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15.01.2007, 19:35 | #1 |
Über die Funktionsweise des männlichen Gedächtnisses
Irgendwo in einer Stadt, sie muss nicht groß gewesen sein, befand sich, nicht ganz zentral gelegen, aber auch jenseits der Randbezirke, eine Fußgängerzone, bestückt mit Klamottenläden, die allesamt blitzblanke Schaufensterscheiben ihr Eigen nannten. Das Pflaster war hart, aber unsichtbar – zu viele machten von ihm Gebrauch. Zumeist waren es kaufgeile Menschenwesen, hin und wieder nur ein Vierbeiner, der nicht durfte, was er wollte, da sonst Herrchen oder Frauchen horrend zur Kasse gebeten würden. Denn schließlich ist dies eine saubere Fußgängerzone.
Hier ereignete sich, vor nicht all zu langer Zeit, folgendes Ereignis: eine Frau, sei sie Mitte Zwanzig, stolzierte wohlgeformt diese beschauliche Ladenstraße entlang, den Blick selbstverständlich den so atemberaubend sauberen Schaufensterscheiben gewidmet. Ihr kam entgegen, was ihr jedoch keinerlei Notiznahme abverlangte, ein Mann – wie man sie jeden Tag in jeder Fußgängerzone mit zum Spiegeln sauberen Klamottenlädenschaufensterscheiben eben so antrifft. Der Blick des kinnseitig leicht Haarbesprenkelten lag verborgen unter einer schwarztönigen Sonnenbrille, die er immer trug, obgleich nun die vorherrschende Lichtintensität dies als empfehlenswert einstufen ließ, oder man die frisch vom Friseur Kommenden ob des Zuhauselassens ihres Regenschirmes Zeter und Mordio schreien hörte. Es sollte sich so ereignen, dass jene beiden Personen, Mann und Frau, Frau und Mann – je nach Standpunkt – einander nur um etwa zwei Hand breit verfehlten. Kaum war dies vollbracht, neigte sich der Kopf des Mannes der eben passierten Frau nach, um deren Sitzmuskulatur einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Dabei erschrak er. Zunächst blieb er stehen, dann wendete er sich um, ihr nachzugehen; berührte sie an der Schulter, worauf sie sich ihm zuwendete. Sie blickte, völlig perplex, in das fremde Gesicht, wobei sie, aufgrund der Nähe und eines genauen Hinsehens, das Augenpaar hinter der Schwärze erkennen konnte, wie es den Blick auf ihre Brüste gerichtet hielt. Doch noch bevor sie sich aus ihrer Erstarrnis zu lösen wusste, löste sich schon das Mundwerk des Antipathieträgers, der da sprach: „Oh, tut mir leid – ein Irrtum. Ich glaubte einen Moment lang, wir würden uns kennen.“ |
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15.01.2007, 19:42 | #2 |
gesperrt
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Horrend, das meinst du - nicht honorent...
Die Geschichte... naja - wer kennt sie nicht. Und die Schaufensterglotzerin ist in meinen Augen genauso eine Antipathieträgerin. Vielleicht willst du das, obwohl du es nicht explizit erwähnst, ja auch aussagen. |
15.01.2007, 19:45 | #3 |
Welcher Fremde trägt heutzutage schon noch Sympathien Danke für den Hinweis, ich suchte mich im Duden dumm und dämlich, bevor ich mich entschied, es einfach mal so zu schreiben. Wenn's falsch ist, wird das schon einer bemerken
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18.01.2007, 11:20 | #4 |
Ich hörte, man könne eine Straße passieren, einen Gehweg, auch eine Passage - aber eine Frau?
Es ereignete sich ein Ereignis? worauf sie sich ihm zuwendete als empfehlenswert einstufen ließ lösen wusste, löste sich --> zweimal "lösen" lässt sich doch leicht vermeiden des Antipathieträgers --> eine Bewertung des Erzählers? Ich denke, der Leser kann das selbst. |
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25.01.2007, 22:36 | #5 |
hui. ich mag deine neologismen, schließe mich bzgl. der erwähnung von "antipathieträger" an, würde allerdings "ereignete sich ein ereignis" etwas verändern.
erfasste alltagsgeschichtliche geschichte grüße ps: wie lange schriebst du an selbiger ? |
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25.01.2007, 22:44 | #6 |
@jonah: Diese Geschichte war ein Spontanprodukt. Hab sie gleich so hier reingeschrieben, wie sie da steht. Hat etwa 'ne halbe Stunde in Anspruch genommen. Sie ist ja vom Inhalt her auch nicht sonderlich tiefschürfend - sie ist einfach nur eine Reaktion auf die verkalkten, oberflachen Charakterbilder bestimmter Persönlichkeiten (auf Deutsch: Es ist eine Schmähe gegen alle, die auf so Leute wie Paris Hilton stehen, Frauen eben ausschließlich nach ihren Äußerlichkeiten beurteilen und auf Kommentare, wie "Die hat doch n' Strudel negativen IQ's im Kopf!" mit Sprüchen, wie "Na und?! Dumm fickt gut!" reagieren.)
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