, sie mussten sein Du hättest dir den Leib zerschunden“ |
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26.11.2006, 21:25 | #6 |
Kapitel 5 – Anatomische Verwirrungen
Mondbeschienenes Grauen Seit der Infektion Ist ein Tag vergangen Doch die Inkubationszeit Ist jetzt vorbei Unruhiger, zerrissener Blick Flattert gen Himmel Bleibt an schwarzen Blättern hängen Sie weiß, Ihr bleiben nur mehr Sekunden. Widersinnig windend fällt sie nieder, fleht schreiend den Tod herbei um die Schmerzen zu beenden Ihr Körper beginnt Mit der Metamorphose Verdreht Knochen Zerreißt Muskeln Und knüpft Nerven neu Für einige Minuten Existiert das junge Mädchen Lediglich als pulsierendes Zuckendes Fleischbündel Jenseits jeglicher Logik Ihre Kehle verweigert den Schrei Als ihre wunde Haut Goldenen Pelz webt Pfoten statt Hände tasten Blind über letztjähriges Herbstlaub Stille greift um sich Der erste Blick der Neugeborenen Verirrt sich erstaunt In die tiefen Augen Eines schwarzen Wolfes |
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27.11.2006, 10:05 | #7 |
Kapitel 6 – Die Erkenntnis
Immer weiter, immer schneller Tragen mich die Füße fort Keinen Sinn und keine Deutung Habe ich für menschlich’ Wort Wie der drängend Trommel Klänge Stürmen meine Pfoten nieder Auf des Waldes sanften Boden Immer schneller, immer wieder Jag ich nun dem Mond entgegen Der mir leuchtet und mich führt Schwarzes Fell an meiner Seite Meinen gold’nen Pelz berührt Einst Logik und Vernunft ich nannte Nach Größerem stand mir der Sinn Doch hier im Dunkel dieses Waldes Das Tier in mir an Kraft gewinnt Die wilde Hatz geht immer weiter Durch eng verschlungen Strauchgestrüpp Und über Lichtungen, durch Flüsse Es gibt nichts, was uns hält zurück Doch stärker wird des Blutes Drängen Nach frischem Fleisch, so warm und rot Bin nicht mehr Herr über mein Handeln Der Lauf zur Jagd nun werden droht Ich rieche Angst in naher Ferne Ich schmecke Blut in dieser Nacht Oh schwarzer Wolf mit deinem Bisse Hast du zum Monster mich gemacht |
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28.11.2006, 09:07 | #8 |
Kapitel 7 - Der Dialog
Ihr Blick geht starr auf alte Dielen nieder Von draußen dringt die kühle Luft herein (Wolf) "Was könnt' ich tun, dass du mich nicht verachtest Dass deine Hand nicht mehr zur Faust geballt In all den Stunden, die du schon bei mir verbrachtest Ließ dich mein Flehn' mein Bitten doch nur kalt." In düstr'ren Augen liest der Wolf sie wieder Die tiefe Wut, statt strahlend' Sonnenschein (Wölfin) "Fürwahr, wie könnt ich jemals dir verzeihen In Gier hast du zum Monster mich gemacht Kein Zauber könnte mich jetzt noch befreien Ein grausam Werk hast du an mir vollbracht" Der Albtraum sitzt noch schwer in ihren Gliedern In ihr Gesicht fällt blondes wirres Haar (Wolf) "Ich konnte nicht umhin an dich zu denken Als ich zum ersten Mal dein Antlitz sah Nur eine Frage mocht' mich fortan lenken Wer dieses schöne Mädchen, dieser Engel war" In ihm erkennt den schwarzen Wolf sie wieder Hält nicht mehr fest am Traum, der keiner war (Wölfin) "Ein Engel, sagst du!? Spotte meiner nicht! Ich mag nicht spüren dieses Biest in mir Mag nicht mehr sehn' mein eigen Angesicht Nur eisig' Kälte herrscht nun tief in mir" Sie schließt die Augen, flackernd Kerzenlicht malt unruhig Schatten fließend ihre Haut (Wolf) "Verzeih! Mehr kann mit Worten ich nicht sagen Die Schuld allein auf meinen Schultern liegt Ich werd' in Ewigkeit sie mit mir tragen Auch wenn dein Herz mir irgendwann vergibt" Er kommt ihr nah und blickt in ihr Gesicht als draußen schon der kühle Morgen graut |
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28.11.2006, 12:54 | #9 |
Kapitel 8 - Schuldverblendet
Die düstre Nacht, von Sturm und Wind getragen Mag niemals geben, was ich sinnlos nahm Doch ihr Gesicht versprach mir Mut, die Augen Sie leuchteten in Kälte mir so warm Ich habe nie bedacht die schlimmen Folgen Und habe sie belegt mit diesem Fluch In meiner Gier zerstörte ich ihr Leben Und webte damit auch ihr Leichentuch Das Licht, das ihre Augen gleich den Sternen machte Erlosch mit meinem unbedachten Biss Dass ich sie nicht an meine Seite holte Sondern verfluchte ist mir nun gewiss Ich stürzte sie in Trauer und in Schrecken Den schlimmsten Albtraum machte ich ihr wahr Ein Lächeln, so wie sie mir einst es schenkte, Noch ahnungslos, ich seither nicht mehr sah Nun geh ich fort, die bitt’re Schuld zu tilgen Die seither schwer auf meinen Schultern liegt Ich gehe fort, die Strafe zu empfangen Die mich am End’ vielleicht sogar besiegt… |
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28.11.2006, 20:56 | #10 |
Kapitel 9 – Klarheit
Ich erwache. Verschlafen drehe den Kopf lege mein Gesicht auf meinen Arm Irgendetwas… ungewohnt, anders, doch kein Gedanke darüber Noch nicht… Unter mir Kühler Stein… Verblasste Erinnerungen… Vorsichtig Öffne ich die Augen und atme tief ein. Kalte Luft dringt in meine Lungen Erfüllt mich mit Leben Einen Augenblick bleibe ich hellwach liegen Bevor ich beschließe mich zu bewegen. Und plötzlich weiß ich was anders ist Ich bin ein Wolf! Im Schlaf gewandelt die Gestalt… Nun stehe ich auf Pfoten Die Nase tief zu Boden gesenkt Witternd Reglos Völlig ruhig ohne verzehrende Blutgier ohne drängende Jagdlust. Ich gehe wenige Schritte vorwärts Es fühlt sich… gut an Als wäre ich schon immer ein Wolf gewesen. Intensive Gerüche strömen auf mich ein durchdringen mich Ich fühle mich frei Es ist kein Fluch Es ist eine Befreiung Ich kann das Rudel riechen. Doch irgendetwas fehlt Etwas… Fehlt… Etwas… Erneut witternd Dann die Erkenntnis Wie ein Schlag In den Magen. Der schwarze Wolf … … ist… … weg! |
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29.11.2006, 08:43 | #11 |
Kapitel 10 – Der Schritt nach vorn
Meine schwarzen Tatzen toben Über Laub, durch Dorngehölz Immer neue Schuldeswogen Schlagen über mir zusammen Um sich tiefer noch zu rammen Durch den dichten goldnen Pelz In meine Brust; der Dorn sitzt tief Und wie ich heulte, flehte, bellte Als ich zum ersten Mal ihn rief Gen Norden! denn hier liegt sein Duft Noch schwer in dunkler, feuchter Luft Getragen von der herbstlich’ Kälte Floh er? Ging er meinetwegen? Hab ich mich zu sehr gewehrt Plötzlich kommt zur Luft der Regen Wäscht die Spuren fort, ich renne Auch wenn ich das Ziel nicht kenne Hoffe, dass er unversehrt Aus Regen wird rasch Sturm geboren Ich kann im Winde just erkennen, was ich schon beinah dacht verloren Ich spür ihn schon, er ist ganz nah Ein Winseln, jeder Hoffnung bar Treibt mich, noch schneller nun zu rennen Plötzlich stürze ich dann nieder Bleibe liegen, über mir Seh’ ich schwarze Augen wieder Endlich hab ich ihn gefunden Doch ich spüre seine Wunden Und das atmen fällt ihm schwer |
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29.11.2006, 12:38 | #12 |
Kapitel 11 – Komm zurück
Du wärst beinah dort hinunter gestürtzt. Ein Abrund, direkt vor ihnen. Sei froh, dass ich dich rechtzeitig gestoppt habe. Sie schweigt Was tust du hier? Ich habe dich gesucht. Ein Blick zur Seite Ich wollte nicht gefunden werden Ich weiß… Schweigen. Warum bist du mir nachgelaufen? Ein scheuer Blick Ich möchte, dass du zurück kommst und… Ich habe dich zu etwas gemacht, dass du nicht sein willst und vermutlich auch nie akzeptieren willst. kopfschütteln Ich war ungerecht zu dir. Ich habe dich hart verurteilt, aber inzwischen… Sie stockt …inzwischen habe gespürt, was es heißt, ein Wolf zu sein. Du hast… Seine Augen weiten sich… Es fällt mir schwer… Er dreht sich um und entfernt sich einige Schritte Wolltest du dich… Was? ein mürrisches Knurren Diese Klippe hier… wolltest du… Er fährt herum. Ich bin hierher gekommen, um nachzudenken. Stille Um über dich nachzudenken Schweigen. Deine Wunden… Er spannt den Körper wie zum Sprung Das ist nichts weiter… Bitte… Tränen in den Augen. Verzeih mir… Schweigen. Meine Wut, meine harten Worte... Ich war so erschrocken… Er starrt sie an. Du weißt, dass ich dich liebe?! Sie nickt. Ich hätte dich nicht beißen sollen. Ich bin nun ein Wolf, ich möchte es nie mehr missen. Seine Augen ruhen auf ihr. Ich habe dich nicht vorher gefragt, du bist im Recht, wenn du mich verurteilst. Ich verurteile dich nicht. Komm bitte wieder zurück. Schweigen. Dein Rudel braucht dich. Schweigen. Unser Rudel… *So... fertig... 8o* *Jetzt seid ihr dran* |
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