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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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19.12.2021, 13:48 | #1 |
zweite seite
zweite seite
wenn worte, zeichen schnelllebiger zeiten sich - unbeeinflussbar? - dem unteren rand der seite annähern, um unverwandt und kaum erwidert in das nichts zu gleiten als ob sie den verfallstag überschreiten scheint dies authentischer als fortbestand sind sie doch ausdruck uns und unterpfand für sprachlosig- wie auch vergänglichkeiten so würde wehmut mir der weg bereiten mit dem noch jeder sang im sog verschwand wenn ich mich nicht mit klick auf zweite seiten aus drittem blickwinkel und vierter hand mit allen jenseits- sowie weltweisheiten in euren oder eigenen versen wiederfand |
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19.12.2021, 17:43 | #2 | |
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Lieber Epilog,
Zitat:
nicht richtig verstanden oder ist das "sank" gemeint und nur abgewandelt damit es deine Aussage aus der ersten und zweiten Strophe unterstreicht? Ich fürchte ich muss warten bis mir das jemand erklärt, was schade ist, weil deine Zeilen irgendwie wichtig klingen und im Grunde eine durchaus verzweckte Sache meinen könnten. Oder ist "klang" gemeint? Alles Liebe |
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19.12.2021, 18:38 | #3 |
Lieber Lichtsohn
vielen Dank für Dein Interesse und vor allem Deine aufschlussreichen Spekulationen. Mit "Klang" bist Du schon sehr eng auf der richtigen Spur, denn "Sang" ist hier ein Synonym sowie eine verkürzte Form von "Gesang", vgl. weitere sprachgeschichtliche Hinweise dazu z.B. unter https://www.dwds.de/wb/Sang - Bekannt ist heute manchen vielleicht noch die Redensart "Mit Sang und Klang".
Aber warum das Ganze? Ursprünglich stand in diesem Vers so etwas wie "mit dem noch jedes Lied im Nichts verschwand" o.ä., doch "nichts" stand hier schon in der 1. Strophe, und außerdem bin ich fast zwanghaft auf der Suche nach melodischen Gleichklängen, in diesem Fall zwei einsilbigen Wörtern mit alliterativem Auftakt. "Sang" steht in einem weitgefassten Sinn für Lied, Gedicht und Verse oder auch einfach Worte, Begriffe, die in dem Sonett schon anderweitig vorkommen ("Sog" hat hier und meist auch sonst Bedeutungen wie Ausklang, Abgrund, Nichts, Nirwana, Tod?). Im Gegensatz zu anderen Auffassungen im Forum bin ich der Meinung, dass Gedichte eben nicht die eine, klar verständliche Aussage haben müssen/sollten, der dann am besten jeder auch gleich zustimmt. Noch besser ist jedoch, dass solche unterschiedlichen Ansätze nebeneinander existieren dürfen. Herzliche Grüße Epilog |
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19.12.2021, 19:22 | #4 |
Lieber EPI,
das ist wieder eines dieser faszinierenden Gedichte, die ich immer wieder lesen muss. Zum einen weil sie so schön klingen, zum anderen, weil ich meine, sie erst dann richtig verstehen zu können (wenn überhaupt) Worte als Zeichen schnelllebiger Zeiten - weil man heutzutage schneller schreibt, als man denkt? Oder weil man eher miteinander schreibt als man spricht? Hm. Man kann natürlich was Geschriebenes schnell wieder löschen, ein ausgesprochenes Wort aber nicht mehr zurück nehmen. Außerdem dreht dein Gedicht mein Verständnis von: "wer schreibt, der bleibt" auf den Kopf. Auch ein interessanter Blickwinkel. Und dann wäre da noch die vierte Hand, die den Bogen spannt zu dem Wort, das ist, was es ist, und dennoch verschiedene Bedeutungen spiegelt? Spannend! Liebe Grüße |
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19.12.2021, 19:27 | #5 | |
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Lieber Epilog,
vielen lieben Dank für diese leicht verständliche Erklärung. So kann ich die angesprochene Zeile durchaus annehmen. Und auch sagen dass mir der Text gefällt. Grade wegen der ein wenig "seltsamen Art" die Aussage so lange hinauszuzögern. Zitat:
Entschuldige bitte dass ich nachfragen musste. Alles Liebe |
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19.12.2021, 21:48 | #6 | |
Liebe Mohrel, lieber Lichtsohn
vielen Dank für eure Beiträge.
@ Lichtsohn Zitat:
Obwohl Gedichte selbstverständlich für sich selbst sprechen sollten, möchte ich doch etwas zu dem eigentlichen Anlass/Aufhänger dieser Zeilen erläutern: Es geht nämlich (zunächst mal) darum, dass online alle schriftlichen Beiträge relativ schnell nach unten rutschen und alsbald nur auf der "zweiten Seite" stehen, wo sie kaum noch jemand findet und sie der Vergessenheit anheimfallen. Verlieren sie dadurch an Wert? Sind sie nicht länger aktuell? (Das hat durchaus auch mit meiner beruflichen Tätigkeit zu tun, da ich in gesetztem Alter noch zum "Search Engine Optimization Editor" mutiert bin - alles muss ganz oben auf die erste Seite der Suchergebnisse, was darunter steht, ist nicht mehr relevant). Dabei genügt als Gegenbewegung doch einfach ein Klick auf zweite Seiten (siehe S3V3), um diesem "tagesaktuellen Hitparadenwahn" den Garaus zu machen. Liebe Mohrel, Deine diversen Deutungsmöglichkeiten geben mir jedoch ein weiteres Mal Gewissheit, dass in Gedichten vielfältige Interpretationen stecken - und dass sie durch Begutachtungen und Besprechung "aus drittem Blickwinkel und vierter Hand" immer noch an Wert gewinnen. Einen schönen Abend wünscht euch EPI |
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02.01.2022, 17:23 | #7 |
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Moin Epi,
ich musste hier auch mal wieder reinschauen. Ich bin bei der Interpretation auf einem ähnlichen Weg wie Mohrel, ohne ihn aber bisher komplett deuten zu können. Ich habe es jetzt glaube ich 5 oder 6 Mal gelesen und entdecke für mich immer wieder einen neuen Weg der Deutung, den ich beim nächsten Lesen aber schon wieder verlasse. Du packst unfassbar viel Message in ein paar Zeilen und spielst geschickt mit den Interpretationsmöglichkeiten. Bei Dir muss man das Gedicht Stück für Stück entblättern. Und das ist Dein spezielles Markenzeichen. Da lebt so viel zwischen den Zeilen. Es ist nicht nur anspruchsvoll geschrieben, es erfordert auch einen gewissen Anspruch beim Lesen und ist nichts für die Schnelle. Sprachlich und metrisch ist das sowieso fein. Ich würde sagen, dass Du sprachlich hier im Forum auf dem obersten Regal logierst. Gruß Pennywise |
02.01.2022, 18:05 | #8 |
Hi Pennywise
herzlichen Dank, zu viel der Ehre.
Ihr wisst ja, dass meinem Geschreibsel (meistens) nicht die eine ausschließliche Deutungsmöglichkeit zugrunde liegt. Viel eher kommt darin eine seit Jahren zunehmende Unsicherheit zum Ausdruck, ob sich meine Umgebung oder Weltwahrnehmung überhaupt in irgendeiner adäquaten Weise deuten lässt. Umso mehr bin ich verwundert - und freue mich dann ungemein darüber - dass ihr darin weitere Ansätze zum Verständnis findet, die sich mir dann plötzlich auch erschließen. Wie schon angedeutet, relativ "oberflächlicher" Auslöser für diesen Text war die Tatsache, dass immer wieder Einträge von den verschiedenen "Ergebnislisten" auf die zweite Seite (und so weiter) rutschen und damit aus der Wahrnehmung zu verschwinden drohen - in diesem Fall war es wohl "handhabungen" aus der Liste "Meine Gedichte", das mir aufgrund seiner wabernden Vieldeutigkeit wohl selbst eines der liebsten ist. Aber alles, was Mohrel zur "zweiten Seite" geschrieben hat, ist ebenso nachvollziehbar - vor allem, weil es stets eher als Fragestellung denn als eherne Gewissheit zu verstehen ist, die ich mich verbreiten zu wollen erdreiste Liebe Grüße EPI |
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