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21.10.2018, 10:52 | #1 |
Saumränder
Heute Nacht war ich wieder dort.
Draußen, an den fragilen Nahtstellen. Brüchig wirken sie mittlerweile und mir ist wieder aufgefallen, wie ausgefranst die Fäden schon wirken. Wie oft ich schon dort war, oder wie lange ich noch nach ihr suchen muss, weiß ich nicht. Wichtig ist nur das ich mich beeilen muss, denn sie muss inzwischen etliche Träume Vorsprung haben. Fiebertraumwetter umgibt mich. Meine Lungen brennen von der klebrig schweren Süße des Gelee-Sirup Traumes. Jeder Instinkt drängt mich zur Umkehr und mein frierender Körper protestiert. Aber ich muss das Haus finden, die winzige Kate, die mein Unterbewusstsein gebaut hat. Sie ist mein einziger Schutz hier draußen und steht tapfer am Rand von allem. Und genau dazwischen. Dort befindet sich auch der Raum, wo das Fenster ist. Zu der einen Illusion die ich suche. Gerade noch rechtzeitig erreicht, denn ein weiterer Faden ist, mit einem peitschenden Knall gerissen. Die Welt draußen wankt drohend, als ich eintrete. Der Hausflur ist einschüchternd und knarrt bedrohlich, als würde er flüstern. Ich verzichte auf die Unterhaltung und renne los. Einige hundert Stockwerke auf oder ab, dass lässt sich nicht genau sagen. Namenlose Flüsterflure, zweigen vom Politurglanz Schick des Treppenhauses ab. Schon bald habe ich mich im Gewirr der Treppen und Gänge verloren. An den Wänden lockt mich das Kabinett aus tausend Mal tausend Spiegeln, ihrer Einladung zu folgen. Oder sie zu zertrümmern. Ich möchte beides so gerne tun. Wenn ich doch nur einen Hammer hätte. Oder mehr Zeit. Die Spiegelbilder rasen vorbei. Eine endlose Abfolge. Verzerren, karikieren und ich bilde mir ein das sie lachen. Sie wissen etwas was ich nicht weiß und wollen mir davon erzählen. Der Wunsch zuzuhören ist stark, fast hypnotisch. Gezerrt und verzerrt, karikiert und dupliziert, könnte ich selbst bald ein Teil der Trugbilder sein. Es wäre so schön, einfach zu entgleiten. Doch ich muss los. Beobachtet von irgendwem. Denn hinter dem Glas lauern gierige Augen auf einen Fehltritt. Sie gehören nicht der Witwe, wie mir klar wird, denn diese ist nur eine Botin. Der Besitzer der Augen ist viel schlimmer und mächtiger. Er muss belustigt sein, von diesen Hamsterrad Träumen und vielleicht war er auch in der großen Wüste, wo ich fast verdurstet wäre. Ob die Augen auch in den Scherben meiner Gedanken warten, wenn sie splittern? Zeit hat hier keine Bedeutung, aber sie läuft mir davon. Lauf weiter, kleine Käsemaus. Dann kommt das Holztüren Stockwerk. Zu viele davon, es müssen hunderttausende sein. Sie gleichen einander bis auf die letzte Kerbe und doch ist keine wie die andere. Das Traumholz singt so betörend das mir schwindelig wird. Ich möchte in jede eintreten, denn die Stimmen erzählen von Liebe und Zweisamkeit, wildem Sex und Verlangen. Aber da ist noch etwas anderes und man muss schon sehr genau hinhören, damit einem die falschen Töne auffallen, die sie manchmal nicht vermeiden können. Ahnungen von barbarischen Schlachtfeldern, Hass und grausamen Obszönitäten lassen mich zurücktaumeln. Wenn ich das falsche Wann oder Wo öffne bin ich verloren. Mein Blut rauscht und der einzig wichtige Gedanke hat Mühe sich an der Oberfläche zu halten: Ich muss das Fenster finden. Später, wann genau weiß ich nicht, glaube ich die richtige Tür erkannt zu haben und treffe meine Wahl. Das Fenster sieht richtig aus, aber was heißt das hier schon? Ich habe einen Fehler gemacht. Vor mir breitet sich nur irgendeine kalt glasige Albtraumlandschaft aus. Das halbtote Zappeln und Zucken ist so bizarr das ich Würgen muss. Zurück ins Treppenhaus, weil noch etwas Zeit sein muss und ich sie immer noch spüren kann. Wieder Musik, aber es gibt kein Treppenhaus mehr. Ich falle … Der Aufprall bleibt aus, wie üblich. Nur ein Traum. Wild suche ich die Fetzen des schrecklichen Ortes abzustreifen und taste nach der Nachtischlampe, wie nach einer Waffe. Das warme Licht schmilzt die Dunkelheit und die letzten Angstreste von mir ab. Erleichterung und… Moment, was...? Dies ist nicht der Ort von dem ich aufgebrochen bin. Und das hier ist auch nicht mein Bett. Oh nein.. In welcher Hölle bin ich gestrandet? Wer…? Hilf mir! |
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21.10.2018, 12:02 | #2 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Liebe Sushan,
taste in der Dunkelheit nach meiner Hand. Drücke, halte fest. Lass nicht los! Lass dich fallen! Hab keine Angst, zögere nicht. Die Zeit fliesst schnell, im Stundenglas. Ein Ruck, ich hab dich. Ich zieh dich rauf. Sicher, sicherer Steinvorsprungstand. Du ich, Wand. Lehn dich an, atme tief durch. Spürst du den Fels an deinem Rücken? Wir stehen sicher! Lehn dich nicht nach vorn. Umschau. Abgrund. Felswand. Du, ich. Nicht mehr! Und jetzt? |
21.10.2018, 22:24 | #3 | ||
Mich zu retten war süß und nett
Lass mich Wärme und Sicherheit fühlen Zitat:
….hier steht ja ein Bett Könnten ein wenig die Laken zerwühlen Und weiter.. Auweia… Ich konnt`s einfach nicht lassen Dies hier ist auch nicht der Lohn Ich bitte Dich nicht loszulassen War nur `ne kleine Provokation ------------------------------------------------------------------------------------ Zitat:
Ergreife dankbar Deine Hand Die Felswand in meinem Rücken Harter grauer Stein der… Irgendwie warm und beruhigend ist Wie Deine Hand Du bist nicht… die Frau… Die ich gesucht habe… Sie! Oder doch? Spielt das eine Rolle hier draußen? Der Vorsprung Verdammt schmal Wird reichen müssen Vielleicht solltest Du… Loslassen Wenn ich stürze Reiße ich Dich mit In den Abgrund Nein? Danke! Lass uns verschwinden Bring mich hier weg Bitte! Bist Du doch… Sie? … oder… SIE? Nur ein weiterer Trick? SIE Die Witwe? Engel der Agonie! Nein! Das ist nämlich eine andere Geschichte… Aus einem anderen Albtraum. -------------------------------------------------------------------------------------- Ganz ernsthaft: Vielen Dank für Deine ganz tolle Antwort! Und sei bitte nicht böse, wegen dem kleinen Spaß! LG |
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21.10.2018, 22:58 | #4 |
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271
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Ich dachte schon, du könntest meine Antwort falsch verstehen.
Bin froh, dass du das positiv auffasst. Das kam so über mich, weil mich deine Geschichte so gepackt hat. Da war ich plötzlich mittendrin. Und da konnte ich dich doch nicht alleine lassen. Ausserdem sprach mir alles so aus dem Gehirn. Solche Gespinnste suchen mich nämlich tatsächlich heim. Und ich muss seltsamerweise ständig wen retten. Anstrengend, aber auch spannend. Leider muss ich dich bezüglich des Angebots enttäuschen. Ich such ja diesen Einen. Sowas aber auch... Tja, also sitzen wir ja quasi im selben Boot, oder eben im selben Alb/traum fest. Danke, dass auch du mich nicht alleine lässt. War mir ein Vergnügen, diese kleine Textabenteuer. Macht frau ja auch nicht mit jeder. |
22.10.2018, 20:50 | #5 | |||
Zitat:
Ich habe Deine Antwort gelesen, schnell in die Tasten gehauen und dachte... Moment mal! Da hat sich jemand so viel Mühe gegeben, da muss ich angemessen antworten. Und auf die Idee das negativ aufzufassen wäre ich nie gekommen. Selbst wenn: Ich bin ja, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Süße. Aber so eine Zuckerprinzessin bin ich nun auch nicht. Und davon ab: Ich weiß auch konstruktive Kritik sehr zu schätzen. Zitat:
War ja auch nur ein kleiner Spaß. Ich habe meine "die Eine" ja schon gefunden.. Und da ist Rettung ein gutes Stichwort, es scheint meine Lebensaufgabe zu sein, meine kleine "Nörgelprinzessin" zu retten. Zitat:
Allerdings habe ich das Pferd falsch aufgezäumt, denn im Prinzip war das ein sehr loser Nachfolger, eines anderen Textes. Den hätte ich vielleicht zuerst einstellen sollen. Kann ja noch kommen. Wieder einen schönen Abend! |
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