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28.07.2016, 13:04 | #1 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Das blaue Tuch
Es ist drei Uhr morgens, ich schlafe mehr, als dass ich wach bin. Noch 5 Stunden, dann werde ich endlich abgelöst. Heftiger Regen trommelt gegen die Fensterscheiben, die Luft ist erfüllt von einem beängstigenden Heulen und Sausen, als ob in dieser Nacht sämtliche Windsbräute ihr Unwesen treiben. Für einen kurzen Moment reißen die Wolken auf, im fahlen Mondlicht wirken die Bäume wie wild um sich schlagende Riesen, die sich gegen den wütenden Sturm mit aller Macht zur Wehr setzen. Seltsam, dass sich die letzten Stunden meiner Wache immer so entsetzlich lang hinziehen.
Mühsam wehre ich mich gegen die aufsteigende Müdigkeit und döse am Tisch vor mich hin, als sich ein wohlvertrauter Laut immer tiefer in mein Bewusstsein drängt und mich allmählich aus dem Dämmerschlaf zerrt und zum Fenster wanken lässt. Vor der Tür steht ein völlig durchnässtes zierliches Mädchen und läutet wie von Sinnen, sie ist höchstens 14 Jahre alt. Ihre langen blonden Haare kleben an dem mit Erde verschmierten Gesicht, sie weint hemmungslos und ist offensichtlich völlig verzweifelt. Ihre Fäuste hämmern wild und fordernd gegen die Tür und ich beeile mich, ihr zu öffnen. Sie stürzt herein und fällt mir fast vor die Füße, wobei ihr ein blaues Tuch von den Schultern auf den Boden gleitet. Sie bückt sich hastig danach um es aufzuheben. Dann schaut sie mich aus weit aufgerissenen Augen flehend an. „Kommen Sie schnell, dort hinten …, ein Wagen …, er ist die Böschung hinunter gestürzt und … und auf dem Dach liegen geblieben!“ „Nun mal langsam“, höre ich mich sagen, „wo genau ist es passiert, wie viele Personen sind in dem Fahrzeug und wie schwer sind die Personen verletzt?“ Automatisch und äußerlich ruhig spule ich mein Programm ab, so wie ich es gelernt habe. „Direkt hier …“, aufgeregt hüpft sie auf der Stelle und deutet mit wedelnden Armen nach draußen, „… hier vorne in der Biegung sind wir … ist das Auto verunglückt. Zwei Menschen waren darin, alle beide sind hinausgeschleudert worden - und … sie … sie bewegen sich nicht mehr. Bitte, bitte helfen Sie doch, machen Sie schneell!“ Ich alarmiere umgehend unser Rettungsteam und mache mich im Laufschritt auf den Weg zur Unglücksstelle. Das Mädchen eilt mir voran, sein Tuch leuchtet im Mondschein und flattert wie aufgeregte Flügel durch die Nacht. Es ist, als ob das Blau mir zuwinken und mich leiten wollte, ich stolpere wie in Trance hinterher. Am Unfallort fällt mein Blick sofort auf die beiden jungen Menschen, sie liegen nicht weit voneinander entfernt im Straßengraben. Die Scheinwerfer des Unfallwagens stechen wie zwei mahnende Finger in den regenverschleierten Nachthimmel. Schon sind auch meine Kollegen zur Stelle und wir beugen uns über die Unfallopfer. Der junge Mann atmet nur noch ganz schwach, das war wirklich Rettung in letzter Sekunde, er muss einen wirklich guten Schutzengel haben. Bei dem Mädchen kommt leider jede Hilfe zu spät. Seltsam verrenkt liegt es im nassen Gras, beim Aufprall ist ihm das Genick gebrochen. Ich schaue betroffen zur Seite, ich kann den verdrehten Körper nicht länger ertragen. Die rotierende Lampe des Notarztwagens taucht unsere blassen Gesichter stakkatohaft in gleißendes blaues Licht. Ich erkenne, dass einige von uns weinen. Sogar der wütende Sturm scheint für einen Moment betroffen inne zu halten. Das arme Mädchen war doch noch so jung. Als sich der schwarze Leichensack schon fast geschlossen hat, stutze ich. „Wartet bitte noch einen Moment!“ höre ich mich rufen, während ich hastig die Böschung hinunter stürze. Außer Atem stolpere ich schluchzend zurück und lege dem bleichen Kind behutsam das blaue Tuch um die schmalen Schultern. |
28.07.2016, 14:11 | #2 |
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Gute Idee, aber ich musste das Ende nochmal intensiver lesen, bis mir der Sinn und das Unheimliche der Geschichte klar wurden. Das blaue Tuch würde ich in den Mittelpunkt der Geschichte stellen, denn es fungiert als Bindeglied zwischen dem toten Mädchen und dem Helfer, dem es gelang, rechtzeitig den Notarzt herbeizuschaffen, um wenigstens den jungen Mann zu retten. Die Farbe Blau könnte man überhaupt durchgängig als Symbolfarbe durch Wiederholungen einbauen. Ganz klar ist mir nicht, weshalb am Ende das Tuch dem Mädchen umgelegt werden muss. Wo war das Tuch davor? Und weshalb? Was war damit passiert, nachdem das Mädchen um Hilfe ersucht und zum Auto zurückgelaufen war?
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29.07.2016, 13:21 | #3 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Hallo Ilka-Maria,
bevor ich alle Fragen beantworte, möchte ich erst einmal weiteres Feedback abwarten. ich hoffe, da kommt noch was. Nur soviel: Zitat:
LG Nöck |
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29.07.2016, 13:38 | #4 | |
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Zitat:
Mir fehlt einfach eine Szene, wo der Protagonist das Tuch hergenommen hat. Nahm er es aus dem Auto, was unwahrscheinlich ist, lag es auf der Straße neben dem Auto, oder hing es irgendwo im Gebüsch neben dem toten Mädchen? Der Protagonist muss es doch im Blickfeld gehabt haben, um auf den Gedanken zu kommen, es dem Kind umzulegen. Ich ginge ja gar nicht so intensiv auf diese Stelle ein, wenn ich bei ihr nicht ein Störgefühl bekommen hätte. Wäre gut, wenn mal einige andere User sich zu der Geschichte äußern würden. Vielleicht bin ich irgendwie vernagelt. LG Ilka |
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30.07.2016, 08:31 | #5 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
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30.07.2016, 09:19 | #6 |
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30.07.2016, 09:31 | #7 |
gesperrt
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Endlich einmal einer, der die Tasten richtig trifft.
Gem Für ein Gedicht zu uninteressant, für eine Prosa zu Lang. Mit drei Gramm Koks erträglich. Für den: "Protagonist" wer soll das sein, und wenn ich bei ihr nicht ein Störgefühl Je und du meinst die?: Das Mädchen starb beim Unfall denn als es in seiner geistigen Gestalt beim dem Protagonisten auftauchte https://www.psychologie.uni-freiburg...ungen/ambulanz |
30.07.2016, 09:35 | #8 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
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30.07.2016, 09:44 | #9 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Erfahrungsgemäß werden Geschichten nur selten gelesen und bewertet. Wahrscheinlich gibt es eine Sperre bei den Lesern, sich auf längere Texte einzulassen. Die Auswahlkritieren sind ebenfalls ausschlaggebend. Es mag jetzt wieder schlecht ankommen, aber ich sage es trotzdem: Je anspruchsvoller ein Text, desto eher wird er ignoiert. Dagegen stehen Texte mit "Herz-Seele-Schmerz"-Themen hoch im Kurs. Sie "berühren", egal ob sie gut oder schlecht geschrieben sind. Trage es mit Fassung, Nöck. Du hast ja mich . |
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01.08.2016, 10:00 | #10 | |||
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
Zitat:
Zitat:
Liebe Grüße Nöck |
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01.08.2016, 20:15 | #11 |
Lieber Nöck,
gespenstisch, und das noch vor Mitternacht. Gefällt mir! Liebe Grüße Gylon |
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01.08.2016, 22:02 | #12 |
R.I.P.
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Ich empfinde wiw Gylon.
Gespenstisch. Aber wie Ilka-Maria denke ich auch, daß die Gescxhichte zu umständslich um dasa Geshehen herum aufgebaut ist. So mußt ich ein paar mal lesen, bis das Geisterhafte klar wurde. Straffen! Die lange Einleitung kürzen! Notfallwagengeschehen komprimieren. Das sind lediglich Anregungen, lieber Nöck. Liebe Grüße von Thing |
03.08.2016, 17:20 | #13 |
Hallo Nöck,
gut geschrieben, vom Thema her nicht wirklich neu, das habe ich in der Art schon in x Büchern gelesen und in Gruselfilmen gesehen und so war das Ende keine wirkliche Überraschung. Ich finde es auch nicht gespenstisch, aber nicht jeder ist gegenüber solchen Dingen gleichgültig. Also kann die Geschichte durchaus fesseln; für Leute, die bei Horror/Grusel ziemlich abgebrueht sind, ist sie nicht allzu sehr beeindruckend. Außerdem sind Filme in der Art meine Lieblingsfilme und Bücher mit solcher Handlung waren früher mal meine Lieblingsbücher, deswegen behaupte ich mal, dass man es spannender hätte machen können. Geändert von DieSilbermöwe (03.08.2016 um 18:52 Uhr) |
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04.08.2016, 08:58 | #14 |
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Beiträge: 2.662
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Hallo Gylon, Thing und Silbermöwe,
danke für eure aufschlussreichen Rückmeldungen. Meine Geschichte ist mit Absicht nur ganz leicht vom Übersinnlichen angehaucht. Und im letzten Satz soll der Leser stutzen und sich fragen, ob er richtig gelesen hat. Das war zumindest meine Vorstellung. Das habe ich offensichtlich nicht stimmig genug rübergebracht. Die "lange Einleitung" @Thing ist auch gewollt und soll die passende Atmosphäre schaffen. @Silbermöwe Klar, für Horrorfans ist meine Geschichte völlig ungeeignet. Ich habe auf jeden Fall etwas gelernt. Liebe Grüße an euch alle Nöck |
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