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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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18.02.2022, 16:01 | #1 |
Wie Gott mich schuf
Ich stehe nackt, wie Gott mich schuf,
am Ufer. Zwischen uns ein Wehr, das klingt wie der Vesuv im Schatten deines Mundes, der Schnuten zieht und Lippen leckt. Das tut er wohl auch ohne mich, seit nachts bei unsrem letzten Sekt mein Atem feuchter Erde wich. Sie klebt an dir wie Sommerschweiß und tätowiert dein Glasgesicht. Du packst für heute - viel zu heiß. Mein Körper schmilzt im Gegenlicht. Ideenklau von Pennywise' "Die Frau von der anderen Seite des Sees" |
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19.02.2022, 00:59 | #2 |
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Moin Krebsgestoeber,
schön, dass Du die Inspiration so schnell umgesetzt hast. Wobei Du Dich da meiner Meinung nach nur sehr vage an meinem Gedicht orientierst, so dass ich nicht von einem Ideenklau sprechen würde, so wie Du es unter Deinem Gedicht anmerkst. Das hier ist zum Beispiel wesentlich verpackter geschrieben. Du kommst nicht direkt mit der Sprache raus und ich denke, wenn man das Gegenstück zu dem Gedicht nicht kennt, dann braucht man eine Weile, um es zu entblättern. Das hier ist nicht ganz so unschuldig wie meins. Einzig stört mich etwas Vers zwei und vier. Du reimst eigentlich strikt durch, aber dort will es nicht passen bei "zwischen uns" und "deines Mundes". Wie wäre es mit: "Ich stehe nackt, wie Gott mich schuf am Ufer. Zwischen uns, es tönt ein Wehr wie der Vesuv im Schatten deines Mundes." Bin zwar bei meiner Idee auch nicht richtig von der Betonung überzeugt, aber das Metrum ist so wieder stimmiger. Mir gefällt übrigens "nackt wie Gott mich schuf". Ich interpretiere es halt wirklich als "nackt bis auf die Seele". Also körperlos. Wie meinst Du das mit dem Sekt? Der passt mir nicht so ganz da hinein und scheint mir aufgrund des Reimes reingerutscht zu sein. Jedenfalls mal wieder etwas sehr experimentelles von Dir. Gruß Pennywise |
19.02.2022, 01:19 | #3 | |
Lieber Pennywise,
vielen Dank für deine Antwort und den Verbesserungsvorschlag. Er verarztet in jedem Fall Reim und Betonung. Zitat:
Ich habe, wie du sicherlich merkst, noch nicht so recht "meinen Stil" entdeckt. Das bedeutet: Experimentieren, bis das Kantholz geschliffen ist. Ich beneide dich ein wenig um deine galoppierenden Bilder. Sie scheinen zurzeit deine lyrische Heimat zu sein. Beste Grüße Krebsgestoeber |
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19.02.2022, 01:31 | #4 |
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Na ja, ich finde es gut, wenn Du alles mögliche ausprobierst. Spricht eigentlich nur für die Vielfalt und Deine Offenheit allem gegenüber.
Ich finde, dass Deine Texte oft (und das ist sehr positiv gemeint) etwas crazy rüberkommen. Und das ist ein Stil, den ich da durchweg erkennen kann. Und wie gesagt... Das meine ich absolut positiv. Damit beschäftigt man sich nicht mal eben 5 Minuten. Ich muss Dir ganz ehrlich sagen, dass ich in meinem Leben leider viel zu wenig Lyrik gelesen habe. Ich habe immer Zeit damit verbracht, sie zu schreiben. Allerdings bin ich jetzt erst seit ungefähr zwei Jahren wieder aktiv. Davor war jahrelange Pause gefüllt mit Lustlosigkeit. Dann gab es Phasen in meinem Leben, in denen eine gehörige Portion Melancholie raus musste. Ich hab nur die Möglichkeit des Schreibens als Ventil gesehen. "Das stumme Telefon" ist glaube ich ein Musterbeispiel dafür. Eine Szenerie, die in keinster Weise in meinem Leben so stattgefunden hat. Aber das Gefühl von Schwermut und sich dabei dennoch einen Blick für das Schöne zwischendurch zu bewahren. Das war und bin manchmal ich. Und das ist dann zu meinem Stil geworden. Die Geschichten muss ich mir dann halt oft ausdenken. Ich denke mir manchmal, dass ich mal aus der Komfortzone raus sollte. Mich doch mal an etwas Ungereimten versuchen soll und zu riskieren, dass es dafür vielleicht auch mal eins auf die Fresse gibt. Die Frau von der anderen Seite... hätte eigentlich ungereimt noch mehr Bildhaftigkeit bekommen können. Und vielleicht wäre es sogar schneller gegangen. Aber es liegt mir bisher nicht. Und so kehre ich zur Kernkompetenz zurück. Daher finde ich es klasse, dass Du die Dinge "riskierst". Und wie gesagt... Ich erkenne da einen Stil. Ich nehme mir mal vor, in der nächsten Zeit vielleicht eine zweite Variante zu verfassen. Gruß Pennywise |
19.02.2022, 02:17 | #5 | |
Ich habe fünf Jahre regelmäßig geschrieben und dann fünf Jahre prokrastiniert. Seit mitte letzten Jahres schreibe ich wieder ernsthaft. Davor hätte ich mich zwingen müssen. Manchmal findet uns das Schreiben von selbst, siehe "Das stumme Telefon".
Zitat:
Ich tüftle noch etwas an meinem Tribut. Zwischenstand: Ich stehe nackt, wie Gott mich schuf, am Ufer. Zwischen uns, es ertönt ein Wehr wie der Vesuv im Schatten deines Mundes, der Schnuten zieht und Lippen leckt. Das tut er wohl auch ohne mich, seit nachts bei unsrem letzten Sekt mein Atem feuchter Erde wich. Nun riechst du zwischen Deoresten im T-Shirt und im Wäschesack Parfüm von deinen Trauergästen und bittersüßen Salmiak. Er klebt an dir wie Sommerschweiß, beschlägt dein schmales Glasgesicht. Du packst für heute - viel zu heiß. Mein Körper schmilzt im Gegenlicht. Der Situationswechsel kommt etwas abrupt und chaotisiert das Gedicht. Mal schauen, wie ich das morgen finde. Dir erst mal eine gute Nacht KG |
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19.02.2022, 02:30 | #6 |
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Also "Deoresten" und "Trauergästen". Sorry, aber ich find sowas geil. Ich liebe es, wenn man Reime findet, die nicht inflationär verwendet werden.
Eine Band, die ich seit meiner Jugend höre hat einen Wettbewerb daraus gemacht. Die Ärzte aus Berlin... Da ist irgendwann ein Battle entstanden, wer die besten möglichst vielsilbigen Reime raushaut in diversen Texten. Die meisten Leute kennen nur den Mainstream Radio Kram. Aber speziell Farin Urlaub hat eine unfassbare Text- und Reimkreativität. Dies war ein kurzer Ausflug in die Popkultur. Sorry. Jedenfalls finde ich in diesem Forum immer wieder spannend, wie man über unterschiedliche Stile stolpert und feststellt, dass man sich selber damit schwertun würde, wenn man so etwas schreiben wollen würde. Und komischerweise liest man das auch immer wieder mal unter seinen eigenen Texten. Lyrik ist vielfältig. Aber sowas von... |
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