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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles. |
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21.01.2007, 02:53 | #1 |
kleine komödie
wir schnüren uns loden
um schneebleiches land zinnsterne entranken nicht ein soldat sang an fenstern garn ins grabenlicht geknüpft und einer an den kupferbaum es ist nur ein jiddisches lied es ist nur ein jiddisches lied |
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21.01.2007, 03:07 | #2 |
und schon jetzt geistert es mir wie ein ohrwurm im kopf herum - ich liebe es.
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21.01.2007, 09:24 | #3 |
Lieber Guardian. Das ist Klasse. Weil es schwebt wie eine Melodie. Es hat Atmosphäre.
Denoch: 2 Bemerkungen. Mich stört das Wort "Loden". (Ich weiß nicht was das ist und will es auch nicht wissen.) Und die 3. Zeile klingt noch eckig. |
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21.01.2007, 13:01 | #4 |
manche der verse sind für sich nicht schlecht, doch will sich das ganze für mich nicht zusammenfügen. es ist wie eine skizze, die zu verschiedenen, guten gedichten führen könnte. das ist nicht gelungen.
gruß. esb. |
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21.01.2007, 18:48 | #5 | |
Zitat:
denkst du ernsthaft, guardi sollte sich über das zerfetzen seines werkes deinem niveau anpassen? wenn man keine ahnung hat: einfach mal die fresse halten |
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21.01.2007, 18:58 | #6 |
beim ausprobieren des wörtchens niveau hast du dir wohl die finger verbrannt und hast kein gefühl mehr für die wirkung des letzten satzes, den ich von dir wirklich nicht erwarten konnte. dir tut die gefühlsnähe zu guardian bei der bewertung seiner texte gar nicht gut.
überheblichkeit ist es nicht, nur eine meinung von vielen. du weißt, dass ich mir dessen wohl bewusst bin. mit nur ein wenig nachdenken hättest du dies hier nicht schreiben müssen. übrigens: warum ist es nachvollziehbar? gruß. esb. |
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21.01.2007, 19:08 | #7 |
liebe böseschlampe,
es ist nun wirklich nicht so, dass meine beziehung zu guardi meine beruflichen fertigkeiten schwinden lässt, es ist auch nicht so, dass meine ehrlichkeit dadurch dahin wäre. ich sage ihm, wenn ein text schwach ist, ebenso wie ich kundtue, dass ein text - wie dieser - unter den seinen noch heraussticht. dass du mir solche beziehungsstrukturen unterstellst lässt allerdings doch gewaltig auf deine zwischenmenschlichen verhaltensweisen schließen. nachvollziehbar, weil ich deine texte kenne. die zwar teilweise gute ansätze haben, die aber nie über einen gewissen grad der dichte hinausgehen, die sich gerne hinter der äußeren form und einem sprachgestus verstecken, welcher den einen oder anderen vielleicht zu blenden vermag, aber nun einmal nicht jeden. ganz liebe grüße, ravna |
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21.01.2007, 20:10 | #8 |
21.01.2007, 23:00 | #9 |
du hast mich einmal getroffen. aber das hat hier nun wahrlich nichts verloren.
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21.01.2007, 23:32 | #10 |
gesperrt
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Der Text hat mich erst auf den zweiten Blick angesprochen. Aber dann doch sehr. Irritiert hat mich das Wort Loden und die Wiederholung der letzten Zeile.
An den Zinnsternen habe ich mich auch gestoßen. Ich will hier keine Interpretation des gesamten Gedichtes vornehmen, das soll jeder für sich soweit realisieren, wie er mag. Doch ich will meine vorherigen Verständnisprobleme, und wie ich sie denke für mich gelöst zu haben, skizzieren. Bei den Loden verhielt es sich zuerst so, dass ich dachte, es seien die Lumpen gemeint, die sich die massakrierenden, frierenden, Ostfrontsoldaten um die Gliedmassen wickelten, dann aber habe ich nachgeschlagen und herausgefunden, dass Loden ein, aus Wolle hergestelltes, Streichgarngewebe ist (Hmm?). Also vielleicht eher etwas, dass sich hier auf die Erzeugnisse der getöteten Zivilisten, etwas wie Sticktischdenken, das künstlerischen Wert besitzt bezieht? Die Zinnsterne als Metapher der geraubten jüdischen Utensilien, die, ebenso wie das jiddische Lied ni,cht aus den Gedanken verschwinden, erzeugen eine Perspektive auf die wahrhaft bedrückende, jämmerliche, traumatisierte Situation der Soldaten in den Gräben. Das Gedicht werde ich für das Gedicht des Monats Januar nominieren. Übrigens knabbere ich noch am Titel, aber das ändert sich morgen ja vielleicht. Dann lese ich den Text noch einmal. |
21.01.2007, 23:49 | #11 |
Ist das nur mein wirrer kopf oder ist der eine an den Kupferbaum geknüpfte tatsächlich Jesus. Wäre es so wüsste ich nähmlich eine ganze Menge damit anzufangen
Dann wäre es ja ganz schön kritisch |
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21.01.2007, 23:50 | #12 |
@ro: loden hat sateb ja erklärt, z.3 hinkt in der tat, ja.
@sateb: puh, das ist viel lob und ein gefallender ansatz, sage meinen dank @muted: hm jesus? nein eigentlich nicht meine intention, aber interessant auf jeden fall, das gibt mir jetzt zu denken. danke euch |
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22.01.2007, 00:03 | #13 |
gesperrt
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'Auf den Kupferbaum geküpft' habe ich, Ro, als massenhaftes Erhängen (Exekutieren) durch Erschiessen, wie es im Osten oft geschah, gelesen; gleichwohl auch Juden und befehlsverweigernde, desertierte Soldaten als Abschreckung und Terrorisierung an den Wegen aufgehängt wurden.
Jesus in diesem Zusammenhang, als symbolisch getötetes Mitleid, als Hilflosigkeit in der Situation - dann noch im Zusammenhang mit dem Leiden der Juden unter der Römerherrschaft und dem Leiden der Juden unter den, ebenfalls aus dem Westen, diesmal von Deutschland nach Russland stoßenden Invasoren - zu sehen, ist vielleicht nicht die Intention des Schreibers gewesen, dennoch, wie Guardian schon ausdrückte, es gibt zu denken, fügt dem Text eine weitere Ebene, eine religiöse, hinzu. Auch wenn mich persönlich die Symbolfigur Jesus nicht anspricht, so kann ich mich der Stimmigkeit und Faszination der Epochen übergreifenden Implikation eines theologischen Hintergrundbildes nicht entziehen. |